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Einführung in die Literaturwissenschaft

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Präsentation zum Thema: "Einführung in die Literaturwissenschaft"—  Präsentation transkript:

1 Einführung in die Literaturwissenschaft

2 Themenübersicht Literarizität: Was unterscheidet literarische Texte von anderen sprachlichen Äußerungen? Zeichen und Referenz: Wie stellen literarische Texte den Bezug sprachlicher Äußerungen auf ›Wirklichkeit‹ dar? Rhetorik: Was sind ›sprachliche Mittel‹? Narration: Wie entstehen Geschichten? Autorschaft und sprachliches Handeln: Wie greift Schreiben in Wirklichkeit ein? Intertextualität und Intermedialität: Wie beziehen sich literarische Texte auf andere Texte / andere Medien?

3 Modellierungen von Referenz
›Referenz‹ ist immer nur zu denken als zeicheninternes Verhältnis oder als Beziehung zwischen Zeichen. ›Referenz‹ kann aber in diesem Zusammenhang je anders modelliert werden.

4 Modellierungen von Referenz (1):
Ikon – Index – Symbol nach Peirce ( ) konstitutive Beschaffenheit des Zeichens Existenz des Objekts Verwendung als Zeichen (Interpretant) ikonisches Zeichen Ähnlichkeit nicht notwendig indexikalisches Zeichen Nachbarschaft notwendig symbolisches Zeichen Konvention

5 Ikon – Index – Symbol nach Peirce
»Ein Zeichen oder Repräsentamen ist alles, was in einer solchen Beziehung zu einem Zweiten steht, das sein Objekt genannt wird, daß es fähig ist ein Drittes, das sein Interpretant genannt wird, dahingehend zu bestimmen, in derselben triadischen Relation zu jener Relation auf das Objekt zu stehen, in der es selbst steht. Dies bedeutet, daß der Interpretant selbst ein Zeichen ist, das ein Zeichen desselben Objekts bestimmt und so fort ohne Ende.«

6 »... und so fort ohne Ende«: die Kette der Zeichen nach Peirce
 Objekt Objekt

7 »... und so fort ohne Ende«: die Kette der Zeichen nach Peirce
Zeichen (Repräsentamen in ihrem Verhältnis zu einem Objekt) existieren bei Peirce nur – seien sie ikonisch, indexikalisch oder symbolisch –, indem sich andere Zeichen (Interpretanten) auf sie beziehen. Man könnte auch sagen: Als Zeichen fungieren kann etwas nur, wenn sich ein sprachliches Zeichen darauf bezieht. Beispiel: ›Fieber‹ ist ein Symptom, ein indexikalisches Zeichen (›da muß etwas sein‹). Es funktioniert als Zeichen aber nur, wenn jemand dieses Symptom feststellt: »Sie haben Fieber.«

8 Peirce und Saussure Peirce ist Mathematiker, Logiker, Philosoph. Seine Unterscheidung von Ikon, Index und Symbol bezieht sich auf Zeichen im allgemeinen. Saussure ist Sprachwissenschaftler. Seine Analyse ist beschränkt auf die sprachliche Zeichen. Peirce und Saussure verfolgen unterschiedliche Ansätze. Sie haben sich nicht aufeinander bezogen. Es gibt aber folgende Überschneidungen: Alle sprachlichen Zeichen im Sinne Saussures sind symbolisch im Sinne von Peirce (Saussures Grundsatz der Arbitrarität). Die Beziehung von Zeichen zu Zeichen erhält bei Peirce eine ebenso große Relevanz, wie Saussure sie herausgestellt hat (Grundsatz der Linearität der sprachlichen Zeichen). Ikon, Index und Symbol müssen, um als Zeichen zu fungieren, zu Objekten weiterer Zeichen werden können.

9 Modellierungen von Referenz (2): Beziehungen zwischen Zeichen
Gottfried Keller: Die drei gerechten Kammmacher (1856) In der Stadt Seldwyla konkurrieren die drei Gesellen eines Kammmachers darum, den Betrieb ihres Chefs zu übernehmen: ein Sachse, ein Bayer und ein Schwabe. Jeder von ihnen hofft, die Jungfrau Züs Bünzlin zu heiraten, um mit dem Erbe ihres Vaters das Geschäft kaufen zu können. Der Schwabe macht schließlich das Rennen, ist dafür aber mit einer unglücklichen Ehe gestraft.

