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Kernkompetenzen in der Integrativen Gestalttherapie und deren Vermittlung in der fachspezifischen Ausbildung am Institut für Integrative Gestalttherapie.

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Präsentation zum Thema: "Kernkompetenzen in der Integrativen Gestalttherapie und deren Vermittlung in der fachspezifischen Ausbildung am Institut für Integrative Gestalttherapie."—  Präsentation transkript:

1 Kernkompetenzen in der Integrativen Gestalttherapie und deren Vermittlung in der fachspezifischen Ausbildung am Institut für Integrative Gestalttherapie Wien (IGWien) Masterthese eingereicht bei Prof. Dr. Henriette Löffler-Stastka MedUniWien vorgelegt von Ursula Grillmeier-Rehder Psychotherapeutin, Musiktherapeutin Mitglied der Ausbildungsleitung des IGWien © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

2 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Kompetenzbegriff Kompetenzorientierung: EU Erziehungsleitbild für die Schul- und Hochschulbildung versus Lernzielbeschreibung > durch Lehrplan festgelegtes, überprüfbares Wissen und Fertigkeiten > Qualifikation Ist bezogen auf den konkreten Einsatz im Feld > vielfältige komplexe Anforderungssituationen Personale, soziale Kompetenzen (Kreativität, Entscheidungsfähigkeit, konstruktiver Umgang mit Gefühlen, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, Flexibilität und Offenheit für Veränderungen etc.) > Schlüsselkompetenzen Kompetenzen sind „dann notwendig, wenn die Handlungsziele kaum oder gar nicht fest liegen, wenn in eine offene, unscharfe, komplexe Zukunft hinein kreativ gehandelt werden muss.“ (V. Heyse, 2015) Beschreibend, nicht normativ Kompetenzen fundieren auf Werten Lassen sich nur durch emotions- und motivationsaktivierende Lernprozesse erwerben. Emotionen und Motivationen werden in instabilen, nicht festgelegten Situationen aktiviert, in denen allein durch „Denken“ keine Lösungen gefunden werden können. Kompetenzbegriff eignet sich daher gerade für das psychotherapeutische Tun sehr gut © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

3 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Arten von Kompetenzen Schlüsselkompetenzen Kernkompetenzen Spezifische Kompetenzen © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

4 Schlüsselkompetenzen
Moderne Risikogesellschaft Schnell wechselnde Entwicklungen und Lebensanforderungen Grundkompetenzen: Entscheidungsfähigkeit konstruktiver Umgang mit Gefühlen Offenheit für Veränderungen Initiative Wertehaltungen Problemlösungsfähigkeit Gestaltungsfähigkeit Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten (V. Heyse, 2015) © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

5 Schlüsselkompetenzen
Vier Kompetenzgruppen 1. Learning to be (Personale Kompetenz) 2. Learning to do (Aktivitäts – und Handlungskompetenz) 3. Learning to live together (Sozial-kommunikative Kompetenz) und 4. Learning to know (Fach- und Methodenkompetenz) Die traditionelle Bildung hat sich bisher vorwiegend auf Letztere konzentriert. Für Psychotherapie: Fähigkeiten, in denen sich Störungen, Schädigungen, Defizite oder auch besondere Entwicklungsbedürfnisse auf der Seite der PatientInnen zeigen, mit denen wir es als PsychotherapeutInnen zu tun haben (V. Heyse, 2015) © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Kernkompetenzen Werden für ein bestimmtes Berufsfeld beschrieben Allgemeine Psychotherapiekompetenz in der Person des/r TherapeutIn und seiner/ihrer Verantwortung in der Beziehung zum/r KlientIn begründet weniger in einer Anwendung von methodengetreuen Interventionen (Wampold, 2001) © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

7 Wirkfaktoren in der Psychotherapie
Wirkfaktoren (Wampold, 2001): Schulenspezifische Interventionstechniken (10%) Therapeuteneffekte (20%) Allgemeine Wirkfaktoren (30%) Extratherapeutische Veränderungen (40%) Wechselwirkungen Die allgemeinen Wirkfaktoren (common factors) Finden sich in allen gelingenden psychotherapeutischen Beziehungen, unabhängig von der methodenspezifischen Orientierung. Elemente und Prozesse, die im Rahmen von psychotherapeutischen Beziehungen wirksam werden Geeignet um Veränderungs- und Heilungsprozesse in PatientInnen auszulösen © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

8 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Common Factors Die therapeutische Arbeitsbeziehung (working alliance) Schaffen eines Vertrauensverhältnisses Übereinstimmung in Hinblick auf die Ziele und die Aufgaben der gemeinsamen Arbeit (Bordin, 1979) Beispiele für allgemeine Wirkfaktoren in der Psychotherapie: Empathie, Abschwächung sozialer Isolation Erklärungssystem, Klärung und Einsicht Veränderungsbereitschaft, Besserungserwartungen Aktive Patiententeilnahme Ressourcenaktivierung Affektives Erleben und Freisetzung unterdrückter Emotionen, aber auch Affektregulation Problemaktualisierung Korrektive emotionale Erfahrung und Assimilation problematischer Erfahrungen usw. © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

9 TherapeutInnenfaktoren
Ob und wie die allgemeinen Wirkfaktoren im Rahmen einer Psychotherapie wirksam werden ist abhängig von im Patienten liegenden Variablen (wie z.B. Therapiemotivation, Intelligenzlevel, Störungsbild, dem sozialen Hintergrund etc. ) Wesentlich aber von den Kompetenzen und Persönlichkeitseigenschaften des/r TherapeutIn Zusammenspiel beider Komponenten Wirksamkeitsunterschiede zwischen TherapeutInnen der gleichen Methode sind größer als die Unterschiede zwischen den verschiedenen Methoden (U.Willutzki, 2014) © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

