Sprechen und Hören mit Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte – Therapie und Rehabilitation PD Dr. Christopher Bohr Dr. Anke Ziethe Andrea Endle 15. Informationsveranstaltung des Erlanger Spaltenzentrums und der Wolfgang Rosenthal-Gesellschaft 02.02.2013 abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen
Untersuchung Untersuchung des Sprechens und der Sprache Hören Sprechen Schlucken
Untersuchung Untersuchung des Sprechens und der Sprache Hören Sprechen Schlucken
Definition Untersuchung des Sprechens und der Sprache Sprache = Teil der Kommunikation, Verständigung durch Worte Sprechen = Fähigkeit, Laute zu bilden: Artikulation, Lautbildung
Stimm- und Sprechorgane Stimme Stimm- und Sprechorgane Modulation des primären Stimmsignals Sprechen Stimmlippen –Schwingung Primäres Stimmsignal Ausatmung Erzeugt Stimmlippenschwingung abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen
Wortschatz-Entwicklung Lexikon Wortschatz-Entwicklung Lebensalter Verstehen Sprechen 8 Monate Einsilber Lautieren 18 Monate 50 – 100 10 – 20 Semanteme 2 Jahre ~ 300 > 50 Wörter 3 Jahre 500 – 1000 Wörter 4 Jahre > 1000 Wörter 6 Jahre > 9000 3000 – 5000 Wörter
Lautbildung Mundmotorik und Artikulation Artikulation Labial (Oberlippe) Dental (Oberkieferzähne) Alveolar (Zahndamm) Postalveolar (zwischen Zahndamm und hartem Gaumen) Palatal (harter Gaumen, Palatum) Velar (weicher Gaumen/Gaumensegel, Velum)
Lautbildungsorte Mundmotorik und Artikulation exolabial endolabial dental alveolar postalveolar Prepalatal palatal velar uvular pharyngeal glottal Epiglottal radikal posterodorsal anterodorsal laminal apikal sublaminal abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen
Deutsche Konsonanten Lautbildungssorte
Folgen der Spaltbildung
Besonderheiten bei LKG-Spalten Artikulationsstörung Besonderheiten bei LKG-Spalten Fehlfunktionen der Artikulomotorik kompensatorische Artikulation - verlagerte Lautbildung - Ersatzlaute und Ersatzregeln
Spaltpatienten Klinische Diagnostik Screening des expressiven und rezeptiven Sprachentwicklungsstandes Beobachtung der Mundmotorik bzgl. Kraft, Sensibilität und Koordination A-I-Probe nach Gutzmann Czermak`sche Spiegelprobe Zungenankertest konstante / inkonstante Hypernasalität Lautbefund A-I-Probe nach Gutzmann: Subjektive sprachtherapeutische Analysemethode: Methodisches Vorgehen: Die Vokale /a/ und /i/ werden nacheinander abwechselnd artikuliert, wobei die Nasenflügel nach jedem Durchgang [/a/ - /i/] manuell verschlossen und wieder geöffnet werden. Bei kleinen Kindern ist dies gut in umgekehrter Reihenfolge [/i/ - /a/] mithilfe eines Stofftier-Esels o.ä. durchführbar und spielerisch in die Analysesituation zu integrieren. Von dem Vorliegen einer Hypernasalität kann ausgegangen werden, wenn bei Lautieren mit geschlossener Nase eine Stimmklangveränderung auftritt. Ist hierbei keine Veränderung des Stimmklangs zu verzeichnen, kann eine unbeeinträchtigte Resonanz oder eine Hyponasalität vorliegen. Dieses müsste dann durch andere Verfahren analysiert werden. Czermack´sche Spiegelprobe: abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen
Gaumensegel Therapie Gaumensegelübungen Abbau der Hypernasalität langsames Steigern der Velumspannung Erst hauchen, später pusten Anbahnen der Laute /p/, /b/, /t/, /d/, /k/, /g/, /f/, /s/ und /sch/ Bsp: Gummibänder ziehen, Ball werfen, Trampolin, Das Ziel der Arbeit am Gaumensegel (Velum) ist das Verringern des offenen Näselns. Kommt zustande durch zu wenig Spannung im Gaumensegel. Um die Velumspannung zu steigern ist zunächst eine ausgewogene Haltung, Gesamtkörperspannung, Atmung und Stimme erforderlich. Tendenz der Kinder mit Spalten zur kompensatorischen Hyperfunktion bei insgesamt eher hypotoner Gesamtkörperspannung. Deshalb Arbeit hauptsächlich gesamtkörperlich (Wackelscheibe, Trampolin, Pezziball) mit Aktivierung des Zwerchfells (lachen, husten, „Fahrradfahren“,…), dann auch in Kombination mit Lauten (k, g, r, aber auch f, sch, s, p, t,… Phonematische Differenzierung, Eigenwahrnehmung! abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen
Lippenfunktionstraining Therapie Lippenfunktionstraining Entspannung und Lockerung der Oberlippe Salzstangenwettessen, Kussmund, Knopfkampf Erarbeitung des Mundschluss Lippentransport, Lippen geschlossen während 1 Tätigkeit Anbahnen der Laute /p/, /b/, /sch/ Aktive mundmotorische Übungen sind z.B. (Salzstengelwettessen, Kussmund, Knopf, mit Strohhalm trinken/spielen, Seifenblasen) abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen 14
Zungenfunktionstraining Therapie Zungenfunktionstraining Zungenruhelage erarbeiten: Visuelle Erinnerungshilfen an den Zungenschlafplatz Zungentonusregulierung: Aufnehmen mit Zungenspitze, Zungenbewegungen, schnalzen Anbahnen der Laute /t/, /d/, /s/, /sch/, /k/, /g/, /ch/ Zungenruhelage! Lautunterstütztende Bewegungen haben den Sinn, dass bestimmte Körperbewegungen oder –haltungen tatsächlich Auswrkungen auf die Zungenbewegungen und damit die Artikulation haben (mit Fingerfarbe Punkte tippen, Dartpfeile werfen, Seifenblasen zerplatzen lassen,…) Aktive mundmotorische Übungen abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen 15
Wangenfunktionstraining Therapie Wangenfunktionstraining Wangentonusregulierung Tischfussball, Hindernispusten, Seifenblasen Kerzen, Wasserfarben pusten, Schaum herstellen Ansaugen mit Strohhalm Anbahnen der Laute /sch/, /s/ Meistens eher hypotone Wangen, deshalb Förderung der Muskelspannung, Mundmotorische Übungen sind z.B. („saugpuzzle“, Gummischnüre ohne Hände essen, in Wassern blubbern,… abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen 16
Lautbildung Therapie primäre phonetische Fehlbildungen & Kompensatorische Artikulation BULA - bewegungsunterstützte Lautanbahnung /s/ – Fäden ziehen, Strahlen malen nach vorne oben /k/ - stempeln, kneten, Handabdrücke /t/ - antippen mit Finger- und Fussspitzen abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen
Förderung der Mundmotorik Therapie Förderung der Mundmotorik Feedback-Behandlung Optische Darstellung der Gaumensegelbewegungen Endoskopie durch die Nase Beobachtung am Bildschirm der eigenen Sprachbewegungen Bewegungssteuerung durch Einsatz mehrerer Sinnesorgane abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen
Logopädie Therapiemöglichkeiten Gaumensegelübungen Lippenfunktionstraining Zungenfunktionstraining Wangenfunktionstraining Lautbildung
Spaltzentrum interdisziplinäre Zusammenarbeit Therapiemöglichkeiten abteilung für phoniatrie und pädaudiologie, universitätsklinikum erlangen
Häusliche Übungen Logopädische Übungsempfehlung Therapiemöglichkeiten Häusliche Übungen Logopädische Übungsempfehlung für Eltern von Kindern mit LKG-Spaltbildungen
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