10 Keller: Die drei gerechten Kammmacher (1856)
»[...] wurde es dem ausspähenden Schwaben nicht schwer, sich den Weg zu einer tugendhaften Jungfrau zu bahnen, welche in derselben Straße wohnte und von der er [...] in Erfahrung gebracht, daß sie einen Gültbrief von siebenhundert Gulden ihr Eigentum nenne. Dies war Züs Bünzlin, eine Tochter von achtundzwanzig Jahren, welche mit ihrer Mutter, der Wäsche-rin, zusammenlebte, aber über jenes väterliche Erbteil unbeschränkt herrschte. Sie hatte den Brief in einer kleinen lackierten Lade liegen, wo sie auch die Zinsen davon, ihren Taufzettel, ihren Konfirmationsschein und ein bemaltes und vergoldetes Osterei bewahrte; ferner ein halbes Dutzend silberne Teelöffel, ein Vaterunser mit Gold auf einen roten durchsichtigen Glasstoff gedruckt, den sie Menschenhaut nannte, einen Kirschkern, in welchen das Leiden Christi geschnitten war, und eine Büchse aus durch-brochenem und mit rotem Taffet unterlegtem Elfenbein, in welcher ein Spiegelchen war und ein silberner Fingerhut; ferner war darin ein anderer

11 Kirschkern, in welchem ein winziges Kegelspiel klapperte, eine Nuß, worineine kleine Muttergottes hinter Glas lag, wenn man sie öffnete, ein silbernes Herz, worin ein Riechschwämmchen steckte, und eine Bonbonbüchse aus Zitronenschale, auf deren Deckel eine Erdbeere gemalt war und in welcher eine goldene Stecknadel auf Baumwolle lag, die ein Vergißmeinnicht vorstellte, und ein Medaillon mit einem Monument von Haaren; ferner ein Bündel vergilbter Papiere mit Rezepten und Geheimnissen, ein Fläschchen mit Hoffmannstropfen, ein anderes mit Kölnischem Wasser und eine Büchse mit Moschus; eine andere, worin ein Endchen Marderdreck lag, und ein Körbchen aus wohlriechenden Halmen geflochten sowie eines aus Glasperlen und Gewürznägelein zusammengesetzt; endlich ein kleines Buch, in himmelblaues geripptes Papier gebunden, mit silbernem Schnitt, betitelt: Goldene Lebensregeln für die Jungfrau als Braut, Gattin und Mutter; und ein Traumbüchlein, ein Briefsteller, fünf oder sechs Liebesbriefe und ein Schnepper zum Aderlassen«.

12 Keller: Die drei gerechten Kammmacher
Kellers Novellen werden dem ›poetischen Realismus‹ zugerechnet. Die Beschreibung der Schublade der Züs Bünzlin wirft auf exemplarische Weise die Frage nach der Schreibweise des Realismus auf. Die gesammelten Dinge der Protagonistin erscheinen zunächst als Hinweise zur Charakterisierung ihrer Besitzerin, das heißt als indexikalische Zeichen. Aber welche Bewandtnis hat es mit dem Detailreichtum, dem ›Überfluß‹ der Beschreibung?

13 Roland Barthes: Der Wirklichkeitseffekt (1968)
Unterscheidung von ›Erzählen‹ und ›Beschreiben‹: Beschrei- bungen können als ›überflüssige‹ Zutat wirken, die die Narration unterbricht und die durch keine Finalität des Handelns oder Kommunizierens begründet ist. »Die Besonderheit, die Abgesondertheit der Beschreibung (oder des ›unnützen Details‹) im Erzählgewebe führt zu einer Frage, die [...] von großer Wichtigkeit ist. Diese Frage lautet: Ist in einer Erzählung alles signifikant, und wenn nicht, wenn in einer Erzählung bedeutungslose Flecken bleiben, wie lautet dann letztlich, wenn man so sagen kann, die Bedeutung dieser Bedeutungslosigkeit?«

14 Roland Barthes: Der Wirklichkeitseffekt (1968)
»Die nicht weiter zerlegbaren Reste der funktionalen Analyse haben eines gemein: sie denotieren, was man gemeinhin als die ›konkrete Wirklichkeit‹ bezeichnet (kleine Gesten, flüchtige Haltungen, unbedeutende Gegenstände, redundante Worte). Die bloße ›Darstellung‹ des ›Wirklichen‹, die nackte Schilderung des ›Seienden‹ (oder Gewesenen) erscheint somit als ein Widerstand gegen den Sinn«.

