Gender als soziales Konstrukt

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
(Alles) Anders als gedacht.
Advertisements

Deutsche Außenpolitik seit 1990
Für den Feminismus ist es unbedingt notwendig,
Solidarisch und gerecht
Jugendhilfeplanung Planungsaufgabe eines Jugendamtes
GenderKompetenzZentrum
Besonderheiten des 2. Vorschlags
(Ich bin in Ordnung(en))
Solidarische Alterssicherung Einführung in das Rentenmodell
Deutsche Außenpolitik seit 1990
Familie zwischen Trauma und Idyll
„Gender Mainstreaming“
Einführung in die sozialwissenschaftliche Bildungsforschung Vorlesung Wintersemester 2006 Prof. Dr. Heiner Barz.
Prof. Dr. Sabine Hering Universität Siegen 2009
GeschlechterverhAEltnisse
Was machen wir besser als die Wettbewerber
Work Life Balance – Balance im Unternehmen
Gender im Unterricht Janna Kleinwächter.
Innovation GmbH 3. Fachtagung : "Auf dem Weg zur Regelpraxis – Gender Mainstreaming im ESF in Baden - Württemberg" Gleichstellung von Frauen und Männern.
Das Subsidiaritätsprinzip Grundlage der Kommunalen Selbstbestimmung & der gesetzlichen Vorrangstellung der freien Wohlfahrtspflege Erstellt von der.
Gliederung Überblick zur Evaluation Auswertung
Elterngeld. Elterngeld - Anspruchsvoraussetzungen und Höhe der Leistungen Elterngeld - Anspruchsvoraussetzungen und Höhe der Leistungen.
Solidarisch und gerecht
Regierungsprogramm. 10 Themen für den Info-Stand Projektgruppe Regierungsprogramm.
Arbeitsmarkt und prekäre Arbeitsverhältnisse
Studienergebnisse für die Schweiz 4. Juni 2008, Au Premier, Zürich.
Die Meinung eines Einzelnen: 42%=alles 36%=nix nungsvielfalt 42=42! 36=36!
Planen Frauen anders? – Frauenpolitische Veranstaltung am These: Die Berücksichtigung von Gender Mainstreaming sichert Qualität in der Verkehrsplanung.
Willkommen Welcome Bienvenido
Referat von Xiaoyan Yang
Science und Gender Hat die Wissenschaft ein Geschlecht?
eine vielfältige und starke Lebensform
Warum ist Vereinbarkeit ein Thema?
Anthony Giddens Die demokratische Familie Der Dritte Weg. Die Erneuerung der sozialen Demokratie, Frankfurt/M., 1999, S
RINGVORLESUNG Macht, Demokratie und wirtschaftliche Interessen im Post-Sozialismus ETHNISIERUNG DER POLITIK IN SÜDOSTEUROPA Wien, 10. November 2005 Prof.
Einführung in die Geschlechterforschung 4. Sitzung am 30/10/2007.
Sozialgespräche 2010 Impulse von Prof. G. Tappeiner Meran,
Kapitel 10. Feminismus Begriffliches Ideologische Grundlagen
Traurige Gesichter an Weihnachten?
FAMILIENERNÄHRERINNEN AUF DEM ARBEITSMARKT:
Stadt Weilburg Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus.
Funktionärinnen und Funktionäre
Eidgenössisches Departement des Innern EDI Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG Geschlechtergleichstellung als Querschnittsaufgabe im.
GENDER TOOLBOX | Materialien > Gender Budgeting
Perspektive Gemeinwesen? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus Von 2007 bis.
Die Familie Lucie Zemánková, Jana Škařupová Pädagogik - Sozialarbeit
Familienpolitische Leistungen
Familienpolitik in Deutschland
1. Bedürfnisse Bedürfnisse sind Ausdruck eines subjektiv empfundenen Mangels, verbunden mit dem Wunsch, diesen Mangel zu beseitigen. Bedürfnisbefriedigung.
Solidarisch und gerecht
Zur ökonomischen Situation der Frauen in Österreich Gudrun Biffl
ÖFS-Tagung 2014: Familienunternehmen – Unternehmen Familie.
Sozialwissenschaften
Wer zahlt den Preis für unsere Kleidung?
, Stuttgart Gewidmet Frau Ursula Kress Evang. Oberkirchenrat Stuttgart
1. Handlungsfeld für Gleichstellungsbeauftragte Vereinbarkeit von Beruf und Familie – auch in Leitungsämtern 5. November 2014 Heike Moerland 2.
Leben in einer fremden Heimat
Herzlich Willkommen zur 11
Familienpolitik in Nordeuropa
Familienpolitik im Vergleich
Die neuen Frauenbewegungen in Deutschland – 1975: Die Phase des Aufbruchs, der Artikulation und der Formation : Phase der Pluralisierung.
Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss ● Grundsätze wirksamer und verlässlicher ● Sozialleistungssysteme (2015/SOC 520) ● Berichterstatter: Prof.
Disability Mainstreaming Impuls auf der 4. Sitzung der ressortübergreifenden Arbeitsgruppe „Leitlinien der Berliner Seniorenpolitik am Christine.
Fachstelle für Gleichstellung – Stadt Zürich, BIBLIOTALK Geschlecht: behindert. Besonderes Merkmal: Frau. Angie Hagmann, Kontaktstelle für Frauen.
GK/LK Sozialwissenschaften Informationen Klasse 9 1. Februar 2016.
Das Bremische Behindertengleichstellungsgesetz (BremBGG)
Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Sozialversicherungen BSV Familien unterstützen – Wirtschaft stärken – Gleichstellung fördern Abstimmung.
Eine Strategie der Europäischen Union
 Präsentation transkript:

