Jugendliches Leben in Deutschland

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 Präsentation transkript:

Jugendliches Leben in Deutschland Freiräume – Grenzen und ganz viel „dazwischen“ Dr. Kathrin Klein-Zimmer, DJI München Fachtagung „Aufwachsen auf der Überholspur. Kinder und Jugendliche zwischen WhatsApp und Ganztagschule, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Annäherungen Über wen sprechen wir – Jugend als eigenständige Lebensphase Jugend in veränderten Verhältnissen – Jugendliche als Grenzbearbeiter_innen Jugendpolitik – aktuelle Entwicklungen und zukünftige Herausforderungen Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Sozialwissenschaftliche Perspektiven Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 oder doch lieber X, Z oder R? Jugend als eigenständige Lebensphase Über wen sprechen wir? Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Jugend als eigenständige Lebensphase Jugendphase nach Alterszuschneidungen Institutionelle Regelungen (z.B. Jugendschutzgesetze)  Verschiebungen nach unten und oben Vielfalt an Begrifflichkeiten und Alterseinteilungen Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Jugendphase nach Alterseinteilung Jugendliche: 14-17 Jahre Junge Volljährige: 18-27 Jahre KJHG/JuSchG Frühe Jugendphase: 12- 17 Jahre mittlere Jugendphase: 18-21 Jahre späte Jugendphase: 22-27 Jahre Hurrelmann (2007) Frühe Jugendphase: 12- 17 Jahre mittlere Jugendphase: 18- 21 Jahre junge Erwachsene: 22- 29 Jahre Schäfer/Scherr (2005) adolescence emerging adulthood 18-Mitte/Ende 20 Arnett (2000) Junge Erwachsene 18-32 Jahre Stauber (2008) Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Jugend als eigenständige Lebensphase Abgrenzung zu Kindheit und Erwachsen-Sein, Jugend im Generationenkontext Phase der partiellen Verselbstständigung Adoleszenz / Pubertät Entwicklungs(psychologische) Aufgaben (Fend 2003, aber auch Havighurst 1972 oder Hurrelmann 2007): den Körper bewohnen lernen, Umgang mit Sexualität Umbau der sozialen Beziehungen Umgang mit der Schule und Berufswahl Medienkompetenz, …  Identitätsarbeit/-suche: Grenzen erfahren, erproben, in Frage stellen Soziale Statusübergänge Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Jugend als eigenständige Lebensphase Sozialwissenschaftliche Zeitdiagnosen: Destandardisierung/Pluralisierung und Individualisierung (8. KJB, 1990); Entgrenzung (Schröer 2004) Fließende Übergänge und Ungleichzeitigkeiten „Teenies“ – „Jugendliche“ – „Junge Erwachsene“ Nicht-Linearität von Übergängen/ „YoYo-Übergänge (Stauber et al. 2007)

Jugendliche und junge Erwachsene Jugendliche ungefähr zwischen Eintritt in die Sekundarstufe und Verlassen der allgemein bildenden Schule und junge Erwachsene zwischen Ende der allgemeinbildenden Schule und Beginn der Erwerbsarbeit und/oder Familiengründung Ausdifferenzierung der Jugendphase im Übergang zum Erwachsenenalter emerging adulthood (Arnett 2000, 2014) „Junge Erwachsene“ (Stauber et al. 2008) Junge Erwachsene als „eigene Lebensphase im Übergang“ (14. KJB) Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Jugend in veränderten Verhältnissen – JugendLiche als Grenzbearbeiter_innen Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Jugend in „veränderten“ Verhältnissen Demographische Veränderungen – „wir sind dann mal weg“? Heterogenisierung – multiple Zugehörigkeiten Institutionalisierung/Verschulung Verdichtung  Be- und Entschleunigungen Mediatisierung Migration/Mobilität Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Demographische Veränderungen Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Regionale Verteilung junger Erwachsener in Deutschland Hamburg Berlin Köln Frankfurt %-Anteil 18-32-jähriger an der Gesamtbevölkerung Ende 2012 Quelle: DJI-Regionaldatenbank auf der Basis der Daten der statistischen