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Veröffentlicht von:Axel Förstner Geändert vor über 9 Jahren
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Risiko- vs. Schutzfaktoren in der Entwicklung
Vorlesung „Klinische Psychologie“ Prof. Dr. Ralph Viehhauser
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Risikoerhöhende vs. –mildernde Bedingungen
Kindbezogene Bedingungen: z.B. genetische Disposition. Umgebungsbezogene Bedingungen: z.B. sozioökonomische Faktoren. Proximale Faktoren: z.B. ein bestrafender Erziehungsstil Distale Faktoren: z.B. Wohngegend.
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Vulnerabilität Begriff Vulnerabilität: Verletzbarkeit, Anfälligkeit einer Person. Primäre V.: von Geburt an. Sekundäre V.: in der Auseinandersetzung mit der Umwelt erworben. Spezifische V.: für spezifische psychische Störung Allgemeine V.: als unspezifisch erhöhtes Risiko
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Vulnerabilitäts-Stress-Modell (entwicklungspsychologisch betrachtet)
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Vulnerabilitäts-Stress-Modell (am Beispiel „drogeninduzierte Psychose“)
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Beispiele für risikoerhöhende Bedingungen
Biologische Bedingungen und Bedingungen auf Seiten des Kindes (prä-, peri- und postnatale Faktoren) Bedingungen, die die Eltern-Kind-Interaktion beeinflussen Familiäre und soziale Bedingungen Kritische Lebensereignisse, Belastungen, Stress (Traumatisierungen)
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Biologische Bedingungen und Bedingungen auf Seiten des Kindes
Pränatal: z.B. negatives mütterliches Ernährungsverhalten, Substanzkonsum Perinatal: z.B. Sauerstoffmangel, niedriges Geburtsgewicht Postnatal: Hirnentzündungen, schwieriges Temperament des Kindes
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Bedingungen, die die Eltern-Kind-Interaktion beeinflussen
Negatives Pflegeverhalten der Bezugspersonen (z.B. i.S. einer Vernachlässigung) Psychische Störung der Eltern: können v.a. zu Schwierigkeiten in der Beziehungsgestaltung führen Qualität der Bindung: Feinfühliges vs. die kindlichen Bedürfnisse missachtendes, elterliches Verhalten
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Familiäre und soziale Bedingungen
Konflikte, Streitigkeiten, Scheidung Trennungserlebnisse Erziehungsverhalten Gewalt und Misshandlung niedriger sozioökonomischer Status, Bildungsstand
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Kritische Lebensereignisse, Belastungen, Stress (Traumatisierung)
Der Eintritt bestimmter Lebensereignisse (z.B. Trennungs- erlebnisse) als auch die Anhäufung verschiedener Ereignis- se in kurzer Zeitspanne kann u.U. für Individuen so belas- tend sein, dass normale Bewältigungsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen. Als Folge können emotionale Spannungszustände auftreten, die den Ausbruch psychischer Störungen begünstigen.
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Risikofaktor ist nicht gleich Risikofaktor
Zu berücksichtigen ist z.B.: die Intensität und das zeitliche Andauern einer risikoerhöhenden Bedingung, ob risikoerhöhende Bedingungen einzeln oder kumulativ auftreten, die Abfolge im Auftreten risikoerhöhender Bedingungen und deren Wechselwirkung in Abhängigkeit von der psychosozialen Entwicklung des Kindes.
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Risikomildernde Bedingungen
Risikomildernde Bedingungen werden auch als Schutzfaktoren (bzw. protektive Faktoren) bezeichnet. Begriff „Resilienz“ (=Widerstandsfähigkeit): die Fähigkeit eines Kindes, relativ unbeschadet mit den Folgen beispielsweise belastender Lebensumstände umgehen und Bewältigungskompetenzen entwickeln zu können.
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Beispiele für risikomildernde Faktoren im Kindes- und Jugendalter
Kindbezogene Faktoren (unspezifisch; unabhängig von aversiven Umständen) Resilienzfaktoren (als die Fähigkeit des Kindes erfolgreich vorhandene Belastungen zu bewältigen) Schutzfaktoren innerhalb der Familie Schutzfaktoren innerhalb des sozialen Umfeldes
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Kindbezogene Faktoren
Positives Temperament (flexibel, aktiv, offen) Niedrige Emotionalität, hohe Impulskontrolle Überdurchschnittliche Intelligenz Spezielle Talente und Interesse an Hobbys
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Resilienzfaktoren Positives Sozialverhalten
Positives Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeits- überzeugungen Aktives Bewältigungsverhalten Selbsthilfefertigkeiten
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Schutzfaktoren innerhalb der Familie
Stabile emotionale Beziehung zu (mindestens) einer Bezugsperson Offenes, unterstützendes Erziehungsklima Familiärer Zusammenhalt, unterstützende Geschwister Modelle positiven Bewältigungsverhaltens
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Schutzfaktoren innerhalb des sozialen Umfeldes
Soziale Unterstützung Positive Freundschaftsbeziehungen Positive Gleichaltrigenbeziehungen Positive Schulerfahrungen
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Beispielhafter Entwicklungsverlauf von sich aufschaukelnden risikomildernden Bedingungen
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Entwicklung als Serie miteinander verwobener Kompetenzen
Die Kompetenzen einer Entwicklungsperiode, die die Anpassung eines Menschen an die Umwelt verbessern, bereiten die Kompeten- zen der nächsten Periode vor. Somit fördert die frühe Anpassung die spätere Anpassung. Ähnliches gilt für die Entwicklung von abweichendem Erleben und Verhalten. Frühe Fehlanpassungen können bei neu anstehenden Entwicklungsaufgaben zu weiteren problematischen Fehlanpassungen führen. Sich in dieser Weise zunehmend aufschaukelnde Kompetenzdefizite bilden dann möglicherweise die Grundlage für die Entwicklung einer psychischen Störung.