10 TherapeutInnenvariablen
Therapeutenvariablen: Objektive Merkmale: Alter, Geschlecht, Grundberuf, theoretische Orientierung und Umfang der Ausbildung scheinen keinen definierbaren Einfluss auf die Effektivität zu haben. Subjektive Merkmale wie Bindungsmuster und therapeutische Haltungen spielen gegenüber objektiven Merkmalen eine bedeutende Rolle: Sichere Bindung (auch erworbene, z.B. durch Psychotherapie) hat positive Effekte auf das therapeutische Arbeitsbündnis > z. B. mehr Wärme und Einfühlung, geringere Anfälligkeit für Gegenübertragungsreaktionen ‚Introjekt-Affiliation‘ von Therapeuten/Therapeutinnen, d.h. wie freundlich oder feindselig sie sich selbst gegenüber eingestellt sind, steht in einem Zusammenhang mit dem emotionalen Bündnis aus Sicht der Klienten/Klientinnen. Empathiefähigkeit, Kongruenz, Authentizität (S.Taubner, 2014) © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

11 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Involvement Orlinsky und Ronnestad (2009) „How Psychotherapists develop“ Einstellung und inneres Beteiligtsein des/r TherapeutIn in Bezug auf sein/ihr eigenes Handeln hat Auswirkung auf Behandlungserfolg Bezieht sich auf die Erfahrung der Therapeutin von sich selbst während des therapeutischen Handelns und basiert auf einer intrinsischen Wahrnehmung Zwei unterschiedliche Kreisläufe Geben Hinweis auf die eigene gegenwärtige Situation und Wirksamkeit als TherapeutIn (Burnout-Gefahr, Notwendigkeit für neue Anregungen, Supervision) Situations- und Kontextabhängig Können sich in der gesamten Praxis eines Therapeuten zu verschiedenen Zeiten oder bei verschiedenen Patientinnen, oder sogar bei der gleichen Patientin im Verlauf einer Therapie einstellen © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

12 Involvement (Orlinsky und Ronnestad, 2009)
„Healing involvement“ „Stressfull involvement“ Die TherapeutInnen sind offen dafür, sich auf bestätigende Beziehungen mit ihren Patienten einzulassen. Sie sind mit ihren kommunikativen Fähigkeiten in einem hohen Maß empathisch engagiert Haben während der Sitzungen Flow-ähnliche Gefühle Grundgefühl von Wirksamkeit und Möglichkeiten, konstruktiv mit auftauchenden Schwierigkeiten umzugehen. Ein bisschen Selbstzweifel ist positiv (Nissen-Lie, H.A., 2012) Die TherapeutInnen fühlen sich unsicher und haben zunehmende Zweifel an ihren Behandlungserfolgen. Sie erleben häufig Schwierigkeiten in der Arbeit und erleben ihre Reaktionen darauf als zunehmend unkonstruktiv. Sie bewältigen das Problem eher durch Vermeidung und laufen Gefahr zu stagnieren. Während der Sitzungen dominieren Gefühle von Langeweile und Ängstlichkeit © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

13 Langzeitstudien (Orlinsky und Ronnestad, 2009)
Currently Experienced Growth Currently Experienced Depletion (Auszehrung und Verarmung) Engagement mit Gefühl von Begeisterung und ständig wachsendem Verständnis ihrer therapeutischen Arbeit. Selbstwahrnehmung in einem ständigen persönlichen Wachstumsprozess Optimismus in Bezug auf die Therapieerfolge Gefühl, eine wertvolle Arbeit zu tun. Offenheit für neues Lernen > wiederkehrende Erneuerung ihrer Motivation für die therapeutische Arbeit. Zunehmend aus der Routine heraus arbeitend Desillusioniert in Bezug auf die Wirksamkeit ihres Tuns Abnahme der empathischen Responsivität auf ihre PatientInnen Gefühl von unflexibel sein Kaum ein Gefühl von professioneller Weiterentwicklung Motivation, neue theoretische Inputs aufzunehmen oder Supervision aufzusuchen, nimmt ab © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

14 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Therapieverläufe Wahrnehmung der TherapeutInnen durch KlientInnen (Orlinsky und Ronnestad, 2009) Positive Therapieverläufe: Persönlich engagiert Orientiert an Zusammenarbeit und wenig direktiv Empathisch und warm-bestätigend Gilt auch, wenn durch Außenbeobachtung evaluiert Gilt auch, wenn durch TherapeutInnen selbst wahrgenommen (entspricht „Healing Involvement“) Negative Verläufe: die Unfähigkeit der Therapeuten, rechtzeitig die emotionale Bedeutung von aktuellen Beziehungsproblemen anzusprechen und mit Störungen der Beziehung umzugehen Festhalten an therapeutischen Techniken im Sinne einer Inflexibilität Reagieren mit dominantem Verhalten und Feindseligkeit auf verdeckte Feindseligkeit der Patienten (Safran et al., 2002) © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

15 EAP- Projekt Kernkompetenzen
13 Themenbereiche: 1.Die professionelle Handhabung einer eigenverantwortlichen Praxis 2.Die therapeutische Beziehung 3.Exploration, Diagnostik und Konzeptualisierung 4.Vereinbarungen hinsichtlich Ziel, Planung und Strategieentwicklung 5.Techniken und Interventionen 6.Umgang mit Veränderung, Krise und Trauma 7.Abschluss und Evaluation 8.Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen im Feld 9.Supervision, Intervision 10.Ethik und kulturelle Sensitivität 11.Management und Administration 12.Forschung 13.Prävention und Psychoedukation © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

16 EAP- Projekt Kernkompetenzen
in: Entwicklung der therapeutischen Arbeitsbeziehung: Die Sichtweise auf den Patienten/Klienten als Person und nicht als Träger von Symptomen die Nutzung der eigenen Empathie und Resonanz gegenüber dem Patienten/Klienten, bei gleichzeitigem Aufrechthalten der professionellen Haltung; in: Fördern der Verarbeitung von Emotionen Die Fähigkeit, die Emotionen der Patientin/Klientin auf vielen verschiedenen Ebenen anzuerkennen; sie zu unterstützen, Hemmungen und Widerstände Gefühle auszudrücken zu überwinden, wenn es wichtig und angemessen ist; mit emotionalen Themen umzugehen, die störend auf die therapeutische Beziehung oder den Therapieprozess einwirken, wie z.B. Angstgefühle, Feindseligkeit, starker Zorn, Affektvermeidung etc. © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

