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Psychologische Diagnostik Psychologische Diagnostik Wissenschaftstheorie, Interview, Fragebogen Dr. Dr. Marcel Baumgärtler.

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Präsentation zum Thema: "Psychologische Diagnostik Psychologische Diagnostik Wissenschaftstheorie, Interview, Fragebogen Dr. Dr. Marcel Baumgärtler."—  Präsentation transkript:

1 Psychologische Diagnostik Psychologische Diagnostik Wissenschaftstheorie, Interview, Fragebogen Dr. Dr. Marcel Baumgärtler

2 Wissenschaftstheoretische Ansichten

3 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Problemlagen der Sozialwissenschaften (Walter-Busch) Messproblem: Man misst immer genauer, was man misst, aber man weiß am Ende oft nicht mehr genau, was man eigentlich misst. (Gültigkeitsfrage) Erklärungsproblem: Das sozialwissenschaftliche Erklärungstrilemma: Sackgasse modellplatonisch immunisiert und/oder streng allgemein gültiger, dafür inhaltsleerer Generalisierungen Sackgasse nicht allgemeingültiger, spezifizierungsbedürftiger Generalisierungen Sackgasse allzu konkreter, nicht verallgemeinerungsfähiger Generalisierungen

4 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Problemlagen der Sozialwissenschaften (Walter-Busch) Wertproblem: Wertgebundenheit aller psychologischen Aussagen; Unmöglichkeit allgemeiner konsensfähiger Wertungen ➢ Dies führt zu: Unmöglichkeit wertneutraler Postulate bzw. zu allgemeingültigen Aussagen sowie zu einer weltanschaulich engagierten Psychologie/Sozialwissenschaft

5 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Humanistische Perspektiven  Es sind immer Personen, die forschen  Unterschiedliche Wertvorstellungen fließen in den Forschungsprozess stets mit ein – Die objektivistische Wissenschaft hält subjektive Annahmen für objektiv  Wissenschaftliche Forschung ist nicht emotionslos, sogar Leidenschaften können entflammen  Wissenschaftliche Forschung ist kulturgebunden und schulengebunden  Der Inhalt sollte den Forschungsgegenstand bestimmen, nicht die Methoden (Korsett der Methodik)

6 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Soziologische Perspektiven (Bourdieu, Luhmann)  Die Universität sowie akademische Institute sind wie alle anderen Institutionen ebenfalls in ein „Machtfeld“ integriert: Zu unterscheiden sind: ökonomisches, soziales, kulturelles, symbolisches Kapital  Über wissenschaftliche Rhetorik wird sich in der Institution positioniert  Wissenschaftler wollen wie Mitarbeiter in der Wirtschaft Karriere machen  Nicht gefeit vor Intrigen und Manipulationen

7 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Naturwissenschaftliche (kosmologisch-physikalische) Perspektiven Soziale Phänomene lassen sich nicht einfach mit einem naturwissenschaftlichen Zugriff erklärbar machen Dem naturwissenschaftlichen Zugriff mangelt es an allem, was mit semantischer und pragmatischer Bedeutung zu tun hat Der naturwissenschaftliche Zugriff ist semantisch und pragmatisch leer Heisenberg: Die naturwissenschaftliche Methode wird idealisiert  Welt ist nicht nur objektiv, sondern immer subjektiv zu begreifen – Subjektivität lässt sich daher nur künstlich ausblenden; Der Beobachter verändert durch seine Beobachtung die Wirklichkeit (siehe im sozialen das Thomas-Theorem oder die selbst-erfüllende Prophezeiung)

8 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Naturwissenschaftliche (kosmologisch-physikalische) Perspektiven Schrödinger: Aporien der Naturwissenschaften: Eröffnungsgambit: Die naturwissenschaftliche Methode kann Ihre eigenen Voraussetzungen nicht vollständig selber erklären, dies auf Grund von Sinneseindrücken und Bedeutungsgenerierungen Mentale Prozesse können bis heute nicht vollständig durch materielle Prozesse erklärt werden – Die naturwissenschaftliche Methode kann nur neurophysiologische, nicht aber kognitive Prozesse erklären Unvereinbarkeit zwischen den physiologischen Reaktionen des Gehirns und der eigenen Selbstwahrnehmung Subjektivität entzieht sich der naturwissenschaftlichen Methode: Durch Ausschließen des Beobachters entsteht die Hypothese der realen Außenwelt