Gender Beziehungen und Gender Politik in Deutschland Ausgangslage – Entwicklung – Perspektiven Prof. Dr. Martina Ritter

Gender als soziales Konstrukt Kategorie der Sozialwissenschaften Soziales Konstrukt gesellschaftliche Ordnungskategorie: Identität – Arbeitsteilung – Identifikation- Hierarchie – Macht – Teilhabe

Selbst – und Fremdkonstrukt Im Prozess der Sozialisation werden die Gender-Deutungen, Gender-Stereotypisierungen, Gender-Zuschreibungen den Individuen „beigebracht“ Fremdkonstrukte und Selbstkonstruktion Sie werden gelebt und gefühlt: Identitätselemente

Lebenslanger Prozess: Konflikt und Integration Identität – Genderdeutungen – wird immer wieder rekonstruiert: Neue Aspekte integriert Alte Aspekte ablegt Neue Deutungen ausgebildet Tragfähigkeit – Angemessenheit - Sinnhaftigkeit

Ausgangspunkt: 2 x Deutschland: DDR und BRD von 1949 bis 1990 Erwerbstätigkeit Rechtslage Politisches System Private Sphäre Familie Selbstdefinitionen

DDR rechtliche Gleichstellung in der Verfassung, Art. 7, Verfassung der DDR Ca. 90 % Vollerwerbstätigkeit von Frauen und Müttern Aber: Führungspositionen? Familie? Privatheit?

Hausarbeit DDR, Männer/ Frauen, Tab. Arcor Internetportal

BRD Rechtliche Gleichstellung im Grundgesetz: Art. 3 Abs. 2 S. 2 GG Benachteiligung in nachgestellten Gesetzen Männlicher Haushaltsvorstand Mütterlichkeit als Modell von Weiblichkeit Öffentlichkeit = männlich --Privatheit = weiblich Erwerbssphäre vs. Private Welt

BRD: Frauenbewegung 60er – 70er – 80er Jahre Politischer Ausgangspunkt: Studentenrevolte Demokratisierung der Gesellschaft Beteiligung statt Ordnung und Disziplin Themen der Studentinnen: Politische Teilhabe Erwerbsarbeit Freiheit und Selbstbestimmung Abtreibung – Sexualität – Anerkennung

Wichtige Veränderungen in der BRD 60er: Verhütungsmittel – Pille – Sexualität 1949 GG, 1953 Übergangsfrist, 1958 durchgesetzt: eigenen Namen anhängen, eigenständige Erwerbstätigkeit, Haushaltsführung in eigener Verantwortung, gegenseitige Unterhaltsverpflichtung der Ehegatten 1997 Vergewaltigung auch in der Ehe strafbar

Machtpositionen in der Gesellschaft Politik: Frauen in Führungspositionen Verwaltung – Bürokratien: Frauen in Führungspositionen Wirtschaft: Frauen in Führungspositionen Einkommen: Durchschnittl. Bruttoverdienste Männer/ Frauen Bildungsinstitutionen: Frauen an der Universität

