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Lëtzebuergesch In der Reihe:Ist das eigentlich noch Deutsch?

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Präsentation zum Thema: "Lëtzebuergesch In der Reihe:Ist das eigentlich noch Deutsch?"—  Präsentation transkript:

1 Lëtzebuergesch In der Reihe:Ist das eigentlich noch Deutsch?
Gästehaus der Universität Bremen, Teerhof Donnerstag, den 7. Juli 2007 April 2006

2 Die Einteilung der deutschen Dialekte im deutschen Sprachatlas

3 Das Lëtzebuergesche stellt sprachgeschichtlich die interessante Sonderentwicklung eines Dialektes im Randgebiet der Germania zur Romania bei sprachlich-politisch instabiler Zuordnung (Überdachung) dar. Das zeigt sich einerseits in geringerer Anpassung an den hochdeutschen Standard und damit einem Ausscheren aus der "Modernisierung" der anderen deutschen Dialekte, andererseits tritt die Sprache verstärkt in Kontakt mit der französischen Hochsprache, muss aber ein Gleichgewicht zwischen Anpassung und Selbständigkeit finden. Durch die im Laufe des 19. Jahrhunderts konsolidierte und im 20. Jahrhundert verteidigte politische Autonomie des Landes, ist es dem Lëtzebuergeschen bzw. seinen Förderern gelungen, eine schwierige Triglossie mit Dominanz des Lëtzebuergeschen im Alltag zu stabilisieren. Eine vorsichtige Förderung des Lëtzebuergeschen erlaubt es, den Druck der (schwach) überdachenden Hochsprachen Französisch und Deutsch zu mildern und somit die Eigenständigkeit des Lëtzebuergeschen zu konsolidieren.

4 Dialektale Variation im Lëtzebuergeschen und Standardisierung der Schrift
Die verschiedenen Einflußzonen bzw. Reliktzonen sind: (1) Das Ösling im Norden bildet es sprachlich ein Reliktgebiet. (2) Der Osten mit Mosel und Sauer. war vielen mitteldeutschen Spracherneuerungen ausgesetzt. (3) Der Süden des Gutlandes als Einflußgebiet des Lothringischen und Französischen. Die Bemühungen um eine Standardisierung gehen aus von einer Koine, die sich im Tal der "Uelzech" (Alzette, Elz) mit Luxemburg-Stadt als Kern und den Ansiedlungen gegen Norden (Mersch) herausgebildet haben soll. Inzwischen liegen mehrere Lehrwerke zum Erlernen der lëtzebuergeschen Schriftsprache vor und die Normierung wurde bereits in den Domänen der öffentlichen Beschriftung, der Medienarbeit und der privaten Korrespondenz durchgesetzt. Das Lëtzebuergesche als Schriftsprache hat seine Anerkennung in Europa durchgesetzt und wirkt sich zunehmend im Straßenbild (Straßennamen) aus.

5 Abriss der Geschichte Luxemburgs
963 Gründung der Grafschaft Luxemburg durch Graf Siegfried 1364 Grösste Ausdehnung Luxemburgs mit mehr als km Durch den Vertrag der Pyrénées verliert Luxemburg die Gebiete um Thionville, Montmédy und Damvillers an Frankreich.  Luxemburg fällt an Osterreich Luxemburg wird zum „Département Forêts“ der französischen Republik Nach der Niederlage Napoleons erhebt der Wiener Kongress Luxemburg zum Großherzogtum und verleiht ihm das Statut eines eigenen Staates. Die Staatsgebiete östlich der Sauer, Our und Mosel fallen an Preussen (Bitburg, Neuerburg, St Vith) Luxemburg bleibt Belgien treu, beteiligt sich an der belgischen Revolution und baut das neue Königreich mit auf Vertrag von London. Der wallonisch sprechende Teil Luxemburgs darf an Belgien verbleiben (4320km2). Der östliche Teil bildet das heutige Großherzogtum Luxemburg (2587 km2) Luxemburg gibt sich seine eigene Verfassung und tritt der deutschen Zollunion bei Luxemburg hält an seiner, seit dem Mittelalter üblichen, Zweisprachigkeit (französisch / deutsch) fest Londoner Kongress: Luxemburg wird neutral Luxemburg tritt der Wirtschaft-und Währungsunion mit Belgien bei Nazi Deutschland überfällt Luxemburg am 10. Mai. Die Bevölkerung bekundet bei der „Personenstandaufnahme“ einheitlich ihre Identität als Luxemburger Aufgabe der Neutralität, Luxemburg wird Teil der Benelux-Staaten, Beitritt zur UNO, dem Brüsseler Pakt und der NATO Luxemburgisch wird zur Nationalsprache. Seither gelten in Luxemburg Französisch, Deutsch und Luxemburgisch als offizielle Sprachen. Abriss der Geschichte Luxemburgs

6 Politische Entwicklung Luxemburgs
Fläche 4 (schwarz): gegenwärtiges Staatsgebiet “Grand Duché de Luxembourg”, Fläche 3(grau) wurde 1839 an Belgien abgetreten Fläche 2 (schraffiert) wurde 1815 (Wiener Kongress) an Preußen abgetreten Fläche 1(quadriert) war bereits 1659 an Frankreich gegangen.

