Kinder begegnen dem Tod

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Die Entwicklung des moralischen Urteils
 Präsentation transkript:

Kinder begegnen dem Tod entwicklungsgemässe Vorstellungswelten von Religion Paulus Akademie Zürich 15. Juni 2007 Referat und Workshop

Kinder begegnen dem Tod religiöse Vorstellungswelten Übersicht / Glauben Erwachsener Entwicklung des Glaubens Stufenmodell nach Fowler Stadien moralischer Entwicklung nach Kohlberg Perspektiven des religiösen Urteils nach Oser Kinder und Wissenschaftlichkeit entwicklungsgemässe religiöse Vorstellungswelten offene Fragen 1

Grundlagen Forschung und Studien James W. Fowler Stufenmodell zur Entwicklung des Glaubens Lawrence Kohlberg Stadien der moralischen Entwicklung Fritz Oser Perspektiven des religiösen Urteils 2

Wie glauben Erwachsene? Lebensmitte entmythologisiert: kritische Reflexion Überbewertung der Vernunft Relativierung bis hin zum Atheismus Erkennen der «eigentlichen» Bedeutung «dahinter» Suche nach absoluten Werten in der Spannung Individualismus - Gruppe reflektierend individuell kritisch sozial differenziert 3

Wie glauben Erwachsene? «Alter» Erfahrungs-Dimension ist zentral Komplexität / Differenziertheit der Realität erkannt (gegen Dualismus) Energien auf Dinge / Aspekte gerichtet, die Bedeutung haben Sinn für wechselseitige Abhängigkeit und Solidarität Suche nach «Einssein» mit Gott verbindend synthetisch verändernd vielschichtig differenziert 4

Glaubens-Entwicklung nach Fowler Stufe 1 undifferenziert Säuglingsalter Gefahren 1 Vertrauen einverleibend Rituale der Fürsorge Verlässlichkeit Gegenseitigkeit Urbilder schaffen übertriebene Fürsorge  Narzissmus mangelhafte Zuwendung  Isolation 5

Glaubens-Entwicklung nach Fowler Stufe 2 intuitv-projektiv Kleinkindalter Gefahren 2 Macht impulsiv Vermittlung von tief-gehenden Bildern, Symbolen und Ge-schichten Identifikationspunkte für Hoffnung auf Stärke schaffen Ansprechbarkeit für «falsche» Bilder (z.B. Medien) moralistische Instrumentali-sierung 6

Glaubens-Entwicklung nach Fowler Stufe 3 mythisch-wörtlich Schulkindalter Gefahren 3 Mechanismus souverän imperial Einladung, die Ge-schichten einer Ge-meinschaft zu teilen Einüben in religiöse Rituale pedantischer, unnatürlicher Perfektionismus Werkgerechtig-keit schwaches Selbstwertgefühl 7

Glaubens-Entwicklung nach Fowler Stufe 4 synthetisch- Gefahren Jugendalter konventionell starke, einseitige Selbstdefinition über signifikante Beziehungen Abhängigkeit im Hunger nach Be-stätigung Verinnerlichung und Sakralisierung Fehlen von Auto-nomie im Handeln und Urteilen 4 Beziehung persönlich Suche nach Vorbild / Distanz von Autorität emotionale Bestäti-gung unverzichtbar  Identitätsentw. Spiritualität führt zu einer Kontinuität guter Gefühle 8

Glaubens-Entwicklung nach Fowler Stufen 5 – 7 Erwachsene 5 individuell-reflektierend institutionell Sehnsucht – Suche: absolute Werte 6 verbindend zwischen- menschlich Sinn für wechsel- seitige Abhängigkeit und Solidarität 7 universali-sierend in Gott gegründet Erlösung 9

„Was niemand merkt, darf ich tun!“ moralische Entwicklung nach Kohlberg Stadium 1 selbstbezogen präkonventionell Kleinstkind moralische Forderungen nach Buch-staben, nicht nach Sinn verstanden Absichten v. anderen nicht im Blick Automatismus: richtiges Handeln = Belohnung gut sein = gehorchen Akzeptanz von Bestrafung als Konsequenz von «Nicht-Folgen» an Bestrafung und Gehorsam orientiert 1 „Was niemand merkt, darf ich tun!“ 10

