Arvid Graeger Erfahrungen, Gedanken und Empfehlungen

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 Präsentation transkript:

Arvid Graeger Erfahrungen, Gedanken und Empfehlungen 28.05.1999 B-Einsätze Erfahrungen, Gedanken und Empfehlungen Städt. Oberbrandrat Dipl.-Ing. Ulrich Cimolino Abteilungsleiter Technik, Ref. 10 (Umweltschutz) vfdb, PG 9 „Bioterrorismus“ Feuerwehr Düsseldorf

PNP vom 19.12.2001, S. 2 Gilt das „monatelang diskutieren statt handeln“, so auch für human-bedrohliche Seuchen? Natürlich JA! Beispiel: Milzbrand-“Anschläge“

„Entscheidende Trennung zwischen Risikobewertung und -management“?? Nach welchen (falschen?) Einsatz-einschätzungen funktioniert dann die tägliche Gefahrenabwehr?

PNP vom 19.12.2001, S. 8 Bedrohungslage also vorhanden...

Ist das so? Verdachts- bzw. vorsorgliche Einsätze fielen einige an. Die Ergebnisse sind eine Katastrophe für sich ...

„Wir haben Notfallpläne ausgearbeitet, aber es ist nichts davon übrig geblieben.“ Nur in Bayern? Welche Notfallpläne? Wie schnell vor Ort verfügbar? Ausbildung der Einsatzkräfte?

Meine „B“-Erfahrungen.... Tollwut (bei Haustier) MKS Milzbrand -Lagen

Tollwut Unterstützung für Veterinäramt Mehrere potenziell Infizierte Zeitkritisch Information der Bevölkerung Probleme mit Gegenmittel Ferienbeginn! „Aufspüren“ von Kontaktpersonen über Interpol bis ins ehem. Jugoslawien bzw. Spanien...

„MKS“-Erfahrungen Nach ersten „Verdachts-Fällen“ in Deutschland sofortige SAE-Einberufung zur stadt-internen und ämterübergreifenden Abstimmung und Klärung der Zuständigkeiten

Probleme KEINE überörtliche Abstimmung (Unterschiedliche Sperrbezirksradien!!!) KEINE überbehördliche Abstimmung Andernorts entgegen der vorhandenen Warnungen Einsatz von äußerst aggressiven Desinfektionsmitteln durch nicht ausgebildetes Personal ... Klagen gegen Einsatzleiter wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung ...

MKS-Desinfektion www.THW.nrw.de Optischer Eindruck? Vorgehen vergleichbar? Eindruck in der Öffentlichkeit? www.THW.nrw.de www.feuerwehr-muenchweiler.de

„Milzbrand“-Erfahrungen Nach dem ersten Fall in den USA kurz darauf der erste „Verdachtsfall“ in Düsseldorf. Für ca. 3 Wochen „Hauptzeit“: Insgesamt > 1000 Fälle bei der Polizei gemeldet Davon ca. 100 vom Gesundheitsamt alleine bewältigt, davon 46 mit Proben. Nur ca. 30 mit Unterstützung der Feuerwehr abgehandelt. Maximal an einem Tag durch die Feuerwehr 6 Fälle zeitgleich in „Bearbeitung“!

Anthrax in Düsseldorf Vorarbeiten abteilungsübergreifend innerhalb der Feuerwehr. VOR erstem Verdachtsfall schon kollegiale Abstimmung zwischen den diensthabenden Einsatzleitern der Feuerwehren D, E und DO über die zu treffenden Maßnahmen. Intern wie bei MKS anschließend SAE-Sitzung.

Einsatzempfehlungen ?? Lange KEINE „offiziellen Empfehlungen“ „Versehentliche“ Veröffentlichung eines Abstimmungspapiers als RdErl. (CSA-Empfehlung....) Wieso überhaupt „Abstimmung“ der RKI-Fachmeinung mit den Ländern??? Korrektur dann Tage später. Bis zum „Schluß“ KEINE einheitliche Fachmeinung zur Desinfektion erkennbar...

Schutzmaßnahmen im TV Nichts Filter und Einweganzüge Filter und „leichte“ CSA PA und Einweganzüge PA und „leichte“ CSA PA und CSA PA und CSA und „nichts“ am Dekon-Platz oder offenem „Umfüllen“ von Pulver...

Milzbrand „live“ Optischer Eindruck? Vorgehen vergleichbar? Eindruck in der Öffentlichkeit?

Ergebnisse Verunsicherung der Bevölkerung! Totale Verunsicherung und erhöhter Aufklärungsbedarf bei den Einsatzkräften!! KEINE funktionierende Abstimmung in und zwischen den Verbänden (AGBF, DFV, vfdb). Spielball der Medien (was wäre, wenn wirklich etwas gewesen wäre?)

Desinfektion? Völlig unklare Desinfektions-/Dekon-Vorgaben! Haut, Flächen, „Das Freie“? „Empfehlungen“ und Maßnahmen: Seife (!), Wasser, dann desinfizieren... RD-Desinfektionsmittel (Hände oder/und Flächen?) Formaldehyd (FD) (Na-)Hypochlorit (NHC) Peressigsäure... (PES) Firmenprodukte....