9 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Naturwissenschaftliche (kosmologisch-physikalische) Perspektiven Weizsäcker: Physik kann Subjektivität nicht erklären – eine rein naturwissenschaftliche Methode ist selbstvergessen (Selbstvergessenheit des Menschen)  Synergie/Fraktaltheorie: Berücksichtigung auch minimaler Veränderungen: Die Ähnlichkeit der Anfangsprozesse kann keine zwingenden Aussagen über den Verlauf bzw. den Endzustand aussagen  Minimale Veränderungen im Design können große Veränderungen im Forschungsset bewirken

10 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Postmoderne Perspektiven  Geschichtlich ist Wissenschaft nicht vor Irrtümern sicher  Epistemologisch ist Wissenschaft vorläufig und ungesichert  Politisch ist Wissenschaft grundsätzlich wertbeladen, ideologieverdächtig und ideologisier- und verführbar  Psychologisch hängt Wissenschaft von den subjektiven Relevanzen ab  Soziologisch hängt Wissenschaft von Systemstrukturen und Institutionen ab  Sozio-ökologisch ist manche Wissenschaft potenziell destruktiv  Kulturell ist Wissenschaft relativierbar  Metaphysisch wird jede Wissenschaft seiner Basis beraubt

11 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Wissenschaftlicher Fortschritt Popper: Kumulatives Modell des wissenschaftlichen Fortschritts: Theorien sind dann besser, wenn sie alles erklären und Probleme handhaben können, an der andere scheiterten Lakatos: Schutzgürtel, der Theorien absichert: Wissenschaftlicher Fortschritt entsteht dann, wenn die neue Theorie mehr empirischen Gehalt aufweist und mehr Sachverhalte erklärt, als die vorherigen Fortschritt ist als eine Abfolge von Theorien zu sehen (Forschungsprogramme)

12 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Wissenschaftlicher Fortschritt Hermann: Theorie und Empirie sollten durch eine Triade von Theorie, Empirie und Problembestand ersetzt werden 2 Forschungsprogramme: Typ-a-Forschungsprogramme: Problemfelder werden untersucht, die invariant gehalten werden. Der Kern der Annahmen bleibt unverändert. Typ-b: Forscher sucht umfassende Anwendungsmöglichkeiten Non Statement View: Theorien sind nichtsprachliche Gebilde, deren wichtigste Bestandteile aus mathematischen Strukturen bestehen: logische (Strukturkern – mathematische Fundamentalgesetze und Nebenbedingungen) und empirische (Menge aller intendierten Anwendungen) – diese sollten offen konzipiert sein

13 Empirische Forschung: Notwendigkeit, Theorien und Praxis

14 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Empirische Forschung In der Psychologie/Sozialwissenschaft als empirischer Wissenschaft sind empirische Methoden nicht hinreichend, aber unverzichtbar! Ziel sind Korrelationen / Wahrscheinlichkeiten und nicht kausale Zusammenhänge! Epistemische Interpretation: Relationen zwischen Sachverhalten und Informiertheit Ontische Interpretation: Soziale Phänomene sind inhärent probabilistisch

15 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Interne und externe Validität Komplexität: Wächst mit der Anzahl der Systemkomponenten, mit der Verschiedenartigkeit der unterscheidbaren Komponentenklassen und der Relationen zwischen ihnen. Störvariablen: Unbekannte relevante Variablen in der Personendefinition wie auch in der Umgebung Explorative Forschung Neues Problemfeld mit wenig gesicherten Wissen Beschaffung empirischer Basisdaten Wenig oder gar nicht standardisierte Fragen

16 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Standardisierte Untersuchungen Möglichst exakte Beschreibung eines komplexen Sachverhalts Hinreichendes Wissen über den zu untersuchenden Sachverhalt existiert Hochstandardisierte Fragebögen  Erkenntnisinteresse: statisch oder dynamisch, d.h. Zustand / oder Prozesse + Veränderungen. Realzeituntersuchung (zeitliche Übereinstimmung von Prozessen und Erhebung) Ex post facto / Erhebung im Nachhinein (Abfolge von Ereignissen wird rekonstruiert)

