Prof. Dr. Hannelore Faulstich-Wieland Universität Hamburg

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Experimente im Sachunterricht
Advertisements

Struktur Proseminar „Grundbegriffe der Soziologie“
Interkulturelle Kompetenz der Lehr- und Fachkräfte LWL Münster 10./
Fragebogenaktion Schuljahr 2002 / 2003
Geschlechtertheorie und -forschung in verschiedenen Disziplinen I
Geschlechtsspezifische Sozialisation in der Grundschule
Feministische Wissenschaftskritik und Methoden der Geschlechterforschung: Einführung in die Problemstellungen Wieso sind die wissenschaftlichen Forschungsmethoden.
Intersectionality ein neues Forschungsparadigma?
Referenten: H. Bayer V. Hagemann
Definition Allgemeines, Historisches
Eine gute Partnerschaft zwischen Schule und Elternhaus schaffen!
Ganztagsschulkongress Individuelle Förderung – Bildungschancen für alle September 2005, BCC Berlin Forum: Selbstverantwortlich Lernen – individuelle.
Arbeitsbereich Bildung Burkhard Reuhl Erlebnispädagogische Primärprävention in der Schule.
Entwicklung des Gottesbildes aus psychologischer Sicht
Fragen, die zum Nachdenken anregen sollten
Vhb-Projekt: Erziehung zur Medienkompetenz Schulische Medienerziehung Virtuelles Seminar Referenten: Simon Pannarale/Christoph Sauter Prof. Dr. Dieter.
Akzeptierende Jugendarbeit mit rechtsextremen Jugendlichen
Gender im Unterricht Janna Kleinwächter.
Phänomen und Pädagogische Projekte
Herzlich Willkommen! Was ist forschendes Lernen?
Lions-Quest zeigt neue Wege
Institut für Freiraumentwicklung Universität Hannover Dr. Annette Harth IF Gebrauchswert und Nutzungsfreundlichkeit – Gender-Kriterien für öffentliche.
Arbeitstitel der Dissertation:
Umgang mit Heterogenität
Mit welcher Haltung begegnen wir Mädchen und Jungen im Schulalltag?
Akademie der bildenden Künste Wien
1 Mag. Martin Kühnl AG Tagung Gumpoldskirchen 28./ Herzlich willkommen! 1.
Unendlich – endlich Mathematik für junge Philosophen
Prof. Dr. Ada Sasse Humboldt-Universität zu Berlin
Ein ganz besonderes Thema?
Zusammenhang zwischen Lebensqualität und Schulqualität
Geschlechtsspezifische Sozialisation im Kindergarten
… unser Leben nach Conchita Wurst …
Funktionärinnen und Funktionäre
Es ist wirklich eine Riesenschweinerei, was uns Hartz IV in den vergangenen Jahren beschert hat.
Social Justice und Diversity Training – eine Einführung
Dr. Remi Stork Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.
b erufliche E rfahrung & O rientierung
Modul 1: Lehren und Coachen
Befragung Schüler Klassen 5 und 6. Wir müssen öfter den Raum wechseln.
Konzepte von Interkultureller Pädagogik
Kompetenzentwicklung in schwierigen Zeiten: Wie man Jugendlichen dabei helfen kann, die eigene Biografie zu gestalten Perspektive Berufsabschluss, Offenbach.
Die MINT-Thematik aus pädagogischer und bildungsökonomischer Sicht Prof. Dr. Dres. h.c. Rolf Dubs, ehem. Rektor Universität St.Gallen.
...es ist wirklich eine Riesenschweinerei was uns Hartz IV im kommenden Jahr bescheren wird....
religionsunterrichtliche
Juni 2007MSW NRW Gleichstellungsreferat Schulqualität - geschlechtergerecht. Qualitätsanalyse im Gender-Mainstream.
„Geschlechtssensible Pädagogik“
Inhaltsverzeichnis: Differenzansatz 1.1. Praxis Diversityansatz
Mit freundlicher Unterstützung von: Offensive Bildung macht Schule Evaluation Prof. Dr. Daniela Braun In Kooperation mit: FH Koblenz.
Gender in der Kinder- und Jugendhilfe
Interkulturelle Kompetenz
Evangelia-Margareta Samara Schulrätin für Deutsch als Fremdsprache
Soziale Arbeit an Schulen im Landkreis Bad Kreuznach
Lernen mit mobilen Endgeräten
Thomas Fuhr Pädagogische Hochschule Freiburg
Zur Praxis des kompetenzorientierten Unterrichts
Schule ohne Homophobie – Schule der Vielfalt Ein wichtiges Projekt an unserer Schule eine gefördert vom: Initiative von:
Die Burgbergschule Grebenstein stellt sich vor:
Vorbereitung einer Reflexion der Testdurchführung
Schule im Wandel Tendenzen in Schule und Bildung
„Fledermaus-Laternen und Kaninchen zu Besuch“ Wochenrückblick vom – Zu Beginn dieser Woche bastelten wir die „Lauf-Igel“ fertig, die.
Was für eine Person ist sie/er?
Workshop: Wie setze ich Körpersprache gezielt ein? Eine Präsentation von Anka Pistner Modul 3: Klassenmanagement.
Bildungsstandards Biologie Bernd Blume, Michael Bruhn, Bernd Klaunig, Volker Schlieker.
FILM40 mm1A FILM40 mm Punchinello Ein Musical der VS 3 Wels.
Doing gender im Schulalltag
Basel Lu Decurtins Bilder: koordination-maennerinkitas.de.
Die Bildungs- und Unterrichtssprache lehren im Kontext von Diversität maledive.ecml.at 1) Spontansprache (Freizeit, Hobbys …): mündlich, deutsch Wenn.
Doing Gender im Schulalltag Prof. Dr. Hannelore Faulstich-Wieland
Modul 3: Klassenmanagement
 Präsentation transkript:

Prof. Dr. Hannelore Faulstich-Wieland Universität Hamburg 16.11.2012 Doing gender im Schulalltag – Gendersensibilität als Ziel von Lehrer/innenbildung Prof. Dr. Hannelore Faulstich-Wieland Universität Hamburg 16.11.2012

Vermeintliche Lösungsansätze des „Genderproblems“ Geschlechtertrennung – Annahmen dabei: Jungen seien dominant und nähmen Mädchen den Raum Jungen müssten „cool“ sein, wenn Mädchen dabei sind Lehrkräfte können da nichts gegen tun Mehr Männer in die Schule – Annahmen: Lehrerinnen könnten sich nicht auf Jungen einlassen, ihr Verhalten nicht würdigen

Dramatisierung von Geschlecht Dramatisierung = Hervorhebung Geschlechtergetrennter Unterricht Geschlechtsgebundene An-/Aussagen Unterstellung: Gleichgeschlechtlichkeit ermögliche größere Gleichheit = größere Offenheit Zugleich: oppositionelle Bestimmung von Geschlecht

Gliederung 1. Was ist überhaupt Geschlecht? 2. Beitrag von Lehrkräften an der sozialen Konstruktion von Geschlecht in der Schule 2.1 Australisches Single-Sex Education Pilot Project (SSEPP) 2.2 Organisationsbedingungen zur Reproduktion von Geschlechtervorstellungen 2.3 Fallbeispiel Pavel 2.4 Mädchen langsamer – Werkunterricht 3. Gendersensibilität entwickeln

Lena

Desiree

Tobias

Fanny

Andreas

Zuordnung zum Geschlecht Primäre Geschlechtsmerkmale „Erkennungsmerkmale“ im Alltag Auch „sex“ ist nicht eindeutig „gender“ – „geschlechtsspezifische“ Sozialisation Dichotomie von sex wie gender ist Problem Mittelwertunterschiede existieren – Überlappung sind aber groß Erlernen des „geschlechtsadäquaten“ Verhaltens

Beitrag von Lehrkräften an der sozialen Konstruktion von Geschlecht in der Schule

Australisches Single-Sex Education Pilot Project (SSEPP) 8.-10. Klassen, mono- und koedukativ Normale Strategien der Lehrkräfte durch Mädchen Verhalten der Jungen kontrollieren keine Förderung kommunikativer Kompetenzen bei Jungen Jungen nicht zu schriftlichen Arbeiten zwingen Mädchen keine Risikosituationen ermöglichen „wissen“, dass Mädchen die Hausarbeiten erledigen werden Managementproblem zentral

Sozialisation im Feld Schule Klassen als Organisationsprinzip fragend-entwickelnder Unterricht Beteiligungsnotwendigkeit und -chance Zusammenhang zwischen „gut sein“ und Verhalten ist nicht eindeutig Blick der Lehrkräfte auf Mädchen und Jungen wird auch von stereotypen geschlechtlichen Zuschreibungen geleitet

Fallbeispiel Pavel Sehr gute Noten in Grundschule Klassenlehrerin: als „Problemkind“ schon am Kennenlernabend aufgefallen Beitrag an der Herstellung von Pavels Sonderrolle – keine positive Chance einer Bühne Werklehrer: Spaß ja, aber nicht so – unklar, wie denn?

Mädchen langsamer - Technikunterricht Jungen langsamer maschineninteressiert wunderschön gestaltete Hefter technikinteressiert Liebe zum Detail Liebe zum Komplizierten zurückhaltender lebhafter Verhalten der Lehrerin Lehrerin agiert Lehrerin re-agiert

Gendersensibilität entwickeln „fremder Blick“, um Praktiken des Alltag zu erkennen Gendersensibilität: nicht nach Differenzen suchen Stattdessen: Herstellungsmodi der Differenzen erkennen

Perspektive Genderkompetenz auch als Reflexion des eigenen Anteils am doing gender Orientierung an der Heterogenität der Kinder = Individuen und nicht allein Repräsentanten des Geschlechts – Entdramatisierung von Geschlecht Guter Unterricht trägt viel zur Geschlechtergerechtigkeit bei.

Lehrer/innenbildung Solide pädagogische Grundlegung als Befähigung zu gutem Unterricht Genderkompetenz Wissen über die historische Entwicklung von Mädchen-/Frauenbildung, Jungen-/Männerbildung und ihr Verhältnis zur „allgemeinen Bildung“ Gendertheoretische Ansätze Gendersensibilität Ethnografisches Forschen als Teil der Entwicklung eines forschenden Habitus Basis für Balance im Spannungsfeld zwischen Dramatisierung und Entdramatisierung von Geschlecht Reflexionsfähigkeit