7 Politische Entwicklung nach 1800
Um 1800 Um 1815 Quelle: Théry, Hervé1991. L’ètat et les stratégies du territoire, Paris:S

8 Versuch einer Zwangsgermanisierung

9 Bevölkerungsstruktur Luxemburgs
Entwicklung der Bevölkerung Luxemburgs seit 1948 in 1000.

10 Verteilung der Sprachen
Als “Muttersprache” sprechen gemäß einer Umfrage von 1997 (BALEINE-Studie): 60% der Befragten Lëtzebuergesch, 13,5 % Portugiesisch, 8,9% Französisch, 7 % Italienisch, 4% Deutsch, 2% Niederländisch. Von den autochthonen Luxemburgern bezeichnen 85% ihre Sprache als Lëtzebuergesch; 94% geben an, bis zu ihrem 4. Lebensjahr nur Lëtzebuergesch gesprochen zu haben.

11 Fremdsprachliche Einflüsse auf das Lëtzebuergesche
Links: Doubletten deutsch/französisch Mitte: Fremdwörter aus dem Französischen Rechts: Anpassungen französischer Wörter Quelle: Neunhausen, 2001

12 Interferenzen im Deutschen der Luxemburger
Auch im von Luxemburger gesprochenen oder geschriebenem Deutschen treten Interferenzen auf, d.h. eigene Wendungen oder Fremdwörter werden ins Deutsche Übertragen.

13 Mediensprache Es gibt ein ganztägiges Radioprogramm in Lëtzebuergesch (Anteile der Sprachen am Hörprogramm insgesamt: Lëtzebuergesch 64.5%, Französisch 16% und Deutsch 14%) Bei der Nutzung von Fernsehprogrammen sieht das Profil anders aus: Deutsch 40%, Französisch 34% und Lëtzebuergesch 18%. Die Pressesprache ist am häufigsten deutsch (59%), gefolgt von Französisch (29%) und Lëtzebuergesch (6%) Im Folgenden werden Auszüge einer Fernsehdiskussion zur Rolle des Lëtzebuergeschen gezeigt.

14 Eine Fernsehdebatte zur Sprachenfrage in Luxemburg

15 Lëtzebuergesch im Internet
Ëmweltbewosst sinn an Europa Eis Ëmwelt huet keng Grenzen. Et gett secher net vill Beräicher a Liewen, Politik a Wirtschaft, wou d’Zesummespill vun den Interessien eng dermossen direkt Konsequenz op eisen Alldaag huet, wéi an der Ëmweltpolitik. Doweinst ass d’Emweltpolitik och een vun deene Beräicher, wou d’europäësch Integratioun ganz konkret Resultater ze bidden huet.Dir wëllt wëssen, wien sech heiheem an an Europa em d’Emweltpolitik bekëmmert? Dir frot Iech, wéi d’Emweltpolitik an Europa gemaach gëtt an waat iwwerhaapt d’ëmweltpolitësch Thémen sinn, wou d’Europäësch Unioun eppes ka bewegen? Dës Sektioun proposéiert Iech och détaillléiert Informatiounen iwwert eng Réih vu konkreten Politikberäicher? Dir huet e professionnelle Projet oder schafft op enger Recherche am Emweltberäich? Dir wëllt Iech iwwert d’europäësch Aktualitéit an der Emweltpolitik informéieren? Ulaafstellen heiheem an an Europa Emweltpolitik an Europa: Themeberäicher Développement durable Gestion des déchets Nuisances sonores Pollution atmosphérique Changements climatiques Protection et gestion des eaux Nature et biodiversité Protection des sols Lëtzebuergesch im Internet

