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… aus der Praxis - für die Praxis BBS Vortragsreihe AT & DE 2017

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Präsentation zum Thema: "… aus der Praxis - für die Praxis BBS Vortragsreihe AT & DE 2017"—  Präsentation transkript:

1 … aus der Praxis - für die Praxis BBS Vortragsreihe AT & DE 2017
Aus Vorfällen lernen … … aus der Praxis - für die Praxis BBS Vortragsreihe AT & DE 2017

2 Aus Vorfällen lernen … … warum machen wir das?
BBS-Sicherheitsschulung 2017

3 BBS-Sicherheitsschulung 2017

4 Aus Vorfällen lernen … https://www.youtube.com/watch?v=fFXx5wU3ShA
BBS-Sicherheitsschulung 2017

5 BBS-Sicherheitsschulung 2017

6 BBS-Sicherheitsschulung 2017

7 Aus Vorfällen lernen … … wie funktioniert das?
BBS-Sicherheitsschulung 2017

8 Was genau ist passiert? Wie kam es dazu? Wie gehen wir in Zukunft vor?
Wieso kam es dazu? BBS-Sicherheitsschulung 2017

9 Fotobetrachtung Nachgestellte Szene BBS-Sicherheitsschulung 2017

10 Was genau ist passiert? März 2016
Ein Mitarbeiter war zu Wartungsarbeiten an der Tankstelle Zu seinen Aufgaben gehörte es, Gefäße für die Leckwarn-Einrichtung in einem Domschacht zu kontrollieren Hierzu wollte er einen Domschachtdeckel im Bereich der Fahrbahn anheben und an die Seite schieben Der Deckel (ca. 100 kg) rutschte aus ca. 3 cm ab und quetschte den Zeigefinger der rechten Hand ein Resultat: gequetschter Zeigefinger – 65 Tage arbeitsunfähig Potential: schwerste Verletzungen, Amputation(en) BBS-Sicherheitsschulung 2017

11 Original Fotos, wenige Tage nach dem Unfall
BBS-Sicherheitsschulung 2017

12 Wie kam es dazu? Der Mitarbeiter benutzte zum Anheben des Deckels einen Montier Hebel Den Hebel drückte er mit seinem Fuß herunter Anschließend wollte er den Deckel mit den Händen weiter anheben und an die Seite schieben Er hatte kein Hebewerkzeug in seinem KFZ BBS-Sicherheitsschulung 2017

13 Wieso kam es dazu? Der Deckel des Domschachtes war im Fahrbahnbereich eingebaut Täglich fahren mehrere LKW‘s über diesen Deckel Daher ist ein Deckel in „Schwerlastausführung“ eingebaut  Gewicht ca. 100 kg Der MA hatte diese Tätigkeit schon früher auf diese Art und Weise durchgeführt Es wurde kein Hebegerät eingesetzt, obwohl eine Revisionsöffnung im Deckel eingebaut war BBS-Sicherheitsschulung 2017

14 Wie gehen wir in Zukunft vor?
Hebearbeiten müssen kontrolliert und sicher stattfinden Korrekte Arbeitsvorbereitung inkl. Auswahl KFZ, Werkzeug usw. (Disposition) erleichtert den MA das sichere Handeln vor Ort JHA muss entsprechend angepasst sein Machen Sie Ihr LMRA – vor allen Tätigkeiten Spezieller Drei-Bein, kein Personensicherungsgerät BBS-Sicherheitsschulung 2017

15 Fotobetrachtung BBS-Sicherheitsschulung 2017

16 Was genau ist passiert? April 2016
Ein Mitarbeiter wurde während Malerarbeiten von einer Wespe gestochen Die Arbeiten wurden umgehend eingestellt und der Betroffene umgehend zum nächsten Arzt gebracht Durch Medikamentengabe ging die Schwellung rasch zurück Resultat: einen Tag Arbeitsausfall Potential: anaphylaktischer Schock, tödlicher Ausgang möglich BBS-Sicherheitsschulung 2017