Landesämter München Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Heterogenisierung/ Multiple Zugehörigkeiten Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Heterogenisierung Unterschiedlichkeit der Lebenssituationen, abhängig von: Geschlecht, Bildung, Migrationserfahrungen, sozioökonomischer Herkunft, Region, Behinderung, sexueller Orientierung  zentrale Ungleichheitsdimensionen Jugenden – Lebenslagen – vielfältige Lebensentwürfe Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Multiple Zugehörigkeiten und Orientierungen Vielfalt an Jugendkulturen (u.a. Punks, Raver, Gamer, Ultras, Ökos, Hipster, Gothics, Veganismus, etc.) Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Multiple Zugehörigkeiten u. Lebenslagen Vielfältige religiöse Zugehörigkeiten, Bezeichnung als areligiös Zugehörigkeit zu ungleichen sozialen „Schichten“ Beteiligung an Jugendverbänden: Freiwillige Feuerwehr, Pfadfinderschaft, Naturschutzjugend oder Jugendorganisation einer politischen Partei Vielfalt sexueller Orientierungen u. geschlechtlicher Identitäten (Lebenssituationen von LSBT*Jugendlichen) Multiple natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeiten als junger Menschen mit Migrationserfahrungen Jugendlichen mit verschiedenen Formen von Behinderungen (Sinnesbehinderungen, körperlicher Behinderung, Lernbeeinträchtigung/geistiger Behinderung, psychischer/seelischer Behinderung, Sprachbehinderung, Mehrfachbehinderung) Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Institutionalisierung/ Verdichtung – wo sind die Freiräume? Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Institutionalisierung/Verschulung + Verdichtung Institutionalisierung + Verschulung des Jugendalters Ausdehnung der wöchentlichen Schulzeit (auch durch den Ausbau der Ganztagsschule); differenziertes Übergangssystem Verdichtung – Beschleunigungstendenzen verkürzte Schulzeiten (z.B. früheres Einschulungsalter, verkürztes Gymnasium (G8), kürzere Studiengänge durch Bachelor/Master) und Wegfall des Wehr- und Zivildienstes Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Verdichtung von Leistungsanforderungen – Intensivierung der Lebenssituation Schüler_in-Sein Gestiegene Bedeutung von Bildungsabschlüssen: Betrachtet man alle Absolvent_innen und Schulabgänger_innen an allgemeinbildenden Schulen, lag der Abiturientenanteil im Jahr 2013 bei 36 %. Im Jahr 2003 hatten nur 23 % der Absolventen Abitur Anteil der Absolvent_innen mit Hauptschulabschluss gesunken (2003: 26%, 2013: 17%) u. ohne Abschluss ebenfalls abgenommen (2003: 9%, 2013: 5%) (Quelle: Stat. Bundesamt 2015) Inflation an Bildungszertifikaten Weiterhin starke Abhängigkeit von sozialer Herkunft (Migration, Geschlecht, sozioökonomischer Status) Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Schule als „Lern- und Lebensort“? – Ausbau Ganztagsschule und Bedeutung für die Lebensphase Jugend 59% aller Schulen sind Ganztagsschulen 36% aller Schüler_innen als Ganztagschüler_innen (KMK 2015) Aber: Große Schwankungen zwischen den Ländern Kein einheitliches Konzept von GTS, unterschiedliche Formen/Angebote, unterschiedliche Begriffsverwendungen Primär freiwillige Teilnahme – mit höherer Jahrgangsstufe sinken die Teilnehmer_innenzahlen in der Sekundarstufe I (ab Kl. 7/8) Mehrheit der Ganztagsschüler_innen besucht Ganztagsangebote nur an 1-2 Tagen pro Woche Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

