Volkswirtschaftliche Aspekte psychischer Erkrankungen bes

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Volkswirtschaftliche Aspekte psychischer Erkrankungen bes Volkswirtschaftliche Aspekte psychischer Erkrankungen bes. der Depression Bernhard Schwarz Karl Landsteiner Institute for Health Economics Center for Public Health, Medical University Vienna bernhard.schwarz@meduniwien.ac.at

Relevante Diagnosen Prävalenz F1 Suchterkrankungen 15-27% F2 Psychotische Erkr. 0,5-1,6% F3 Affektive Erkrankungen 10-20% F31 Bipolare Erkrankungen F32, F33 Depression F40/41 Angsterkrankungen 14-25% F43(.2) Anpassungsstörung (BurnOut) 20-50% F45 Somatoforme Störungen 12% F6 Persönlichkeitsstörungen 6% Martius P: Psychische Erkrankungen. In: Kraus T, Letzel S, Nowak D. Der chronisch Kranke im Erwerbsleben. EcoMed, 2010

Epidemiologie der Depression (Erwachsene) Zweitwichtigste Erkrankungsursache im Jahr 2010 Weltweit 12% aller Erkrankungsjahre Depressive Episode: pro Jahr 5-8% Lebenslanges Risiko: 12-16% Frauen: Männer ca. 2:1 Dauer im Schnitt 12 Wochen 20-30% Chronifizierung bzw. nur Teilremission 2-10% benötigen stationäre Betreuung Andlin-Sobocki P, Wittchen HU: Cost of affective disorders in Europe. Europ J Neurol 12(Suppl1), 34-38, 2005

Verschiedene Perspektiven Sozialversicherung Unternehmen Volkswirtschaft Gebietskörpersch. Individuum

Wirtschaftliche Auswirkungen Medizinische Therapie Produktivitätsverluste Frühpensionierung Arbeitsunfähigkeit Präsentismus

Kosten Depressio: Bipolare Störungen: Angststörungen Direkte Kosten: € 200 - 14.500 pro Patient und Jahr Krankenstandskosten: € 4.200 - 4.900 pro Patient und Jahr USA 2000: Gesamtkosten/Jahr 83,1 Mrd. US$ Bipolare Störungen: Direkte Kosten: € 700 - 24.000 Indirekte Kosten: € 3.000 – 10.000 Angststörungen Direkte Kosten € 230 – 1.230 Indirekte Kosten € 400 – 1.100 USA 1990 Gesamtkosten/Jahr US$ 42-47 Mrd Andlin-Sobocki P, Wittchen HU: Cost of affective disorders in Europe. Europ J Neurol 12(Suppl1), 34-38, 2005; Andlin-Sobocki P, Wittchen HU: Cost of anxiety disorders in Europe. Europ J Neurol 12(Suppl1), 39-44, 2005

Therapie der Depression in Ö (Schwarz, Dantendorfer, Lehofer, Wrobel 2009) Depressive Phase 100% der PatienInnen werden durch den Allgemeinmediziner betreut. 30% (Schwankungsbreite 20-35%) werden von Fachärzten für Psychiatrie (bzw. Neurologie und Psychiatrie) behandelt Psychotherapie: FA für Psychiatrie führen bei 95% ihrer Patienten (i.e. 28,5% aller) Psychotherapie durch, Frequenz 4x pro Monat; Patienten von Allgemeinmedizinern die nicht zum Facharzt kommen erhalten in 10% Psychotherapie. 33% der Patienten von Fachärzten werden stationär aufgenommen (in Wien sind das durchgängig Psychiatriestationen der genehmigten Stufe 02) Remission Unterschiede zur depressiven Phase:  45% (40-50%) durch Fachärzte betreut; Psychotherapiefrequenz 2x pro Monat; Keine stationären Aufenthalte

Main occupational health hazards Main medical diagnoses: Musculosceletal disorders Psychomental ilnesses (acute and chronic) Focusing on: High risk goups for long term sick leave Presenteism: productivity losses due to reduced mental and physical fitness while still active working

State of the art occupational health management programs Based on recomendations of the European Agency for Safety and Health at work. Measures implemented intend to Follow a proper assessment of the hazards and risks Improve working conditions in general, and be effective in promoting health, safety and efficiency Focus on preventing the identified risk at source Are identifiable as the action that caused the reduction in risk Achieve an identifiable and permanent benefit Meet the relevant legislative requirements and preferably go beyond those minimum standards Include a participatory approach between employers and workers Source: http://ew2007.osha.europa.eu/goodpracticeawards/

Psych. Erkrankungen (APA, Standard; Mai 2010) Hohe Dunkelziffer „Außerdem gehen sowohl Schmadlbauer als auch Alice Kundtner von der Wiener Arbeiterkammer von einer hohen Dunkelziffer an psychischen Erkrankungen aus, die in der Statistik nicht aufscheinen. Kundtner verweist darauf, dass bereits ein Drittel der Frühpensionierungen wegen Berufsunfähigkeit bzw. Invalidität aufgrund von psychischen Problemen genehmigt wird. Häufig hätten nämlich auch auf den ersten Blick körperliche Probleme wie Herzrhythmusstörungen oder Bandscheibenvorfall psychische Ursachen“.

Frühpensionierungen in Ö Quelle: Profil 13, 28.März 2011

Frühpensionierungen in Österreich (Sept.09) Ö 2010: ca. 460.000, Durchschnitt 52 Jahre Ö 2008: ca. 8350 wegen psychischer Erkrankung, ca. 3100 davon in der Altersgruppe 45 bis 54

Präsentismus Laut Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung vom September 2009 verordnet sich jeder zweite Mitarbeiter eine Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz Krankheit. 42 % der befragten Mitarbeiter gaben an, in den vergangenen 12 Monaten 2-mal oder öfter krank zur Arbeit gegangen zu sein. Betroffen sind vor allem Singles. Geringe Fehlzeiten zeugen nicht nur von gesunden Mitarbeitern. Das Bundesgesundheitsministerium (BRD) verzeichnete im Jahr 2009 den drittniedrigsten Krankenstand aller gesetzlich Versicherten in Deutschland seit Einführung der Statistik 1970. Danach meldeten sich Arbeitnehmer durchschnittlich 7 Tage krank, das entspricht 3,2 % der Soll-Arbeitszeit. Zum Vergleich: 1991 waren die Beschäftigten in Deutschland durchschnittlich 25 Tage im Jahr krank. Selbst der Anteil der Mitarbeiter, die sich überhaupt nicht krankgemeldet haben, ist angestiegen: Von 44,7 % im Jahr 2000 auf 48,5 % im vergangenen Jahr. http://www.4personaler.de/de/arbeitsrecht_lohnabrechnung/laufendes_arbeitsverhaeltnis/krankheit/pr%C3%A4sentismus-die-negativen-folgen-f%C3%BCr-ihr-team-un_g9dpin3x.html

Depression Most Costly Illness for Employers Twenty percent of the $44 billion cost of depression was accounted for by absenteeism, while 80 percent of the costs associated with depression, or $35.7 billion, was linked to “presenteeism”—that is, present on the job but with significantly reduced productivity. Psychiatric News July 18, 2003; Volume 38 Number 14 Page 19; © American Psychiatric Association http://pn.psychiatryonline.org/content/38/14/19.1

Österr.Wohnbevölkerung 2000-2050 in 1000 Personen (mittlere Variante) ÖSTAT: Bevölkerungsvorausschätzung 1998-2050. Stat Nachr 53, 696-708, 1998