Ökonomik der Ausschließung und der Partizipation Vorlesung im WiSe 2012/2013 Dozentin: Gisela Kubon-Gilke Zeiten/Orte (3 Gruppen): s. Gliederung und VV
Vorstellung der Dozentin GKG: seit 1998 an der EFHD, berufen für Ökonomie und Sozialpolitik Studium der Volkswirtschaftslehre in Göttingen Promotion und Habilitation an der TU Darmstadt Hauptarbeitsgebiete: angewandte Arbeitsmarkt-theorie, ökonomische Analyse der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitspolitik, Ökonomie und Ethik, Religionsökonomik Weitere Aktivitäten: im erweiterten Vorstand der Gesellschaft für Gestalttheorie, Mitherausgeberin eines Jahrbuchs und Mitveranstalterin einer Tagungsreihe, aktuell: Tagung im November an der EHD
Texte und Unterlagen Im Internet verfügbar unter: Homepage EHD Die EHD Lehrende Kubon-Gilke Texte bzw. Lehre Dort: Gliederung der LV plus Texte, Folien Ziel: inhaltliches Verständnis wesentlich durch die Vorlesung, Texte nur zur Ergänzung/Vertiefung/ggf. Nacharbeit Empfehlung (auch für weitere Module): Lehrbuch Kubon-Gilke (2011): Außer Konkurrenz (s. Gliederung)
Leistungsnachweise und Abläufe s. Modulbeschreibung Vorbereitung in der LV, Betreuung auf Wunsch durch die Dozentin Ablauf Vorlesungen kleinere Hausübungen (Beratungszeit innerhalb der LV), Besprechung jeweils in der folgenden Woche Experiment (an 1 Termin), pro LV-Gruppe mit 14 Teams und 1-2 AuktionsleiterInnen, Mindestteilnehmerzahl erforderlich
Inhalte der Lehrveranstaltung These einer Hausarbeit: Soziale Arbeit ist zentriert um das Armutsproblem Ziel: Erklärungen/Theorien für folgende Fragen finden: Wie entstehen Armut und sozialer Ausschluss in einem bestimmten Wirtschafts- und Gesellschaftssystem? Welche Maßnahmen kann man zur Lösung in einem Marktsystem ergreifen? Wie funktioniert ein Marktsystem und wie wirken politische Maßnahmen?
Ausschlussprozesse aus ökonomischer Perspektive I Ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung Haushaltseinkommen 2010: 1. Quintil (die ärmsten 20% der Bevölkerung): 7,4% des Volkseinkommens, 5. Quintil (die reichsten 20% der Bevölkerung): 39,9% des Volkseinkommens Ginikoeffizient und Armutsberichte Armutsquote: Anteil Personen unter 60% des Medianeinkommens 1991: 10,5%, 2010: 13,7% Deutschland im internationalen Vergleich
Ausschlussprozesse aus ökonomischer Perspektive II Ungleiche Chancen Armutsverfestigung, Entwicklung seit den 50er Jahren Chancen(un)gleichheit Kritik am deutschen Bildungs- und Sozialsystem durch die UNO und die OECD
Ausschlussprozesse aus ökonomischer Perspektive III Zugang zu Gütern und Dienstleistungen und Formen der Diskriminierung Bei staatlicher Zentralsteuerung In Traditionssystemen Rationierung im Marktsystem Perfekter Markt Preisfestsetzungen durch den Staat Marktversagen und Diskriminierung Analyseaufgaben für diese Lehrveranstaltung
Gute Ideen mit sehr schlechten Wirkungen: „Erste Einsichten“ Miete A Gute Wohnungen Schlechte Wohnungen 1500 1200 N Anzahl Wohnungen 170 200 A 1500 1100 1000 Nneu N Anzahl Wohnungen 200
Ökonomisches Grundsatzproblem Vorteile der Arbeitsteilung und Koordinierungsprobleme Bsp.: Anne (A) und Bernhard (B) leben jeweils auf einer einsamen Insel. Sie können beide nur jeweils 2 Güter (x und y) produzieren: Früchte (x) pflücken oder Fische (y) fangen. Pro Stunde schaffen beide (ohne Ermüdungserscheinungen) maximal: x y Maximale Arbeitszeit für beide je 10 Std.! 10 20 A B 10 20
Individuelle Produktionsmöglichkeiten x x 200 100 y y 200 100
Individuelle Produktionsmöglichkeiten x x 200 100 y y 200 100 Ein angeschwemmtes Ruderboot macht nun einen Gütertausch möglich: x 300 Durch Spezialisierung kann mehr produziert werden, oder es kann die identische Menge in geringerer Zeit hergestellt werden. 200 y 200 300
Relative Produktionsvorteile Neue Produktionsmöglichkeiten x y Max. 10 Stunden Arbeitszeit! 10 20 A B 12 8 B hat absolute Produktionsnachteile bei beiden Gütern, dennoch ist Tausch von Vorteil!