Desinfektionsproblematik Zwei Einheiten je verschiedene Mittel? (Hypochlorit + Peressigsäure = Feuerwerk?) Krebserregende Desinfektionsmittel? Einwirkzeiten? (10 min, 1 h, 4 h...??) Aufbringart? (Sprühen, reiben, dampfen?) Konzentrationen? Uni GI: 0,2 % Peressigs. (PES) MASG: RLP 10 % Formald. (FD). o. 2 % PES S&M: PERFORM 0,5 %

Arvid Graeger 28.05.1999 Ursachenforschung... „Bio“-Einsätze äußerst selten, Risiken meist lokal begrenzt (Labore, einzelne Erkrankungen) keine praktischen Erfahrungen Vorbereitungen oft eher theoretisch Problembewußtsein bei Einsatzkräften gering (Infektionstransporte = Routineaufgabe) oder zu hoch (Apokalypse steht kurz bevor) Akzeptanz von FW-Forderungen gering „Fachkräfteproblem“ Katastrophenschutz hat wenig/keine Lobby...

Ursachenforschung (2) Fokus stark von akuten Ereignissen geprägt Arvid Graeger 28.05.1999 Ursachenforschung (2) Fokus stark von akuten Ereignissen geprägt gestern hämorrhagische Fieber (z.B. Ebola) oder MKS heute „Milzbrand-Briefe“ morgen ...? Fachberatung bisher wenig praktiziert kaum Kenntnisse von Möglichkeiten und Grenzen der Gesundheitsämter keine einheitliche Linie in der Fachmeinung erkennbar Verunsicherung der Einsatzkräfte Wahl des maximalen Schutzes

Arvid Graeger 28.05.1999 Zuständigkeiten! Für Terroranschläge: zunächst Ordnungsbehörde und Polizei verantwortlich Plausibilisierung & Bewertung Für B-Bedrohungen ist das Gesundheitsamt oder das Veterinäramt zuständig Bewertung VOR ORT BEI BEDARF Anforderung der FW Feuerwehr wird nur unterstützend tätig!! Amts- bzw. Behördenhilfe

Zusammenarbeit Absprachen im Vorfeld (z.B. in einem Stab) zwingend Arvid Graeger 28.05.1999 Zusammenarbeit Absprachen im Vorfeld (z.B. in einem Stab) zwingend Abfrage von Notrufen bei Polizei und FW nach einheitlichem Schema Verhaltenshinweise für Anrufer geben Verständigungsreihenfolgen OA/Polizei  Gesundheitsamt/Veterinäramt  FW gemeinsame Einsatzleitung bilden, Einsatzleiter?

Taktik für FW-Tätigkeiten Arvid Graeger 28.05.1999 Taktik für FW-Tätigkeiten Vorhandene „offizielle“ Regeln vfdb-Richtlinie 10/02 (eigentlich nur Arbeitsstätten!) RKI-Empfehlungen Einsatzmaßnahmen (nach Absprache!) Betroffenen Bereich räumen Betroffene registrieren Probe nehmen und Objekt asservieren Ggf. desinfizieren (aber WIE?!?) Betroffenen Bereich verschließen, ggf. versiegeln „Dekon“-Maßnahmen Freigabe erst nach negativer Verifizierung

Arvid Graeger 28.05.1999 Schutzausrüstung Auswahl in Absprache mit dem Gesundheitsamt/Veterinäramt Mindestens dichtschließende Einmalkleidung, Gummistiefel, Infektionsschutzhandschuhe, darüber stabile Gummihandschuhe, Augenschutz und FF P3-Filter (alternativ Atemschutzmaske mit ABEK P3) Bei höheren Anforderungen an mechanische Festigkeit und/oder Flüssigkeitsdichtigkeit „leichter CSA“ Achtung bei Vollschutzanzügen (CSA): Zeitproblem!!!

Praktikable Zusatzausrüstung Arvid Graeger 28.05.1999 Praktikable Zusatzausrüstung Ausreichend Einmalschutzkleidung und Filter vorhalten (Lieferzeiten beachten!) Ferngreifzangen (z.B. aus Strahlenschutz) Probennahmebehälter & Spachtel o.ä. Folienschweißgerät & Folien Ggf. Überbehälter (z.B. Spannringfässer) Sprühflaschen o.ä. (z.B. für Desinfektion) Silikon, Klebeband u.ä. zum Versiegeln

Arvid Graeger 28.05.1999 „Dekon“ Desinfektion -wenn überhaupt- nur in Absprache mit dem Gesundheitsamt Ausziehhelfer Einwegschutzanzüge etc. Dekon-Verfahren genauestens beachten! Alles aus Schwarzbereich „eintüten“, kennzeichnen (Datum, Uhrzeit, Einsatznummer) und lagern Freigabe, Reinigung oder Vernichtung nach Laborergebnis

Umgang mit dem „Thema“ Schnellstmöglich Information der eigenen Kräfte Arvid Graeger 28.05.1999 Umgang mit dem „Thema“ Schnellstmöglich Information der eigenen Kräfte TV-Bilder, Zeitungsberichte, ... Möglichst wenig Aufsehen erregen! Anfahrt wenn möglich ohne Alarm Absprachen mit der Presse Trittbrettfahrern keine Plattform bieten Nicht alles alleine machen! Zuständigkeiten Überörtliche Hilfe planen/anfordern

„Bio“-Informationsmöglichkeiten Arvid Graeger 28.05.1999 „Bio“-Informationsmöglichkeiten Internet-Auswahl www.rki.de www.feuerwehrmann.de www.anti-terror-info.de www.meditox.org www.cdc.gov www.biogefahr.de Linkliste „Bio-Terror“ als .PDF-File vfdb-RL 10/02 und 10/04 Einsatzleiterhandbuch

Arvid Graeger 28.05.1999 ... Ihre Meinung ?