Mistel-Therapie für Patienten mit Tumorerkrankungen Dr. med. Annette Jänsch Hochschulambulanz der Charite Berlin Campus Benjamin Franklin
Inhaltsstoffe von Viscum album Strukturtypen Stoffklassen Wirkungen auf Tumorzellen Wirkungen auf Immunzellen Glykoproteine Mistellektine I, II, III Zytotoxizität durch Hemmung der ribosomalen Proteinsynthese + Induktion der Apoptose Freisetzung von TNF-, IL-1, IL-2, IL-6 Visalb CBL = cbML schwache Zytotoxizität Adjuvante Steigerung der Immunantwort Polypeptide Viscotoxine A1-3, B, 1-PS, U-PS Zytotoxizität durch Lecks in Zellmembranen Makrophagen-Aktivierung Steigerung der Phagozytose- aktivität von Granulozyten Peptide Peptid 5000 D (Kuttan et al.) Zytotoxizität Tumorhemmung im Tierversuch Makrophagen-Aktivierung + Steigerung der zytotox. Aktivität Oligo- und Polysaccharide Arabinogalaktane Galakturonane Stimulation von T-Helfer-Zellen (TH1 , IFN ) Steigerung der NK-Zellaktivität Flavonoide Quercetin-Derivate Induktion der Apoptose Antioxidative + protektive Effekte
Wirkungen der Misteltherapie Wirkungsweise Tumorhemmung direkt: dosisabhängige Zytotoxizität (Proteinsynthese , Apoptose-Induktion ) indirekt: Hemmung der Tumorangiogenese indirekt: immunol. Effektorzellen Immunmodulation Anzahl immunol. Effektorzellen Aktivität Zytokinfreisetzung DNA- und Zytoprotektion Lymphocyten: DNA-Stabilität , DNA-Reparatur immunsuppressive Wirkung der Chemotherapie Verbesserung der Lebensqualität -Endorphin
Monographie Viscum album Wirkungen der Misteltherapie Hemmung des malignen Wachstums ohne Beeinträchtigung gesunder Gewebe Steigerung der körpereigenen Abwehr- und Ordnungskräfte Anregung der Wärmeorganisation Hebung von Allgemeinbefinden und Leistungsfähigkeit, auch unabhängig von der lokalen Tumorsituation Linderung tumorbedingter Schmerzen Quelle: Kommission C beim Bundesgesundheitsamt: Monographie Viscum album, Bundesanzeiger Nr. 99a, 38, 04.06.1986
- prospektiv-randomisierte Multicenter-Studie - Einfluss der komplementären Misteltherapie auf die Lebensqualität bei Mamma-, Ovarial-, Bronchial-Ca - prospektiv-randomisierte Multicenter-Studie - Welche Lebensqualitätsparameter wurden durch Misteltherapie signifikant verbessert? Fatigue Schlaflosigkeit Appetitlosigkeit Übelkeit Schmerzen körperliche Aktivität Piao, B.K. et al.: Anticancer Research 24, 2, 2004, 303-310
Mistelpräparate: Unterschiede Anthroposophische Medizin Phytotherapie Präparatenamen HELIXOR, ABNOBA, ISCADOR, ISCUCIN EURIXOR, LEKTINOL, CEFALEKTIN Mischung von Sommer- und Winterextrakt durch Strömungsverfahren ja nein mehrere Wirtsbäume mehrere Konzentrationen Dosierung individuell, je nach Wirkung Einheitsdosis Zulassung nach AMG (Ausnahme: ISCUCIN) (Übergangsregelung für Altpräparate) Anzahl klinischer Studien 77 16 Verordnung auf Kassenrezept bei allen malignen Tumoren nur zur palliativen Therapie
Einsatzmöglichkeiten von Viscum album in der Onkologie Hauptindikation Therapeutisches Ziel Palliative Therapie inoperable oder metastasierende Tumoren maligne Lymphome* Plasmocytom* chronische Leukämien* Verbesserung der Lebensqualität Tumorhemmung Adjuvante Therapie Rezidivprophylaxe nach onkologischer Primärtherapie Immunstimulation Überlebenszeitverlängerung Additive Therapie während Chemotherapie oder Bestrahlung DNA- und Zytoprotektion bessere Verträglichkeit der onkologischen Therapie Prophylaktische Therapie definierte Präkanzerosen Rückbildung der Präkanzerose * Achtung: zur Zeit umstritten