Vorteile des Handels x x 100 80 y y 200 120 x 200 120 x Durch Spezialisierung kann auch in diesem Beispiel mehr produziert werden, oder es kann die identische Menge in geringerer Zeit hergestellt werden. 180 80 y 200 320
Beispiel zur Begründung I Angenommen A und B arbeiten je 5 Std. für die Produktion von x und y A hat 50x und 100y B hat 40x und 60y A tauscht mit sich selbst : 10y mehr für 5 x weniger oder 10x mehr für 20y weniger x : y = 1 : 2 B tauscht mit sich selbst: 6y mehr für 4x weniger oder 4x mehr für 6y weniger x : y = 2 : 3 (1 : 1,5)
Beispiel zur Begründung II A: Tauschgrenze x : y = 1 : 2 B: Tauschgrenze x : y = 1 : 1,5 Jedes Tauschverhältnis dazwischen ist für beide von Vorteil. Annahme: x : y = 1 : 1,75 Wenn B nur noch x produziert (x = 80) und davon 40 gegen y tauscht: B hat dann 40x + 40·1,75y = 40x + 70y (Verbesserung!) Wenn A 10x und 180y produziert, dann hat sie nach dem Tausch: 50x + (180 - 70)y = 50x + 110y (ebenfalls eine Verbesserung) Ricardo-Theorem zu Vorteilen des (internationalen) Handels
Arbeitsteilung und Koordinationsproblem Grundsätzliche Vorteile der Arbeitsteilung Probleme bei Transport- und Transaktions-kosten (Verhandlungen, Vertragsabschlüsse, Überwachung der Leistungen ...) Koordinationsproblem: wer soll wann, wie, wo ... was produzieren, und wer soll die Güter erhalten (Allokation und Verteilung)? Prinzipielle Lösungen: Zentralverwaltung, Markt, Tradition
Zentralverwaltung Informationsprobleme Rolle von Geld und von Preisen Zentrale Planung und individuelle Freiheiten Freiheit und Gerechtigkeit
Tradition Feudalismus Ungleichheit in Traditionssystemen Traditionsinseln in Marktsystemen Probleme bei Innovationen und dem Ausnutzen individueller Talente
Markt Dezentrale Koordination Keine Notwendigkeit, Kenntnisse über individuelle Bedürfnisse oder Kosten zu haben Grundstruktur erkennbar durch Experiment einer doppelten Auktion
Doppelte Auktion I In diesem Experiment erhalten Sie entweder die Rolle eines Verkäufers oder die eines Käufers Gehandelt wird ein homogenes Gut, das nur in ganzen Einheiten verkauft bzw. gekauft werden kann Es wird in vier Handelsperioden gehandelt In jeder dieser Handelsperioden kann jeder Verkäufer eine Einheit des Gutes verkaufen, jeder Käufer kann eine Einheit des Gutes kaufen. Es werden zwei Handelsrunden, bestehend aus jeweils 4 Handelsperioden, durchgeführt. In einer Runde werden Sie die Rolle des Käufers, in der anderen Runde die des Verkäufers erhalten Erläuterung der Entscheidungsblätter für Käufer und Verkäufer
Erläuterung für Käufer Jeder Käufer erhält ein Entscheidungsblatt für Käufer, Muster s. nächste Folie. Der Kauf eines Gutes ist in jeder Periode freiwillig. Jeder Käufer erhält einen Wert für das Gut. Dieser Wert ist bereits im Entscheidungsblatt in der Zeile 1 eingetragen. Der Wert wird nur dann realisiert, wenn Sie ein Gut kaufen. Wenn Sie kein Gut kaufen, erhalten Sie eine Auszahlung von 0. Falls Sie ein Gut kaufen, errechnet sich Ihre Auszahlung aus der Differenz zwischen Ihrem Wert für das Gut und dem Kaufpreis. Kaufpreise und Auszahlungen werden in den Zeilen 2 und 3 notiert, in der Zeile 4 errechnen Sie bitte die addierten Auszahlungen. Wenn nichts gekauft wird, ist Zeile 2 zu streichen und die Auszahlung beträgt 0.
