Die Stellung von Milch im Modernen Ernährungssystem

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 Präsentation transkript:

Die Stellung von Milch im Modernen Ernährungssystem MILCHSTRÖME Die Stellung von Milch im Modernen Ernährungssystem

Literatur Höhmann-Hempler, Gesine (Hg.): Milch (=BUKO Agrar Dossier 23). Stuttgart: Schmetterling-Verlag 2000

Milchwirtschaft in der EU „In Europa leben 28 % aller Kühe, rund 26 % der weltweiten Kuhmilcherzeugung findet hier statt. Im Jahr 1999 wurden in der EU von 20,9 Mio. Kühen 114,5 Mio. t Milch erzeugt.(...) Die durchschnittliche Milchleistung beträgt in der EU 5.400 l pro Kuh und Jahr.“ (Höhmann-Hempler 2000: 12)

Milch - kulturgeschichtlich Um 8.000 a.t. wurden domestizierte Rinder in Kleinasien gehalten. RINDER sind die einzigen Zugtiere liefern Milch und Fleisch liefern Häute, Talg und Horn werden z.T. als Opfertiere eingesetzt

Die Kuh als Heilige, als Göttin Kulthandlungen mit Rindern (z.B. Tempelzeichnungen in Kreta) Astarte die Kuhgöttin herrscht in der Kosmogonie der Hethiter gemeinsam mit dem Stier über die gesamte Schöpfung Hathor, ägyptische Himmelsgöttin der Liebe und Freude dargestellt in Gestalt einer Kuh oder einer Frau mit Kuhhörnern  Baal, das goldene Kalb (Buch Moses) im christlichen Glauben reduziert sich die Bedeutung der Kuh auf die Hörner des Teufels

Milch-Zauber Im MA viele Mythen um das Wegzaubern von Milch Den Frauen wird nachgesagt, dass sie den Kühen die Milch weghexen könnten und durch die Wand in ihren Krügen auffangen. Oder, als Falter getarnt, würden sie die Milch, Molke oder Butter forttragen. „Schmetterling“  [weg]schmettern (Milchrahm) „butterfly“  Falter, der die Butter wegträgt

Verzehrgewohnheiten Milch wurde immer gesäuert,und ausschließlich in der Form von Butter und Käse konsumiert. Es galt als unschicklich, pure Milch zu trinken. Diese war Kindern, Schwangeren und Alten vorbehalten.

Milchwirtschaft 300 p.t. entwickelte Milchwirtschaft im Imperium Romanum mit Höchstpreisver-ordnungen für Käse Im 8. Jh.: in Ackerbauregionen; Viehhaltung in Hutungen (Lichte Baumbestände) Wäldern Küstengebieten

Milchhandel Butter- Ex- und Importe im MA 12. Jh. Deutsche Kaufleute importieren erheblich Mengen Butter aus Norwegen 14. Jh. Holland, Friesland und Flandern  wichtigste Milchproduzenten für den euroäischen Markt

Milch im Modernen Ernährungssystem (=MES) 19. Jahrhundert - Entwicklung von MOLKEREIWESEN ZUCHT MELKTECHNIK

Molkereiwesen 1877 Erfindung der Zentrifuge Händisch 20 Liter Milch  0,5 kg Butter Zentrifuge 14 Liter Milch  0,5 kg Butter Zur Herstellung von Butter wird die Sahne von der Milch abgeschöpft oder abzentrifugiert und anschließend pasteurisiert und gestoßen (gebuttert). Dabei koaguliert die Butter (sie flockt aus). Diese Rohbutter wird dann geknetet und mit Wasser ausgewaschen.

Zentralisation durch Molkereiwesen Ende 19.Jh. Aufbau von genossenschaftlichen wie privaten Molkereien Vor und nach dem 1. Weltkrieg setzte eine Gründungswelle von Molkereien ein. Auswirkung auf die traditionelle Milchverarbeitung Das Buttern und Käsen wurde aus der Hand der bäuerlichen Betriebe in die Molkerei abgegeben.