17 EAP- Projekt Kernkompetenzen
in: Aufrechterhaltung psychotherapeutischer Präsenz Präsent zu sein für den Patienten/Klienten, in welchem emotionalen Zustand er sich auch in jedwedem Moment befindet; sich nicht in die emotionalen Verwicklungen der Patientin/Klientin zu verfangen; einen angemessenen Grad von eigener sensorischer und körperlicher Empfänglichkeit zu haben; bewusst, achtsam und fokussiert zu sein; so authentisch (nicht-defensiv, kongruent) wie möglich zu sein; erreichbar und nicht von den eigenen inneren Prozessen oder Belangen abgelenkt zu sein; so weit wie möglich in einer präsenten (gegenwartsbezogenen), nicht bewertenden, annehmenden und mitfühlenden Seinshaltung zu bleiben; zu gewährleisten versuchen, dass die eigene emotionale Präsenz nicht negativ auf die des Patienten/Klienten einwirkt – oder eine gesunde Balance zwischen beiden zu finden. © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

18 Spezifische Kompetenzen
Kernkompetenzen sind auch Teil der gestalttherapeutischen Kompetenz. Aber es kommt auch etwas dazu. Therapeutische Haltung Innerer Bezugspunkt, Ruhepol, an dem sich das Handeln immer wieder orientiert Aus der therapeutischen Haltung leiten sich spezifische Kompetenzen ab Untermauert die umfassenden Kernkompetenzen mit einem spezifischen theoretischen Hintergrund (vgl. EAGT, 2014) In jeder Psychotherapie gibt es Dialog. Dialogische Haltung bedeutet in der Gestalttherapie jedoch etwas Spezielles EAGT 13 Anwendungsbereiche entsprechend den EAP Kernkompetenzen Beschreibt die spezifische Haltung und den Hintergrund und wie sich dieser in der therapeutischen Arbeit konkret auswirkt Besondere Färbung, resultierend aus Menschenbild, Philosophie und Anthropologie © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

19 Kompetenzen in dieser Studie
Ausbildungsbezogenheit, d.h. Didaktik und Evaluation Die Themenfelder tauchen nicht nacheinander auf, sondern gleichzeitig, sich überlappend, situativ Fokus von der Person der TherapeutIn ausgehend: Kompetenzen im Hinblick auf Haltung und Beziehungsgestaltung Daher sind Kernkompetenzen und spezifische Kompetenzen enthalten Wir vermitteln nicht nur Wissen und Techniken Begleitung bei einer tiefgreifenden Persönlichkeitsentwicklung. Ab welchem Moment empfindet und erlebt sich jemand als PsychotherapeutIn und hat er/sie eine Identität als PsychotherapeutIn entwickelt? Kann sie die eigene Person als Instrument verwenden und ist nicht mehr nur damit beschäftigt, methodisch und wissensmäßig alles richtig zu machen? Mit welcher Haltung schaut sie auf die Phänomene, steht sie mit sich selber in Verbindung, geht sie in die Beziehung, gestaltet sie die therapeutische Beziehung? Therapeutische Haltung als eine Bereitschaft und Fähigkeit, sich zur Verfügung zu stellen, die durch die therapeutischen Rahmenbedingungen begrenzt und geschützt wird und nur in diesem Kontext zur Ausprägung kommt. © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Forschungsfragen 1) Welche Kompetenzen in Bezug auf die therapeutische Haltung und die therapeutische Beziehungsgestaltung sind für die gestalttherapeutische Berufspraxis relevant? 2) Die Entwicklung welcher Kompetenzen betrachtet die Mehrheit der Lehrenden und Ausgebildeten im IGW/IGWien als wesentliches Ausbildungsziel? 3) Inwieweit gelingt die Entwicklung dieser Kompetenzen in der Ausbildung tatsächlich? 4) Wie entwickeln sich diese Kompetenzen im Laufe der Ausbildung und danach? 5) Mit welchen didaktischen Mitteln wird diese Entwicklung am besten gefördert? © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Untersuchungsort Institut für Integrative Gestalttherapie IGWien: Psychotherapeutisches Fachspezifikum seit 1998 Kooperationen: IGW Würzburg (Gründung 1976), IGW Schweiz, Sigmund Freud Universität seit 2006 Curriculum und Ausbildungskonzept: 4 d Auswahlseminar, Selbsterfahrung (Einzel- und Gruppensetting) 466 AE, Theorie/Methodik 604 AE, Supervision (Einzel- und Gruppensetting) 360 AE, Praktikum 550 AE, psychotherapeutische Praxis 600 AE, schriftliche Abschlussarbeit Enge Theorie/Praxisverschränkung: Selbsterfahrung, Methodik (Üben in Triaden als ModellpatientIn, TherapeutIn und BeobachterIn mit Livesupervision und unmittelbarem Feedback) verbunden mit Theoriereflexion Lernen in Beziehung: Lernfeld einer kontinuierlichen Ausbildungsgruppe über 5 Jahre (max. 16 TN), begleitendes Trainerpaar, vielfältige (auch internationale) TrainerInnen für Sonderseminare, Peergruppenarbeit Evaluation der persönlichen Entwicklung in Feedbackseminaren durch mehrperspektivische Selbst- und Fremdeinschätzung (GruppenteilnehmerInnen und Trainer) © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Forschungsdesign Beschreibung der gestalttherapeutischen Kernkompetenzen aus der Literatur in Bezug auf: therapeutische Haltung, therapeutische Beziehung Expertenbefragung N=13: 10 AusbildungsgruppenleiterInnen IGWien 3 externe Experten aus ÖAGG FS IG, ÖVG 5-stufige Bewertungsskala: von -2 (keine Relevanz) bis +2 (unabdingbare Kernkompetenz) Onlinebefragung über SoSciSurvey Zeitraum: Bewertung der einzelnen Kompetenzen (6-stufige Bewertungsskala) im Hinblick auf: Relevanz (6 unverzichtbar - 1 verzichtbar) Vermittlung in der Ausbildung (6 ausreichend trainiert - 1 nichts davon gehört) Anwendungssicherheit (6 völlig vertraut – 1 sehr unsicher) Qualitative Fragen zu: wesentlichen Elementen der eigenen Praxis, wertvoll, fehlend bzw. problematisch erlebten Ausbildungselementen Statistische Auswertung qualitative Textanalyse nach Mayring © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