Doppelte Auktion II
Erläuterungen für Verkäufer Jeder Verkäufer erhält ein Entscheidungsblatt für Verkäufer, Muster s. nächste Folie. Der Verkauf eines Gutes ist in jeder Periode freiwillig. Verkaufen Sie ein Gut, entstehen dafür Kosten; diese Kosten sind im Entscheidungsblatt in der Zeile 2 eingetragen. Wenn Sie kein Gut verkaufen, entstehen keine Kosten und sie erhalten 0. Falls Sie ein Gut verkaufen, errechnet sich Ihre Auszahlung aus der Differenz zwischen dem Verkaufspreis und den Kosten. Verkaufspreise und Auszahlungen werden in den Zeilen 1 und 3 notiert, in der Zeile 4 errechnen Sie bitte die addierten Auszahlungen. Wenn nichts verkauft wird, ist Zeile 1 zu streichen und die Auszahlung beträgt 0.
Doppelte Auktion III
Doppelte Auktion IV Handelsregeln: Die Güter werden in einer doppelten Auktion versteigert, d.h. sowohl die Käufer als auch die Verkäufer können Kauf- bzw. Verkaufsgebote abgeben. Jede Gruppe kann durch Handzeichen bekunden, dass sie ein Gebot ab- geben möchte. Wird ein Bieter (Gruppe) vom Auktionator zum Gebot aufgefordert, nennt er/sie zuerst seine/ihre Identifikationsnummer und gibt dann sein/ihr Gebot bekannt, Bsp.: „Käufer 7 bietet 400“ oder „Verkäufer 2 verlangt 700“. Die Gebote werden von der Auktionsleitung auf einer Folie wie folgt notiert: Käufergebote Verkäufergebote K7: 400 V2: 700
Doppelte Auktion V Sobald das erste Käufer- und Verkäufergebot steht, werden nur noch verbessernde Gebote akzeptiert, d.h. jedes nachfolgende Käuferangebot muss das letztgenannte Gebot übersteigen und jedes Verkäufergebot muss das letztgenannte unterbieten. Jede vom Auktionsleiter aufgerufene Gruppe kann jederzeit auch eines der stehenden Gebote akzeptieren. Bsp: Käufergebote Verkäufergebote K7: 400 K3: 500 K1: akzeptiert V2: 700 V4: 650 V7: 580 Hier hat Käufer 1 das Verkaufsgebot von Verkäufer 7 akzeptiert. Nun besteht ein bindender Vertrag zwischen beiden, die den genannten Verkaufspreis und ihre Auszahlungen dann in ihre Entscheidungsblätter eintragen. Nach jedem Vertrag gelten alle anderen Gebote als zurückgezogen, und es können neue Anfangsgebote abgegeben werden.
Doppelte Auktion Bitte sprechen Sie während der Auktion nicht, außer bei der Abgabe von Geboten ! Ihr Wert bzw. die Höhe Ihrer Kosten sind persönliche Informationen und werden nicht bekannt gegeben. Achten Sie bitte darauf, dass andere Teilnehmer diese Angaben nicht erfahren! Und nun viel Erfolg beim Bieten. These zum Ergebnis und theoretische Erläuterung der Koordination gibt es im Anschluss an das Experiment. Damit „unbefangen“ gespielt wird, gibt es zunächst keine veröffentlichten Folien dazu.
Weiteres Vorgehen Marktanalyse: Marktformen und Markteingriffe Vollständige Konkurrenz Herleitung Angebot Herleitung Nachfrage Marktgleichgewicht Stabilität und Effizienz Preisfestsetzungen, Steuern und Subventionen Monopol und Oligopol Marktversagen Schlussfolgerungen hinsichtlich Ausschluss und Partizipation
Marktformen: Überblick
Polypol = vollständige Konkurrenz Nicht realistisches Referenzmodell, analytisch dennoch nützlich als Vergleichsmaßstab sehr viele AnbieterInnen und sehr viele NachfragerInnen symmetrische Informationen keine MarktteilnehmerIn kann den Preis bestimmen keine persönlichen Präferenzen
Angebotsentscheidung Unternehmungen entscheiden: welche Mengen sollen zu verschiedenen Preisen angeboten werden Vorab: wie kann eine bestimmte Menge mit geringsten Kosten produziert werden? Begriffe: Minimalkostenkombination, Kosten, Grenzkosten und Angebot
Minimalkostenkombination Inputs = Produktionsfaktoren Beispiel: Herstellung köstlicher Menüs unserer eigenen Cateringfirma, nur zwei Inputs: Arbeitskraft (eigene oder die von Angestellten) und Einsatz eines Küchenwundergerätes namens Mixfix (Wasch-Schneid-Rühr-Knet- Hobel-Hack-Brat-Koch-Mix-Fix), Zutaten bekommen wir von der groß- zügigen bäuerlichen Verwandtschaft geschenkt.