17 Wie kam es dazu? Wieso kam es dazu?
Der Stich erfolgte in der Halsgegend Nach dem Stich haben sich unmittelbar allergische Reaktion gezeigt – hier starke Schwellung Beispiel Fotos Wieso kam es dazu? BBS-Sicherheitsschulung 2017

18 Wie gehen wir in Zukunft vor?
Schutzmaßnahmen organisatorisch: Die Arbeitsumgebung im Vorfeld sichten! Bei verstärktem Insektenflugverkehr und Vorfinden von Einflugschneisen oder Nestern (vor allem in Dachüberständen oder Hohlräumen – insbesondere der Attika) sind die Arbeiten vorerst einzustellen und ggf. ein Schädlingsbekämpfer zu informieren. Gelbe Warnwesten / Benzingeruch ziehen Insekten an. personenbezogen: Mitarbeiter über die Allergiegefahren und Schutzmaßnahmen informieren. Bei allergiegefährdeten Mitarbeitern sicherstellen, dass ihre Notfallausrüstung (i.d.R. Notfallset) vorhanden ist. Wissen Sie, ob Sie allergisch reagieren? Nur bei Obstbauern, Bäckern etc. wird ein Insektenstich als Arbeitsunfall gewertet BBS-Sicherheitsschulung 2017

19 Fotobetrachtung BBS-Sicherheitsschulung 2017

20 Was genau ist passiert? Oktober 2016
Zwei Mitarbeiter hatten Ihren Einsatz beendet und Material, Werkzeug und Arbeitsmittel im Servicefahrzeug verstaut Sie bemerkten beim Verlassen der Station ein nicht verschlossenen Kabelkanal Die Mitarbeiter wollten diesen noch verschließen Sie liehen sich eine Leiter der Tankstelle aus Beim Aufstieg kam es zu einer Verformung der Leiterholme und der betroffene Mitarbeiter drohte zu Boden zu stürzen Sein Kollegen hielt die Leiter fest und konnte den Fall „auffangen“ und schlimmeres verhindern Resultat: Beinaheunfall (glücklicher Ausgang) Potential: schwerste Verletzungen, tödlicher Ausgang möglich BBS-Sicherheitsschulung 2017

21 Wie kam es dazu? Die Mitarbeiter waren dabei die Tank stelle zu verlassen Sie bemerkten zuvor einen offenen Kabelkanal und wollten diesen „MAL EBEN KURZ“ verschließen Sie nutzten dafür eine „fremde“ und NICHT GEPRÜFTE Leiter Die „Drei-Punkt-Regel“ wurde eingehalten Die Leiter war jedoch beschädigt und konnte die Standfestigkeit nicht gewährleisten BBS-Sicherheitsschulung 2017

22 Wieso kam es dazu? Verwendung einer betriebsfremden Leiter
Verwendung einer nicht geprüften Leiter Verwendung einer beschädigten Leiter Beispielbilder BBS-Sicherheitsschulung 2017

23 Wie gehen wir in Zukunft vor?
Es sind nur betriebseigene und geprüfte Arbeitsmittel zu verwenden trotz Prüfsiegel sind Sichtprüfungen durch den Anwender vor der Benutzung vorzunehmen STOPP! Es gelten die „Goldene Regeln“ – Arbeiten in der Höhe BP / SHELL / TOTAL: Das Arbeiten von Anlegeleitern ist verboten Machen Sie Ihr LMRA – in allen Bereichen BBS-Sicherheitsschulung 2017

24 Fotobetrachtung BBS-Sicherheitsschulung 2017

25 Was genau ist passiert? Februar 2016
Ein Team eines Subunternehmers (Baggerfahrer und ein weiterer Arbeiter) demontierten einen Gleitschienen-Verbau Eine Gleitschiene (Gewicht ca. 300 kg), die mit einer Kette & Haken an einem Bagger befestigt war, löste sich unerwartet vom Haken und fiel auf den Arbeiter Resultat: schwere innere Verletzungen, eine Niere musste entfernt werden Potential: tödlicher Arbeitsunfall BBS-Sicherheitsschulung 2017