17 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Klassische wissenschaftliche Grundlagen von Theorien Axiomatisch-deduktives System Grundannahmen sind Gesetze Gesetzesartige Aussagen sind universelle Aussagen (auch Individualgesetz) 2 Interpretationen: bestimmter Zusammenhang ist universell oder bestimmter Zusammenhang ist (natur-) notwendig Gesetzesaussage ist eine Wenn-Dann-Aussage oder eine Je-Desto-Aussage

18 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Klassische wissenschaftliche Grundlagen von Theorien Verschiedene Arten von Gesetzen Deterministische Gesetze: Strikte Beziehung Probabilistische Gesetze: Wahrscheinlichkeitsbeziehung Sukzessionsgesetze: Zeitlicher Verlauf Koexistenzgesetze: Gleichzeitiges Bestehen von Variablenwerten

19 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Klassische wissenschaftliche Grundlagen von Theorien Formalisierung der Theorie Mathematisierte Theorien = mathematische Modelle Formale Sprache  Präzisierung einzelner Aussagen & Offenlegung der deduktiven Gesamtstruktur Verhältnis von theoretischen zu Beobachtungsbegriffen: Keine reine Beobachtungen, sondern immer „im Lichte von Theorien“ (Popper)  Beobachtungen sind theorieabhängig  Trennung von beobachtbaren und theoretischen Begriffen sind nicht möglich Theorie und Realität - Ansätze: Realismus: Hypothetische Aussagen über Ausschnitte der Wirklichkeit; Wahrheit als regulative Idee; Instrumentalismus: Nützliche Instrumente; Radikaler Konstruktivismus: Vorstellung von Realität ist gehirnintern konstruierte überlebensdienliche Fiktion

20 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Klassische wissenschaftliche Grundlagen von Theorien Idealisierung und Unvollständigkeit Ideale Modelle (z. B. vollkommen informierter Akteur); Korrekturfaktoren Unvollständig: Man weiß von vornherein, dass auch andere Faktoren mitspielen  Vollständige Theorie (Gesamttheorie) nicht möglich, z.B. wegen physikalischen Einflüssen Theorien und Erklärung DN-Erklärungen: Erklärung möglichst vieler Befunde durch eine Theorie Deduktiv Statistische-Erklärung Dispositionelle Erklärungen: (z.B. Durchsetzungsfähigkeit) Genetische Erklärung: Endprodukt einer Entwicklung Teleologische Erklärung: Bezug auf Ziele Instantiierungserklärung: Erklärung einer Eigenschaft

21 Empirische Forschung: Beobachtung

22 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Formen der Beobachtung  Teilnahme an Interaktionen: Nicht-teilnehmende Beobachtung / Teilnehmende Beobachtung  Beobachtungsschema: strukturierte Beobachtung / unstrukturierte Beobachtung  Feld- oder Laborbedingungen: Beobachtung in natürlichen Beobachtungs- situationen / Beobachtung in künstlichen Beobachtungs-situationen  Beobachtung anderer Personen oder eigener Personen: Selbstbeobachtung /Fremdbeobachtung

23 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Systematische Beobachtung Festlegung der Beobachtungsgegenstände Art der Beobachtungssituation (natürlich, künstlich) Klasse relevanter Ereignisse Räumlicher Ausdehnungsbereich (Stadtbezirk) Zeitpunkte – Intervalle festlegen Teilgesamtheit festlegen Konstruktion eines Beobachtungsinstrument Ereignisstichprobe: Wenn nur Häufigkeit interessiert, und nicht der zeitliche Verlauf Zeitstichprobe: Wenn zeitlicher Verlauf im Vordergrund steht

24 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Beobachtungsplan Der Beobachtungsplan schreibt vor was von wem beobachtet wird was für die Beobachtung wesentlich und was unwichtig ist ob überhaupt und in welcher Weise das Beobachtete gedeutet werden darf wann und wo die Beobachtung stattfindet und wie das Beobachtete festgehalten, d.h. protokolliert wird