… aber auch Entschleunigungen Entschleunigungen u.a. durch Einschieben von bildungsbiographischen Zwischenstationen (u.a. schulische Weiterqualifikationen, FSJ, FÖJ, Auslandsjahr) abhängig vom „Bildungsmilieu der Familie“: Bildungsbiographieverzögerer, Bildungsbiografiebeschleuniger, risikoreiche Bildungs- und Ausbildungsbiografie Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Quelle: AID:A II, 2014/15, Berechnungen Böwing-Schmalenbrock/Lex Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Freiwilligendienste Teilnehmerzahlen 2010/2011 Freiwilliges Soziales Jahr FSJ: ca. 43.000 Freiwilliges Ökologisches Jahr FÖJ: ca. 2.600 Bundesfreiwilligendienst BFD (ca. 3/4 unter 27 Jahre): ca. 35.000 Internationaler JFD des BMFSFJ: ca. 2.300 Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst „weltwärts“: ca. 3.500 Freiwilligendienst „Kulturweit“: ca. 400 EU-Programm Jugend in Aktion: ca. 700 (Quelle: 14. KJB 2013) Als eine besondere Form des bürgerschaftlichen Engagements gelten die (Jugend-)Freiwilligendienste. Bei dieser vertraglich geregelten und überwiegend öffentlich geförderten Form des bürgerschaftlichen Engagements sind Dauer, Inhalt und Art der freiwilligen Tätigkeit sowie Einsatzstellen und Trägerstrukturen verbindlich geregelt. Im Falle der klassischen Jugendfreiwilligendienste – Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) – leisten Jugendliche bzw. junge Erwachsene nach Beendigung der allgemein bildenden Schulpflicht bis zum Alter von 27 Jahren einen Vollzeitdienst, der in der Regel zwölf Monate, in Ausnahmefällen aber auch bis zu 18 bzw. 24 Monate dauern kann, wobei die jungen Freiwilligen Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung gestellt bekommen. Mit dem Bundesfreiwilligendienst (BFD), der in Reaktion auf die Aussetzung von Wehrpflicht und Zivildienst eingeführt wurde, besteht seit Juli 2011 eine neue „generationsübergreifende“ Form des Freiwilligendienstes. Die Ausdifferenzierung unterschiedlicher Formen und Spielarten von Freiwilligendiensten sowie vor allem die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes haben zu einer deutlichen Ausweitung der Anzahl der Plätze bzw. Freiwilligen geführt. Der Anteil junger Menschen, die sich in den Freiwilligendiensten FSJ, FÖJ, IJFD, BFD und „Weltwärts“ engagieren, hat mit zurzeit ca. 70 000 Engagierten ein noch nie da gewesenes Volumen erreicht. Darunter viele AbitureientInnen Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Alter beim ersten Erreichen verschiedener Lebensereignisse junger Erwachsener (in Jahren) nach dem angestrebten bzw. erreichten Schulabschluss Quelle: DJI-Survey AID:A II 2014/15; n = 9.375 – 9.412; Zielpersonen: 18- bis 32-Jährige; Kaplan-Meier-Schätzer, ungewichtete Daten; Berechnungen Anne Berngruber Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Mediatisierung des Jugendalters „das Smartphone ist das halbe Leben“ (Süddeutsche Zeitung) Mediatisierung des Jugendalters Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Jugendliche als „digitale Grenzbearbeiterinnen“ Ort des Grenzüberschreitenden einerseits: Gleichzeitigkeiten: online/offline; keine Abgrenzungen mehr, fließende Übergänge; „Online-Offline-Hybridität“ (Hugger 2009)  ersetzt keinesfalls face-to-face Beziehungen Internet-Communities als Orte „natio-ethno-kultureller Hybrididentitäten“ (Hugger 2009) Grenzsetzungen andererseits: Digitale Ungleichheit Bearbeitung intergenerationaler Grenzen, Wissensvorsprung vor älterer Generation Rechtliche Beschränkungen/Zugangsbarrieren - Jugendmedienschutz Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Mobilität/Migration  Transnationalisierung jugendlicher Lebensentwürfe Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Transnational unterwegs sein Veralltäglichung nationaler Grenzüberschreitungen (Mau 2007), insbesondere im Jugendalter (Smith 2002) Vielfalt an Formen: Soziale Kontakte ins Ausland (facebook; skype als Hilfsmittel der grenzüberschreitenden Kommunikation) Mobilitätsformen (Bildungsmobilitäten wie Schüler_innenaustausch, Freiwilligendienste, Erasmus, Praktika im Ausland, Ausbildungsmobilitäten, Aupairdienst, intensivpäd. Auslandsmaßnahmen; Migrationsbewegungen (Bildungs-, Arbeits-, Fluchtmigration) Aufwachsen