26 Wie kam es dazu? Bei der Demontage des Verbaus mussten Verbauplatten und Gleit schienen aus dem Boden gezogen werden um sie an die Seite zu legen Als das Team eine Schiene hob, die mit einer Kette und einem Haken am Bagger befestigt war, fiel diese Gleitschiene (ca. 300 kg) herab Der Arbeiter wurde von der Schiene getroffen und erlitt schwere innere Verletzungen Eine Niere musste entfernt werden BBS-Sicherheitsschulung 2017

27 Wieso kam es dazu? Die Gleitschiene war nicht ordnungs gemäß (Anschlagmittel) am Bagger befestigt Die Mitarbeiter (Anschläger) überprüften die Korrektheit – auf festen Sitz – nicht oder nicht ausreichend BBS-Sicherheitsschulung 2017

28 Wie gehen wir in Zukunft vor?
Vermeintliche Routinearbeiten werden schnell hoch gefährlich, wenn Fehler gemacht werden Hebearbeiten aller Art sind immer gefährlich Hebearbeiten und Arbeiten mit Lasten an Kranen und Baggern müssen wesentlich genauer geprüft und beobachtet werden Wir arbeiten, wo immer nötig, mit Hebeplänen und bei kleineren Hebearbeiten mit Checklisten Kein Aufenthalt unter oder in der Nähe von schwebenden Lasten Info : Schiene 3,5 m lang, der Arbeiter stand 4 m weit weg BBS-Sicherheitsschulung 2017

29 Fotobetrachtung Türkei, Petrol Ofisi BBS-Sicherheitsschulung 2017

30 Was genau ist passiert? März 2016
Während Reparaturarbeiten stürzte ein Roll-Gerüst während Reparaturarbeiten um Ein Kontraktor MA, der auf dem Gerüst gearbeitet hat, fiel von der 1. Plattform herab (ca. 1,8m Höhe) und stürzte auf eine Zapfsäule Er renkte sich einen Finger aus Resultat: 2 Tage Arbeitsunfähig Potential: tödlicher Arbeitsunfall BBS-Sicherheitsschulung 2017

31 Wie kam es dazu? Der Aufbau des Gerüstes war nicht ordnungsgemäß
Das Niveau (Höhenausgleich) des Gerüstes war nicht korrekt eingestellt Eine Rolle zu weit herausgedreht Nach dem Umfallen lag eine Rolle mit Spindel neben dem Gerüst BBS-Sicherheitsschulung 2017

32 Wieso kam es dazu? Schlechte Arbeitsvorbereitung
Das Risiko des Umfallens / Sturz wurde nicht berücksichtigt Ungenügende Risikoeinschätzung Unzureichende Gefährdungsbeurteilung BBS-Sicherheitsschulung 2017

33 Wie gehen wir in Zukunft vor?
Gerüste dürfen nur von Sachkundigen montiert / aufgebaut werden Jeder, der ein Gerüst besteigt muss sich zuvor von der Ordnungsmäßigkeit (Inaugenscheinnahme) überzeugt haben Gerüste dürfen nur von innen bestiegen werden Nach dem Verfahren des Gerüstes – natürlich ohne Personen auf dem Gerüst – müssen die Rollen wieder neu justiert werden  Wasserwaage Die Rollen sind vor dem Besteigen festzustellen  Bremse BBS-Sicherheitsschulung 2017