„Verbotenes darf man nicht tun!“ moralische Entwicklung nach Kohlberg Stadium 2 selbstbezogen präkonventionell Vorschulkind Befriedigung eigener Bedürfnisse gleichzeitiges Zugestehen des Rechts für andere, seine Interessen und Bedürfnisse anzumelden wechselseitiges Übereinkommen (zweckbezogen) an naiv- instrumentellen Zwecken und am Austausch orientiert 2 „Verbotenes darf man nicht tun!“ 11

„Ich möchte im konventionellen Umfeld gut dastehen.“ moralische Entwicklung nach Kohlberg Stadium 3 über eigene Person hinausgehend Schulkind konventionell bewusstes Eingehen auf die Mitmenschen Erwartungen anderer werden in der Reflexion mit einbezogen guter Junge – liebes Mädchen an interpersonellen Erwartungen, Be-ziehungen und Konformität orientiert 3 Versuch, Erwartungen anderer einvernehm- lich zu erfüllen „Ich möchte im konventionellen Umfeld gut dastehen.“ 12

„Ich halte Rechte und Pflichten ein.“ moralische Entwicklung nach Kohlberg Stadium 4 über eigene Person hinausgehend Pubertät konventionell bezieht sich auf das moralische Verhältnis zum umfassenden sozialen System Orientierung an Gesetzen und deren Einhaltung zentral übernommene Pflichten erfüllen an der Erhaltung des sozialen Systems und Gewissens orientiert 4 bewusstes Verhältnis zur sozialen Ordnung „Ich halte Rechte und Pflichten ein.“ 13

Recht auf Leben steht höher … moralische Entwicklung nach Kohlberg Stadium 5 – 6 allgemein gültig postkonventionell Erwachsene gesellschaftlich reflektiert den konkreten Anforderungen gemäss sehr differenziert, alle Aspekte einbeziehend philosophisch-ethisch begründet schliesslich auch universelle moralische Prinzipien im Blick am Sozialvertrag orientiert an ethischen Prinzipien orientiert 5 6 Recht auf Leben steht höher … 14

moralische Entwicklung nach Kohlberg Dilemmageschichte 1 Kleinstkind: die Polizei sollte es nicht merken – ich darf 2 Vorschulkind: Es nützt ihm nichts, weil er bestraft wird! Schulkind: Er darf seiner Frau helfen, weil sie im nächsten Umfeld steht (Konvention) 3 Jugendlicher: Staat (Gesetze und Ordnung) schützt Eigentum: Er darf nicht so helfen! 4 Erwachsener: Sozialhilfe: Frau hat Recht auf Medikament – sonst Notwehr möglich 5 6 15

religiöse Urteilsfähigkeit nach Oser 1. Perspektive «Deus ex machina» Vorschulalter 1 Ultimates steht über allem alles von externalen Kräften geleitet, gesteuert, geführt Ultimates handelt – Mensch ist ganz und gar Reaktion 16

religiöse Urteilsfähigkeit nach Oser 2. Perspektive «do ut des» Schulalter 2 Prinzip Leistung – Gegenleistung: „Wenn / weil ich dir gebe, erhalte ich …“ Person wie Ultimates wird durch dieses Handeln bestimmt 17

religiöse Urteilsfähigkeit nach Oser 3. Perspektive «Deismus» Jugendalter 3 vollständige Trennung der Bereiche des eigenen Ich – und des Ultimaten führt zu bewusster Atheismus  „Ich bin für alles selbst zuständig.“ Gott tut nichts – grosse Distanz religiöser Extremismus  „Gott allein vermag alles.“ überschwängliche Gläubigkeit – Verinnerlichung 18

religiöse Urteilsfähigkeit nach Oser prozentuale Anteile der Stufen gemäss Alter Antworten % 3 4 4 4 2 3 3 Korrelation 2 3 Deismus 2 do ut des 1 Deus ex machina 2 1 1 Alter 8 11 14 17 20 19

religiöse Urteilsfähigkeit nach Oser 4. – 6. Perspektive Erwachsene 4 Korrelation Beziehungsverhältnis zwischen Entscheidungs-autonomie des Handelnden und des Ultimaten religiöse Autonomie durch unbedingte Intersubjektivität Ort des Ultimaten in die menschliche Kommunikation hineinverlegt: Nächstenliebe universale Kommunikation Postulat (wird kaum erreicht) 5 6 20

Er muss gehen, weil Gott das will. Dilemmageschichte nach Oser 1. Perspektive «Deus ex machina» Vorschulalter 1 Ultimates steht über allem alles von externalen Kräften geleitet, gesteuert, geführt Ultimates handelt – Mensch ist ganz und gar Reaktion Er muss gehen, weil Gott das will. 21