Angebot Kosten und Angebotsentscheidung bei Gewinnmaximierung Angebotsmenge steigt i.d.R. mit höheren Preisen Gesamtangebot: Addition der individuellen Angebotsmengen zu jedem Preis
Typischer Verlauf des Angebots x p hoch Angebot hoch p niedrig Angebot niedrig
Nachfrage Individuelle Nachfrage hängt ab von folgenden Größen Preis des Gutes (- i.d.R.) Einkommen (+ i.d.R.) Preise anderer Güter (+ bei Substitutionsgütern, - bei Komplementärgütern) Bedürfnisse ceteris paribus Annahme: alles andere als der Preis des Gutes wird zunächst als konstant angenommen
Typischer Nachfrageverlauf x p hoch Nachfrage niedrig p niedrig Nachfrage hoch
Markt und Marktgleichgewicht Markt: Aufeinandertreffen von Angebot und Nachfrage Koordinierung über den Preismechanismus Wenn zu einem bestimmten Preis gilt: A>N, wird der Preis sinken, bei A<N wird der Preis steigen Im Marktgleichgewicht gilt A=N Rationierung im Marktgleichgewicht
Erreichen des Marktgleichgewichts (analog zu Auktionsexperiment)
Stabilität des Gleichgewichts bei speziellem Anpassungsmechanismus (Schweinezyklus) I x x*
Stabilität des Gleichgewichts bei speziellem Anpassungsmechanismus (Schweinezyklus) II x
Stabilität des Gleichgewichts bei speziellem Anpassungsmechanismus (Schweinezyklus) III etc. x Instabilität nur, wenn es keine Lerneffekte gibt. Deshalb tendenziell die Vorstellung stabiler Gleichgewichte. Reales Problem mit ständigem Hochschaukeln: Blasenbildung auf dem Immobilienmarkt oder auf Finanzmärkten.
Verteilungsprobleme I Preis wird durch Knappheit bestimmt Beispiel Arbeitsmarkt Arbeitsnachfrage: gefragt wird, wie viel ein weiterer Arbeitnehmer zum Umsatz beitragen kann und was die Arbeitsstunde kostet Arbeitsangebot bestimmt sich ebenfalls (mit) über den Lohn – Bedeutung von alternativen Beschäftigungen
Verteilungsprobleme II Lohn Arbeitsangebot Angebotserhöhung durch geburtenstarken Jahrgang Lohn sinkt, Beschäftigung steigt Arbeitsnachfrage Arbeitsmenge
Verteilungsprobleme III Honoriert wird im Markt alles, was knapp ist (erhebliche Bedürfnisse, geringes Angebot) Die Verteilung von Einkommen ist in einem Marktsystem systematisch ungleich Probleme von Markteingriffen am Beispiel eines Mindestlohnes, Empirie uneindeutig
Verteilungsprobleme IV Lohn Angebot Arbeitslose Mindestlohn nachgefragte Arbeit Arbeitsnachfrage Arbeitsmenge angebotene Arbeit
Effizienz des Marktgleichgewichts Effizienz: optimaler trade-off zwischen zwei Zielen Maß für die Effizienz der Marktkoordination:Ökonomische Rente (ÖR) ÖR = KR + PR (+ Steuereinnahmen - Subventionen) KR = Konsumentenrente PR = Produzentenrente
Konsumentenrente I Bsp. Auktionsexperiment 150 KR für Nachfrager 1: 150 - 70 = 80 KR insgesamt: Summe der Differenzen zwischen Zahlungsbereitschaft und Preis p = 70 x 1
Konsumentenrente II p KR A N x
Produzentenrente p A PR N x
Ökonomische Rente: KR + PR A PR N x
Veränderung der ökonomischen Rente durch staatliche Eingriffe These: Im perfekten (i. d. R. unrealistischen) Markt (Achtung: NUR DORT !!!) führen Markteingriffe i.d.R. zu Allokationsproblemen Beispiele: Höchst- und Mindestpreise, Mindestpreise mit Absatzgarantien, Steuern und Subventionen
Höchstpreise Angebot vorher: ÖR = ABC nachher: ÖR = ABDE KR = ADEph PR = BEph A D C Verlust: DEC Höchstpreis ph E B Nachfrage
