Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen –

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 Präsentation transkript:

Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors „Vom Wiedergewinn der sozialen Sprache in Zeiten der Verwaltungszentrierung – Auswirkungen und Absurditäten von Hilfeplanung in lebendigen sozialen Systemen“ Symposium, Hotel im Kornspeicher, Marburg, 23. März 2011

... meint Wettbewerb und Markt aus Prinzip. Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Der Ökonomismus...   ... meint Wettbewerb und Markt aus Prinzip. ... ist die Großideologie der Gegenwart. 1

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Erste These: Die heute in allen Lebensbereichen vorherrschende Ökonomi-sierung meint nicht etwa vernünftiges ökonomisches Denken und Handeln, sondern dessen ideologische Zuspitzung und Überhöhung zur Weltanschauung, zur Kultreligion, die alle sozialen Interaktionen durchdringt und einen Fetisch – den Markt mit seinen Tauschbeziehungen – anbetet. 2

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Zweite These: Die große Schwester der Ökonomisierung ist die Beschleunigung: Ohne Beschleunigung ist das Prinzip „Markt“ nicht denkbar und erst die Pervertierung ökonomischer Vernunft zur weltbestimmenden Ideologie i. S. einer Ersatzreligion führt zu Beschleunigungsten- denzen in bisher nicht für möglich gehaltenen Dimensionen. 3

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Immer neue Anfänge kaschieren eine immer offensichtlichere Perspektiv- und Ratlosigkeit. 4

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Supervisanden (Führungskräfte, Leitungen und Mitarbeitende) denken inzwischen häufiger über Formen des Widerstandes angesichts ethischer bedenklicher Arbeitsbedingungen nach. 5

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Dritte These: Zu fachlich lobenswerten und wirtschaftlich vernünftigen Versorgungskonzepten kommt es – wenn die Verantwort-lichen in der politischen Administration, in der behördlichen Sozialpsychiatrie und in den Trägern psychosozialer Arbeit vor Ort realistisch, konstruktiv, vertrauensvoll und nachhaltig kooperieren. 6

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Bei vielen psychisch Kranken stellt schon die Erhaltung eines prekären Status quo einen Erfolg der Betreuung dar; die Verfolgung weitergehender Ziele ist hier kontraproduktiv. 7

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Für Dokumentation, Antragstellung u. a. nicht direkt patienten-bezogene Arbeit muss heute ein viel zu großer Anteil der Arbeitszeit aufgewandt werden. 8

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Mitarbeitende, deren sinnvolle, kooperative Arbeit wertgeschätzt und anerkannt wird, sind zufrieden – auch wenn sie viel leisten müssen. 9

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Vierte These: Fehlt es in einer Region an der vernetzten Zusammenarbeit praxiserfahrener, fachkompetenter und zugleich kritischer Verantwortlicher aus der politischen Administration, dem öffentlichen Sozial- und Gesundheitswesen und den freien Trägern, dann droht die Dominanz betriebswirtschaftlich inspirierter Steuerungsmodelle. 10

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Die neuen Paradigmen des „New Public Management“ und die zugehörigen neuen Konzepte und Instrumente wirken über Selbststeuerung der beruflichen Akteure. 11

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors High-End-Varianten der Steuerung müssen von kreativen beruflichen Akteuren entschlackt bzw. entgiftet werden. 12

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Fünfte These: Neue Managementkonzepte fokussieren auf „Selbststeuerung“ der Akteure und sind damit Teil eines tiefgreifenden Wandels in der Arbeitswelt im Sinne der „Subjektivierung“ (Selbsterledigung und Selbstverantwortung). Sie wirken im Zusammenspiel mit Trends der Sozialgesetzgebung und lassen sich als Bausteine oder Bestandteile eines komplexen Systems nachhaltig-neoliberaler Ordnungspolitik begreifen. 13

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Subjektivierung meint systematische Umstellung auf Selbsterledigung und Selbstverantwortung 14

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Wesentliche Instrumente dieser Politik sind neue Steuerungsmodelle und das zugehörige Kontraktmanagement. 15

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Sozialgesetzlich festgelegte Vereinbarungen sind Beispiele für die Anwendung dieses Denkens in der (psycho-) sozialen Arbeit. 16

(Foucault): Freisetzung und Zwangsregime finden zeitgleich statt. Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Ordnungspolitik besteht in der verwickelten Kombination von Individualisierungstechniken und Totalisierungsverfahren. (Foucault): Freisetzung und Zwangsregime finden zeitgleich statt. 17

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Die Durchökonomisierung (psycho-) sozialer Praxis bringt für Beschäftigte zahlreiche Belastungen und Zumutungen mit sich. 18

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Sechste These: Nach ein bis zwei Jahrzehnten um sich greifender Ökonomisierung in der psychosozialen Arbeit zeigt sich immer klarer, dass dieser Weg für viele berufliche Akteure erhebliche Risiken, Belastungen und Zumutungen mit sich bringt. 19