34 Malerarbeiten auf der Gebäuderückseite einer Autobahn-Tankstelle
Fotobetrachtung 1. Man sieht die Gebäuderückseite einer Autobahn-Tankstelle in den Niederlanden. Vom Standpunkt des Fotografen aus befindet sich das Tankfeld „hinter“, d.h. auf der anderen Seite des Gebäudes. Die Autobahn sieht man rechts im Bild. Der Bauzaun links hat mit den Malerarbeiten nichts zu tun; er trennt einen Materiallagerbereich ab, der von einem gerade eben abgeschlossenen Shopumbau noch nicht geräumt wurde. 2. Die Anstricharbeiten sind im Gange, wie man an den verschiedenen Farbschichten sieht. Der ca. 1m breite Gehweg um das Gebäude wurde mit einer Kunsstoff-Plane abgedeckt. Im Vordergrund erkennt man einen Farbkleks mit ausgeprägten Spritzern, die vom Gebäude wegzeigen. Malerarbeiten auf der Gebäuderückseite einer Autobahn-Tankstelle BBS-Sicherheitsschulung 2017

35 Was genau ist passiert? Am führt ein Maler nach einem Shopumbau Restarbeiten auf der Rückseite des Shop-Gebäudes durch. Er ist allein Um die gesamte Wand streichen zu können, benutzt er sein fahrbares Gerüst. Höhe der Arbeitsplattform: 1,60m Während er auf das Gerüst klettert, setzt sich dieses plötzlich in Bewegung Der Maler stürzt zu Boden, das fahrbare Gerüst fällt auf ihn. Das rechte Schienbein bricht und der rechter Knöchel wird zertrümmert, es kommt zu einer offenen Wunde Ein Kunde findet den Verletzten, ruft den Notarzt und informiert die Tankstellenmitarbeiter 1. Die Malerarbeiten waren Teil des Shopumbaus, konnten jedoch witterungsbedingt nicht früher durchgeführt werden. Die Schlussabnahme des Umbaus hatte bereits stattgefunden, jedoch war der Maler dazu nicht eingeladen bzw. darüber informiert worden. Man hat den Maler lediglich gebeten, die Restarbeiten zeitnah durchzuführen. Er arbeitet allein, weil nur noch wenig zu tun ist. 2. Der Maler ist Inhaber des kleinen Malerbetriebes, es gibt nur 1 weiteren Mitarbeiter. BBS-Sicherheitsschulung 2017

36 Wie kam es dazu? Der Maler hat grundlegende Regeln für die Benutzung von fahrbaren Gerüsten missachtet: Nicht auf sicheren Stand / sichere Position geachtet. Das Gerüst fiel um, als es über die Kante der Gebäude- umrandung rollte, die nur wenig breiter war, als das Gerüst selbst Gerüst war falsch aufgebaut, kompletter Seitenschutz (!) fehlte Er ist – wie immer (!) – von außen auf das Gerüst geklettert Die Position des Rollgerüstes nahe an der Bordsteinkante hätte zu einer besonderen Beachtung in der Gefährdungsbeurteilung führen müssen! Dem Maler hätte klar sein müssen, dass es in dieser Situation ganz besonders darauf ankommt, dass das Gerüst fest steht und dies ggf. durch weitere Maßnahmen (Keile, andere Position etc.) sicherstellen müssen. Der Maler verwendete das Gerüst nach eigenen Angaben in dieser Höhe immer ohne Seitenschutz. Da die Arbeitshöhe „nur“ 1,60m betrug, war er sich sicher, keinen Regelverstoß zu begehen, da er dies nicht als „Höhenarbeiten“ (> 1,80m/2,00m) bewertete. Die verwendete Belagbrücke des Gerüstes hatte keine Klappe für den Innenaufstieg. Der Maler ist aber nach eigenen Angaben „gewohnheitsmäßig“ von außen auf das Gerüst geklettert. Das Fehlen der Klappe war also nicht der Grund, warum er von außen hochkletterte. Lt. Aussage des Malers war er gerade dabei, zum ersten Mal auf das Gerüst zu klettern. Der Farbklecks auf der Fahrbahn und der Arbeitsfortschritt legen allerdings den Verdacht nahe, dass er bereits auf dem „Gerüst“ stehend gearbeitet hat. Fortsetzung: s. nächste Seite BBS-Sicherheitsschulung 2017