Mindestpreise Angebot vorher: ÖR = ABC nachher: ÖR = ABDE KR = ADpm PR = BEDpm A D pm Mindestpreis C Verlust: DEC E B Nachfrage
Mindestpreis mit Abnahmegarantie Angebot vorher: ÖR = ABC nachher: KR = ADpm PR = BFpm KR + PR = ADFB, Zuwachs: DCF Ausgaben des Staates: DFGH A D F pm Mindestpreis C E Verlust: GDCFH (!!!) B Nachfrage G H
Stücksteuer Angebot nach Steuer Angebot vorher: ÖR = ABC nachher: ÖR = AED + EDBF = ADFB EDBF = Steuerein- Nahmen Verlust an ÖR = FDC A D C E F B Nachfrage
Monopol 1 Anbieter, viele Nachfrager Monopol kann Menge und Preis festlegen These: Preise sind höher als im Konkurrenzmarkt, die Menge ist geringer Konsequenz: ineffiziente Lösung, tendenziell Verschärfung von Ungleichheiten
Monopolpreisbildung: Vorüberlegungen Nachfrage: p = 15 x = 1 p = 14 x = 2 p = 13 x = 3 p = 12 x = 4 p = 11 x = 5 p = 10 x = 6 etc. 15 x
Grenzumsatz beim Monopol Nachfrage: p = 15 x = 1 p = 14 x = 2 p = 13 x = 3 p = 12 x = 4 p = 11 x = 5 p = 10 x = 6 etc. Preis Menge Umsatz Zusatzumsatz 15 1 15 - 14 2 28 13 13 3 39 11 12 4 48 9 11 5 55 7 10 6 60 5 9 7 63 3 8 8 64 1 7 9 63 - 1 etc.
Cournotmodell p Grenzkosten Monopol- preis Konkurrenzgleichgewicht Nachfrage x Monopol- menge Grenzumsatz
Ineffizienz des Monopols KR Grenzkosten Monopol- preis Verlust an ökonomischer Rente PR Nachfrage x Monopol- menge Grenzumsatz
Politische Optionen zur Vermeidung der Ineffizienz Grenzkosten Kartellverbot Kostenregulierung Preisregulierung Regulierungstheorie Monopol- preis Nachfrage x Monopol- menge Grenzumsatz
Preisdifferenzierung im Monopol I Preisdifferenzierung (Preisdiskriminierung): verschiedene Preise für verschiedene Verbraucher Bsp.: Eintrittspreise zu Sportveranstaltungen / Kino / Theater, tageszeitabhängige Restaurantpreise etc. Preisdifferenzierung erhöht den Gewinn, Effizienzwirkung nicht eindeutig
Preisdifferenzierung im Monopol II - Perfekte Preisdiskrimi- nierung: ÖR = PR - Persönliche Preisdiskri- minierung - Zeitliche Preisdiskrimi- nierung - Räumliche Preisdis- kriminierung - Monopolistische Rabatte N Grenzkosten x
Oligopol I Wenige Anbieter, viele Nachfrager Preis und Menge zwischen Konkurrenz- und Monopollösung Kartell: Monopollösung Oligopolistischer Wettbewerb: tendenziell nahe an der Konkurrenzlösung Problem: Instabilität von Kartellen Einfaches Beispiel: Nachfrage: p = 120 – x, 2 Anbieter haben keine Kosten
Oligopol II Monopollösung: x = 60 und p = 60 (Kartell z.B.: beide produzieren 30 und erhalten jeweils einen Gewinn von 1800 Anbieter können abweichen und mehr produzieren, Kartellabsprachen können nicht vertraglich gesichert werden Anreize zur Mehrproduktion in einer einfachen spieltheoretischen Analyse
Oligopol III B x = 30 x = 40 1800/ 1800 1500/ 2000 x = 30 x = 40 A 2000/ 1500 1600/ 1600 Gesamtmenge 60 Preis = 60 Gesamtmenge 70 Preis = 50 Gesamtmenge 80 Preis = 40 Gleichgewicht
Theorie des Marktversagens Marktversagen = Ineffiziente Marktlösungen Gründe: Marktmacht (Monopole), externe Effekte, öffentliche Güter, asymmetrische Informationen Endogene und exogene Lösungen für Marktversagen