23 Stichprobe der Online Umfrage
AusbildungsteilnehmerInnen, Graduierte und LehrtherapeutInnen des IGWien, des IGW Würzburg und des IGW Schweiz Ausgesendet via an N= 851 beantwortet N=368 vollständig auswertbar N= 205 Expertise © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Verteilung Länder © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Ableitung der gestalttherapeutischen Kernkompetenzen aus der Literatur A: therapeutische Haltung A. I. Bewusstheit (Awareness) im Hier und Jetzt 1. Awareness für die Gestaltbildungen im intersubjektiven Feld 2. Ästhetische Kompetenz für die Qualität der Gestaltbildung 3. Flexibilität zwischen den verschiedenen Ebenen der Awareness A.II. Die eigene Person als therapeutisches Instrument zur Verfügung haben 1. Präsenz 2. Vertrauen in den Prozess 3. Zurückhaltung A.III. Phänomenologische Haltung 1.Prozessorientierung 2. Kreativität 3. Respekt © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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A.II. Die eigene Person als therapeutisches Instrument zur Verfügung haben A.II.1 Präsenz Offenheit, Spontaneität, Ehrlichkeit und Verantwortlichkeit im Kontakt zeigen können Als Person im Kontakt präsent und greifbar sein können, ohne sich hinter einer Rolle zu verstecken Commitment eingehen und sich menschlich spürbar einlassen können A.II.2 Vertrauen in den Prozess im Sinne der > paradoxen Theorie der Veränderung In die Wachstums- und Kontaktintentionalität des/r KlientIn vertrauen können und die Orientierung auf seine/ihre Selbstbestimmung aufrechterhalten können Fähigkeit, der organismischen Selbstregulation des/r KlientIn Raum zu geben und den „richtigen Zeitpunkt“ zu erkennen, um den Übergang zum jeweils > nächsten natürlichen Schritt im Prozess des/r KlientIn begleiten zu können Fähigkeit, Widerstände und Störungen als kreative Leistungen, die der Selbstunterstützung des/r PatientIn in früheren schwierigen Situationen gedient haben, wertzuschätzen und als Ressourcen verfügbar zu machen. © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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A.II. Die eigene Person als therapeutisches Instrument zur Verfügung haben A.III.1. Prozessorientierung A.III.1.a. Die Fähigkeit, den Kontakt mit dem/r PatientIn von der Ebene des abstrakten „darüber Redens“ ins konkrete gegenwärtige Erleben und die darin bestehenden Handlungsmöglichkeiten und Entscheidungsspielräume zu führen A.III.1.b. Die Fähigkeit, das Beziehungsgeschehen und das „Wie“ der Darstellung als bedeutungsvolles Phänomen zu verstehen, dies reflektieren und in angemessenen sprachlichen Ausdruck bringen zu können A.III.1.c. Die Fähigkeit, zu begreifen, was im Augenblick das Lebendigste, Vordergründigste und Prägnanteste für den/die KlientIn ist, darin relevante Elemente erkennen und darauf den Fokus legen zu können, bzw. abschätzen zu können, ob der Klient gegenwärtig damit konfrontierbar ist © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

28 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Ableitung der gestalttherapeutischen Kernkompetenzen aus der Literatur B: therapeutische Beziehung B.I. Begegnungsfähigkeit 1.Kontaktfähigkeit 2.Empathiefähigkeit 3.verbale und non-verbale kommunikative Kompetenz B.II. Dialogische Haltung 1. existenzielles Annehmen und Bestätigen 2. Umfassung 3. Authentizität B.III. Fähigkeit zur therapeutischen Beziehungsgestaltung 1. Klarheit über therapeutisches Verhältnis 2. Umgang mit Übertragung/Gegenübertragung 3. prozessuale Diagnostik © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

29 Ergebnisse der ExpertInnenbefragung
„Differenzierungsproblem“ alles ist wichtig Entwicklungsdimension Ergänzungen: Umgang mit Leibprozessen, Sexualität und Genderthemen, Umgang mit eigenen narzisstischen Begrenzungen und Ansprüchen Betonung von Theorie-Reflexionsfähigkeit u.a. in Bezug auf klinische Störungsbilder, Diagnostik, traumaspezifisches Vorgehen, Interventionslehre, Gestalttheorie und psychoanalytische Grundkenntnisse, Persönlichkeitstheorie In Online-Studie aufgenommen nur mit +2 und + 1,9 bewertete Kompetenzen © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

30 58 Kompetenzen in 9 Clustern
Therapeutische Haltung Therapeutische Beziehung Theorie/ Behandlungspraxis Awareness Spezifisch-dialogische Haltung Basiskompetenzen Awareness für leibliche Prozesse Dialogische Haltung Ethisches Handeln Awareness für sensorische Prozesse Gemeinsame Bedeutungskreation Eigeninteressen zurückstellen können Awareness für emotionale Prozesse Inklusion (M.Buber) Psychohygiene Awareness für mentale Prozesse Eigene Grenzen schützen Awareness für interaktionale Prozesse Diagnostik als Intervention Eigene Kontaktunterbrechungen Dialogische Diagnostik Bedürfnisse erkennen Das Beziehungsgeschehen verstehen Reflexionsfähigkeit für die eigene Sexualität Beziehungsangebote verstehen Spezielle Behandlungstechniken Zugang zur Intuition Machtspielebene erkennen Support geben Konfrontieren Präsenz/Kontakt im Hier und Jetzt Empathie- und Begegnungsfähigkeit Frustration Eigene Person als therapeutisches Instrument Empathiefähigkeit gestalttherapeutisches Experiment Selbstverantwortlichkeit Existenzielles Annehmen und Bestätigen Präsenz im Kontakt Resonanzfähigkeit Reflexive Kompetenzen auf der theoretischen Ebene Erfassen der existentiellen Situation Zurückhaltung narzisstischer Impulse Grundkonflikte erfassen Erlebnisorientierung im Hier und Jetzt Reflexionsfähigkeit für eigene narzisstische Reaktionen Übertragungen erkennen Authentizität Respekt Umgang mit Gegenübertragung Selektive Authentizität Vermeidungen erkennen Therapeutische Abstinenz Prozessreflexion Verbal-kommunikative Kompetenzen Wissen über spezielle Störungsbilder Phänomenologische Haltung Vertrauen aufbauen Gestalt-Basiskonzepte Theorie Phänomenologische Betrachtungsweise Lebendiger sprachlicher Ausdruck für Gefühle Gestalt-Basiskonzepte Praxis Organismische Selbstregulation fördern Verbalisierung von empathischem Verstehen Ressourcenorientierung Sich korrigierbar halten Ziele definieren Umgang mit Macht und Ohnmacht Feinfühligkeit für Genderfragen und kulturelle Diversität Supervisionsnotwendigkeiten erkennen © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