37 Wie kam es dazu? Das Gerüst war technisch in einem erbarmungswürdigen Zustand und hätte nicht mehr benutzt werden dürfen: die Bremse einer Rolle war defekt die Spindeln zur Höhenverstellung der Rollen waren sämtlich mit Draht / Seil o.ä. „gesichert“ Weitere, grundlegende Regeln wurden missachtet: Keine Anmeldung an der Tankstelle Verwendung von Verkehrsleitkegeln („Hütchen“), um den Arbeitsbereich „abzusichern“ Ob die Feststellbremse der Rolle schon vorher defekt war oder als Folge des Umfallens des Gerüstes beschädigt wurde, ließ sich nicht mehr klären. Der allg. Zustand des Gerüstes legt aber nah, dass die Bremse bereits vorher defekt war. Das Gerüst hatte einen Prüfaufkleber, allerdings ließ sich kein Nachweis erbringen, ob wirklich eine gewissenhafte Prüfung stattgefunden hatte oder der Aufkleber „nach Aktenlage“ ausgegeben worden war. Der Maler hat zwar das WCF ausgefüllt, dies aber nicht in der Tankstelle unterschreiben lassen und sich auch sonst nicht bei den Tankstellenmitarbeitern angemeldet. Er sah dazu keine Notwendigkeit, weil er davon ausging, dass seine Tätigkeiten noch im Rahmen des „Shopumbaus“, d.h. als Projekt, stattfinden. Nur war eben kein Baustellenleiter mehr vor Ort, bei dem er sich hätte anmelden können, weil das eigentliche Projekt schon abgeschlossen war. Der Maler hatte vor dem Vorfall schon eine Auseinandersetzung mit einem Kunden, der zügig auf einen der Parkplätze hinter dem Gebäude gefahren war und dabei eines der „Hütchen“ umgefahren hatte. BBS-Sicherheitsschulung 2017

38 Wieso kam es dazu? Mangelnde Kompetenz / Schulung:
Der Maler war im Aufbau und in der Verwendung von fahrbaren Gerüsten geschult worden, jedoch vor über 10 Jahren! Eine Auffrischungs-Unterweisung hat nie stattgefunden Mangelndes Gefahrenbewusstsein: Auch Arbeiten < 1,80m Höhe sind mit Gefährdungen verbunden Auf Tankstellen gibt es keine „geschützten“ Bereich – auch nicht hinter einem Gebäude Daher ist eine vollständige, gut sichtbare Absperrung immer notwendig Die Schulung zum Aufbau und Verwendung von fahrbaren Gerüsten erfolgte im Zuge des sog. VCA-Trainings, dass zum persönlichen SCC-Training vergleichbar ist. Beide erfolgen nur alle 10 Jahre. Eine Wiederholungsunterweisung zum Aufbau und Verwendung von fahrbarne Gerüsten ist in den Niederlanden nicht vorgeschrieben. Der Maler hat den Seitenschutz des Gerüstes nicht montiert, weil er der Ansicht war, keine Höhenarbeiten durchzuführen, da die Belaghöhe „nur“ 1,60m betrug. Hier muss deutlich gemacht werden, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und dass Arbeiten unter 1,80m nicht grundsätzlich „ungefährlich“ sind. Auch in Deutschland sind nach BG-Regeln auf Baustellen Geländer erst ab 2m Höhe Vorschrift. Wir müssen deutlich machen, dass a. dies – wie hier – nicht die Vorgaben des Gerüstherstellers unwirksam macht und b. nicht zu einem trügerischen Sicherheitsgefühl führen darf. Ob der Maler die Verkehrsleitkegel zur „Absperrung“ verwendet hat, weil er kein anderes Absperrmaterial dabei hatte, da er davon ausging, noch bei einem „Projekt“ zu arbeiten, ist unklar. In jedem Fall hätte er ohne vernünftige Absperrung die Arbeiten nicht beginnen dürfen. Unverständlich auch, warum er nicht entsprechend reagiert hat, nachdem ein Kunde bereits eines seiner „Hütchen“ umgefahren hat. Fortsetzung: s. nächste Seite BBS-Sicherheitsschulung 2017