in der Migrationsgesellschaft als transnationaler Erfahrungsraum Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Aufwachsen in der Migrationsgesellschaft 2014: 20,3 % der Bevölkerung mit Migrationshintergrund Anteil Jugendlicher (15-19 Jahre) und junger Erwachsener (20 bis 34 Jahre) mit Migrationshintergrund an allen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen , Quelle: Statistisches Bundesamt, Reihe Migration in Deutschland, Jahrgänge seit 2005 Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Transnationalisierungen „wir sind auch oft nach Indien geflogen in der Schulzeit sehr oft hatten ja viermal glaub ich Ferien Ostern Sommer und Herbst und Winter ne sind wir mindestens zweimal auch nach Indien geflogen haben wir schon gemacht gehabt (.) ja das war meinem Vater auch sehr wichtig gewesen und (.) im Nachhinein find ich das auch sehr gut weil man dadurch ist die Verbindung nach Indien noch sehr gut geblieben weil man dann so regelmäßig in Indien war also die Großeltern wiedergesehen und auch die Tanten und Onkels und (.) die Cousinen und so“ (Priya) Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Transnationalisierungen „Ich bin (.) wir nennen das YIC Jugend der Indischen Gemeinde in B-Stadt. Wir (.) treffen uns mindestens einmal im Monat für, ne Messe und daneben organisieren wir verschiedene Veranstaltungen Basketballturniere, Tagungen (.), was noch? (.) Diskussionsrunden (2) Ach Verschiedenes. Grillabende“ (Joju) Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Transnationalisierung – nur für Privilegierte? Teilnahme an Schüler_innenaustauschen, Internationalen Freiwilligendiensten überwiegend durch höher Qualifizierte Mehrsprachigkeit bei Migrant_innen als Barriere bzw. unterschiedliche Bewertung von migrantischen Sprachen Austauschprogramme für benachteiligte Jugendliche als „letzte Chance“ (z.B. Programm „Integration durch Austausch“, „Fit in Europe“) + transnationale Praktiken gehen mit Perspektiven- und Ressourcenerweiterungen, identifikativen Grenzerfahrungen einher + „Fremd(e)verstehen“, Anerkennung von Vielfalt - Verstärkung von Stereotypen, Dichotomien (weiß/schwarz) kolonialisierender Blick Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Herausforderung für Jugendpolitik und Pädagogische Fachpraxis Jugendliche als Grenzbearbeiter_innen Herausforderung für Jugendpolitik und Pädagogische Fachpraxis Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Jugendliche als Grenzbearbeiter_innen durch Vielzahl von Spannungsverhältnissen, Widersprüchlichkeiten, Gleichzeitigkeiten und Ungleichzeitigkeiten charakterisiert Vielfalt an Grenzziehungen (Generation, Geschlecht, Alter, Nation) Vielfalt an Optionen – Restriktionen, Kontrolle verdichtete Lebensphase der Grenzerfahrungen Jugendliche zentrale Akteure ihrer Jugendphase Aushandlung der Spannungsverhältnisse Positionieren – positioniert werden Strukturelle Rahmenbedingungen – eigene Handlungsmächtigkeit Grenzen werden wahrgenommen, überschritten, verhandelt, in Frage gestellt und somit in unterschiedlicher Weise „bearbeitet“  Handlungsspielräume – Gefahr des Scheiterns Jugend – Jugenden – Jugendliche/junge Erwachsene Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Jugend wird zu einem politischen Thema Verstärkte jugendpolitische Maßnahmen auf EU-Ebene, von Seiten der Bundesregierung und innerhalb der Kommunen Beispiele EU-Jugendstrategie 2010 – 2018: "Think European – act local“ (http://www.jugendpolitikineuropa.de) Eigenständige Jugendpolitik, Koordinierungsstelle Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft, (https://www.jugendgerecht.de) Umsetzung z.B. über einen „Jugend-Check“, Modellprojekt: „Jugendgerechte Kommunen“  weiterhin ausbaufähig (z.B. eigenständige jugendpolitische Strategien in den