Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft

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 Präsentation transkript:

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Mit den Händen reden – mit den Augen hören Was ist Gebärdensprache? (Dauer ca. 5 Minuten) Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Was sind Gebärdensprachen? Gebärdensprachen sind visuelle Sprachen, die im Gegensatz zu Lautsprachen nicht mit der Stimme gebildet werden, sondern mit den Händen, der Körperhaltung und der Mimik. Sie sind also nicht akustisch, sondern visuell. Gebärdensprachen haben genauso wie Lautsprachen eine Regeln (eine eigene Grammatik). Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 1 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Wer verwendet Gebärdensprache? Gebärdensprache ist die natürliche Muttersprache von gehörlosen und stark schwerhörigen Menschen. Sie kann aber auch von Hörenden gelernt und verwendet werden. Gehörlose Menschen kommunizieren normalerweise miteinander in Gebärdensprache. Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 2 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Gibt es mehr als eine Gebärdensprache? Genauso wie man es von Lautsprachen kennt, hat jedes Land auch seine eigene Gebärdensprache(n). So wird zum Beispiel in den USA die Amerikanische Gebärdensprache (ASL) verwendet, in Großbritan-nien die Britische Gebärdensprache (BSL), in Österreich die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) und in Deutschland die Deutsche Gebärdensprache (DGS). Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 3 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Gibt es Dialekte bei Gebärdensprachen? Wie in jeder Gebärdensprache gibt es auch innerhalb der Deutschen Gebärdensprache (DGS) regionale Unterschiede. So gibt es oft für einen Ausdruck je nach Region verschiedene Gebärden. Da Gebärdensprachen weniger standardisiert und nicht verschriftlicht sind, ist hier nach wie vor eine große Variation zu finden. Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 4 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Sind sich DGS und Deutsch ähnlich? Die Grammatik von DGS hat fast nichts mit der Grammatik des Deutschen zu tun. DGS funktioniert in vielerlei Hinsicht eher wie afrikanische oder asiatische Sprachen, hat aber auch gewisse Ähnlichkeiten mit dem Englischen (vgl. auch Folie 9). DGS verwendet z. B. viel Reduplikation (für Plural oder Aspekt), hat eine starke verbale Kongruenzflexion, markiert Zeit-information mithilfe von Adverbialen, hat Klassifikatoren ... Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 5 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Sind Gebärdensprachen pantomimisch? Die Bedeutung der meisten Gebärden ist nicht transparent und muss genauso wie die Bedeutung von Wörtern in Lautsprachen gelernt werden. Zudem ist auch bei einigermaßen transparenten Gebärden die Art und Weise, wie die Gebärde ausgeführt wird, klar festgelegt. Gebärdensprachen haben allerdings im Unterschied zu Laut-sprachen die einzigartige Möglichkeit, pantomimische Elemente in das Gebärden einzubauen. Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 6 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Lässt sich mit Gebärdensprachen über abstrakte Dinge reden? Mit Gebärdensprachen lassen sich nicht nur konkrete Situationen bildlich beschreiben. Man kann sich in Gebärdensprache auch über Themen wie Politik, Wissenschaft und Gefühle unterhalten. Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 7 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Wie funktionieren Gebärdensprachen? Die Ausführung einer Gebärde dauert länger als das Aussprechen eines Wortes. Gebärdensprachen sind jedoch vierdimensional und können deshalb im Gegensatz zu Lautsprachen mehrere Dinge gleichzeitig ausdrücken. Deshalb kann man sich in Gebärdensprachen genauso schnell verständigen wie in Lautsprachen. Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 8 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Wie ist DGS aufgebaut? In DGS gibt es wie in jeder anderen Laut- und Gebärdensprache grammatische Regeln. Bei vielen Verben ändert sich die Richtung der Gebärde, je nachdem, wer oder was Subjekt und Objekt ist. Helfe ich z. B. dir, bewegt sich die Gebärde des Verbs ‘helfen’ vom blauen Punkt 1 (= 1.Person) zum roten Punkt 2 (= 2. Person). Hilft eine dritte Person mir, dann beginnt die Gebärde dagegen am grünen Punkt 3 (= 3. Person) und endet am blauen Punkt 1 (vgl. Bild rechts). In DGS kongruiert das Verb also mit Subjekt UND Objekt Der Gebärdenraum Aussagesatz neutrale Mimik Fragesatz Augenbrauen hochgezogen Befehlsatz Augenbrauen runtergezogen Satzmarkierung in DGS Der Unterschied zwischen einem Aussage-, Frage- und Befehlsatz wird zum Beispiel mithilfe der Augenbrauen markiert. Das Verb steht normalerweise am Ende eines Satzes und stimmt oft mit dem Subjekt und Objekt überein. Zeitinformation steht dagegen immer am Satzanfang und wird nie am Verb markiert. Viele grammatische Zusatzinformationen werden mithilfe von Mimik ausgedrückt. Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 9 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Wie lernt man Gebärdensprache? Gehörlose Kinder mit gehörlosen Eltern erwerben die Gebärdensprache ganz natürlich als Muttersprache. Erwachsene Menschen können eine Gebärdensprache ganz normal als Fremdsprache lernen. Linguistische Studien zeigen, dass der Erwerb einer Gebärdensprache ähnlich verläuft wie der Erwerb einer Lautsprache – vorausgesetzt, die gehörlosen Kinder wachsen in einer gebärdensprachlichen Umgebung auf. Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 10 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Warum sprechen Gehörlose beim Gebärden? Manchmal nutzen Gehörlose das Mundbild (stilles Mitsprechen) um Gebärden voneinander zu unterscheiden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ganze Sätze aus der Lautsprache mitgesprochen werden. Mundbilder geben nur Teile eines gesprochenen Wortes wieder und sind vor allem auf Inhaltswörter begrenzt. Zudem verwenden viele Gebärdensprachen keine Mundbilder. Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 11 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Was ist das Fingeralphabet? Das Fingeralphabet wird verwendet, um Abkürzungen (z. B. ZDF), neue Fremdwörter wiederzugeben und Namen von unbekannten Personen oder Orten. Bekannte Personen und Orte haben eine eigene Namensgebärde. Orte und Personen haben eine eigene Namensgebärde. Eine Namensgebärde kann z. B. auf charakteristische Eigenschaften des Ortes/der Person oder auf lautsprachlichen Namen zurückgehen. Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 12 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Namensgebärden berühmter Politiker (1) (Quelle: Die Zeit 37, 2005) Oskar Lafontaine Angela Merkel Gerhard Schröder Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 13 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Namensgebärden berühmter Politiker (2) (Quelle: Die Zeit 37, 2005) Joschka Fischer Guido Westerwelle Wissenschaftsmarkt 2005 zum Anfang 14 von 14

Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft Mit den Händen reden – mit den Augen hören Ende der Präsentation Bitte klicken sie auf die grüne Schaltfläche um zum Anfang zurückzukehren Wissenschaftsmarkt 2005 Schluss