Einführung in die Europäische Ethnologie

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Grundbegriffe der Pädagogik: Bildung, Sozialisation, Erziehung
Advertisements

Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich
Das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung
Sozialisation als Rollenlernen
Workshop Rickling 18. August 2012
Sozialpsychologie = Beschreibt die Art, wie Menschen soziale Realität konstruieren, wie sich Einstellungen und Vorurteile bilden und verändert werden.
Nachahmung/Imitation:
Was ist das eigentlich – unser Selbst? Daniel Hell
Interkulturelle Kompetenz der Lehr- und Fachkräfte LWL Münster 10./
Name of speaker Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich ICH BIN EINE EIGENE WELT…DU BIST.
Referat von Natalia & Derya PA LK 13/II (BU)
Raumbezogene Identitäten nach Peter Weichhart
Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 PD. Dr. Joachim Renn 28. Nov. Differenzierung der Person II – Sozialisation/ Individualisierung:
Do. 10. Dez.: IV. „Hermeneutik“
Geschlecht – Umwelt - Generation
HCI – Tätigkeits Theorie (Activity Theory)
George Herbert Mead Soziale Handlungen: das Verhalten eines Individuums stellt einen Reiz für ein anderes dar, um in einer bestimmten Weise wiederum auf.
Soziale Interaktion und Alltagsleben
Raumbezogene Identität Virtuelle Denk- und Handlungsräume
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Pädagogische Beobachtung und diagnostische Gesprächsführung
Vygotsky ( , Sowjetunion).
Identität und Identifikation
Grundbegriffe von Piagets Theorie
Soziologische Handlungstheorien
Körper und Wissen Hans Joas: Kreatives Handeln.
Prof. Dr. Fritz Böhle WS 2007/2008 Referentin: Beata Lutz
Einführung in die Europäische Ethnologie Teil 4 WS 2010/11 Prof. Dr. Johannes Moser Folien unter: muenchen.de/download/index.html.
Evangelische Jugend im Kirchenkreis An Nahe und Glan Kinderfreizeit 2007 und 2008 Ein Beitrag zur Frage: Was soziale Bildung Plus auch ist.
Vorlesung 1 Methoden & Diagnostik in der Sozialen Arbeit
Geschichtsbewusstsein
Einführung in die Europäische Ethnologie
Einführung in die Europäische Ethnologie
Sozialisationstheorien
Einführung in die Europäische Ethnologie
Einführung in die Europäische Ethnologie
Einführung in die Europäische Ethnologie
TEIL I Ökonomisches System Medien- System Gesellschafts- System
Übersicht: Interaktion, Sozialisation, Rolle, Person
Übersicht: Gesellschaft, Kultur, Institution, Organisation
Die psychosoziale Entwicklung
Glück Das Empfinden von Glück ist sowohl ein Gefühl als auch ein Zustand, in dem sich eine Person befindet, und der sich durch ein allgemeines, oft unbewusstes.
Teenager brauchen mehr Liebe
Tov, Kunz & Stämpfli (2013) Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit. Professionalität durch Wissen, Reflexion und Diskurs in Communities of Practice.
Europäische Identitat?
Perspektive Gemeinwesen? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Einführung in die Europäische Ethnologie WS 2013/14 Prof. Dr. Johannes Moser.
Von der Fachschaft Pädagogik: Behrends, Fischer, Kussel, Reinecke
Referent: Dr. Stefan Wolter
Soziale Interaktion und Alltagsleben
Interkulturelle Kompetenz
Inhalt 1. Rückblick (mit kleinen Ergänzungen) Qualitative Unterschiede zwischen sprachlicher und gestischer Kommunikation Genese des Selbstbewusstseins.
Einführung in die Europäische Ethnologie
Was meinen wir, wenn wir sagen, was wir denken? Was denken andere, wenn sie hören, was wir sagen, was wir denken? Mal‘ sehn!
1 Strukturierung von Situationen (Strukturierung als Lernkomponente) Thomas Höpfel Seminar für Rechtstheorie und Rechtsinformatik WS 2004/05.
GK/LK Sozialwissenschaften
Betteln – Bedürfnisse, Ambivalenzen, Dilemmata
Die Realität des Simulationsbildes. Raum im Computerspiel.
Konstruktivismus Konstruktivismus geht davon aus, dass Informationen nicht einfach aufgenommen, verarbeitet und gespeichert werden, sondern dass sie durch.
Pädagogische Psychologie
Grundlagen der Integrativen Therapie
Das Fach „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“ stellt sich vor
Fachtagung der Bundesvereinigung Lebenshilfe: Migration und Behinderung: Zugangsbarrieren erkennen – Teilhabe ermöglichen 29.–30. September 2015 in Berlin.
"Und wieso macht du das?" Wie kommen Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit aus der Revanzfalle?
GK/LK Sozialwissenschaften Informationen Klasse 9 1. Februar 2016.
Prof. Dr. Andreas Voss, Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg Präsentation am Freitag, 27. März 2009, TU Dortmund, Fakultät Erziehungswissenschaft.
Einführung in die Europäische Ethnologie
Theater auf dem Theaterplatz
George Herbert Mead: Gesellschaft, Identität
Schritte auf dem Weg zu interkultureller Kompetenz
 Präsentation transkript:

Einführung in die Europäische Ethnologie WS 2013/14 Prof. Dr. Johannes Moser

Einführung in die Europäische Ethnologie 2 Alltag Kultur – Alltag Riehl: „alltägliches Daseyn“ Alltag – Festtag Wiederholte, routinisierte Handlungen Perspektive auf Alltag Wahrnehmungsform des Alltags Edmund Husserl: Theorie der Lebenswelt Unhinterfragbare Wirklichkeit

Einführung in die Europäische Ethnologie 3 Intersubjektive Geltungswirklichkeit Alfred Schütz „Strukturen der Lebenswelt“ (Schütz und Thomas Luckmann) Schütz meinte, die alltägliche Lebenswelt sei jener Wirklichkeitsbereich, an dem der Mensch unausweichlich in regelmäßiger Wiederkehr teilnimmt. In die alltägliche Le-benswelt kann er eingreifen und er kann sie verändern, indem er in ihr wirkt.