25 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Konstruktion eines Beobachtungsinstruments Zeichen Systeme: Das Auftreten eines oder mehrerer Ereignisse werden aufgezeichnet Kategorien-Systeme: Jede Handlung wird nach festgelegten Kategorien klassifiziert Rationaler Ansatz: Kategorien werden aus Theorien abgeleitet Empirischer Ansatz: Kategorien werden aus erfolgten Beobachtungen abgeleitet Ausschließlichkeit: Jedes Ereignis darf nur einer Kategorie zugeordnet werden Vollständigkeit: Alle möglichen zum Forschungsgegenstand gehörenden Beobachtungen müssen erfasst werden können Konkretion: Kategorien müssen beobachtbaren Sachverhalten zugeordnet werden Begrenzung der Anzahl von Kategorien: Kategorien nicht zu groß Schätz Skalen: Verhalten wird einer Zahl oder einer verbale Bestimmung (stark, schwach, mittel) zugeordnet.

26 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Beobachtereigenschaften Offen sein in der Beobachtungssituation Flexibel auf unerwartete Veränderungen eingehen Hypothesenentwickelndes Vorgehen entwickeln Präzise Schlussfolgerungen anhand von Kriterien ziehen Nicht-direkt wahrnehmbare Sachverhalte erfassen Zwischen Beobachtung und Interaktionsdynamik unterscheiden Beobachterrolle soll das Beobachtete möglichst wenig verfälschen Rolle des Teilnehmers glaubhaft übernehmen und gleichzeitig die Beobachterrolle beibehalten Sensibel für kleine Hinweise sein Kontextbezogene Erfahrungen machen Aufzeichnungen genau führen

27 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Beobachterprobleme Lange Zeitintervalle belasten die Aufmerksamkeit des Beobachters Zu kurze Intervalle  Gefahr, dass nur Verhaltensfragmente beobachtet werden Relativ selten vorkommende Kategorien/Zeichen können leicht übersehen werden Zentrale Tendenz oder Neigung zu milde oder zu großzügig zu urteilen Einflüsse der zeitlichen Abfolge (Primacy effect, Recency effect) Halo Effekt Personen werden nach impliziter Theorie des Beobachters interpretiert Beobachter nimmt Einfluss auf soziales Umfeld Bei zu langer Beobachtung übernimmt Beobachter womöglich die Sicht der Beobachteten (going native) Reaktivität (Gewöhnung, Demand Characteristics)

28 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Systematik von Fragebögen Grad der Standardisierung : nicht oder schwach standardisiert, teilstandardisiert, vollstandardisiert Kommunikationsform: z.B. mündlich, schriftlich, Einzeln, Gruppe Mündliche /schriftliche Vorgaben und Antworten (+ Mischformen) Interviewer anwesend /abwesend Angestrebter Gültigkeitsbereich : Individual-diagnostisch, demoskopisch über Gruppen Inhalt der angestrebten Aussagen: Fakten-, wissens- oder kenntnisorientiert Meinungs- oder einstellungsorientiert Persönlichkeitsorientiert, diagnostisch

29 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Strukturierungsgrade der Befragung Nicht-standardisierte Befragung nur geringfügig vorstrukturiert Forscher geht von Leitfaden aus Reihenfolge der Fragen ergibt sich aus der Situation Bietet sich dann an, wenn: Zielsetzung noch nicht festgelegt Thematik noch relativ unbekannt Man Befragte nicht gut kennt Wenn genügend Zeit ist Wenn geeignete Interviewer vorhanden sind

30 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Strukturierungsgrade der Befragung Teilstandardisierte Befragung Wortlaut und Reihenfolge ist mehr oder weniger festgelegt Vorgehen setzt voraus, dass Zielsetzung mehr oder weniger eindeutig definiert ist Forscher sich in der Thematik auskennen Denk – und Sprechweisen der Befragten in Ihrer Lebenswelt bekannt sind

