Agentengestütztes Requirements Engineering in strategischen Netzwerken

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Funktionale Abhängigkeiten Konzept für einen Längsschnitt Anita Dorfmayr.
Advertisements

Modellierung intraspezifischer Konkurrenz
Internet und Computer Based Training –
Risiko-Management im Projekt
Deutsches Forschungsnetz. Zentren für Kommunikation und Informationstechnik in Lehre und Forschung Herbsttagung Technische Universität Ilmenau 12. September.
ZfS Aachen: Kompetenzen und Dienstleistungen für Mittelstand und Lehre.
Dr. Susanne Weber Philipps-Universität Marburg
Bildverarbeitung für die Medizin Universität Leipzig 2002.
Christiane Erdmann Ulrich Heisig Helmut Spitzley Gute Arbeit – aber wie? Fachtagung an der Universität Oldenburg Fachtagung Gute Arbeit – aber.
Kosten und Konsequenzen der Emotionsregulation
Teleprüfungen in VIROR Jochen Lienhard und Stephan Trahasch Institut für Informatik Albert-Ludwigs-Universität Freiburg {lienhard |
Vorlesung: Mediennutzung und Medienwirkung
Regeln für serviceorientierte Architekturen hoher Qualität – eine Praxisevaluation Die Arbeit evaluiert die Regeln für serviceorientierte Architekturen.
Universität Stuttgart Institut für Kernenergetik und Energiesysteme LE 3.2- LM 8 - LO 9 Definitionen zu LM 8.
Universität Stuttgart Institut für Kernenergetik und Energiesysteme Aufgaben des Testens Vergleich des Verhaltens einer Software mit den an sie gestellten.
Beispiel: Wasserfallmodell als einfaches Phasenmodell
Es gibt viele Arten von Risiken
WIRTSCHAFTSINFORMATIK Westfälische Wilhelms-Universität Münster WIRTSCHAFTS INFORMATIK Seminar Software Agenten Agenten als Informationsfilter Referent.
SciAgents - Eine agentenbasierte Umgebung für verteilte wissenschaftliche Berechnungen Alexander StarkeSeminar Software Agenten
Algorithmen und Datenstrukturen
Der Umgang mit qualitativ erhobenen Daten: Strategien der Datenanalyse
Kooperation und Wettbewerb
Modellierungsmethoden in der Verhaltenstherapie
Landnutzungskonflikte Situation und Perspektiven
Workshop: Qualifizierung für Groupware 7. September 1999 Dortmund Herzlich willkommen zum.
Kollektive Identität Corinna Sticksel und Kathrin Mudersbach
Parasoziale Interaktionen und Beziehungen
Der „virtuell cube“ : Die drei Bewegungen
Unternehmensreputation und Corporate Social Responsibility
Vorlesung Gestaltung von soziotechnischen Informationssystemen - RequirementsEngineering und Contextual Design- Thomas Herrmann, Lehrstuhl Informations-
Diplomarbeit Thema: Untersuchungen zur Spezifikation und Realisierung von Interoperabilitätskonzepten (hauptsächlich) CORBA-basierter Multiagentensysteme.
Diversität von Finanzsystemen und endogene Risikopräferenzen
Institut für Theoretische Informatik TU Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig Teamprojekt in Software Systems Engineering und Theoretischer Informatik Einsatz.
INSTITUT FÜR DATENTECHNIK UND KOMMUNIKATIONS- NETZE 1 Harald Schrom ViEWcon08.
TROPOS - Projekt Misstrauen als sozionisches Problem -
Spezifikation von Anforderungen
Prof. Dr. Gerhard Schmidt pres. by H.-J. Steffens Software Engineering SS 2009Folie 1 Weitere Vorgehensmodelle Der Rational Unified Process RUP –bei IBM.
Reboundeffekte aus psychologischer Sicht: Theoretische Einbettung
Geschäftsprozesse: Workgroup-Computing.
Zentralübung Automotive Software Engineering – Übungsblatt 8
Prototypentwicklung für ein Testmanagementsystem
ZEvA Expert ein neuer Beratungsansatz für Hochschulen
© Copyright 2010 STI INNSBRUCK Social Media im Tourismus.
Durchsuchen, Suchen, Abonnieren Fotos, Musik, Media Informations- management VisualierungKlarheit.
REQUIREMENTS ENGINEERING
- 1 Förderprogramm eTEN Call Mai bis 10. September 2003.
Management competence Wahlfach Projektmanagement Management Kompetenz unterschiedlicher Gesellschaften Seminar SS
Strukturelle Koppelung und die „Autonomie“ des Sozialen Wolfgang Zierhofer Impulsreferat zur Tagung: Umwelt als System – System als Umwelt? Systemtheorien.
Übersicht: Gesellschaft, Kultur, Institution, Organisation
Kompetenz -, Lern - und Prüfungsbereiche Anforderungsbereiche
Verbundprojekt OUTSHORE Studie und Methodikentwicklung zur Beurteilung der Erfolgsfaktoren bei der Vergabe von Softwareprojekten an Niedriglohnländer.
Abschluss und Ausblick Herbert Tichy Geschäftsleiter der KBOB
Begriffe und Interpretationen zu Virtuellen Organisationen
Agenda Chancen der Kundenintegration Risiken der Kundenintegration
Inklusion/Exklusion von Menschen mit Behinderung
Status HHI BM/PN Volker Jungnickel, Erwin Patzak, Michael Schlosser
Die Studiengänge der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH)
Empirische Sozialforschung am Beispiel der Limburger Nordstadt
Agenten und Multi-Agenten-System
Vergleichende Analyse verbreiteter und neuester Software-Projekt-Management-Werkzeuge unter besonderer Berücksichtigung studentischer Software-Projekte.
Berg-Schlosser : VL : Vergleichende Politikwissenschaft Kritischer Rückblick, Perspektiven Themen : Stellenwert der Vergleichenden Politikwissenschaft.
Referent Elmar Borgmeier, Stuttgart, 05. Mai 2006
Semantic MediaWiki basierten Analyse von Krankenhausprofilen anhand von Geokoordinaten, zur Unterstützung des Strategischen Krankenhaus Managements Markus.
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
»GussNet« – das Kompetenznetzwerk für Präzisionsguss.
Erstellung einer Roadmap für Profilbereiche der RWTH Aachen Video 2: Überprüfung der Themen auf Relevanz aus Marktsicht.
Institut für Soziologie der RWTH Aachen Fach- und Studiengangpräsentation (Juli 2009)
Design & Copyright & Editoing by. Gholam Reza Scharifitabar ( )
Design & Copyright & Editoing by. Gholam Reza Scharifitabar ( )
 Präsentation transkript:

Agentengestütztes Requirements Engineering in strategischen Netzwerken TROPOS Agentengestütztes Requirements Engineering in strategischen Netzwerken L. Ellrich Ch. Funken G. Gans M. Jarke S. Kethers G. Lakemeyer M. Meister

Gliederung 1. Rekapitulation Seeon-Vortrag 2. TCD-Modell: Vertrauen und Misstrauen in sozialen Netzen 3. Multiperspektivische Modellierung der Agenten 4. Anwendungen: Beispiel Misstrauensaggregation 5. Soll - Ist - Vergleich / Ausblick

Soziale Netzwerke verbinden den Nutzen zweier grundlegender Koordinationsmechanismen moderner Gesellschaft Flexibilität und schnelle Wettbewerbsanpassung in Marktbeziehungen stabile, langfristige Kooperationen und Organisationsbeziehungen unser Fokus: Interorganisations-Netzwerke Beispiele: Gründernetze, virtuelle Organisationen

Soziale Netzwerke 2 Sichtweisen: Hybrid zwischen Markt und Hierarchie ein eigenständiges Phänomen [Williamson 75] [Weyer 2000, Sydow u. Windeler 2000] Wir benötigen neue Modellierungsansätze Wechselseitiges Vertrauen der Netzwerkpartner als Hauptkoordinationsmechanismus in sozialen Netzen.

i*-Modell: Strategic Rationale und Strategic Dependencies Beispiel: Seminarorganisation

1. Rekapitulation Seeon-Vortrag 2. TCD-Modell: Vertrauen und Misstrauen in sozialen Netzen 3. Multiperspektivische Modellierung der Agenten 4. Anwendungen: Beispiel Misstrauensaggregation 5. Soll - Ist - Vergleich / Ausblick

„Vertrauen“ in der sozialwissenschaftlichen Forschung Definition in der Netzwerkforschung riskante Vorleistung Reziprozitätserwartung Soziologie: Dissens bei zwei Fragen: 1. Ist Vertrauen ein Kalkül? 2. Ist Vertrauen ein interpersonales oder ein soziales Makro-Phänomen? Wir möchten nachfolgend das Basismodell skizzieren, das sich als Zentrum unserer Zusammenarbeit herauskristallisiert hat. Getauft haben wir es auf den Namen “drei-Säulen-Modell” (zu sehen in der zweiten Abbildung). Dargestellt werden die unseres Erachtens wesentlichen Zusammenhänge in einem sozialen Netzwerk. Damit wird erstens die Modellierung als ein dynamisches “real-world”-Phänomen angeleitet, und zweites der Einsatzpunkt eines informatischen Unterstützungssystems identifiziert.

trust und confidence in Netzwerken trust = Vertrauen im sozialen Nahbereich Abschätzung einer möglichen Reziprozitätsverletzung durch identifizierbare Andere => Reputation confidence = Netzwerkvertrauen strategisches Eingehen von Verwundbarkeiten => Abhängigkeitsgeflecht

Behandlung des Misstrauens in den Sozialwissenschaften zumeist als schlichtes Nullsummenspiel: Misstrauen als Gegenteil von Vertrauen bzw. als Abwesenheit der Kooperationsintention Sozialtheorie (Luhmann 1968/1988) funktionale Äquivalenz und „Misstrauensspirale“ Netzwerkforschung (Kern 1997) „dosierte Injektion von Misstrauen“ Managementforschung: neuere Diskussion (Lewicki et al. 1998): co-existence + high trust/ high distrust-Konstellationen misstrauensspezifische Übergeneralisierungsphänomene

