Kinonachfrage in Deutschland

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
nach Halbjahren; Veränderung gegenüber Vorjahr in %, Index 2000 = 100
Advertisements

Wie kommt diese Ergebnisentwicklung zustande?
Der Stimulus Kommentar scheint einen Einfluss auf die Bewertung sportlicher Leistungen durch die Rezipienten zu haben. Die Unterschiede zwischen den beiden.
Anhang A: Der IT-Arbeitsmarkt
Einkommensungleichheit
Werner Nienhüser - Anna Katharina Jacob - Maria Wegener
Proseminar Sekundäranalyse SoSe05
Hypothesen testen: Grundidee
Institutionelle Infrastruktur und allgemeine Charakteristika von Sozialstatistiken II Die Zuverlässigkeit retrospektiv erhobener Lebensverlaufsdaten Analysen.
Strukturgleichungsmodelle
Definition: Anlage - Umwelt
Institut für Wirtschaftsforschung Halle How important are plant and regional characteristics for labor demand? Plant-level evidence for Germany -Korreferat-
Mögliche Funktionenklassen
Datenmatrix. Datentabelle für 2 Merkmale Kontingenztafel der absoluten Häufigkeiten.
Statistische Maßzahlen
Examing Cultivation From a Psychological Perspective. W
Lernen und Konstruktion
Heuristische Informationsverarbeitung
Lohnhöhe, Rent-Sharing und Tarifbindung
Lohnentwicklung im Lebenszyklus
Emotionale Intelligenz
Meta-Analyse Forschungsmethoden und Evaluation
Internet für Alle – zwischen Euphorie und Ignoranz
Tutorium
Tutorium
LIAB: Beispiel Lutz Bellmann und André Pahnke Laser empirisch Veranstaltung am 12. Februar 2008.
Industrieevolution – WS 2007/2008 Die Wurzeln börsennotierter Spin-Offs in den USA P. Gompers et.al.: Entrepreneurial Spawning: Public Corporations and.
Dummy-Variablen Gleicher Lohn bei gleicher Qualifikation: Frauen verdienen im Durchschnitt zwar weniger als Männer, aber ist die Ursache dafür in der Diskriminierung.
Probleme der Modellspezifikation
Multikollinearität Wann spricht man von Multikollinearität?
Wiederholung: Einfache Regressionsgleichung
Elastizität der Nachfrage
Kapitel 15 Instrumentvariablen- Schätzung
Arbeitskosten in der Industrie 20031) - in Euro2) -
Unternehmen.
Überblick über den Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Dresden
Seminarvortrag Allgemeine Informatik
Repetition „Variable & Term“
Übungsblatt 02 Lehrstuhl für Kommunal- und Umweltökonomie
Abschluss-Symposium „FISCHNETZ“
Environmental Kuznets Kurve
Statistik: Mehr zur Regression.
Kapitel 15 Instrumentvariablen- Schätzung
Kapitel 10 Multikollinearität
Kapitel 9 Analyse der Modellstruktur Hackl, Einführung in die Ökonometrie 2 Rekursive OLS-Schätzung Spezifiziertes Modell: y = X + u y, u:
Ökonometrie I Analyse der Modellstruktur Ökonometrie I2 Rekursive OLS-Schätzung Spezifiziertes Modell: y = X + u y, u: n-Vektoren; X: Ordnung.
Kapitel 19 Kointegration
Kapitel 16 Ökonometrische Modelle
Silvia Schlagnitweit Betreuer: a. Univ.-Prof. Dr. Franz Hackl