Maßnahmen der letzten 20 Jahre Frauenbüros, Gleichstellungsstellen: Verwaltung Gendermainstreaming: Verwaltungen Selbstregulierung in der Wirtschaft Selbstregulierung und Quoten im pol. System Elternzeit: Lenkung durch Politik in der Privatsphäre

Gendermainstreaming Gender Mainstreaming ist eine Strategie, um durchgängig sicherzustellen, dass Gleichstellung als Staatsaufgabe (Art. 3 Abs. 2 GG) insbesondere von allen Akteurinnen und Akteuren der öffentlichen Verwaltung verwirklicht wird. Mit Gender Mainstreaming wird im international anerkannten Sprachgebrauch die Optimierung des Verwaltungshandelns im Hinblick auf die systematische Beachtung der Lebenswirklichkeiten von Männern und von Frauen bei der Planung, Durchführung und Bewertung des eigenen Handelns bezeichnet. Wesentlich ist also die geschlechterdifferenzierte Folgenabschätzung.

EU: "Einbindung der Chancengleichheit„ in alle Maßnahmen Mainstreaming benennt ein Organisationsprinzip, Gender ist der analytische Ausgangspunkt gleichstellungsorientierter Arbeit und Gleichstellung ist das Ziel.

Frauen in Führungspositionen-I Unter-nehmen Auf sichts rat Branche Mitglieder davon ♀ % Vorsitzende Siemens AG Elektro-technolog. 20 1 5% nein Daimler-Chrysler AG Auto- mobil 21 Deutsche Post AG Dienst- leistung 19 5 26%

Frauen in Führungspositionen - II Unter-nehmen Auf sichts rat dto Branche Mitglieder davon ♀ % Vorsitzende Volkswagen AG Auto- mobil 20 1 5% nein Deutsche Telekom AG Dienst- leistung 19 2 11% Metro AG Einzel-handel 0%

Frauen in Führungspositionen Unter-nehmen Auf sichts rat dto Branche Mitglieder davon ♀ % Vorsitzende Thyssen-Krupp Maschinenbau 19 0% nein Allianz AG Versiche-rung 20 1 5% Ca. 90 Unter- nehmen: 1.488 116 8%

Frauentypische Wirtschaftszweige: Einkommen Männer Frauen Produzierendes Gewerbe/ Dienstleistung 3.254 2.555 Erziehung und Unterricht 3.210 2.869 Textil- und Bekleidungsgewerbe 2.901 2.124 Einzelhandel und Reparaturen 2.733 2.129 Ernährungsgewerbe, Tabakverarb. 2.683 1.801 Gastgewerbe 2.086 1.704

Durchschnittliche Bruttoverdienste nach Leistungsgruppen und m/w, 2007

Frauen und akademische Karriere

Instrument: Elterngeld 14 Monate Elternzeit = Ausstieg aus der Erwerbstätigkeit für diese Zeit incl. finanzielle Absicherung (seit 2006) Davon müssen 2 Monate vom Vater in Anspruch genommen werden, sonst bleiben nur 12 Monate Evaluation 2007: 8,9% Väter Folgen – Erwerbstätigkeit: 92% ♂ planen Vollzeittätigkeit nach der Elternzeit 6% planen Teilzeittätigkeit (vorher teilzeit/erwerbslos) 36% ♀ planen Vollerwerbs-tätigkeit 55% Teilzeittätigkeit 5% stundenweise Tätigkeit

Prinzip Hausfrauenehe BRD: Grundelement der Gesellschaft ist der Schutz der Familie – Hausfrauenehe (Steuer: Ehegattensplitting) Mütterlichkeit als Modell von Weiblichkeit – der deutsche Sonderfall Abkoppelung von Privatheit und Öffentlichkeit

Zwei Thesen als Ergebnis 1. Erwerbstätigkeit: Selbstregulierung hat wenig Erfolg: gesetzliche Regelung ist notwendig ? Rechtssicherheit, Rechtsumsetzung 2. Privatheit: Kämpfe müssen im privaten durchgesetzt werden. Hohes Risiko: Kinder, Ehe, Beziehung, aber nur so wird sich etwas verändern.