Dilemmageschichte nach Oser 2. Perspektive «do ut des» Schulalter 2 Prinzip Leistung – Gegenleistung: „Wenn / weil ich dir gebe, erhalte ich …“ Person wie Ultimates wird durch dieses Handeln bestimmt Gott hat ihm sein Leben geschenkt, also muss er auch sein Versprechen halten. 22

Vergiss das Versprechen, denn es gibt keinen Gott. Dilemmageschichte nach Oser 3. Perspektive «Deismus» Jugendalter 3 vollständige Trennung der Bereiche eigenes Ich – und Ultimates bewusster Atheismus religiöser Extremismus Vergiss das Versprechen, denn es gibt keinen Gott. Halte das Versprechen, denn Gott allein kann helfen, wie du gesehen hast. nicht Gott hat ihn gerettet, sondern es war Zufall natürlich hat Gott alles so gelenkt und es muss auch so weitergehen 23

Dilemmageschichte nach Oser 4. – 6. Perspektive Erwachsene Absturz kann man nicht Gott in die Schuhe schieben; Situation muss neu überdacht werden; evt. neuer Entschluss – es muss für alle Beteiligten passen 4 Korrelation 5 religiöse Autonomie Wo kann man mehr helfen und bewirken, wo mehr für die Menschen tun? Wo ist es sinnvoller, sich einzusetzen? universale Kommunikation 6 24

Kinder und Wissenschaftlichkeit 25

religiöse Vorstellungswelten Säugling unbewusst durch das im Säuglingsalter erfahrene Urvertrauen zu Bezugspersonen wird so etwas wie ein Glaube geprägt folgende Aspekte sind dabei ausschlaggebend:  Einbildungskraft  Ritualisierung  Seele  Symbolisierung 26

religiöse Vorstellungswelten Kleinkind intuitiv-projektiv impulsiv Verständnis das Ultimate Kommunikation bildhaft sprachlich symbolisch mythisch gross und stark, allmächtig weit weg, undenkbar kann alles, alles im Griff Autorität, die straft final (alles hat einen Zweck) reden hilft, sinnliche Erfahrung symbolisch wiederzugeben bibl. Geschichten erzählen  Gefühle verarbeiten nicht abgehoben – alltagsnah  Identifikationspunkte bitte nicht Straf-Gott vermitteln 27

religiöse Vorstellungswelten Schüler mythisch-wörtlich souverän Verständnis das Ultimate Kommunikation wörtlich technisch konkret realistisch menschliche Kategorien: Mann mit Bart, sitzt auf Wolke fair und ge-recht kann mich verstehen Wechsel final – kausal ausschliesslich wortwörtliches Verständnis Tun-Ergehens-Zusammenhang keine Führung: will unab- hängig und kompetent sein verlangt «Beweise» Kinder wollen selbst erzählen 28

religiöse Vorstellungswelten Jugendlicher synthet.-konvention. persönlich Verständnis das Ultimate Kommunikation konven- tionell idealisie- rend emotional mysteriös komplex Gott tut nichts – steht hinter allem «bedeutungs-voller Ande-rer», der hel-fen kann Gesetzlich-keit kausal (Zusammenhang von Ursache – Wirkung erkannt) Glaube gestaltet nach Erwar-tungen wichtiger Personen (gegen Eltern / Autoritäten) abhängig von Bestätigung und Zuwendung durch andere Emotionalität (Romantisierung) Gott als Beziehungspartner 29

religiöse Vorstellungswelten Lebensmitte reflektierend individuell kritisch sozial differenziert entmythologisiert: kritische Reflexion Überbewertung der Vernunft Relativierung bis hin zum Atheismus Erkennen der «eigentlichen» Bedeutung «dahinter» Suche nach absoluten Werten in der Spannung Individualismus - Gruppe 30

religiöse Vorstellungswelten «Alter» verbindend synthetisch verändernd vielschichtig differenziert Erfahrungs-Dimension ist zentral Komplexität / Differenziertheit der Realität erkannt (gegen Dualismus) Energien auf Dinge / Aspekte gerichtet, die Bedeutung haben Sinn für wechselseitige Abhängigkeit und Solidarität Suche nach «Einssein» mit Gott 31

Fragen Kinder begegnen dem Tod entwicklungsgemässe Vorstellungswelten von Religion 32