Familienkrise Pubertät

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
PEER Umfrage Herbst 2008 Jugendliche befragen Jugendliche: Kunst und Kultur in Berlin – was geht mich das an?
Advertisements

Initiative SCHAU HIN! Was Deine Kinder machen.
Mein Kind… … weiß ganz genau, was es werden will. zu Eltern_de/Was möchte Ihr Kind/ weiß genau, was es werden will … hat noch keinen konkreten Berufswunsch.
Kinder befähigen! Anregungen aus der Entwicklungstheorie
Umfrage – Anpassungsfähigkeit der Schüler – Klassen 1
Verantwortung übernehmen heißt Antworten geben-
Den Grat entlang wandern...
Ab heute ist morgen!.
Städt.Conrad-von-Soest-Gymnasium
Inga Schlesinger und Annette Kuhlig
Akzeptierende Jugendarbeit mit rechtsextremen Jugendlichen
Zeitmanagement für Frauen
für Menschen in Veränderung
Gefahren die für Kinder auf Facebook lauern
Was Anfangs nur eine Idee war wurde am zur Wirklichkeit !! Doch welchen Namen sollte der Clan tragen? Der Name sollte etwas ausdrücken !
Die Balance finden mit Triple P
Starke Eltern – Starke Kinder Mehr Freude mit Kindern!
ein neues Unterrichtsfach
Photos et son du Web Text Zum weiterschalten klicken.
Loverboys: Das neue Gesicht der Zuhälterei
Die Lösung aller Probleme
Abenteuer Pubertät.
mit Beispielen aus dem Fußballkreis Aachen
IHR meine lieben Freunde
„Unsere Jugend liebt den Luxus, hat schlechte Manieren,
Probleme lösen „hilf mir!“: ich helfe dir beim Suchen deiner Lösung!
Individuelle Förderung in der OGS im Primarbereich
Ich glaube.
Elternwerkstatt 4. Abend
Geld Das Motivationshaus. 100% Leistungsfreude Bestätigung Respekt Lob
Kompetenzentwicklung in schwierigen Zeiten: Wie man Jugendlichen dabei helfen kann, die eigene Biografie zu gestalten Perspektive Berufsabschluss, Offenbach.
Möglichkeiten des Umgangs mit emotionalem Stress
Unsere Kinder für das Reich Gottes gewinnen
Pubertät.
Lions-Quest „Erwachsen werden“
Sexualpädagogik HZA Herzlich willkommen zum Elternabend „Sexualpädagogik“ an der HZA Freienbach!
Elternwerkstatt 2. Abend
Ihre Probleme, Träume und Lebensziele
Auslösung von Gewalt und Angstzustand
Für dich: Weil wir Freunde sind Osterbuch, 16.Aug. 2009
JL – Training & Beratung
VIA-Elterntraining Inhalt Besprechung der Hausaufgabe
NEIN – böse Absicht ist es nicht!
Thema „Vorsicht, Teenager in der Pubertät“
Computerspiele Computerspiele erfreuen sich bei Kindern und Jugendlichen großer Beliebtheit. Insbesondere Jungen im Alter von 10 bis 15 Jahren sind oftmals.
Projekt: “Probleme der Berufswahl”
Gendersensibilität im schulpsychologischen Alltag
hat schlechte Manieren, macht sich über die Autorität lustig,
Die Rolle der Eltern im Berufswahlprozess ihrer Kinder
Dieses Projekt wird gefördert von:
Heilung Genesung Recovery
Als Familie wachsen - vom Baby bis zur Pubertät Triple P – Erziehung kann man lernen Dipl.-Psych. Yvonne von Wulfen.
Vermeiden Sie den Hauptgrund für Unterrichtsstörungen?
Meine letzte Vorlesung
Überblick Unsere Hoffnungen und Wünsche
Die Angebote der Fachstelle XX
„Und plötzlich sind sie Teenager…“ Modul 3: Die Rolle der getrennt lebenden Eltern.
Die Angebote der Fachstelle …. Themen: Sucht, neue Medien, Essstörungen, Glücksspiel, Sexualität,.. Schadet mir das Kiffen? Trinke ich zu viel Alkohol?
Mentoring Dr. Nadja Tschirner
Liebe lässt sich lernen KommunikationGefühleBindungIntimität.
We are Family! Geschwister von Kindern mit Behinderung.
1  Titel  Referent  30. Mai 2016 Deutscher Lungentag am 17. September 2011 Lungencheck! Atmung OK?
Mobbing in der Schule und im Internet. Was ist Mobbing? Die Demütigung können in Form körperlicher Gewalt, aber auch mit psychischen Mitteln geschehen.
Die Suchtpräventionsstelle der Bezirke Affoltern und Dietikon 1.
Psychologische und psychotherapeutische Behandlung bei Krebs Birgit Hladschik-Kermer Univ. Ass.,Mag.phil., Dr.rer.nat. Klinische und Gesundheitspsychologin/
Biologika Seminar zur Selbsterkenntnis und energetischen Selbsthilfe Wir haben im Letzen Jahr das Seminar Biologika, Neue Medizin mit Roberto Barnai, in.
Für dich: Weil wir Freunde sind Osterbuch, 16.Aug. 2009
Auffrischung MD im DaF-Unterricht mit Jugendlichen
 Präsentation transkript:

Familienkrise Pubertät 25.11.2015

Thesen „Pubertät ist kein Problem, unsere Gesellschaft bezieht sich aber in problematischer Weise darauf.“ Jesper Juul Pubertät und v. a. Probleme mit Pubertät existieren vorrangig in westlichem Kulturkreis ABER: typisches pubertäres Verhalten (Risikobereitschaft, Experimentierfreude) Jugendliche dort schon früher und mit allen Konsequenzen in Erwachsenenwelt einbezogen Dort meist keine mehrjährige Übergangsphase der Jugendlichkeit/ Pubertät sondern mit Einsetzen der Geschlechtsreife relativ schneller Schritt vom Kind zum Erwachsenen  Initiationsritus

Der Mensch lernt was er tut. Thesen Der Mensch lernt was er tut.

Thesen Pubertät und Jugendlich-sein bedeutet heute ca. 10 Jahre im „Wartezimmer der Gesellschaft“ festzustecken.

Säkulare Akzeleration = gesellschaftlich bedingte Frühreife Körperliche Reifung immer früher, Soziale Verantwortungsübernahme aber immer später. Vermutung: Grenze nach unten erreicht

Das Auto rast ohne erfahrenen Fahrer. Thesen Das Auto rast ohne erfahrenen Fahrer.

Thesen Mit ca. 12 Jahren reduziert sich der elterliche Einfluss. Kinder wollen dann nicht mehr erzogen werden. Können/ dürfen sie das nicht mitteilen, kommunizieren sie über Verhalten oder körperliche Symptome. Ähnlich Trotzphase  enorme Autonomiebestrebungen und Allmachtsphantasien

Pubertät als biologische Reifung Mangelernährung oder extreme körperl. Belastung (Verzögerung) Emotionale Belastungen (Beschleunigung)

Pubertät als biologische Reifung Beginn und Tempo der Pubertät variieren enorm: Beginn Mä: 8-13 Jahre Beginn Ju: 9-14 Jahre Dauer Mä: 1 ½ - 6 Jahre Dauer Ju: 2-5 Jahre Beginn und Tempo voneinander unabhängig

Pubertät als biologische Reifung Erklärung für unterschiedliche Verläufe: Genetische Disposition Umfassendes körperliches Wohlbefinden Emotionale Belastung u. familiärer Stress b) Gesunde + fettreiche Ernährung = frühe P Proteinmangel, chron. Erkrankung, Leistungssport = späte P. c) Geringer familiärer Zusammenhalt, viele familiäre Konflikte = frühe P fehlender Vater = frühe P bei Mädchen, bei Jungen späte P.

Konfliktthema: Komplett neben der Spur Verhalten sich irrational Zweifeln und bringen zum Verzweifeln Haben sich nicht unter Kontrolle

Neurologische Veränderungen Vor allem von Veränderung betroffen: Frontalhirn (Willensbildung, Bewußtsein, Impulssteuerung) Ist der Bereich, der uns zum vernünftig denkenden Menschen macht und uns vom Tier unterscheidet

Neurologische Veränderungen Graue Hirnsubstanz geht verloren, weiße Hirnsubstanz entsteht.  kein lückenloser Übergang  fehleranfälliges Gehirn Löschung von bis zu 50% aller Nervenverbindungen. Warum: Dadurch Spezialisierung möglich, nach dem Prinzip „Use it or loose it“

Neurologische Veränderungen Jugendliche nutzten statt dessen eher limbisches System, das für emotionale Verarbeitung von Problemen zuständig ist. Bis dahin werden Entscheidungsvarianten also weniger rational, sondern eher emotional abgeglichen Frontalhirn erst mit ca. 20 Jahren wieder voll funktionsfähig

Konsequenzen Nicht mit langfristigen, abstrakten Argumenten überzeugen, Sondern mit kurzfristigen, greifbaren und emotional attraktiven Argumenten.

