Wahlprognosen: Methoden und deren Validität

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Wahlprognosen: Methoden und deren Validität 3. Sächsischer Datensalon Technische Universität Dresden, 06. Dezember 2013 Referentin: Dr. Vicky Hermet-Schleicher

Gliederung Relevanz des Themas Ziele und Fragestellungen Begriffsklärung Methoden der Wahlforschung Stichprobenziehung Erhebungsmethoden Validität von Wahlprognosen Fazit Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

1. Relevanz des Themas Wahlumfragen vor der Wahl – Bundestagswahl 2009 in Zahlen Quelle Forschungs- gruppe Wahlen Infratest dimap Emnid Forsa Mittel-wert * Amtliches Wahlergebnis 20.09.2009 17.09.2009 16.09.2009 27.09.2009 CDU/CSU 36,0 % 35,0 % 37,0 % 35,7 % 33,8 % SPD 25,0 % 26,0 % 24,0 % 24,4 % 23,0 % FDP 13,0 % 14,0 % 12,0 % 13,1 % 14,6 % GRÜNEN 10,0 % 11,0 % 10,7 % Die Linke 11,2 % 11,9 % bezogen auf sieben Umfrageinstitute Quelle: www.bundestagswahl-2009.de/die-letzten-sonntagsfragen-vor-der-Wahl-zum-vergleich/371/*www.bundeswahlleiter.de/de/bundestagswahlen/BTW_BUND_09/presse/75_EndgueltigesErgebnis.html (10.08.2012).Statistisches Bundesamt (Hrsg.): www.destatis.de Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

2. Ziele und Fragestellungen Wie entstehen Wahlprognosen? Wie genau und valide sind die Ergebnisse von Wahlprognosen? Worin liegen die möglichen Ursachen für Abweichungen zwischen Prognose und amtlichem Ergebnis? Welche Schlussfolgerungen leiten sich daraus ab? Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

3. Begriffsklärung Wahlprognose (exit poll, 18 Uhr-Prognose): Wählerbefragung in ausgewählten Wahllokalen unmittelbar nach der Wahlhandlung am Ausgang des Wahllokals („Wen haben Sie gerade gewählt?“) Veröffentlichung der Ergebnisse unmittelbar nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr (§ 32 Bundeswahlgesetz) „last minute swing“ ausgeschlossen Erinnerungsverzerrungen unwahrscheinlich Keine Befragung von Nichtwählern/Unentschlossenen sowie Briefwählern Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

3. Begriffsklärung Vor-Wahl-Umfragen: Wahlabsichtsbefragung auf Basis der Sonntagsfrage („Welche Partei würde Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?“)  aktuelles Stimmungsbild bzw. Momentaufnahme vor der Wahl Fiktive Entscheidungssituation  Übereinstimmung zwischen Wahlabsicht und tatsächlichem Wahlverhalten? Hoher Anteil Unentschiedener  keine gesicherten Aussagen Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

3. Begriffsklärung Hochrechnung: Statistische Exploration des Gesamtergebnisses auf Basis vorliegender Teilergebnisse; vom Wahlverhalten einer Teilmenge wird auf Wahlverhalten der Gesamtheit geschlossen Amtliche Auszählung tatsächlicher Wählerstimmen in ausgewählten Stimm-/ Wahlbezirken (vorerst ohne Briefwähler) Etwa 15-20 Minuten nach Schließung der Wahllokale erste Veröffentlichung der Hochrechnungen Ständige Aktualisierung der Daten mit Einlaufen weiterer Ergebnisse Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

4. Methoden der Wahlforschung Stichprobenziehung: Ziel: verkleinertes Abbild der Grundgesamtheit (Repräsentativität) Voraussetzungen: Heterogenität der Elemente kehrt in der Stichprobe in genau demselben Verhältnis wieder wie in der Grundgesamtheit Zufallsverfahren: Zufällige Auswahl aus definierter Grundgesamtheit, d.h. alle Elemente haben eine nahezu gleiche Chance in die Stichprobe zu gelangen; ausreichend hohe Anzahl z.B. alle Haushalte mit Festnetzanschluss und im Erhebungszeitraum erreichbar  Problem: keine annähernd gleiche Wahrscheinlichkeit in die Stichprobe zu gelangen Quotenverfahren: Bewusste Auswahl von Zielpersonen, die insgesamt die Verhältnisse der Grundgesamtheit wiederspiegeln (z.B. Alter, Geschlecht, Berufsstatus)  Problem: hohe Einflussmöglichkeiten des Interviewers und mangelnde Kontrolle durch Institut Problem systematischer „Ausfälle“ (Roth, 2008) Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

4. Methoden der Wahlforschung Erhebungsmethoden: Telefonisches Interview Persönliches Interview Schriftlicher Fragebogen Online-Fragebogen Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

5. Validität von Wahlprognosen Einschätzung der Genauigkeit und Validität: Ist Vorgehen bei der Datenerhebung und Datenanalyse intersubjektiv nachvollziehbar?  transparente Beschreibung des Vorgehens und vollständige Spezifikation der Rahmenbedingungen erforderlich Zeitpunkt/ Zeitraum der Befragung Erhebungsmethode Fragenformulierung Art der Stichprobe und Stichprobenumfang Gewichtung der Daten Auftraggeber Was wird konkret gemessen?  Wahlverhalten vs. Wahlabsicht? Zeitpunkt der Befragung  ggf. Unentschiedenheit der Befragten Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

5. Validität von Wahlprognosen Ursachen von Fehlprognosen: Methodische Fehler bei Stichprobenziehung: keine repräsentative Stichprobe; systematische Stichprobenausfälle Systematische Antwortverzerrungen bzw. sog. Antwortstile Sozial erwünschte Antworten Zustimmungstendenz Bewusste Falschangaben bezüglich Wahlentscheidung Bei Vor-Wahl-Umfragen etwa 2/3 der Wähler unentschlossen und strategische Überlegungen von Wählern in letzter Minute Kommerzielle Wahlforschung arbeitet im Auftrag von Parteien und Medien  Anspruch an Einhaltung wissenschaftlicher Gütekriterien gering  Umfragen entsprechen i.d.R. nicht Qualitätserfordernissen der akademischen Wahlforschung Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

6. Fazit Wahlprognosen als wichtiges Instrument zur Vorhersage von Wahlergebnissen Qualität von Wahlprognosen abhängig von der Qualität der Daten  Repräsentativität der Stichprobe entscheidend Wahlprognosen unterliegen Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, d.h. Fehlertoleranz je nach Stichprobenumfang und Erhebungsmethode zwischen 2-4 % (Korte, 2000) Abweichungen mit zunehmender Stichprobengröße bedeutungsloser  Stichprobenumfang aus zeitlichen und ökonomischen Gründen jedoch nur begrenzt steigerbar Dr. Hermet & Partner 06.12.2013

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Ihre Ansprechpartnerin: Dr. Hermet & partner Frau Dr. Vicky Hermet-Schleicher Tel.: 0351 – 217 62 16 Mobil: 0174 – 333 81 55 E-Mail: hermet@analysen-beratung.de www.analysen-beratung.de