Externe Effekte I Externe Effekte liegen dann vor, wenn die Aktionen einer Person den Nutzen oder den Gewinn mindestens einer anderen Person tangieren, ohne dass dies über den Preismechanismus geregelt wird. Man unterscheidet positive Externalitäten (Imker und Obstbauer) und negative Externalitäten (insbesondere Umweltverschmutzung) Das Problem bei den Externalitäten ist, dass in das private Kalkül nur die privaten Kosten und Umsätze eingehen, aber die sozialen Kosten und Erträge unberücksichtigt bleiben. In diesem Fall kann es zu massiven Ineffizienzen kommen
Externe Effekte II Beispiel: Trommelfabrik (T) und Poet (P) Kosten T im Zusammenhang mit Krach (x): (3-x)2, Kosten P: 2x Wählt T, wird x = 3 gesetzt, T hat keine Kosten, P hat Kosten in Höhe von 6, Gesamtkosten = 6 Wählt P, wird x = 0 gesetzt, T hat Kosten von 9, P hat keine Kosten, Gesamtkosten = 9 Effiziente Lösung: x = 2, dabei hat T Kosten in Höhe von 1, P in Höhe von 4, minimale Gesamtkosten von 5 Effiziente Lösung ergibt sich nicht im Markt
Externe Effekte III Lösungsmöglichkeiten Verhandlungen (falls Transaktionskosten gering sind) Fusion Produktionsauflagen durch den Staat Öko-Steuer, allgemein: Steuern bei negativen externen Effekten und Subventionen bei positiven externen Effekten Lizenzen (Beispiele Umweltverschmutzung, Hochschulausbildung)
Öffentliche Güter I Perfekte positive externe Effekte: ein Gut kann von vielen Personen gleichzeitig genutzt werden, ohne die jeweiligen Nutzen zu beeinträchtigen Kennzeichen 1: Nichtrivalität im Konsum Kennzeichen 2: Ausschluss über Preise nicht möglich bzw. nicht sinnvoll
Öffentliche Güter II Beispiel: Doppelhaushälfte mit gemeinsamem Vorgarten Kosten Gartenzwerg: 20 € Nutzen Familie A: 15 € Nutzen Familie B: 15 € Bei privater Entscheidung ineffiziente Unterversorgung mit Gartenzwergen Relevante Probleme: Infrastruktur, Sicherheit etc. Lösungen: staatliche Bereitstellung, Teilnahmezwang
Informationsprobleme Entscheidungen unter Unsicherheit und unter Ungewissheit Asymmetrische Informationen „Agent“ führt einen Auftrag auf „Principal“ ist der Auftraggeber Agent hat private Informationen Principal muss sichern, dass Agent in seinem Sinne tätig ist Beispiele: Arzt-Patient, Arbeitnehmer-Arbeitgeber, Versicherungsnehmer-Versicherungsgeber (jeweils auch –innen)
Versicherungsmarkt Asymmetrische Informationen zwischen Versicherungsnehmern und Versicherung Beispiel Krankenversicherung 2 Gruppen: Gruppe A (50%) mit hohem und Gruppe B (50%) mit niedrigem Krankheitsrisiko Gruppe A: durchschnittliche Ausgaben 500 €, Zahlungsbereitschaft 600 €, Gruppe B: durchschnittliche Ausgaben 300 €, Zahlungsbereitschaft 350 € Durchschnittliche Prämie muss mindestens 400 € betragen, Gruppe B verzichtet auf die Versicherung (Ineffizienz!), Prämien steigen auf mindestens 500 €. Marktversagen: ineffizient wenige Versicherungen, dazu Versorgungsproblem; versichert sind zum Schluss nur schlechte Risiken zu sehr hohen Prämien Endogene Lösungen: Selbsbeteiligungen, verschiedene Tarife mit Selbstselektion, exogene Lösungen: Zwangsversicherung
Kreditmarkt Kreditnehmer kennt Risiken des Projekts besser als Kreditgeber Im Gleichgewicht wird es eine Überschussnachfrage nach Krediten geben, die Zinsen steigen aber nicht wegen des dann anderen Risikomixes Armutsverschärfung durch restriktive Kreditvergabe der Banken Endogene Lösungen: Kreditvertragsformen, Sicherheiten