Konfliktthema: Gefahren unterschätzen Experimentieren und Riskieren Zeigen teilweise lebensgefährdendes Verhalten Scheinen nicht über Konsequenzen nachzudenken Bei Jungen Hang zu Risiko größer und noch jenseits des 18. Geburtstags

Neurologische Veränderungen Bei Jungen reift Frontallappen weitaus später Evolutionsbiologische Erklärung: Pubertäres Verhalten war überlebenswichtig für Individuum und Gruppe 13Jähre damals Gruppen-/ Hordenführer  ohne Risikobereitschaft und Impulsivität keine Mammutjagd, kein Wandern in andere Regionen Auch bis vor 150 Jahren noch sinnvoll, also schon stärker in Erwachsenenwelt eingebunden (wichtig für Kriegsführung, Entdeckergeist etc.) Jetzt aber passt dieses Verhalten nicht mehr in System aus Schule und Anpassung

Neurologische Veränderungen Wirkung von Testosteron auf pubertierendes Gehirn: Riskantes Verhalten, Grenzen austesten

Neurologische Veränderungen Im N. accumbens (Belohnungszentrum) wird während Pubertät bei Risikoverhalten zu viel Dopamin ausgeschüttet Gehirn wird mit körpereigenen Drogen überschwemmt  Suchtkreislauf Gleichzeitig reagieren Rezeptoren immer weniger auf Dopamin  Jugendlicher fühlt sich weniger bestätigt

Herausforderungen ermöglichen Verantwortung übergeben Konsequenzen Herausforderungen ermöglichen Verantwortung übergeben Tatsächliche Integration in Gesellschaft 13Jähre damals Gruppen-/ Hordenführer  ohne Risikobereitschaft und Impulsivität keine Mammutjagd, kein Wandern in andere Regionen Auch bis vor 150 Jahren noch sinnvoll, also schon stärker in Erwachsenenwelt eingebunden (wichtig für Kriegsführung, Entdeckergeist etc.) Jetzt aber passt dieses Verhalten nicht mehr in System aus Schule und Anpassung

Konfliktthema: Stimmungsschwankungen Überreaktionen und Missverständnisse Aufschaukeln an Kleinigkeiten Enorme Gefühlsamplituden von absolut unsensibel hin zu wilden Ausrastern

Neurologische Veränderungen Während Pubertät verringert sich Geschwindigkeit, Gefühle zu erkennen. sind Reaktion auf die wahrgenommenen Veränderungen und Herausforderungen sind selten persönlich gemeint Nutzen dafür Amygdala, ist sonst eher für Steuerung von Instinktreaktionen verantwortlichen – also eher unsensibel und manchmal recht impulsiv bis panisch

Konsequenzen Stimmungsschwankungen als Nebenwirkung des Erwachsenwerdens akzeptieren Möglichst mit liebevollem Humor reagieren Nicht drängeln

Konfliktthema: Morgenmuffel Kommen abends nicht in den Schlaf (zocken, chatten bis in die Nacht) Kommen morgens nicht raus Verschlafen das ganze Wochenende

Neurologische Veränderungen Zirbeldrüse produziert in Pubertät Melatonin mit bis zu 2 h Verspätung Entsprechend spät auch wieder abgebaut

Konsequenzen Forderung der Schlafmediziner: Schule später beginnen lassen  Bessere Konzentrationsleistung, höherer Lernerfolg, bessere Noten

Konfliktthema: Frech und nörgelnd Ist meist ein Zeichen für Unsicherheit, die nur durch Überheblichkeit getarnt ist. soll bei Abgrenzung helfen.