39 Wieso kam es dazu? Fehlende Konformität / mangelndes (Sub-)Kontraktoren-Management: Die persönliche SCC-Zertifizierung des Malers, der ein Sub-Unternehmer war, war abgelaufen. Der direkte Kontraktor hatte dies nicht nachgehalten. Die Zertifizierung wird nur alle 10 Jahre erneuert. Fehlende / mangelhafte regelmäßige technische Überprüfung Das Gerüst hatte eine gültigen Prüfplakette, jedoch konnte kein Nachweis dafür erbracht werden, dass die Überprüfung tatsächlich gewissenhaft durchgeführt wurde. Schlechte / fehlende Kommunikation Der Maler hatte sich nicht an der Station angemeldet, weil er annahm, noch innerhalb eines „Projektes“ tätig zu sein. 1. Möglicherweise sind Dinge, wie die mangelhafte „Absperrung“ oder nicht Nicht-Anmeldung auf der Station auf die fehlende Kommunikation zurückzuführen. Allerdings hätte beides dem Maler auch so klar sein müssen; es handelt sich hierbei um absolute Grundlagen. Im Zweifelsfall hätte er die Arbeiten nicht beginnen dürfen. BBS-Sicherheitsschulung 2017

40 Wie gehen wir in Zukunft vor?
Regelmäßige Unterweisung / Schulung - am besten jährlich! Arbeiten oberhalb des Erdbodens vermeiden, wenn möglich! Hier: Verwendung von Teleskopstangen Gefährdungen bewusst machen / LMRA „< 1,80m Höhe“ heißt nicht „ungefährlich“ Situation beachten (wenig Platz auf Gebäudeumrandung) Vernünftige Absperrung – ggf. Sicherheitsabstand einplanen Nur geprüfte + technisch einwandfreie Arbeitsmittel einsetzen Wenn unsicher – stopp! Der Maler war mehrere Wochen arbeitsunfähig. Man kann sich vorstellen, was dies für ein Kleinstunternehmen bedeutet … BBS-Sicherheitsschulung 2017

41 Demontage und Abtransport eines Kühlmöbels
Fotobetrachtung Man sieht einen Teil eines demontierten Kühlmöbels. Das Möbel ist bereits im Shop in seine ursprünglichen Segmente „zerlegt“ worden, um den Transport zu erleichtern. Das Segment hat ein Gewicht von rd. 600kg. Zum Ausbringen aus dem Shop wird ein handelsüblicher Möbelroller benutzt. Das Möbel ist auf dem Möbelroller nicht fixiert. Rechts sieht man eine Detail-Aufnahme des verstellbaren Fusses des Möbels. Das Möbel selbst ist hier vom Möbelroller heruntergenommen und steht auf dem Boden des Shops. Die Arbeiten fanden im Zuge eines kompletten Shopumbaus statt. Demontage und Abtransport eines Kühlmöbels BBS-Sicherheitsschulung 2017