16 6. Les organes 6. D'Organer 6. Internal Organs le cœur battre l’artère la pression artérielle pouls le sang les règles, le poumon respirer inspirer # expirer le souffle l'estomac avaler digérer la digestion le foie la bile le calcul biliaire l’intestin l'appendice le rein le calcul rénal la vessie uriner heart to beat blood vessel, artery blood pressure pulse blood (menstrual) period lung to breathe to breathe in # breathe out breath stomach to swallow to digest digestion liver bile galIstone intestine appendix le cœur battre l’artère la pression artérielle pouls le sang les règles, le poumon respirer inspirer # expirer le souffle l'estomac avaler digérer la digestion le foie la bile le calcul biliaire l’intestin l'appendice (n)d'Häerz(er) schloen (f) d'Oder(en) (m) deBluttdrock (m) de Bols (n) d'Blutt (f) d'Period (f) d'Long(en) ootmen an- # ausootmen (m) den Otem (m) de Mo (Mee) ofschlécken verdauen (t) d'Verdauung (1) d'Liewer(en) (I) d'Gal(en) (m) de Galesteen (-steng) (n) d'Geträips (Träipen) (m) de Blinddarm Auszug aus: Parler luxembourgeois/ Esou schwätze mer/ Living Luxembourgish Èditions Le Phare Esch/Alzette 2002

17 Sa pression artérielle est trop élevée Säi Bluttdrock ass ze héich
Son coeur bat très regulièrement Säin Häerz schléit schéi regelméisseg He has o very regular he heartbeat Les globules rouges/blancs Déi raut/ wäiss Bluttkierpercher Red / white corpuscles Sa pression artérielle est trop élevée Säi Bluttdrock ass ze héich His blood pressure is too high Il est tout essoufflé après cette course Hien ass ausser Otem vum Lafen He is out of breath from runnng Son pouls bat vite Säi Bols geet séier His pulse is racing Il a eu une attaque cérébrale Hirn hat en Hireschlag He had a stroke Il a eu une crise cardiaque Hien hat en Häerzschlag He had a heart attack Je suis indisposée cette semaine Ech sinn des Woch net an der Rei I am feeling off-colour this week

18 Tim und Struppi (Tintin)

19

20 Franz. /Lux.

21 Einige Beobachtungen zum Comic-Text
Titelseite: dem…seng; dt. dem…seine statt Genitiv: Timms Geschichten oder statt Präpositionattribut: die Geschichten von Timm Artikelgebrauch beim Eigennamen: …gesat vum … (übersetzt von…). Erste Vergleichsseite: Elo kucken ech, fir en Auto ze fannen; dt. jetzt versuche ich ein Auto zu finden dem Wollef an d‘Strass lafen: dt.: dem Wolf in den Rachen laufen (idiomatisch: dem Gegner in die Hände fallen, dem Teufel in die Arme laufen) Ma sëcher; dt. aber sicher (Einfluss von Franz. mais)

22 Zweite Vergleichsseite (Ende):
Kitchen später Prisons-Wo; dt. Gefängnis. Die entlehnungen kommen aus dem englischen und dem Französischen. pëtzen, dt. ausfindig machen, überführen; das wort hat im Deutschen einen anderen Gebrauch, der eher negativ ist.

23 Die Sprache im Parlament 'Compte rendu des scéances publiques'
Die Deckseite ist ganz in Französisch, der Amtssprache von Justiz und Verwaltung, gehalten. Eröffnung der Sitzung. Der Beginn des Berichts ist immer in französischer Sprache, wobei mehrere Varianten vorkommen. Die Debatten selbst werden durchgehend in Lëtzebuergesch geführt, lediglich die Worterteilung, zitierte Dokumente (schriftliche Materialien), Bemerkungen zu parallelem Geschehen oder Unterbrechungen erfolgen in Französisch.

24 Generell gelten die folgenden Regeln :
(1) Die Sprache der Gesetze, der offiziellen Berichte, der Debattenführung im Parlament ist das Französische. (2) Die mündlichen Debatten (ohne die formellen Anteile, siehe 1) erfolgen in Lëtzebuergesch. (3) Das Deutsche fehlt vollständig.

25 Das Lëtzebuergesche als Gegenstand der Wissenschaft
Die Erforschung des Lëtzebuergeschen hängt mit dem seit Schmellers Arbeiten zum Bayrischen (Grammatik 1821, Wörterbuch 1827 ff) erwachten Interesse an den deutschen Dialekten zusammen. Die erste philologische Arbeit war wohl M. Hardts "Vocalismus der Sauermundart" von 1843. Erste Texte in Lëtzebuergesch und damit verbunden der Versuch, eine Orthographie einzuführen, gehen auf Anton Meyer (1829 "E Schrek op de Letzeburger Parnassus") zurück. Die erweiterte Ausgabe von 1854 enthält Ansätze zu einer luxemburgischen Grammatik (vgl. Luxemburger Wörterbuch, Bd. 1, XI). J.F. Gangler, der 1841 einen Gedichtband ("Koirblumen um Lampersberg geplekt") veröffentlichte, ist auch der Autor des "Lexicon der Luxemburger Umgangssprache" von 1847.