Konsequenzen Zwar klare Grenze setzen, wie man NICHT angesprochen werden möchte Aber auch nicht dramatisieren, sondern mit gutem Vorbild vorangehen

Neurologische Veränderungen Ebenfalls von Umbau betroffen: Regionen für räumliche und zeitliche Orientierung und Sprachzentren

Konfliktthema: Vereinbarungen ... Werden entweder nicht eingehalten oder gar nicht erst eingegangen ist in meisten Fällen nicht als Machtkampf gemeint Prioritäten werden lediglich anders gesetzt

Konsequenzen Überzeugende Argumente Weniger Kraft darauf verwenden verantwortungsvolle Eltern zu sein, sondern mehr darauf, herauszubekommen, wer ihr Kind gerade ist (nicht mehr das Kind, das es mal war) Im Zweifelsfall den Müll im Haus lassen, wenn dafür ein Gespräch über Schule/Freunde stattfindet und keine Türen knallen

Konfliktthema: Schulunlust Keine Lust auf Schule und Lernen bis hin zum Schwänzen?

Konsequenzen Wer das Leben/ die Ausbildung/ die Schule des Kindes zum eigenen/ elterlichen Projekt macht, nimmt dem Kind jeden Grund, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. zu Sparringspartnern (Kind unterstützen, der Mensch zu sein, der es gerne sein möchte) Eigene Ängste und Unsicherheiten darlegen Zum Erwachsenenmodus übergehen: Du übernimmst die Verantwortung für Dein Leben – Wie können wir Dich dabei unterstützen? Entwickeln Sie Vertrauen (nicht, dass das Kind wird, wie sie es wollen), dass Ihr Kind sein Bestes gibt, ein zufriedener Mensch zu sein

Konsequenzen Genau überprüfen, ob Kind nicht „ausgelernt“ hat Potential (vorerst) ausgeschöpft, dann nicht zum Abi gängeln, sondern dem praktischen Lernen den Vorrang geben

Konfliktthema: Schlechter Umgang Freunde sind nicht die, man dem Kind wünscht Haben evtl. auch schlechten Einfluss

Konsequenzen Umgang verbieten/ schlecht machen, wirkt sich in erster Linie schlecht auf Beziehung zu Eltern aus Wenn Freundschaft scheitert, kommen Kinder dann mit Sicherheit nicht zu Eltern, um sich anzuvertrauen. Werden eher auch an schlechter Freundschaft hängen, nur um Eltern nicht Recht geben zu müssen

Konsequenzen Lassen Sie Ihr Kind seine eigenen Entscheidungen treffen.  Die meisten Ideen, die nicht klug sind, machen aber im Nachhinein klug. Sich vergewissern: Was ich von meinem Kind verlange – tue ich es für das Kind oder doch eher für mich?

Entwicklungsaufgaben Jugendlicher Identitätsfindung – Entwicklung eines Selbstkonzeptes Aufbau von engen Beziehungen zu Gleichaltrigen Vorbereitung auf beruflichen Einstieg

Entwicklungsaufgaben Eltern Partnerschaftstabilisierung bzw. Klärung der eigenen Beziehungsansprüche Entwicklung einer Identität jenseits der Elternrolle konstruktiver Umgang mit Begrenztheit der eigenen Lebenspanne

Entwicklungsaufgaben Familie Bewahrung der familialen Verbundenheit Entwicklung einer symmetrischen, auf Gegenseitigkeit beruhenden Beziehung Zugestehen der Autonomiebestrebungen der Familienmitglieder Zurückfahren der bislang üblichen elterlichen Kontrolle Statt Kontrolle  Monitoring = Informiertheit; dann am besten, wenn solide Bindung zwischen Eltern und Kindern

Problematisches Elternverhalten Verstrickend (zu enge Bindungen, Einengung, Einmischung) Scheinbare Ablösung bei Weitergabe unbewußter eigener Wünsche (unterschwellige Erartungen an Dankbarkeit, unerfüllte Sehnsüchte, nach Gebrauchtwerden) „Ausstoßendes Verhalten (zu früh/ zu viel Eigenständig erwarten, sich nicht kümmern/ informieren) 2. Führt zu chronischem schlechten Gewissen 1 + 2 führen zu pathologischer/ fehlgeleiteter Abnabelung, z. B. in Form von Esssstörungen 3. Wird als mangelndes Interesse gedeutet, führt oft zu herausforderndem Verhalten, um Eltern wieder in Kümmerer oder andere Elternrolle zurückzudrängen

zu guter letzt Behandeln wir unsere Kinder mehr und mehr wie Erwachsene – in dem Wissen, dass sie es noch lange nicht sind. Kein Kampf und Macht, sondern um die Beziehung