31 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Strukturierungsgrade der Befragung Standardisierte Befragung Wortlaut, Reihenfolge und Antworten sind festgelegt Offene oder geschlossen Fragen sind definiert Spielraum wird für Interviewer und Interviewten auf ein Minimum reduziert Standardisierung setzt voraus, dass Zielsetzung vorliegt Forscher sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt haben Die Denkweise der Interviewten bekannt ist, um Antwortkriterien zu definieren

32 Empirische Forschung: Interviews

33 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Interviews Vorbereitung weniger aufwendig als bei Fragebögen, aber Auswertung aufwendiger (Schätzung: 3x so aufwendig) Interviews bevorzugt dann, wenn wenig Vorkenntnisse und erst Sach- und Kontextinformationen benötigt werden, um die genauen Zielkriterien der Untersuchung zu spezifizieren Zuerst zentrale Personen befragen Vorteil dass die zu untersuchenden Probleme vollständig erfasst und verstanden werden können und nicht von vornherein die Gefahr besteht, dass wegen Forschungsmethode wichtige Problembestandteile ausgeklammert werden Probleminhalte werden unter Einbeziehung der Betroffenen und deren Problemlagen gestaltet

34 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Interviews: Vorteile Universell einsetzbar Vollständigere Problemerfassung als bei Fragebögen möglich Rückfragen der Befragten sind möglich Rückfragen des Interviewers sind möglich Reihenfolge der Fragen ist flexibler Bestimmte Fragen können weggelassen werden Nicht vorgesehene Themen können spontan aufgenommen werden Eindrücke des Interviewers können aufgenommen werden

35 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Interviews: Nachteile Anonymität teilweise aufgehoben Gefahr sozial erwünschter Antworten Lange Dauer des Interviews Einfluss von Interviewer Erwartungseffekten Verfälschung des Protokolls durch Interviewer Hohe Kosten durch Einsatz von mehreren Interviewern Längere Vorbereitung durch Training und Instruktion der Interviewer Vergleich der Befragten durch eingeschränkte Standardisierung schwieriger

36 Empirische Forschung: Fragebögen

37 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Konstruktion von Fragen 3 Fragen sind anfangs bedeutsam: Welche Art von Information wird gesucht Welche formale Struktur sollen Fragen und Antworten haben Welche inhaltliche Struktur müssen Fragen und Antworten haben Fragen werden unterschieden nach Fragen nach Einstellungen, Meinungen Nach Überzeugungen Nach Verhalten Nach Eigenschaften von Befragten

38 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Fragearten Einstellungsfragen oder Meinungsfragen: Beziehen sich auf den Aspekt der positiven bzw. negativen Beurteilung, den Befragte mit bestimmten Statements verbinden (erwünscht/unerwünscht, lehne ab/stimme zu). Überzeugungsfragen: Fragen danach was Befragte für wahr oder falsch halten. Verhaltensfragen: Beziehen sich auf Handlungen und Verhalten der Befragten über die Überzeugungen der Befragten auf ihr eigenes Verhalten Fragen nach Befragteneigenschaften: Fragen nach personalen, demografischen Eigenschaften (Alter, Geschlecht, Ausbildung Einkommen, Familienstand, Ethnie, Parteizugehörigkeit)

39 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Voraussetzungen Wenn nach Einstellungen, Meinungen Verhaltensabsichten gefragt wird, muss unterstellt werden, dass Die Befragten das Problem sowohl in den einzelnen Aspekten als auch in der Gesamtheit verstehen, sie dies nicht nur sagen, sondern tatsächlich auch tun Sie in der Lage sind, darüber zu sprechen und sie bereit sind, dies auch zu tun Sie sich hypothetische Situationen vorstellen können und ihre möglichen Gefühle beschreiben können Sie sich andere Verhaltensweisen für dir Zukunft vorstellen können Sie sich die Konsequenzen anderer Verhaltensweisen vorstellen können

40 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Kognitionspsychologische Voraussetzungen Befragte haben mehrere Aufgaben zu lösen wie gestellte Fragen verstehen relevante Informationen abrufen können Informationen können chronisch oder situativ abrufbar sind Urteil bilden können Urteil in ein Antwortformat einpassen können Das Entscheiden für offene oder geschlossene Fragen hat Einfluss auf das Ergebnis Antwortkategorien haben Einfluss auf das Ergebnis Reihenfolge hat Einfluss: Primacy/Recency effect