42 Was genau ist passiert? Im Zuge eines Umbaus soll ein demontiertes Kühlmöbel segmentweise aus dem Shop transportiert werden Mit einem Möbelroller bewegen die Monteure das Möbel zunächst in einen Bereich des Shops, in dem genug Platz ist, um es auf die Seite zu kippen, weil es nur so durch die Eingangstür passt. Zum Herunterheben vom Möbelroller benutzen sie einen sog. „Kuhfuß“ Beim Herunterlassen fasst einer der Monteure unbewusst unter das Kühlmöbel. Der kleine Finger seiner linken Hand gerät dabei genau unter den Stellfuß des Möbels Die Spitze des Fingers platzt unter dem Gewicht von ca. 150kg auf, die Wunde blutet sehr stark Das Kühlmöbelsegment wiegt lt. Herstellerangabe ca. 600kg. Verletzungen an den Fingerkuppen sind wegen der großen Nervenfaserdichte sehr schmerzhaft. An dem Vorgang sind 3 Firmen beteiligt: a. der eigentliche Vertragspartner, Lieferant des Kühlmöbels, b. dessen Sub-Unternehmer für Installation/Montage, dem auch der verletzte Monteur angehört und c. der Sub-Unternehmer des Lieferanten, der für die Anlieferung zuständig ist und die Möbel üblicherweise mittels eines mitgeführten Gabelstaplers an der Shoptür „abholt“ bzw. dort absetzt BBS-Sicherheitsschulung 2017

43 Wie kam es dazu? Das Kühlmöbel musste zum Abtransport in mehreren Arbeitsschritten und mit verschiedenen Hilfsmitteln bewegt bzw. umpositioniert werden Es wurden Arbeitsmittel verwendet, die für die Aufgabe wenig geeignet waren handelsübliche Möbelroller Kuhfuß Es wurden Arbeitsmittel / Arbeitsverfahren angewandt, die risikobehaftete Handlungen begünstigt haben Herunterheben vom Möbelroller Hand unter dem Kühlmöbel Das Kühlmöbel war zu groß und zu schwer, um es mit irgendeinem Arbeitsmittel oder Arbeitsverfahren „in einem Stück“ aus dem Shop bringen zu können. Die Eingangstüren der Shops sind oftmals zu niedrig, um Kühlmöbel aufrecht hindurch transportieren zu können. Es wurden normale, „kleine“ Möbelroller verwendet, wie sie in jedem Baumarkt zu finden sind. Dabei waren deutlich größere Möbelroller seitens des Logistik-Unternehmens vorgesehen BBS-Sicherheitsschulung 2017

44 Wieso kam es dazu? Ein-/Ausbringung großer Teile wurde beim Gebäudestandard nicht berücksichtigt Türhöhe Gebäudeumrandung, Bordstein etc. Transport-Szenario wurde beim Gerätestandard (Kühlmöbel) nicht berücksichtigt Kühlmöbel teilweise so konstruiert, dass Einsatz von herkömmlichen Transportmitteln schwierig oder unmöglich (kein fester Boden, keine festen Seitenwände, kopflastig, …) ACHTUNG: im folgenden wird nicht nur der konkrete Vorfall betrachtet. Die gleichen Gefährdungen treten ebenso auf bei der Einbringung neuer Kühlmöbel, wobei erschwerend hinzukommt, dass diese nicht beschädigt werden sollten. Die Kühlmöbel werden heute nach Verkaufs-relevanten Kriterien entwickelt und ausgesucht: Präsentationsfläche, Warenpräsentation etc.. (Sicherheits-)technische Aspekte (wie Transport, Installation etc.) spielen nur eine untergeordnete Rolle. Die Möbel sind von den Abmessungen her groß (teilweise bis 5m Länge und 2,3m Höhe), sehr schwer (bis zu 1 Tonne !) und teilweise kopflastig, haben keinen festen Boden, unter den/an dem man Transporthilfen fixieren könnte usw. Fortsetzung: s. nächste Seite BBS-Sicherheitsschulung 2017