Arbeitsmarkt Effizienzlöhne – Shapiro/Stiglitz-Modell Disziplinierung der Arbeitnehmer durch „Zuckerbrot und Peitsche“ w A „No-Shirking-Condition“ w* N L L*
Wirtschaftspolitik bei Marktversagen Schaffung institutioneller Rahmenbedin-gungen und Nichteingriff bei endogenen Lösungen Beispiel Sozialversicherungen: adverse Selektion im Versicherungsbereich mit der Lösung Zwangsversicherung vs. Betriebs-versicherungen als Lösung von Effizienz-lohnproblemen
Makroökonomische Zusammenhänge Makroökonomik: Annahmen und Theorien über Aggregate Begriffe: Bruttoinlandsprodukt, Volkseinkommen, Inflation, Wachstum, Konjunktur... Makroökonomik und Ausschließung: Erkenntnisse zu Umverteilungsgrenzen
Einkommen als Spiegelbild der Produktion Gesamtwirtschaftl. Produktion eines Landes Abschreibungen Indirekte Steuern minus Subventionen Volkseinkommen = Löhne, Gehälter, Mieten, Zinsen, Dividenden, Gewinne Konsum (Preis * Menge) Investitionen Staatsverbrauch Exporte minus Importe Bruttoinlandsprodukt Bruttoinlandsprodukt
BIP und Volkseinkommen in Zahlen für 2011 BIP D: 2570,8 Milliarden Euro Volkseinkommen D: 1962,7 Milliarden Euro Wachstum: 3,8%, preisbereinigt 3,0% BIP je EinwohnerIn 2011: 31437,- Euro
Grenzen der Umverteilung Steuern und Produktionsanreize oder: warum steht die BäckerIn nachts um 4.00h auf Sinkendes Inlandsprodukt, Einkommen und Staatseinnahmen Rawls und die Rechtfertigung der Ungleichheit im Interesse der Ärmsten (!)
Grundeinkommen und Umverteilungsgrenzen 1500 Euro unbedingtes Grundeinkommen: 82 Mio Menschen * 1500 * 12 = 1476 Milliarden Euro Volkseinkommen 2011: ca. 1963 Milliarden Euro Umverteilungsbedarf: 75% (!) des Volkseinkommens, weitere staatliche Aufgaben Folgen für die Produktion und die Einkommen Lösung Staatsverschuldung, Lasten für zukünftige Generationen?
Keynesianische Wirtschaftspolitik Staat zur Kompensation fehlender privater Nachfrage Soziale Sicherung als Einkommens- und Konsumnachfragegarant Renaissance des Keynesianismus im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrisen, Neukeynesianismus mit anderen Empfehlungen
Soziale Probleme und ökonomische Steuerung I Armut, Unterversorgung und sozialer Ausschluss Arbeitslosigkeit: Reformen der Arbeitsmarkt-ordnung, der Arbeitslosenversicherung, der Sozialhilfe und des Steuersystems Sozialversicherungen: Allokations- und Verteilungsprobleme nicht simultan lösbar
Soziale Probleme und ökonomische Steuerung II Umverteilung unter Berücksichtigung von Preiseffekten Preiswirkung von Steuern und Subventionen: Steuerlast muss nicht der Steuerzahler tragen, Bsp. Wohnungsmarkt Monopolisierung Problem gängiger Armutsmaße Verschiedene Koordinierungsmechanismen
Soziale Probleme und ökonomische Steuerung III Sozialpolitik im marktwirtschaftlichen System Sozialstaat ist weiterhin möglich und notwendig Ausgestaltung der Sozialen Sicherung unter Berücksichtigung der Wirkungen auf die Marktkoordination (Inzidenzanalyse) Aktuelle sozialpolitische Fragen
Soziale Probleme und ökonomische Steuerung IV Soziale Arbeit im marktwirtschaftlichen System Modernisierungstendenzen durch mehr Marktsteuerung Übergang von privaten zu öffentlichen Aufgaben Unterstützung bei der Bildung von „Sozialkapital“ Systemerhaltung Politisches Mandat der Sozialen Arbeit