41 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Kognitionspsychologische Voraussetzungen Response Set: Tendenz zum mittleren oder extremen Urteil, Ja-/Nein-Sage- Tendenz; Vermeidung des mittleren/extremen Urteils Response Errors: Motivationsbedingte Beantwortungsfehler: Vt nicht motiviert; Trotzreaktionen, Kommunikationsbedingte Beantwortungsfehler, Unwissenheitsfehler Antwortverweigerungsfehler Sponsorshipeffect Orientierung an vermuteter Untersuchungshypothese Haloeffekt: Jede Frage kann nachfolgende beeinflussen Impression Management

42 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Frageformulierungen Möglichst einfache Formulierungen Vermeiden von allzu langen Fragen Eindeutige Fragen Keine Überforderungen der Befragten Konkrete und keine allgemeinen Fragen Keine suggestiven oder nicht-neutrale Fragen (Skinhead, Bürokrat, Punk, Yuppie, Esoteriker) Nicht hypothetisch formulieren, z.B: angenommen sie würden im Lotto gewinnen Nur auf einen Sachverhalt beziehen Keine doppelten Negationen

43 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Fragearten: Funktionsfragen Einleitungsfragen zur Kontaktaufnahme Übergangsfragen (bei Themenwechsel) Ablenkungsfragen oder Pufferfragen (Ausstrahlungseffekte sollen vermieden werden) Filterfragen zur Differenzierung (Bildung von Untergruppen) Rangier- oder Konzentrationsfragen (Unterbrechung bei längeren Beantwortungen offener Fragen) Motivationsfragen Kontrollfragen (Aufdeckung inkonsistenter Antworten)

44 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Fragearten: Reihenfolgeeffekte Kontexteffekte (Ausstrahlungseffekte) Aktualisierungseffekte Konsistenzeffekte (Vermeidung von Widersprüchen)  Trichter Redundanzeffekte Positionseffekte: schwierige/anstrengende Fragen nicht zu spät, aber auch nicht zu früh.

45 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Fragearten: Fragen zur Person Unangenehme und heikle Fragen Besonders einfach formulieren Nach betont schwierigen Fragen stellen: Kontrasteffekt Direkt zur Person: An das Ende, nicht an den Anfang (Verhör) An den Anfang (Interesse für Person)

46 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Skalen Verbalisiert Numerisch: hat sich durchgesetzt Mittelkategorien

47 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Ergebnisse eines Pre-Test Verständlichkeit der Fragen Probleme des Befragten mit der Aufgabe Interesse und Aufmerksamkeit des Befragten bei einzelnen Fragen Interesse und Aufmerksamkeit während des gesamten Interviews Wohlbefinden des Befragten Häufigkeitsverteilung der Antworten Reihenfolge der Fragen, Kontexteffekte Probleme des Interviewers bei der Befragung Technische Probleme mit Fragebogen und Befragungshilfen Zeitdauer Die Güte der Filterführung und Fluss des Ablaufs Effekte der Frageanordnung

48 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Kontrolle von Störgrößen Situationsbedingte Kontrolle Konstanthaltung durch Standardisierung der Situation & Instruktionen Elimination: Ausschaltung eines Störfaktors (Geräusche, Licht) Abschirmung: (Überlagerung störender Geräusche durch Musik) Personenbedingte Kontrolle Randomisierung Parallelisierung (möglichst gleiche Mittelwerte und Streuung) Ausbalancieren: Ausschalten von Ermüdungs- und Gewohnheitseffekten

49 PD 2015/2016 Dr. Dr. Marcel Baumgärtler Psychologische Diagnostik Fragebogen: Kontrolle von Störgrößen Situationsbedingte Kontrolle Konstanthaltung durch Standardisierung der Situation & Instruktionen Elimination: Ausschaltung eines Störfaktors (Geräusche, Licht) Abschirmung: (Überlagerung störender Geräusche durch Musik) Personenbedingte Kontrolle Randomisierung Parallelisierung (möglichst gleiche Mittelwerte und Streuung) Ausbalancieren: Ausschalten von Ermüdungs- und Gewohnheitseffekten


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