45 Wieso kam es dazu? Ein-/Ausbringung großer Teile wurde bei der Planung der Maßnahme nur unzureichend berücksichtigt zu überwindende Höhenunterschiede / Hindernisse (Bordsteine, eingelassene Fußmatten, …) Besser geeignete, große Möbelroller hätte der Logistik-Unternehmer mitgeführt, dieser war aber zum Zeitpunkt des Vorfalls noch nicht vor Ort Geeignete Transportmittel, sind kaum bzw. überhaupt nicht auf dem Markt verfügbar Bereits bei der Planung der Maßnahme müssen ggf. erschwerende Umstände erkannt werden und eine entsprechende Arbeitsvorbreitung/Koordination erfolgen (z.B. Ausbau Fensterfassade, Bereitstellung von temp. Rampen, wann bringt wer welches Arbeitsmittel mit etc.). Unvorhersehbare Schwierigkeiten können aber immer auftreten. Es existiert offenbar kein Transportmittel, dass in allen Situationen alle Anforderungen abdecken kann. Selbst für einzelne Szenarien, wie z.B. das Einbringen eines neuen Kühlmöbels in einen Standard-Shop mit einer heute übliche Türhöhe _ohne_ erhöhte Gebäudeumrandung (Bordstein), konnte kein adäquates Transportmittel auf dem Markt gefunden werden. Z.B. ist bei herkömmlichen Hubrollern die Belastungsgrenze zu gering (nur 600kg, manche Kühlmöbel wiegen aber bis zu 1 Tonne=) oder die Schaufeltiefe (bei den stabilieren Hubrollern ist die Schaufel nur ca. 6cm tief, viel zu wenig, um damit sicher unter den Rahmen des Kühlmöbels greifen zu können). Es wurden verfügbare Netzwerke (sowohl gesellschafts-intern als auch extern) genutzt, um mögliche alternative Transportmittel bzw. Verfahrensweisen zu finden. Etwas „Fertiges“ konnte dabei leider nicht identifiziert werden, es gab aber viele Hinweise, die zumindest weiterverfolgt wurden. BBS-Sicherheitsschulung 2017

46 Wie gehen wir in Zukunft vor?
Berücksichtigung von „HSSE-Aspekten“ während Anlieferung, Montage, Betrieb, Reinigung, Instandsetzung und Rückbau in Baustandards und Gerätestandards „HSSE-Kriterien“ in Ausschreibungen und Spezifikationen berücksichtigen, um dadurch Nachfrage für HSSE-Eigenschaften zu schaffen Planung der Maßnahme + Absprache untereinander verbessern Auswahl geeigneter Arbeitsmittel, wenn erforderlich Entwicklung neuer bzw. modifizierter Arbeitsmittel 1. Schritt: modifizierter Hubroller Der Lieferant hat hier alle beteiligten Parteien an einen Tisch geholt, um mögliche Verbesserungen zu identifizieren. Lobend zu erwähnen ist insbesondere, dass sogar ein Sub-Unternehmer eingeladen wurden, der aktuell nicht bei der betroffenen Gesellschaft eingesetzt wird. Der direkt betroffene Sub-Unternehmer hat hier mit großem Aufwand einen handelsüblichen Hubroller entsprechend den Anforderungen professionell umbauen lassen. Damit steht voraussichtlich zumindest für einige Szenarien ein gut geeignetes Transportmittel zur Verfügung. Der modifizierte Hubroller wurde erfolgreich in einem Lager getestet, der Einsatz in der täglichen Praxis steht – Stand Anfang Februar 2017 – aber noch aus. Der modifizierte Hubroller verfügt über eine tiefere Schaufel, die von einem geprüften Schweisser aufgebracht worden ist, über einen zweiten Spanngurt, mit dem die Hubroller an gegen das Kühlmöbel gepresst werden und zusätzliche Streben in der Mitte, an denen mittels Gewindestangen z.B. alte Kühlmöbel provisorisch fixiert werden können. Der Hubroller hat eine max. Hubhöhe von 25cm, ist hydraulisch heb-/senkbar und voll lenkbar. Die offizielle Zulassung ist durch die Modifikationen ist zwar hinfällig, das Verletzungsrisiko im Falle eines Versagens der Schweißnähte wird aber als sehr gering eingeschätzt. BBS-Sicherheitsschulung 2017


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