Qualitative Befragung von Supervisoren (Haubl und Voß 2009): Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Qualitative Befragung von Supervisoren (Haubl und Voß 2009): Nur wenige Organisationen unterliegen (noch) keiner Ökonomisierung. Der überall ansteigende Effizienzdruck führt zu Verlust an Kreativität und begünstigt Standardisierung. Das Innovations- und Veränderungstempo nimmt stetig zu. Veränderungsprozesse werden abgebrochen und durch neue ersetzt, wobei die Beschäftigten dazu neigen, lediglich die Rhetorik zu ersetzen. Zeitaufwändige Dokumentations- und Evaluationspflichten kosten unangemessen viel Zeit, so dass sich die Arbeitsergebnisse verschlechtern. Arbeitsprozesse werden verdichtet und beschleunigt, die steigende Arbeitsintensität macht krank und führt verbreitet zur inneren Kündigung. … 20

Immer mehr Beschäftigte erleben Arbeit als erschöpfende Belastung. Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors … Neue Steuerungsinstrumente führen v. a. bei Leistungsträgern zur Intensivierung des Einsatzes, später – aus Selbstschutz – zum systematischen Unterlaufen der Vereinbarungen. Immer mehr Beschäftigte entwickeln – als Schutz vor Demoralisierung – einen zynischen Habitus. Immer mehr Beschäftigte erleben Arbeit als erschöpfende Belastung. 21

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Siebte These: Die in Folge der Ökonomisierung auftretende Verdichtung, Beschleunigung, Standardisierung und Effizienzsteigerung in der psychosozialen Arbeit führt – in Verbindung mit Dokumentationszwängen und Rechtfertigungsdruck – inzwischen vielerorts zu einer spürbaren Verschlechterung der Arbeitsqualität, unter der nicht nur die Patienten, sondern in der Folge auch die Beschäftigten leiden. 22

Weitere Ergebnisse der Befragung von Supervisoren Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Weitere Ergebnisse der Befragung von Supervisoren (Haubl und Voß 2009): Zeitaufwändige Dokumentations- und Evaluationspflichten sollen die Qualität sichern und steigern, verkehren sich aber oftmals ins Gegenteil: Sie kosten unangemessen viel Zeit und führen zu einer Verschlechterung der Arbeitsqualität. Professionellen fällt es immer schwerer, die Ressourcen für „gute Arbeit“ zu erhalten. In der Folge nimmt Entprofessionalisierung zu: Viele Beschäftigte arbeiten bereits heute in dem Bewusstsein, das Wohl derer zu gefährden, die auf ihre Dienste angewiesen sind. Schuldgefühle, unhaltbare Zustände aufrecht zu erhalten, sind die Folge. … 23

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors … Die Feststellung, angesichts steigender Arbeitsbelastung nicht mehr mithalten zu können, verursacht bei vielen Beschäftigten quälende Schamgefühle und führt – in der Folge – zu Rückzug und kommuni-kativer Isolierung. Die Folge negativer Selbstbewertung in der Arbeit ist ein innerer Anerkennungsverlust, der das berufliche Selbstwertgefühl bedroht. Die ursprüngliche Grundhaltung des „Berufs als Berufung“ gerät bei vielen ins Wanken. 24

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Achte These: Die verbreitete Fixierung auf immer perfektionistischer formulierte, zergliederte Teil- und Detailziele erschwert und behindert die grundlegende Aufgabe psychosozialer Arbeit, eine unaufdringliche, vertrauensvolle, verlässlichen Halt gebende Beziehung als Basis von Entwicklung bereit zu stellen. 25

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Das Setzen unerreichbarer Ziele ist eine der Hauptursachen für Burnout. 26

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Viele psychisch kranke Menschen wünschen sich, nicht von Leistungszielen unter Druck gesetzt zu sein. 27

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Alle psychisch kranken Menschen profitieren von einer tragfähigen, hilfreichen Beziehung, die zunächst keinen Anspruch auf Veränderung stellt. 28

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Nicht wenige psychisch kranke Menschen verändern sich, wenn sie auf der Stelle treten dürfen. 29

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Neunte These: Institutionell-bürokratische Strukturen und verwaltungstechnische Regelungs- und Steuerungssysteme schützen Individuen, Kollektive und die Gesellschaft insgesamt vor Gefühlen der tiefen Verunsicherung, der Angst, der Scham und der Schuld (sog. soziale, psychosoziale oder institutionelle Abwehrsysteme). 30

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Bürokratie und Standardisierung schützen zunächst vor den emotionalen Belastungen unmittelbarer Patientenkontakte. 31

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Der emotionale Druck kehrt freilich auf Umwegen zurück, weil sich die beruflichen Akteure nun von den rigiden Schutzsystemen bedrängt, gezwungen, diszipliniert und geknechtet fühlen. 32

Dr. med. Rudolf Heltzel Die Ökonomisierung psychosozialer Arbeit und ihre Folgen – kritische Thesen eines Supervisors Dies ist der Zeitpunkt, an dem wir innehalten und ernsthaft überlegen sollten, wie wir diese Entwicklung in Frage stellen und korrigieren können! 33