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Bindungstypen Mit Hilfe des „Fremde Situation-Tests“ konnten unterschiedliche Bindungstypen bei einjährigen Kindern ermittelt werden: sichere Bindung (52%), unsicher-vermeidende Bindung (35%) unsicher-ambivalente Bindung (8%), desorientiert-desorganisierte Bindung (5%).
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Folgen verunglückter Bindungserfahrungen
Es lassen sich 3 Arten der Deprivation von Bindung unterscheiden: quantitativ ungenügende Interaktion Diskontinuität in der Interaktion (Trennungserlebnisse) qualitativ gestörte Interaktion
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Folgen von quantitativ ungenügender Interaktion
Betrifft sowohl Kinder, die aufgrund ihrer Unterbringung in Heimen oder Pflegestätten über quantitativ ungenügende Interaktionsangebote verfügen, als auch Kinder, die eine Bindungsfigur zur Verfügung haben, aber nicht in ausreichen- dem Ausmaß. Eine extreme Variante der quantitativ ungenügenden Interaktion stellt die Unterversorgung und Vernachlässigung des Kindes dar. In verschiedenen Studien konnte als Folge eine Retardierung der körperlichen, emotionalen, sozialen, kognitiven und sprach- lichen Entwicklung sowie das Auftreten von Verhaltensstörun- gen beobachtet werden.
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Folgen von Trennungserlebnissen (Diskontinuität der Interaktion)
Das (häufige) Erlebnis des drohenden Verlustes von wichtigen Bindungspersonen erhöht die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Angststörungen, das Erlebnis des tatsächlichen Verlustes die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Depression.
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Folgen einer qualitativ gestörten Interaktion
Sichere Bindung durch feinfühliges Verhalten der Bezugspersonen Unsicher-vermeidende B. als Folge von unresponsiven, zurück- weisenden Bezugspersonen bzw. einer überstimulierenden, nicht auf die Grenzen des Babys bedachten Fürsorge Unsicher-ambivalente B. als Folge inkonsistenter Fürsorge Desorganisiert-desorientierte B. als Folge einer in hohem Maße unzureichenden Fürsorge Unsichere Bindungsmuster erhöhen die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von psychischen Störungen, eine sichere Bindung stellt eine wichtige risikomildernde Bedingung dar.
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Definition „Kindesmisshandlung“
Als Kindesmisshandlung werden alle Muster der (vorwiegend elterlichen) Betreuung von Kindern verstanden, die die Minderjährigen Risiken aussetzen, einschließlich der Zurückweisung, der Isolierung, der Terrorisierung, des Ignorierens oder der Korrum-pierung durch das Fördern devianten Verhaltens.
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Formen der Kindesmisshandlung
Körperliche Misshandlung Vernachlässigung Psychische Misshandlung Sexueller Missbrauch
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Folgen körperlicher Misshandlung und Vernachlässigung
Insgesamt muss man davon ausgehen, dass chronische Misshandlungen in der Kindheit ein erhöhtes Risiko für ein breites Spektrum an verschiedenen psychischen Störungen bergen. Betroffene zeigen in Untersuchungen geringere Selbstachtung, höhere Angst- und Depressionswerte, weisen mit größerer Wahrscheinlichkeit Alkohol- und Drogenmissbrauch, posttraumatische Belastungsstörungen, Suizidversuche und Einweisungen in die Psychiatrie auf sowie ein (ca.) vierfach höheres Risiko für die Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen.
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Langzeitfolgen von sexuellem Missbrauch
Sexueller Missbrauch kann bei nahezu allen Störungen als Entstehungs-bedingung eine Rolle spielen. Besonders genannt werden: schwere Störungen der Persönlichkeit Essstörungen (v.a. bei Frauen) Abhängigkeit von Substanzen Depression Posttraumatische Belastungsstörung interpersonelle Störungen (Partnerschaftsprobleme, generell Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen) Suizid, selbstdestruktives Verhalten sowie sexuelle Störungen (in unterschiedlichster Richtung)
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