Regionen) Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe Diversitätssensibler Blick auf Lebenslage Jugendlicher  diversitätssensible Jugendforschung Diversitätsdimensionen: gender/sexueller Identität, Migration, sozio-ökonomischer Herkunft, Behinderung und Region des Aufwachsens (Frei)Räume schaffen für ein Aushandeln des „In-Between“ Ressourcenorientierter Blick auf transnationale Lebensentwürfe Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe Eigenwert von Jugend anerkennen Eröffnen von Räumen zum austesten, ausprobieren und experimentieren Durchsetzen für ein „Recht auf Jugend“, „protected autonomy“ (European Youth Forum 2005) Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Kathrin Klein-Zimmer Deutsches Jugendinstitut Nockherstr. 2 81541 München Klein-zimmer@dji.de

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Demografische Entwicklung: Anteil Jugendlicher und junger Erwachsener an der Gesamtbevölkerung Quelle: DJI-Regionaldatenbank auf Basis der Daten des Stat. Bundesamtes zur Bevölkerungsfortschreibung Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Prognose: Anteil Jugendlicher an der Gesamtbevölkerung Quelle: DJI-Regionaldatenbank auf Basis der Daten des stat. Bundesamtes zur Bevölkerungsfortschreibung und zur 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Häufigkeit der Ausübung von Freizeitaktivitäten im Altersverlauf von 12-17 Jahren Quelle: AID:A II, 2014/15, Berechnungen Boris Geier Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Engagement – neue Formen Politisches Engagement jenseits von Parteien (Demonstrationen, Flash Mobs, Peditionen, etc.) Stabilität bis leichte Steigerung des politischen Interesses (Shell 2015: 41%, 2010 36%) Relativ stabiles Engagement in Vereinen (2009: 66%; 2014/15: 61%), Rückgang beim Engagement in Sportvereinen Freiwilligendienste (70.000 Engagierte), überwiegend Abiturient_innen Ziel: Erfahrungen sammeln, Spaß haben, Berufsorientierung, Freundschaften schließen Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015 Eltern, Großeltern, Geschwister, Tanten, Onkel – Peers Soziale Beziehungen Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

Familiale Lebensformen Großfamilie mit Großeltern, Kleinfamilie, Patchwork-Familien, Gleichgeschlechtliche Ehen/Partnerschaften, Alleinerziehende, WG-Leben Hohe Bedeutung der Familie (76%) „emotionaler Heimathafen“, eigene Familiengründung weniger erforderlich (63%), eigener Kinderwunsch (64%) (Shell 2015) Familie als „Bildungsort“ (Ecarius 2012) – Bildung wird vom familialen Milieu und den jeweiligen Ressourcen beeinflusst Familie als Akteurin im jugendlichen Grenzbearbeitungsraum Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

„Allianz mit den Eltern“ – „wenn ich jetzt hier nicht rauskomme“ 90% gutes Verhältnis zu Eltern (Shell 2015) Zeitliche Ausdehnung des Zusammenlebens Emotionale Verbundenheit Zentrale Ansprechpartner bei Problemen (Unterschiede nach Schichtzugehörigkeit)  gleichzeitig ambivalente Interaktionsbeziehungen (Ecarius 2012) – richtige Nähe und Distanz (Selbstentfaltung und Rückversicherung)  familiale Grenzarbeit  „veränderte Vernabelung (Friebertshäuser 2009)“ Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015

PEERS – intragenerationale Vergemeinschaftungen Einerseits Andererseits Gleichaltrigeninteraktionen als eigener Raum der Grenzbearbeitung – Handlungs- und Erfahrungskontext – Rückzugsort – Freiräume Unterstützung im Eingehen von Paarbeziehungen (z.B. als Ressource beim „Coming-Out“) Peers und Paarbeziehungen als Aushandlungsorte von Geschlechterverhältnissen Exklusionsmechanism, „falsche Freunde“, Institutionen erzwingen Peer-Konstellationen Gruppenzugehörigkeit als Norm jugendlichen Handelns, aber wird keinesfalls von allen Jugendlichen gelebt Klein-Zimmer, Marpingen-Alsweiler, 12.11.2015