Willkommen in der Welt der effizienten Datenanalyse! Seite 1 Dr. Franz Weissenböck.
Das ABC der Statistik DIE SÄULENDIAGRAMME 1
Besucherfrequenzen TOP-Ausflugsgebiete Niederösterreichs Seminarprojekt am Institut für Tourismus und Freizeitwirtschaft WS 2002/03 Ausarbeitung: ao Univ.-Prof.
Zur Sozial- und Kulturgeschichte der DDR Freies Tutorat im Wintersemester 2005 / Einführungsveranstaltung Einleitung.
GRAFIKDIENST der ULRICH EGGERT CONSULTING, KÖLN Nr. 2/2011_Februar 2011, Köln Veröffentlichung bei Quellenangabe erlaubt und erwünscht Herausgeber: Dipl.-Kfm.
Vorschlag zur Abfassung einer PPT-Präsentation des Planungsreferats
Statistik – Regression - Korrelation
Zum Einfluss subjektiver und objektiver Merkmale auf die Wiedererkennung von Werbeplakaten Antje Bauer & Stefanie Frehse Institut für Allgemeine Psychologie.
Stand 04/ KAMPA AG Bilanzpressekonferenz/ Analystenpräsentation Düsseldorf,
Eine bibliometrische Analyse eines Dokumentlieferdienstes am Beispiel von Subito: Zusammenhang von Zeitschriftennachfrage und -zitationshäufigkeiten Christian.
Methoden der Sozialwissenschaften

Winter 2014/2015 Quelle: Statistik Austria * lt. TA, vorläufige Schätzung; Umsätze real: -0,5% Ankünfte: 17,5 Mio. (+3,6%) Inländer: 5,2 Mio. (+2,4%) Ausländer:
Ankünfte: 20,6 Mio. (+3,0%) Inländer: 7,1 Mio. (+2,5%) Ausländer : 13,4 Mio. (+3,3%) Nächtigungen: 67,2 Mio. (+1,1%) Inländer : 20,6 Mio. (+0,5%) Ausländer:
Übung 2 Einführung in die Ökonomie 18. April 2016.
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
Außenhandelsbeziehungen zwischen China, USA, EU Makroökonometrie Vorlesung Dr. Oliver Bode.
Identifying the effects of gendered language on economic behavior
Informationssuche bei hypothetischen & realen Entscheidungen
 Präsentation transkript:

Kinonachfrage in Deutschland 2. SPSS-Academic Convention Marburg – 03./04. Juni 2003 Kinonachfrage in Deutschland Michael Westermann Universität Duisburg-Essen – Standort Essen – FB Wirtschaftswissenschaften 04. Juni 2003

Roter Faden Einleitung Historische Entwicklung Theoretische Grundlagen Der Gourmand hält das Kino am Leben. [...] Der Gewinn am Ende des Jahres entspricht in etwa dem Gewinn aus dem Popcorn–Geschäft. DIE ZEIT, 07/2003 Einleitung Historische Entwicklung Theoretische Grundlagen Datenbasis und empirische Vorgehensweise Ergebnisse Schlussbemerkungen Einleitung Historische Entwicklung Theoretische Grundlagen Datenbasis und empirische Vorgehensweise Ergebnisse Schlussbemerkungen

1. Einleitung Kino-Nachfrage in Deutschland Empirische Analyse für den Zeitraum von 49 Jahren (1950 – 1999) Literatur zum Kinomarkt Cameron (1986, 1988, 1990, 1999): Angebot und Nachfrage nach Eintrittskarten, Einfluss von Videorekordern, Rationales Suchtverhalten im Kinokonsum MacMillan and Smith (2001): Explaining Post-War Cinema Attendance in Great Britain Fernández-Blanco and Baños-Pino (1997): Cinema Demand in Spain: A Cointegration Analysis Keine Literatur zum deutschen Kinomarkt Kino-Nachfrage in Deutschland Empirische Analyse für den Zeitraum von 49 Jahren (1950 – 1999) Literatur zum Kinomarkt Cameron (1986, 1988, 1990, 1999): Angebot und Nachfrage nach Eintrittskarten, Einfluss von Videorekordern, Rationales Suchtverhalten im Kinokonsum MacMillan and Smith (2001): Explaining Post-War Cinema Attendance in Great Britain Fernández-Blanco and Baños-Pino (1997): Cinema Demand in Spain: A Cointegration Analysis Keine Literatur zum deutschen Kinomarkt