15 Roland Barthes: Der Wirklichkeitseffekt (1968)
Definition: »Unter Realismus verstehen wir jeglichen Diskurs, der nur vom Referenten beglaubigte Äußerungen akzeptiert.« Das was nicht im Sinn eines Erzählzusammenhangs aufgeht, was keine Funktion darin erfüllt, erscheint wie eine Einstreuung von ›Wirklichkeit‹. Bezugnahme auf Saussures Zeichenmodell: Es scheint als würden die Zeichen in der ›realistischen‹ Schreibweise nicht mehr aus Signifikant und Signifikat bestehen, als gebe es kein Signifikat mehr, kein Bedeutetes, sondern nur noch einen Signifikanten, der sich auf einen außersprachlichen Referenten bezieht.

16 Roland Barthes: Der Wirklichkeitseffekt (1968)
»Semiotisch besteht das ›konkrete Detail‹ aus dem direkten Zusammentreffen zwischen einem Referenten und einem Signifikanten; das Signifikat wird aus dem Zeichen vertrieben«. »Dies ließe sich als referentielle Illusion bezeichnen.« Signifikat Referent Signifikant Signifikant

17 Barthes: Der Wirklichkeitseffekt
›Wirklichkeit‹ erscheint bei Barthes als ein Resultat sprachlicher Darstellung, der sich aus dem Wechsel von der Narration zur Deskription ergibt. Die lineare Organisation der Zeichen (Saussure), ihr Nacheinander, ist dabei so beschaffen, daß sich für einzelne Zeichen die Doppelstruktur Signifikat/Signifikant aufzulösen scheint. Übrig bleiben einzelne Signifikanten, die sich nun auf einen Kontext außerhalb der Sequenz, in der sie stehen, zu gründen scheinen.

18 Die Modernität der ›referentiellen Illusion‹
Die Täuschung des ›Wirklichen‹ in literarischen Texten ist nach Barthes ein historisch relativ junges Phänomen. Er datiert seine Entfaltung auf das 19. Jahrhundert. Vor allem vor dem Hintergrund zweier Traditionen wird die Neuartigkeit des ›Wirklichkeitseffektes‹ deutlich: der Tradition der Ekphrasis (der Bildbeschreibung) der Tradition des ›Wahrscheinlichen‹ als Maßstab des Erzählens

19 Ekphrasis klassisches Beispiel: der Schild des Achill in Homers Ilias
(18. Gesang, Verse ): »Erst nun formt’ er den Schild, den ungeheuren und starken, Ganz ausschmückend mit Kunst. Ihn umzog er mit schimmerndem Rande, Dreifach und blank, und fügte das silberne schöne Gehenk an. Aus fünf Schichten gedrängt war der Schild selbst; oben darauf nun Bildet’ er mancherlei Kunst mit erfindungsreichem Verstande. Drauf nun schuf er die Erd’, und das wogende Meer, und den Himmel, Auch den vollen Mond, und die rastlos laufende Sonn; Drauf auch alle Gestirne, die rings den Himmel umleuchten [...] Drauf zwei Städt’ auch schuf er der vielfach redenden Menschen,

20 Blühende: voll war die ein’ hochzeitlicher Fest’ und Gelage.
Junge Bräut’ aus den Kammern, geführt beim Scheine der Fackeln, Gingen einher durch die Stadt; und hell erhob sich das Brautlied: Tanzende Jünglinge drehten behende sich unter dem Klange, Der von Flöten und Harfen ertönete; aber die Weiber Standen bewunderungsvoll, vor den Wohnungen jene betrachtend. [...] Darauf auch schuf er ein Feld tiefwallender Saat, wo die Schnitter Mäheten, jeder die Hand mit schneidender Sichel bewaffnet. Längs dem Schwad’ hinsanken die häufigen Griffe zur Erde; Andere banden die Binder mit strohernen Seilen in Garben; Denn drei Garbenbinder verfolgeten. Hinter den Mähern Sammelten Knaben die Griff’; und trugen sie unter den Armen Rastlos jener daher. Der Herr stillschweigend bei ihnen Stand, den Stab in den Händen, am Schwad’, und freute sich herzlich.«

21 Züs Bünzlins Schublade und Achilles’ Schild – zwei Arten der Beschreibung
Sowohl bei Homer als auch bei Gottfried Keller findet sich eine Aufzählung, die den Fortgang der Handlung unterbricht. 1. Unterschied: Gegenstände der Beschreibung Bei Homer macht die Beschreibung einen spezifischen Sinn. Dargestellt findet sich nicht weniger als die kosmische Ordnung: die Welt der Götter, Himmel und Erde, Meer und Land, Städter und Bauern, Hochzeit und Tod, Krieg und Frieden usw. Bei Keller liefert die Beschreibung eine zufällige Ansammlung von Dingen, aus denen sich keine kohärente Ordnung ergibt. Objekte aus der Sphäre des Rechts und der Ökonomie (das Wertpapier) oder aus der Späre der Religion (Vaterunser) finden sich neben Schmuck, Kosmetikartikeln und Andenken unbekannter Herkunft.