31 Statistische Ergebnisse Therapeutische Haltung
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32 Statistische Ergebnisse Therapeutische Beziehung
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33 Theorie-Reflexion Behandlungsmethodik
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34 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Einschätzung der Relevanz Keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Expertise-Gruppen (MANOVA, F(3, 198)=.15 to 1.45, p>.05) Pearson‘s correlation (Expertise <> Relevanz) r= -,005, p>.05 Unverzichtbar Entwicklungs-ziel Orientierungs-hilfe Handwerks-zeug Rein abstrakt Verzichtbar Die Werthaltungen und Einschätzungen der therapeutischen Haltung sind bei den Personen, die sich für Gestalttherapie entscheiden, ziemlich homogen © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

35 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Training in Ausbildung Signifikanter Unterschied zwischen AusbildungskandidatInnen vor und während der Praxisphase. (MANOVA, F(3, 198)=3.42 to 11.20, p<.05, außer für Awareness). Pearson‘s r (Expertise <> Training in Ausbildung)=.13, p <.01. Absteigende Linie mit zunehmender Expertise Wurde ausreichend trainiert Wurde theoretisch wie praktisch geübt Wurde theoretisch erwähnt Wird erst in Praxis einsichtig Blieb un-verständlich Habe in der Ausbildung noch nichts davon gehört Schlussfolgerung: Es wurde entweder in früheren Zeiten, als Lth in Ausbildung waren weniger trainiert, oder: Kand. in Supervisionsphase und Graduierte haben Training stärker erlebt, als den Lth bewusst ist, welche ihre diesbezügliche Aktivität hier etwas geringer einschätzen © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

36 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Sicherheit in der Handhabung Hoch signifikante Unterschiede zwischen den Expertisegruppen in Bezug auf die Anwendungssicherheit in der Praxis. (MANOVA, F(3, 198)=6.10 to 20.45, p<.01). Pearson‘s r (expertise <> percieved security)=.41, p<.01 Völlig vertraut und präsent Verfügbar, bei bewusst machen Noch nicht sicher Kaum Anwendung in der Praxis Schwierig handzuhaben Sehr unsicher © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

37 Hauptkategorie qualitative Antworten
(darin explizit genannte Begriffe) Kompetenzen aus der Umfrage Nennungen (n=181) Top Box MW in allen Bereichen >5 Kontakterleben im Hier und Jetzt Kontakt im Hier und Jetzt 105 77 Präsenz im Kontakt, Authentizität, Erlebnisorientierung, therapeutisches Instrument sein Dialogische Haltung 75 47 Reflexive Kompetenzen auf der theoretischen Ebene darin: Ressourcenorientierung 63 18 Ressourcenorientierung Awareness Körpererfahrung 68 25 für leibliche, sensorische, emotionale, mentale Prozesse Behandlungstechniken kreatives Experiment 66 44 Experiment (nur Relevanz und Ausbildung > 5, Sicherheit 4,91) Phänomenologische Haltung Phänomenologischer Zugang 60 18 Menschenbild Humanistisches Menschenbild 42 Selbstverantwortlichkeit Begegnungsfähigkeit Wertschätzung, Empathie 40 27 Fähigkeit zu Empathie, Inklusion, existenzielles Annehmen, Respekt, Resonanzfähigkeit verbal-kommunikative Kompetenzen 7 Vertrauensatmosphäre aufbauen können, Verbalisierung von empathischem Verstehen Basiskompetenzen 19 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

38 Ausgewählte Ergebnisse Relevanz
Keine Kompetenzen < 4.0 (d.h. Unverzichtbar, Entwicklungsziel oder Orientierungshilfe) Stiefkinder (< 5.0): Frustration Diagnostik als Intervention Dialogische Diagnostik gemeinsame Bedeutungskreation Reflexionsfähigkeit für die eigene Sexualität Genderfragen Machtspielebene erkennen Gestalt-Basiskonzepte Theorie © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

39 Ausgewählte Ergebnisse Ausbildung
Training schon von Beginn an intensiv, d.h. vor Praxisphase >5 bewertet: Authentizität Awareness für leibliche Prozesse Awareness für emotionale Prozesse Awareness für sensorische Prozesse Awareness für mentale Prozesse Inklusion Resonanzfähigkeit © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

40 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Von KandidatInnen in der Praxisphase und Graduierten > 5 bewertet > Schwerpunkte der Ausbildung im IGWien: Awareness für emotionale Prozesse Awareness für sensorische Prozesse Awareness für mentale Prozesse Awareness für leibliche Prozesse therapeutisches Instrument sein dialogische Haltung Präsenz Resonanzfähigkeit Authentizität Respekt existenzielles Annehmen Vertrauen aufbauen Empathiefähigkeit Verbalisierung von empathischem Verstehen Selbstverantwortlichkeit Bedürfnisse erkennen Erlebnisorientierung Ressourcenorientierung Experiment Phänomenologische Betrachtungsweise © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