2. Historische Entwicklung Abbildung 1: Kinobesucher in Deutschland Anzahl der verkauften Eintrittskarten Entwicklung Starker Anstieg der Kinobesuche in den 50er Jahren, danach starker Rückgang 1956 durchschnittlich 15 Besuche pro Kopf 1992 durchschnittlich 1 Besuch pro Kopf In den 90er Jahren stieg die Zahl der durchschnittlichen Kinobesuche europaweit um 20%, in Deutschland lediglich um 11% trotz Wiedervereinigung (16 Mio. Menschen) Durchschnittliche Zahl der Kinobesuche pro Person Quelle: Filmförderungsanstalt (FFA), Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO)

2. Historische Entwicklung Abbildung 2: (realer) Umsatz deutscher Filmtheater Ein ähnliches Bild ist bei den Umsätzen zu erkennen Quelle: Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO), Statistisches Bundesamt

2. Historische Entwicklung Abbildung 3: Leinwände und Sitzplätze Anzahl der Sitzplätze Anzahl der Leinwände Angebot an Sitzplätzen bzw. Leinwänden verläuft nahezu parallel Anfang der 90er Jahre vergrößert sich die Schere durch eine Verringerung der Sitzplätze pro Leinwand und eine Erhöhung der Leinwände (Multiplex-Kino) Quelle: Filmförderungsanstalt (FFA), Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO)

2. Historische Entwicklung – Gründe Wachsende Bedeutung anderer Freizeitaktivitäten durch gestiegenes Pro-Kopf-Einkommen Erfindung und Verbreitung von Fernsehen (60er Jahre) und Video (70er Jahre) Zahl der registrierten Fernsehgeräte in Deutschland: 35 Mio. Versorgungsgrad: nahezu 100% Der postulierte Effekt dieser Technologien ist jedoch nicht einheitlich. Sowohl positive als auch negative Effekte auf die Kinonachfrage sind denkbar Umsatzsteigerung durch Multiplexe (drei Einnahmequellen, Film, Werbung, Gastronomie) Wachsende Bedeutung anderer Freizeitaktivitäten durch gestiegenes Pro-Kopf-Einkommen Erfindung und Verbreitung von Fernsehen (60er Jahre) und Video (70er Jahre) Zahl der registrierten Fernsehgeräte in Deutschland: 35 Mio. Versorgungsgrad: nahezu 100% Der postulierte Effekt dieser Technologien ist jedoch nicht einheitlich. Sowohl positive als auch negative Effekte auf die Kinonachfrage sind denkbar Umsatzsteigerung durch Multiplexe (drei Einnahmequellen, Film, Werbung, Gastronomie)

3. Theoretische Grundlagen Kinonachfrage Konventioneller Ansatz Kurzsichtiger (Myopic) Ansatz Rationales Suchtverhalten (Rational Addiction)

3. Theoretische Grundlagen Spezifikation des Rational Addiction-Ansatzes Becker, Grosmann, Murphy (1994) Chaloupka (1991)

3. Theoretische Grundlagen Simultaner Erklärungsansatz/Endogenisierung des Kinoangebots Kinonachfrage Kinoangebot

4. Empirische Vorgehensweise Test auf Integration Alle Variablen sind I(1) Kointegrationsanalyse zwischen Zuschauerzahlen, (realem) Einkommen und (realen) Preisen Es existiert eine kointegrierende Beziehung zwischen diesen drei Variablen Unerwartet hohe Preis– bzw. Einkommenselastizität Schätzung der unterschiedlichen Nachfragemodelle Schätzung des simultanen Erklärungsansatzes 2SLS (bei identifizierten Gleichungen) SURE (bei kontemporärer Korrelation der Störterme) Test auf Integration Alle Variablen sind I(1) Kointegrationsanalyse zwischen Zuschauerzahlen, (realem) Einkommen und (realen) Preisen Es existiert eine kointegrierende Beziehung zwischen diesen drei Variablen Unerwartet hohe Preis– bzw. Einkommenselastizität Schätzung der unterschiedlichen Nachfragemodelle Schätzung des simultanen Erklärungsansatzes 2SLS (bei identifizierten Gleichungen) SURE (bei kontemporärer Korrelation der Störterme)

5. Ergebnisse Tabelle 1: Kinonachfrage – Konventioneller Ansatz Anmerkungen: Alle Variablen sind logarithmiert (außer Dummy) t-Werte in Klammern Verwendetes Instrument: P(t-1) */**/*** - Signifikant zum 1%/5%/10%-Niveau