Einführung in die Europäische Ethnologie 4 Kommunikative Umwelt „Fraglose“ Gegebenheiten der alltäglichen Lebenswelt: körperliche Existenz von anderen Menschen Bewusstsein, das dem meinen ähnlich ist gleiche Bedeutung der Umwelt Wechselbeziehung mit Mitmenschen Verständigungsmöglichkeit Historische Dimension Rahmenbedingungen wenig beeinflussbar

Einführung in die Europäische Ethnologie 5 Intersubjektive Welt vertrauter Wirklichkeit Ererbter und enkulturierter Wissensvorrat Komplexität des Alltags erfordert Routinen: Z.B. Normalitätsvorstellungen Typisierungen Alltag ist also ein besonderer Typus der Erfahrung, des Handelns und des Wissens Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ (Peter Berger /Th. Luckmann)

Einführung in die Europäische Ethnologie 6 Symbolischer Interaktionismus George Herbert Mead, Herbert Bulmer, auch Erving Goffman Interaktion = Austausch von Symbolen Aufmerksamkeit für Details der interperso-nellen Interaktion (inbes. face-to-face) Erving Goffman: „Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag“ Rollen als sozial definierte Erwartungen

Einführung in die Europäische Ethnologie 7 Goffmans Bühnenmodell Impression Management Vorderbühne/Hinterbühne E. Goffman: „Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität“ Stigma-“Korrektur“ Ethnomethodologie Untersuchung der von Laien benutzten Methoden

Einführung in die Europäische Ethnologie 8 Sinnentschlüsselung Sozialer Kontext entscheidend Interesse für Hintergrunderwartungen Krisenexperimente Unausgesprochene „kulturelle“ Annahmen Konventionen als fundamental für das soziale Leben

Einführung in die Europäische Ethnologie 9 Alltagstheorie als Gesellschaftsanalyse Henri Lefèbvre: „Kritik des Alltagslebens“ Utz Jeggle: Alltag wird Thema, als er in die Krise gekommen ist Kritik an kapitalistischen Produktionsver-hältnissen Alltag taucht in der Volkskunde rund um Falkenstein auf „Wende zur Lebenswelt“ (Gerhard Heil-furth; Ina-Maria Greverus)

Einführung in die Europäische Ethnologie 10 Identität Übereinstimmung eines Gegenstandes mit sich selbst Sozialpsychologie/Entwicklungspsychol. George Herbert Mead (1863-1931) Erik H. Erikson (1902-1994) Entwicklung der Ich-Identität ein langwie-rigen Prozess Stufenmodell der psychosozialen Entwick-lung

Einführung in die Europäische Ethnologie 11 Erik H. Erikson

Einführung in die Europäische Ethnologie 12 Phasen Psychosoziale Krisen Radius wichtiger Beziehung. Grundstärken Kernpathologie/ Grundlegende Antipathien Ich-Erkenntnis I: Säuglingsalter Grundvertrauen / Grundmisstrauen Mütterliche Person Hoffnung Rückzug Ich bin, was man mir gibt II: Kleinkindalter Autonomie / Scham + Zweifel Eltern Wille Zwang Ich bin, was ich will III: Spielalter Initiative / Schuldgefühl Kernfamilie Entschlusskraft Hemmung Ich bin, was ich mir vorstellen kann zu werden IV: Schulalter Regsamkeit / Minderwertigkeit Nachbarschaft/ Schule Kompetenz Trägheit Ich bin, was ich lerne V: Adoleszenz Identität / Iden-titätskonfusion Peer-Groups und fremde Gruppen Treue Zurückweisung Ich bin, was ich bin VI: Frühes Er-wachsenenalter Intimität /Isolierung Partner, Freund-schaft, Sexuali-tät, Wettbewerb, Zusammenarbeit Liebe Exklusivität Ich bin, was mich liebenswert macht VII: Erwach-senenalter Generativität / Stagnation Arbeitsteilung und gemeinsa-mer Haushalt Fürsorge Abweisung Ich bin, was ich bereit bin zu geben VIII: Alter Integrität /Verzweiflung „Die Menschheit“, Menschen meiner Art“ Weisheit Hochmut Ich bin, was ich mir angeeignet habe

Einführung in die Europäische Ethnologie 13 Identitätsaufbau räumlich, körperlich, psychisch, emotional und sozial Anselm Strauss Soziale Dimension von Identität Auseinandersetzung mit anderen Men-schen Identität als ein ständiger Balanceakt Identität meint nichts Festes oder Starres Übereinstimmung des Individuums mit sich selbst und seiner Umgebung

Einführung in die Europäische Ethnologie 14 Kontinuität/Wandel Aushandlungsprozess Ich-Identität und kollektive Identität „Krise der Identität“ Stuart Hall; Zygmunt Bauman; Heiner Keupp Dezentrierung/Fragmentierung Konkretes Aushandeln in konkreten Situationen

Einführung in die Europäische Ethnologie 15 Identitätsverlust – Überidentifikation – Identitätskrisen Identitätskonstruktionen nach Bauman Lokale & regionale Identitätskonstruktion Raumorientierungsmodel nach Greverus 4 Raumorientierungen instrumentale Raumorientierung kontrollierende Raumorientierung soziokulturelle Raumorientierung symbolische Raumorientierung