26 Die Zeit von 1871 bis 1906 war durch ein verstärktes staatliches Interesse in der Forschung zum Lëtzebuergeschen gekennzeichnet (vgl. Luxemburger Wörterbuch, Bd. 1, XII). Mit einem Kammerbeschluß von 1897 wurde eine Kommission gebildet, welche bis 1907 am "Wörterbuch der Luxemburger Mundarten" arbeitete. Das "Wörterbuch der luxemburgischen Mundart" baute auf dem von Gangler auf, erfaßt aber sowohl das Sprachgut des Dichters E. Dicks (Edmond de la Fontaine, ) als auch andere Sprachsammlungen. Gangler (1847): A, plur. Aën, das Auge, l'oeil; Pfälz. Mundart Ah, Aag; engl. eye (eih)...t'Aën op oder de' Beidel op ... Ital. Chi non vuol aprir l'occhio, apra la borsa A'BANNAHL, die Riemnadel, le passe corde ABATTOIR , lieu où l'on abbat.. les divers animaux, das Schlachthaus

27 Grammatik des Lëtzebuergeschen
Das Luxemburger Wörterbuch unterscheidet 10 "gebrochene" Vokale: Goudaillier, 1985 geht von 8 Diphtonge im Lëtzebuergeschen aus, wobei er diese als monophonematisch wertet (vgl. ibidem: 204).[1] 1. 'giel' <gelb> 5. 'Äis' <Eis> 2. 'Nuecht' <Nacht> 6. 'schreiven' <schreiben> 3. 'Bréif' <Brief> 7. 'Haus' <Haus> 4. 'Bouf' <Bube> 8. 'Daum' <Daumen> Demgegenüber hat die deutsche Hochlautung nur drei Diphtonge, die außerdem in je einem Glied vergleichbar sind: <heiß> <Heuss> <Haus> [1] Das Kinderlehrbuch "Mir schreive lëtzebuergesch" (1992: 7f) unterscheidet 10 "Duebel-Vokalen": éi, ei, ie, au, ai, äi, äe, oi, ou, ue.

28 Morphologie Wie im übrigen deutschen Sprachraum ist das Kasussystem beim Nomen weitgehend nivelliert worden. Von den alten Kasusformen des Nomens überlebt im Lëtzebuergeschen eigentlich nur die Form des Akkusativs, die auch für die anderen Fälle eingesetzt wird (vgl. Bruch, 1973: 45): dat as en alen Dreck - das ist ein alter Dreck hal däin alen Dreck - behalt deinen alten Dreck Die Unterscheidung von Dativ und Genetiv ist nur erhalten im: Personalpronomen ech soen dir (Dat) - ich sage dir du brauchst eiser (Gen) - du brauchst uns

29 Vom Dialekt zur Nationalsprache
Insofern Lëtzebuergesche die Nationalsprache eines europäischen Landes ist und mit dem Deutschen nicht identisch ist, ist es auch kein Deutsch. Es ist auch kein deutscher Dialekt, da es erstens nicht vom Deutschen „überdacht“ wird (eher vom Französischen) und zweitens eine Entwicklung genommen hat, die derjenigen der deutschen Dialekte entgegengesetzt ist: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es eine starke Anpassung der deutschen Dialekte an die Hochsprache oder an die regionale Umgangssprache. In derselben Zeit (19. und 20. Jh.) hat sich das Lëtzebuergesche lexikalisch der französischen Prestigesprache angenähert und einen inneren Dialektausgleich in Richtung auf eine neue Norm (z.B. in Form einer Orthographie) durchgeführt.

30 Literatur Bruch, Robert, 1973.
Précis populaire de grammaire luxemburgeoise / Luxemburger Grammatik in volkstümlichem Abbriß, 3. Auflage, Editions de la Section de Linguistique de l'Institut grand-ducal, Luxembourg. Frank, Olivier und Marcel Klein, 1992. Lëtzebuerger Sprooch an hiir Perspektiven, RTL-Fernsehsendung. Hoffmann, Fernand, 1979. Sprachen in Luxemburg, Steiner, Wiesbaden. Hoffmann, Fernand, 1988. Artikel: Luxemburg, in: Ulrich Ammon , Norbert Dittmar und Klaus J. Mattheier (Hrsg.), Sociolinguistics. An International Handbook of the Sciences of Language and Society, 2. Halbband: Luxemburger Wörterbuch, Linden (1950, 1. Lieferung, 1977, 23. Lieferung), Luxemburg. Schmidt, Emil, 1987. Ech léiere mech lëtzebuergesch schreiwen, 3. Auflage, Sankt-Paulus, Luxemburg. Wörterbuch der Luxemburger Mundarten, 1906. Huss, Luxemburg


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