Zucht Landschläge (nicht in Reinzucht veredelte Rassen) wurden durch Einkreuzung milchbetonter Rassen verändert. 1885 wurde unter dem Namen „Holstein- Friesian“ in den USA das Herdbuch der milchreichsten Rinderrasse gegründet. Die Festlegung auf Standardtypen als Voraussetzung für die Aufnahme in das Herdbuch  Vereinheitlichung der Rassen

Zuchtergebnis 1860 lag die Durchschnittsleistung einer Kuh unter 2000 Liter Milch pro Jahr 1996 lag sie in Deutschland bei 5.510 Liter pro Jahr Das Holstein-Friesian-Rind gibt die meiste Milch, durchschnittlich 7 890 Kilogramm pro Jahr.

Provinz Alberta gezüchtet. Kanadische Rinder Etwa ein Drittel aller kanadischen Rinder wird auf Farmen der Provinz Alberta gezüchtet. Art Twomey/Photo Researchers, Inc./Hollywood Edge "Kanadische Rinder."Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. ©vorbehalten.

Melktechniken 1855 Erfindung des Pulsators Seit 1950er praktisch Ende des Handmelkens 3 Minuten pro Kuh Milchproduzierende Betriebe steigern Kapitalsausstattung

Nachfrage Ab 19. Jh. vermehrt Butterexport von Kontinentaleuropa nach Großbritannien Milchbedarf der Städte wird zunehmend über Zwischenhandel organisiert 1862 Milchverkaufsordnung in München

Stellenwert der Milch in der Ernährung Milch direkt von der Kuh ist nicht homogenisiert, nicht Pasteurisiert, nicht entrahmt und ist dem jahreszeitlich bedingten Futterwechsel und damit schwankenden Inhaltsstoffen unterworfen. Die Milch hingegen, die die Molkerei verlässt, ist ein standardisiertes Produkt.

Erzeugerquoten weltweit ERZEUGER PRODUKTION 1997 (in Tausend Tonnen) Weltproduktion 471 794 USA 71 072 Indien 34 500 Russland 34 000 Deutschland 28 750 Frankreich 24 980 Brasilien 19 100 Ukraine 15 300 Großbritannien 14 163 "Milch: Wichtigste Erzeugerländer. "Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Auswirkungen auf EL Rund 40.000 Tonnen Milchpulver bzw. gesüßte Kondensmilch werden von der EU jährlich in die frankophonen Länder West- Afrikas exportiert. SENEGAL Im Senegal kostet 1 Liter Milch aus subventionierten EU-Milchpulver 160 FCFA (=France de Communate de L‘Afrique del Oueste) 1 Liter Milch aus lokaler Produktion kostet rund 350-400 FCFA. (Höhmann-Hempler 2000: 15)

Transport Die Trocknung von Milch oder das Eindampfen zu Kondensmilch sind Voraussetzung für den Handel mit Milchprodukten über weite Entfernungen.

Babynahrung „Wenn mein Referat eine juristische Bezeichnung hätte, müsste es mit ‚Milch und Totschlag‘ betitelt werden: Wer wie ich täglich das durch unzureichende Ernährung hervorgerufene Massaker der Unschuldigen sieht, der muss fehlgeleitete Propaganda über Babyernährung für die kriminellste Form von Aufwiegelung halten, und die sich daraus ergebenden Todesfälle sollten als Mord bezeichnet werden.“ Dr. Cicely D. Williams: Milch und Mord. Vortrag vor dem Rotary Club in Singapur 1939. Zitiert nach: Groß, Elke (1989): Zum Beispiel Babies. Göttingen: 80

Nestlé-Skandal 1974 Bericht „The Babykiller“ 1981 WHO-Kodex verbietet u.a. „Werbung, die sich direkt an potentielle VerbraucherInnen wendet (Schwangere, Wöchnerinnen etc.)“ Boykott als politisches Mittel? Maggi, Thomy, Bärenmarke, Milupa, Elite, Chambourcy, Nesquick, Nescafé etc.  alles Produkte von Nestlé

Historische Alternativen zum Stillen Abbildungen entnommen aus: Fildes, Valeri A. 1986: Breasts, Bottles and Babies. A History of Infant Feeding. Edinburgh University Press: Edinburgh