41 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Sicherheit Bei allen Gruppen zeigt sich mit zunehmender Erfahrung eine kontinuierliche Zunahme an komplexeren und spezifischeren Kompetenzen: im Bereich der Wahrnehmung von und des Umgangs mit Beziehungsvariablen z.B. Awareness für interaktionale Prozesse, Beziehungsangebote und Beziehungsgeschehen verstehen, Dialogische Diagnostik u.a. Schon von den in der Anfangsphase stehenden Kandidatinnen als sicher (>5) erlebt > Interpersonelle Kompetenzen bei der Auswahl der KandidatInnen Respekt Präsenz Empathiefähigkeit Vertrauen aufbauen dialogische Haltung Awareness für emotionale Prozesse Authentizität Eigeninteressen zurückstellen können Ressourcenorientierung Awareness für sensorische Prozesse Resonanzfähigkeit © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

42 Als wichtig erlebte Ausbildungselemente
© Ursula Grillmeier-Rehder 2016

43 Was in der Ausbildung gefehlt hat Qualitative Analyse
181 von n= 205 TN haben auch die offenen Fragen beantwortet: 52 TN äußern sich explizit und differenziert dazu, dass die Theorievermittlung zu kurz kommt, zu wenig Basiswissen vermittelt wird, zu wenig Reflexion von Selbsterfahrung und Interventionen, zu wenig Praxistransfer stattfindet und die Anforderungen hier viel zu gering sind 29 TN finden, dass viel zu wenig klinisches Wissen über Störungsbilder vermittelt wird und wünschen sich mehr klinische Seminare, auch als Möglichkeit der Fortbildung 18 TN fehlt eine ausreichende Vermittlung von Diagnostik 12 TN fehlt die Behandlung des Themas Sexualität in der Ausbildung 6 TN erwähnen explizit, dass die (auch rechtlichen) Rahmenbedingungen für die Führung der Praxis nicht ausreichend vorkommen Jeweils zwischen 5-10 TN nennen als zu wenig vermittelt: Arbeit mit Gruppen 5 Übertragungsprozesse 5 Bessere Betreuung der Abschlussarbeit 5 Psychohygiene 4 Die Antworten sind verteilt über alle 3 Länder und über alle Stufen der Expertise © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

44 Was in der Ausbildung problematisch ist
77 Problematisch erlebte Ausbildungssituationen 17 davon: schwierige Situationen und Konstellationen in der Ausbildungsgruppe und mangelnde Unterstützung bei deren Auflösung, bzw. Konflikte mit Lehrenden, die nicht aufgelöst werden konnten 14 äußern sich sehr kritisch zum Thema „Macht der Trainer“ und unreflektierte Machtausübung. 11 Unvorbereitete und intransparente Entscheidungen bei Feedbacks 9 Narzissmus von Trainern, damit verbunden Erfahrung von Beschämung, Angst und Scham © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

45 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Problematisches Als weitere problematische Punkte werden genannt: Ungeeignete KandidatInnen in der Gruppe, die den Prozess behindern 3 Zu große Gruppen (über 15 TN) 3 Uneinheitliche Regeln im Institut, insbesondere bei der Statusvergabe 13 Intransparente Struktur von Seminaren 7 Nur in 12 Fällen: problematische Situationen während der Ausbildung erwähnt, die nicht aus einer schwierigen Beziehung zu Lehrenden resultierten (z.B. finanzielle Probleme, persönliche und familiäre Belastungen, die in die Ausbildung hineinspielten) In den 12 Antworten von TeilnehmerInnen, deren Ausbildung mehr als 21 Jahre zurückliegt, lassen sich 3 Themenbereiche abgrenzen, die nur dort vorkommen: die Betonung von problematischem, ungehemmten Konfrontieren, das bis zur Traumati­sierung gehen konnte, ohne ausreichend Unterstützung bei der Integration. sog. „Westküstenstil“ (3), mangelnde Reflexion von Übertragungsprozessen (3) und mangelnde Auseinandersetzung mit ethischen Themen wie sexuellen Angeboten der Trainer (3), ausdrückliche Theoriefeindlichkeit bzw. mangelnde theoretische Fundierung (4). © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

46 Wertvolle Erfahrungen in der Ausbildung
Selbsterfahrung 129 Selbsterfahrung allgemein 30 Erfahrungen im Gruppensetting 44 Qualitäten der Gruppe 7 Erfahrung der Methode an sich selbst in Selbsterfahrung 2 Intensivseminare (Kompakttraining, 2 Wochen) 20 Einzellehrtherapie 26 AusbildnerInnen 56 gelebte Gestalthaltung der Lehrenden im Kontakt 16 Unterschiedliche (auch internationale) AusbildnerInnen/ LehrtherapeutInnen Modellwirkung der AusbildnerInnen/ 13 Beziehung zu AusbildnerInnen/ 11 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

47 Wertvolle Erfahrungen in der Ausbildung
Lernfaktoren 52 Feedbacks 9 Theorie - Praxis Verknüpfung 13 Selbsterfahrung + Reflexion 16 Zeitpunkt Selbsterfahrung zu Beginn 1.Jahr 5 (frühe) Praxiserfahrung 4 Balance zwischen Sicherheit und Herausforderung 3 Zeitaspekt der Ausbildung für Reifung und Entwicklung 2 Theorie und Praxiserfahrung 40 Theorieerarbeitung Referate 5 Praktisches Üben in Triaden + Reflexion + Feedback 16 Supervision Praxisreflexion 3 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

48 Wertvolle Erfahrungen in der Ausbildung
persönliche Faktoren 10 persönliche Entwicklung als Gewinn 2 Passung Methode - Persönlichkeit 3 Freiheit zur Entwicklung eigener therapeutischer Identität Theorie und Lebensbezug Peers 19 Beziehung zu Peers in der Gruppe 14 Arbeit in der Peergroup 5 Einzelne Elemente der Ausbildung 12 Klinische Seminare 8 Sensory Awareness 4 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