Misteltherapie - Kontraindikationen Maßnahmen bekannte Mistelallergie Nur bei Ausschluss von Anti-Mistellektin- IgE-Ak: lektinarme Mistelpräparate niedrig dosiert (z. B. HELIXOR® A 0,01 mg) Schwangerschaft strenge Indikationsstellung, Anwendung mit Vorsicht akut entzündliche, hochfieberhafte Erkrankungen Therapiepause bis zum Abklingen der Symptome Z. n. Organtransplantation keine Misteltherapie, solange Immunsuppression notwendig
Nebenwirkungen auf Mistelpräparate Häufigkeit Maßnahmen Entzündliche Lokalreaktionen an s.c. Injektionsstelle > 5 cm häufig (Einleitungsphase) Therapiepause bis zum Abklingen Dosisreduktion keine Antiphlogistika bzw. Antipyretika Fieber > 38 °C, grippale Begleitsymptome gelegentlich Schwellung regionaler Lymphknoten selten Allergische Reaktionen (Urtikaria > Arzneimittel- exanthem > Quincke-Ödem > Atemnot) Anaphylaktische Reaktionen Einzelfälle übliche antiallergische Therapie Mistelpräparat absetzen, Anti-ML-IgE kontrollieren Wenn IgE neg.: Fortsetzung der Therapie in niedrigster Dosierung Aktivierung von Entzündungen Herdsanierung
Misteltherapie nach Maß Anpassung an den individuellen Bedarf des Patienten durch Wahl der Mistelsorte Art der Anwendung Frequenz der Anwendung/Pausenlänge Dosierung Dauer der Anwendung
Sortenwahl Je nach onkol. Therapie/Begleiterkrankungen Allgemeinzustand und Konstitution des Patienten onkol. Therapie/Begleiterkrankungen Tumorart und -lokalisation
Wirtsbaum
Indikation für Nadelbaummistelpräparate
Indikation für Laubbaummistelpräparate
Applikationsweisen von Viscum album-Extrakten Stellenwert Therapieziel subcutane Injektion Regelanwendung in der Onkologie Immunmodulation Besserung der Lebensqualität Bessere Verträglichkeit der Chemotherapie i.v.-Infusion langjährige klin. Erfahrungen Schmerztherapie, Tumorhemmung intrapleurale Instillation Pleurodese, Tumorhemmung lokal intraperitoneale Instillation Positive Erfahrungen in Einzelfällen Aszites , intratumorale Injektion intracutane Injektion Regelanwendung bei Arthrose zur Segmenttherapie lokale Hyperämie und Schmerzreduktion orale Therapie Regelanwendung bei Hypertonie milde Blutdrucksenkung
Wahl der Injektionsfrequenz Injektionen/Woche Therapiepausen Adjuvante Therapie erste 2 Jahre nach OP: 3 x 1 Amp. s.c./Wo dann 2 x 1 Amp./Wo nach 2 Serien 14 Tage Pause Palliative Therapie guter AZ: 3 x 1 Amp./Wo schlechter AZ, rasche Progression: Übergang auf tägliche Injektion keine!
Grundregeln der Misteltherapie E i n l e i t u n g s p h a s e Mit niedriger Dosis beginnen Dosis schrittweise steigern, bis eine positive Patientenreaktion auftritt
Mistelpräparate
Lokalreaktion / Grenzwertig übermäßige Lokalreaktion
Anwendungsdauer Patienten mit inoperablen Tumoren oder Metastasen prinzipiell unbegrenzt je nach individuellem Bedarf Rezidivprophylaxe nach Operation/Bestrahlung/ Chemotherapie im Allgemeinen bis 5 Jahre nach kurativer Therapie je nach Rezidivrisiko Ausnahme: erhöhtes Risiko für Spätrezidive z. B. Mamma-Ca (high risk) 6. – 10. Jahr: 2x jährlich 2 Serien
Ganzheitliche Krebstherapie Mistel, Enzyme Psychoonkologie Ernährung, Bewegung Operation Chemotherapie, Bestrahlung Hormontherapie, u.a. Medikamente Krebs Patient Therapieziel Indirekte Tumorhemmung durch Anregung körpereigener Abwehrkräfte Direkte Tumorhemmung Gesundung (Salutogenese) Krankheitsbekämpfung (Eingriff in Pathogenese)