22 Züs Bünzlins Schublade und Achilles’ Schild – zwei Arten der Beschreibung
2. Unterschied: Verfahren der Beschreibung Bei Homer tendiert die Beschreibung, die den Fortgang der Handlung unterbricht, selbst wiederum zur Narration. Zum einen wird erzählt, wie Hephaistos den Schild schmiedet und die Verzierungen anbringt, zum anderen lösen die einzelnen Darstellungen Geschichten aus (Verfahren des anschaulichen Vor-Augen-Stellens, ›Hypotypose‹). Darin spiegelt sich das Prinzip des homerischen Epos, das aus der mythischen Ordnung seine Erzählungen entspinnt. Bei Keller werden die einzelnen Gegenstände der Beschreibung zum Anlaß noch detaillierterer Beschreibungen: Gegenstände, die nichts bedeuten, sind Behälter für andere Gegenstände, die wiederum nichts bedeuten. Darin spiegelt sich der moderne Anspruch des ›Realismus‹: Kirschkerne, die innen hohl sind und ein kleines Kegelspiel enthalten, mit dem man aufgrund seiner Kleinheit gar nicht spielen kann, scheinen das Prinzip des von seinem Signifikat entleerten Zeichens anzudeuten.

23 Wahrscheinlichkeit Aristoteles, Poetik, 9. Kapitel
»Es ist nicht Aufgabe des Dichters mitzuteilen, was wirklich geschehen ist, sondern vielmehr, was geschehen könnte, d. h. das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit Mögliche. Denn der Geschichtsschreiber und der Dichter unterscheiden sich [...] dadurch voneinander, [...] daß der eine das wirklich Geschehene mitteilt, der andere, was geschehen könnte. Daher ist Dichtung etwas Philosophischeres und Ernsthafteres als Geschichtsschreibung; denn die Dichtung teilt mehr das Allgemeine, die Geschichtsschreibung hingegen das Besondere mit. Das Allgemeine besteht darin, daß ein Mensch von bestimmter Beschaffenheit nach der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit bestimmte Dinge sagt oder tut – eben hierauf zielt die Dichtung, obwohl sie den Personen Eigennamen gibt. Das Besondere besteht in Fragen wie: was hat Alkibiades getan oder was ist ihm zugestoßen.«

24 Von der Fiktion des ›Wahrscheinlichen‹ zur Fiktion des ›Wirklichen‹
Nach Barthes orientiert sich die moderne Literatur nicht mehr einfach an der aristotelischen Norm des Wahrscheinlichen, sondern sie hat sich eine neue Norm geschaffen: das ›Wirkliche‹, »das die Ästhetik aller gängigen Werke der Moderne bildet«. Die Fiktionalität literarischer Erzähltexte ist damit nicht angetastet. Seit dem 19. Jahrhundert bildet das ›Wirkliche‹ vielmehr einen grundlegenden Modus von Fiktion.

25 Kontexte des ›Realismus‹
Barthes nennt folgende kulturelle Entsprechungen des ›Realismus‹ im 19. Jh.: die Erfindung der Fotografie die Entwicklung der Presseberichterstattung (Entstehung neuer Gattungen wie Reportage etc.) die Herausbildung einer wissenschaftlichen Geschichtsschreibung die Austellung alter Gegenstände der Tourismus der Denkmäler und historischen Stätten. Hinzufügen ließen sich etwa: neue Objektivierungsverfahren in den Natur- und Sozial-wissenschaften

26 ›Realismus‹ und ›Verfremdung‹
Schreibweisen des Realismus lassen sich durchaus in gewissem Maße als Verfahren der Verfremdung bestimmen: sofern sie in Beschreibungen den Erzählfluß unterbrechen sofern sie den Anspruch auf ›Allgemeinheit‹ relativieren sofern sie mit ›Bedeutungslosigkeit‹ arbeiten sofern sie Prozesse der Wahrnehmung gegen Automatismen des Verstehens stärken. Andererseits sind ›realistische‹ Schreibweisen sehr schnell zu einer Konvention geworden, die neue Automatismen erzeugt und die ihrerseits in der modernen Literatur durch andere Verfahren der Verfremdung in Frage gestellt wird.

27 Texte und Folien im Netz unter:
Paßwort für die Texte:


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