Familiendynamik bei schwerer Erkrankung Fachtagung der Bayerischen Stiftung Hospiz Schloss Schney, 19.11.2007 Petra Rechenberg-Winter
Inhalt Familie als System Krankheit als (ungebetenes) Familienmitglied Herausforderung: Endlichkeit Trauer im System Familiendynamik bei Krankheit und Sterben Hospizbegleitung von Familien Was trägt Familien und Begleitende? Resilienz
Familie als System Familie ist ein dynamisches Beziehungsnetz miteinander verbundener Menschen, die wechselseitig aufeinander reagieren, sich gegenseitig in ihrem Erleben und Handeln beeinflussen. (Mobile) Familie ist ein Überlebenssystem
Krankheit als Familienmitglied bereits von der Ahnung einer lebensbedrohlicher Erkrankung an ist nicht nur die PatientIn betroffen für alle Zugehörige und das soziale Umfeld verändert sich deren Lebenssituation und -perspektive Sterben ist Lebensende für den sterbenden und krisenhafter Übergang für die überlebenden Menschen.
Herausforderung „Endlichkeit“ sich dem Prozess von Krankheit und Sterben zu stellen, bedeutet für alle betroffenen Menschen eine existentielle Herausforderung und grundlegende Veränderung im System: Rollen und Funktionen Nähe und Distanz (Wieder)Annäherung einzelner Mitglieder Kommunikation schweigen und sprechen, verstehen und distanzierte Ablehnung, Harmonie und Konflikt Veränderung und Festhalten am Vertrauten Nähe-Distanz: (Wieder)Annäherung einzelner Familienmitglieder Ausleben und teilen von Trennungsschmerz, aufeinander reagieren Kommunikation: schweigen und sprechen, verstehen und distanzierte Ablehnung, Harmonie und Konflikt
Trauer im System Trauer bedeutet Verlustverarbeitung von körper-lichen und geistigen Fähigkeiten, von Lebens-konzepten, (geliebten) Menschen und Lebensraum. Traueraufgaben (W. Worden): Verlust als Realität wahrnehmen Trauerschmerz erfahren und durchleben Anpassung an eine Umgebung, in der das Verlorene fehlt dem Verlorenen einen neuen Platz geben Lernen, mit der Erinnerung weiterzuleben
Familiendynamik Zeit besonderer Intensität Nähe Konflikt Loslassen Bewahren Emotion Kognition Ohnmacht Grandiosität Privatheit Öffentlickeit dialektische Spannungsfelder für Individuum und System
Auseinandersetzung erfolgt (analog einem Spiralprozess) auf: somatischer (Körperempfinden, Arbeitsfähigkeit) emotionaler (Selbstverständnis) kognitiver (Orientierungsrahmen, (Lebens)Perspektiven) spiritueller (Sinn, Hoffnung, transpersonaler Bezug) sozialer Ebene (Aufgaben, Rollen, persönlicher Bezug) für PatientIn, Zugehörige, Umfeld, Behandelnde und Begleitende Spirituell: altruistische Werte nehmen zu
Hospizbegleitung von Familien Beziehung auf Zeit Begegnung in einer Ausnahmesituation System darin unterstützen, einen menschenwürdigen Abschied zu gestalten (System 2. Ordnung) Aufgaben übernehmen, entlasten Kommunikation anbieten, moderieren Selbstachtsamkeit
Resilienz, ein Kompetenzansatz Faktoren individueller Resilienz Problembewältigung: Herausforderungen erkennen, Lösungsideen entwickeln und sich für eine entscheiden, überprüfen, evtl. andere Versuche erproben Aufgabenorientierung: Interesse entwickeln, Ziele verfolgen Selbstwirksamkeit: sich als (Mit-)GestalterIn der eigenen Umwelt erleben und Verantwortung übernehmen Abgrenzungsfähigkeit: von ungünstigen Mustern Zukunftsorientierung Freundschaften, Netzwerke
Resilienzförderne Faktoren im System Transparente Umgangsregeln Eigenverantwortung und individueller Gestaltungsraum der Mitglieder Kommunikation als Möglichkeit, Probleme zu besprechen, zu klären und Lösungsoptionen auszuhandeln Übereinkunft, dass Fehler menschlich und korrigierbar sind mit Niederlagen leben können Zukunftsträume, spirituelle Räume, Sinnperspektive