49 Wertvolle Erfahrungen in der Ausbildung
14 konkrete Lernerfahrungen während der Ausbildung, z.B. Entwicklung von differenzierter Fremd- und Selbstwahrnehmung, verbale und nonverbale Ausdrucksfähigkeit für emotionale Prozesse, Steigerung der Beziehungsfähigkeit 25 Items beziehen sich auf wertvolle inhaltliche Aspekte, vergleichbar den wesentlichen Elementen der eigenen Praxis © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

50 Wertvolle Erfahrungen in der Ausbildung
besondere Qualitäten der Gruppenerfahrung Qualitäten der AusbildnerInnen vertrauensvolles Klima in der Gruppe gegenseitiger Respekt Kontinuität der Gruppe über die ganze Ausbildungszeit wichtige menschliche Begegnungen Lebendigkeit und Offenheit als Entwicklungsraum Verstehen des Beziehungsgeschehens Möglichkeit aus eingefahrenen Rollen auszusteigen Authentizität wertschätzende, liebevolle Begleitung empathische Unterstützung menschliche, offene Grundhaltung Präsenz als Gegenüber © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

51 Schlussfolgerungen Die Werthaltungen und Einschätzungen der therapeutischen Haltung sind bei den Personen, die sich für Gestalttherapie entscheiden, ziemlich homogen. Es gibt für die Gestalttherapie spezifische Elemente, die von den PraktikerInnen auch Jahre nach der Graduierung als wesentliche Bestandteile ihrer Arbeit identifiziert und angewandt werden: Kontakt und Erlebnisorientierung im Hier und Jetzt, das gestalttherapeutische Experiment, die dialogische Haltung, die Einbeziehung des Körpers, Ressourcenorientierung, ein humanistisches Menschenbild Praxiserfahrung ist entscheidend für die Sicherheit im Umgang mit den notwendigen Kompetenzen. © Ursula Grillmeier-Rehder 2016 © Ursula Grillmeier-Rehder 2015

52 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016
Schlussfolgerungen Für KandidatInnen zu Beginn der Ausbildung spielt die reine Selbsterfahrung noch eine große Rolle; ebenso stehen Theorievorträge und die Erarbeitung der Theorie in den Peergroups im Vordergrund, was dem Curriculum entspricht. Dies geht im weiteren Ausbildungsverlauf gegenüber dem praktischen Tun deutlich zurück, wobei Graduierte Theorievorträge tendenziell ebenfalls höher einschätzen. Dies spiegelt sich auch in der qualitativen Analyse, wo das Alleingelassen worden sein mit der Theorie am Anfang der Ausbildung als Fehlend beschrieben wird. Selbsterfahrung ohne theoretische Reflexion wird vergleichsweise niedrig bewertet © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

53 Schlussfolgerungen Beziehungen
LehrtherapeutInnen unterschätzen tendenziell die Wichtigkeit der Beziehungen in der Ausbildungsgruppe im Vergleich zu den Graduierten und den KandidatInnen in der Supervisionsphase. Für diese beiden sind die Beziehungen in der Gruppe sehr bedeutungsvoll. Von den Lehrenden wird die Beziehung zwischen Lehrenden und KandidatInnen am höchsten eingeschätzt > das zeigt die Bereitschaft, sich einzulassen und zu engagieren in der Ausbildungsbeziehung. Die Bedeutung der Beziehungen zu einzelnen Lehrenden steigt im Ausbildungsverlauf an. Für die KandidatInnen vor der Praxis werden die Peergroups signifikant wichtiger eingeschätzt als von allen anderen Gruppen. © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

54 Schlussfolgerungen Theorie und Praxis
Die hohe Bewertung der Verflechtung von Theorie und Praxis im Ausbildungskonzept des IGWien wird durch die Studie voll bestätigt. Ebenso hoch wird der Wert des Übens mit theoretischer Reflexion und Feedback gewertet (Methodik) Die Bedeutung von theoretischer Reflexion per se, d.h. ohne unmittelbaren Praxisbezug, liegt in allen Gruppen relativ weit hinten. Ambivalentes Verhältnis zur Theorie: Bei Relevanz eher hinten, aber wird mehr eingefordert > Praxisrelevanz; zuerst vorrangig persönliche Kompetenzen, tw. verpackt in anderen Kompetenzen (Awareness-Konzept, dialogisches Prinzip) Falldarstellungen werden von den Graduierten rückwirkend höher bewertet. Die Bedeutung der Abschlussarbeit wird von den Lehrenden wesentlich höher gewertet, als von allen anderen Gruppen. Für alle Gruppen, die in der Praxis sind, ist die Rolle der Supervision herausragend. © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Limitationen Anwendungssicherheit basiert lediglich auf Selbsteinschätzung. > Methodentriangulation; Involvement-Konzepte; Intrinsische Diagnostik Anzahl der Kompetenzen mit 58 sehr groß, Frage-Antwort-Optionen wurden aus Gründen der Vergleichbarkeit nicht variiert > könnte zu Ermüdungserscheinungen und geringerer Differenziertheit bei der Beantwortung geführt haben. Kompetenzen besitzen alle insgesamt eine hohe Relevanz, Differen­zie­rungs­möglichkeiten waren de facto nicht sehr hoch. Nichts­des­totrotz waren die Aussagen im Ergebnis schlüssig und differenziert. Aufbau und Skalierung der Antwortoptionen war des Fragebogens im Hinblick auf die Auswertung nicht vollkommen schlüssig, da darin implizite qualitative Elemente enthalten waren > leichte Verfremdung des Ergebnisses z.B. bei Training in der Ausbildung © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Ausblick Auswahl der Kompetenzen sehr gestaltspezifisch > wenig Möglichkeiten der Varianz Weiterführend interessant: Daten, die therapeutische Haltungen anderer Therapiemethoden mit einbeziehen Die Kompetenzen sind hochabstrakte Konstrukte, teilweise einander bedingend und miteinander vernetzt. Weiterführend interessant: a. Eine praxisnahe Untersuchung derselben Frage („Welche gestalttherapeutischen Kompetenzen sind in der Praxis relevant und können aus dieser abgeleitet werden?“) wäre ein weiteres lohnendes Projekt für eine qualitative Studie, z.B. mit Grounded Theory. b. Weitere tiefenhermeneutische Untersuchungen im Hinblick auf Entwicklung und Vermittlung der Kompetenzen im Ausbildungsverlauf (z.B. qualitative Beobachtungsdaten und Interviews von AusbildungsteilnehmerInnen und SupervisorInnen aus Methodik und Supervision) © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Ausblick Gezielter Einsatz der differenzierten Kompetenzen im Hinblick auf Didaktik (z.B. thematische Schwerpunkte in der Methodik, persönlicher Bezug, Vernetzung mit Falldarstellung und Supervision) Weiterführend interessant: ergänzende Untersuchungen mit Fremdbeobachtung > Entwicklung weiterer Instrumente für die Evaluation Dialog mit anderen Psychotherapiemethoden und vergleichbaren Kompetenzen (hat minimal schon begonnen im Zuge des Interrating) Eine weitere Untersuchung könnte der Frage dienen, ob und wie sich Ausbildung oder Praxis ver­ändern, wenn die Kompetenzen bewusst und explizit trainiert und eingesetzt werden. Die beschriebenen differenzierten Kompetenzen könnten dazu dienen, das eigene therapeutische Handeln aus verschiedenen Perspektiven heraus zu reflektieren und den eigenen Standort im Zusammenspiel mit anderen Psychotherapiemethoden zu definieren. © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