5. Ergebnisse Tabelle 2: Kinonachfrage – Myopic Approach Anmerkungen: Alle Variablen sind logarithmiert (außer Dummy) t-Werte in Klammern Verwendetes Instrument: P(t-1) */**/*** - Signifikant zum 1%/5%/10%-Niveau VID/PRIVAT/TV sind nicht tabelliert, da alle nicht signifikant

5. Ergebnisse Tabelle 3: Kinonachfrage – Rational Addiction Anmerkungen: t-Werte in Klammern Verwendete Instrumente: 4 verzögerte und 4 vorlaufende Preise STOCK ist die durchschnittliche Zahl der pro Kopf-Besuche der letzten vier Perioden */**/*** - Signifikant zum 1%/5%/10%-Niveau

5. Ergebnisse Tabelle 4: Simultaner Ansatz – Nachfrage Anmerkungen: Alle Variablen sind logarithmiert (außer Dummy) t-Werte in Klammern */**/*** - Signifikant zum 1%/5%/10%-Niveau DDR ist nicht tabelliert, da in keinem Fall signifikant

5. Ergebnisse Tabelle 5: Simultaner Ansatz – Angebot Anmerkungen: Alle Variablen sind logarithmiert (außer Dummy) t-Werte in Klammern */**/*** - Signifikant zum 1%/5%/10%-Niveau DDR ist nicht tabelliert, da in keinem Fall signifikant

6. Schlussbemerkungen und Ausblick Existenz einer kointegrierenden Beziehung zwischen den Zuschauerzahlen, realem Einkommen und realen Preisen mit jedoch unerwartet hohen Elastizitäten. Hohe Persistenz der Besucherzahlen. Keine Bestätigung für die Hypothese des rationalen Suchtverhaltens. Ein gewisser Gewöhnungseffekt beim Kinobesuch scheint vorhanden zu sein: Nicht-Berücksichtigung dieses Effekts könnte zu verzerrten Schätzungen der OLS-Schätzungen führen. Eine Bestätigung des rationales Suchtverhaltens bei Jahresdaten sollte nicht überinterpretiert werden. Der vermutete Zusammenhang zwischen Zuschauerzahlen und Leinwänden wird empirisch bestätigt. Alternative Unterhaltungsmedien (TV/VID) haben einen unterschiedlichen Einfluss auf die Kinonachfrage und das Kinoangebot: Positiver (negativer) Einfluss von VID (TV) auf die Zuschauerzahlen. Der Effekt kehrt sich um, wenn die Angebotsseite betrachtet wird. Zur Lokalisierung der Gewohnheitseffekte bedarf es individualisierter Daten. Höher frequentierte Daten zu Erfassung saisonaler und anderer Effekte. Existenz einer kointegrierenden Beziehung zwischen den Zuschauerzahlen, realem Einkommen und realen Preisen mit jedoch unerwartet hohen Elastizitäten. Hohe Persistenz der Besucherzahlen. Keine Bestätigung für die Hypothese des rationalen Suchtverhaltens. Ein gewisser Gewöhnungseffekt beim Kinobesuch scheint vorhanden zu sein: Nicht-Berücksichtigung dieses Effekts könnte zu verzerrten Schätzungen der OLS-Schätzungen führen. Eine Bestätigung des rationales Suchtverhaltens bei Jahresdaten sollte nicht überinterpretiert werden. Der vermutete Zusammenhang zwischen Zuschauerzahlen und Leinwänden wird empirisch bestätigt. Alternative Unterhaltungsmedien (TV/VID) haben einen unterschiedlichen Einfluss auf die Kinonachfrage und das Kinoangebot: Positiver (negativer) Einfluss von VID (TV) auf die Zuschauerzahlen. Der Effekt kehrt sich um, wenn die Angebotsseite betrachtet wird. Zur Lokalisierung der Gewohnheitseffekte bedarf es individualisierter Daten. Höher frequentierte Daten zu Erfassung saisonaler und anderer Effekte.