58 Danke für die Aufmerksamkeit!
Ein herzlicher Dank allen, die bei der Studie mitgemacht haben! © Ursula Grillmeier-Rehder 2016

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Quellen Curriculum des IGW/IGWien 2010 Spezifische Kompetenzen von GestalttherapeutInnen EAGT 2014, European Association of Psychotherapy (EAP) (Accepted at the EAP AGM, Moscow, July 2013): The Core Competencies of A European Psychotherapist Grundlagenliteratur Gestalt: Amendt-Lyon,N./Spagnuolo Lobb,M.: Die Kunst der Gestalttherapie - Eine schöpferische Wechselbeziehung, Wien New York 2006 Buber,M.: Das dialogische Prinzip, Gütersloh 2006 Greenberg,L./Rice,N./Elliot, R.: Emotionale Veränderung fördern- Grundlagen einer prozeß- und erlebensorientierten Therapie, Paderborn 2003 Hartmann-Kottek,L.: Gestalttherapie, Wien New York 2004 Perls,F./Hefferline,R./Goodman,P.: Gestalt-Therapie: Bd. 1 Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung, Bd. 2 Wiederbelebung des Selbst, Stuttgart 1979 Perls,L.: Leben an der Grenze: Essays und Anmerkungen zur Gestalt-Therapie Köln 2005 Staemmler,F.: Was ist eigentlich Gestalttherapie? Köln 2009 Yontef,G.: Awareness, Dialog, Prozess: Wege zu einer relationalen Gestalttherapie, Köln 1999 Weitere Literatur: V.Heyse & M. Giger (Hg.) 2015: Erfolgreich in die Zukunft. Schlüsselkompetenzen in Gesundheitsberufen, Heidelberg, medhochzwei, S Nissen-Lie, H.A., Monsen, J.T., Ulleberg, J.,Ronnestad, M.H. (2012): Psychotherapists’ self-reports of their interpersonal functioning and difficulties in practice as predictors of patient outcome, Psychotherapy Research,DOI: / Link: Orlinsky und Ronnestad (2009): How Psychotherapists Develop. American Psychological Association, Washington DC, erste Auflage 2005; zweite Auflage 2009 Taubner, S.(2014): „Kompetenzentwicklung von Psychotherapeuten und –therapeutinnen in Ausbildung“ Vortrag auf der wissenschaftlichen Fachtagung „Praxisorientierte Psychotherapieforschung – Verfahrensübergreifende, patientenorientierte Aspekte und Kompetenzentwicklung“ des der Koordinationsstelle Psychotherapieforschung an der Gesundheit Österreich GmbH/ Geschäftsbereich ÖBIG, im Auftrag des BM für Gesundheit, Österreich, , zitiert aus dem Tagungsband vom März 2015 Darin: Beutler, L. E.; Machado, P. P. P. & Neufeldt, S. A. (1994): Therapist Variables. In A. E. Bergin & S. L. Garfield (Eds.), Handbook of psychotherapy and behavior change. 4. Aufl.; New York: Wiley Schauenburg, Henning; Buchheim, Anna; Beckh, Katrin; Nolte, Tobias; Brenk-Franz, Katja; Leichsenring, Falk; Strack, Micha; Dinger, Ulrike (2010): The influence of psychodynamically oriented therapists' attachment representations on outcome and alliance in inpatient psychotherapy [corrected]. In: Psychother Res 20/2:193-2 Taubner, S., Ulrich-Manns, S., Klasen, J., Curth, C., Möller, H., Wolter, S. (2014b): Innere Arbeitsmodelle von Bindung und aversive Kindheitserfahrungen bei Psychotherapeuten in Ausbildung, in: Psychotherapie Forum 19, S. 2-12 Will, H.(2010): Psychoanalytische Kompetenzen: Standards und Ziele für die psychotherapeutische Ausbildung und Praxis, (2. Auflage) Stuttgart, W. Kohlhammer Wampold, B.E.(2001): The Great Psychotherapy Debate: Models, Methods and Findings. Mahwah, NY Willutzki, U.(2014): „Was macht eine gute Therapeutin/einen guten Therapeuten aus und lässt sich dafür etwas tun?“ Vortrag auf der wissenschaftlichen Fachtagung „Praxisorientierte Psychotherapieforschung – Verfahrensübergreifende, patientenorientierte Aspekte und Kompetenzentwicklung“ des der Koordinationsstelle Psychotherapieforschung an der Gesundheit Österreich GmbH/ Geschäftsbereich ÖBIG, im Auftrag des BM für Gesundheit, Österreich, , zitiert aus dem Tagungsband vom März 2015 © Ursula Grillmeier-Rehder 2016


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