Misstrauen in Netzwerken Misstrauen als eigenständiges soziales Phänomen: kein Nullsummenspiel mit Vertrauen Motive und Handlungen können auseinanderfallen dynamischer Aspekt: Latenz typisches Muster der Aggregation in Netzwerken: negative Auswirkungen, daher Notwendigkeit der Dämpfung aber auch positive Funktion („wachsames Vertrauen“)

Netzwerkspezifische Spielregeln Einwirkung auf die Erwartungen der Akteure/ Agenten Selbstregulation von Netzwerken Einsatzpunkt von Unterstützungssystemen

Scheitern von Netzwerken Drei unterschiedliche Möglichkeiten: 1. Zu viel Misstrauen: Überschreiten der exit-Schwelle (finaler Konflikt) 2. Überregulation: Verlust des Netzwerkcharakters 3. Zu viel Vertrauen: „Versumpfung“ und Verlust der Effektivität

Fazit: schmaler, aber effektiver Korridor der Vernetzung Notwendigkeit der Balancierung von Netzwerken: Handlungsebene: Aufrechterhaltung produktiver Spannungen Systemebene: dynamisches Ungleichgewichtssystem

1. Rekapitulation Seeon-Vortrag 2. TCD-Modell: Vertrauen und Misstrauen in sozialen Netzen 3. Multiperspektivische Modellierung der Agenten 4. Anwendungen: Beispiel Misstrauensaggregation 5. Soll - Ist - Vergleich / Ausblick

Welche Perspektiven impliziert das Erwartungen + Realität TCD-Modell? Erwartungen + Realität ... werden in Verhandlungen zwischen Agenten mitgeteilt / kommuniziert Um gewisse Ziele erreichen zu können, sind Handlungen erforderlich. Sprechakte Pläne vertrauens- und misstrauensabhängig und - beeinflussend

Multiperspektivische Modellierung der Agenten

Multiperspektivische Modellierung der Agenten

Multiperspektivische Modellierung der Agenten

Sprechakt-Perspektive Action Workflow nach [Schäl 96]

Delegationskonzept nach Schäl

Sprechakt-Modellierung: Vertrauen beeinflusst Delegationsstruktur Kein Vertrauen: Vorteile: Risiko gering Nachteile: Kompetenz eng

Sprechakt-Modellierung: Vertrauen beeinflusst Delegationsstruktur Trust: Vorteile: breitere Kompetenz Nachteile: verzögerte Reaktion

Sprechakt-Modellierung: Vertrauen beeinflusst Delegationsstruktur Confidence: Vorteile: Steigerung der Kompetenz und Effizienz Nachteile: höheres Risiko

Sprechakt-Modellierung: Vertrauen beeinflusst Delegationsstruktur Confidence plus Distrust: Vorteile: gezielte Risikokontrolle Nachteile: Kontrollaufwand

Teilautomatische Plankonfiguration aus Zielen und Sprechaktvarianten Erweiterung von Yu’s Strategic Rationale-Modell um - Task Pre- und Postconditions Synchronisation von Agentenplänen - situationsabhängige Planvarianten Codierung von Trust, Confidence, Distrust - lineares Zeitmodell Monitoring der Erwartungen (Distrust, Netzwerkregeln) direkt simulierbar in der logikbasierten Plansprache ConGolog

Planschema (nur) mit Confidence Kunde Organisator Sprecher

Planschema mit Confidence und Distrust

1. Rekapitulation Seeon-Vortrag 2. TCD-Modell: Vertrauen und Misstrauen in sozialen Netzen 3. Multiperspektivische Modellierung der Agenten 4. Anwendungen: Beispiel Misstrauensaggregation 5. Soll - Ist - Vergleich / Ausblick

Bisherige und geplante Anwendungen des multiperspektivischen Agentenmodells Rational Reconstruction typischer Netzprozesse durch formale Analyse und Simulation erste Teile der Implementierung fertiggestellt (Demo) soziolog. Beispiel: Misstrauensaggregation im Lebenszyklus Einsatz im Requirements Management für Netze und Netz-Unterstützungssysteme erfolgreicher Einsatz konfliktbasierter statischer Methoden in Industrie- und Forschungsnetzen (Diss. Kethers) Vorüberlegungen zum Einsatz in Gründernetzsituationen

1. Rekapitulation Seeon-Vortrag 2. TCD-Modell: Vertrauen und Misstrauen in sozialen Netzen 3. Multiperspektivische Modellierung der Agenten 4. Anwendungen: Beispiel Misstrauensaggregation 5. Soll - Ist - Vergleich / Ausblick

Soll-Ist-Vergleich : Was haben wir dazugelernt ? Theorie ursprünglich: „Konflikte produktiv machen“ jetzt: dynamische Balance von Vertrauen und Misstrauen Modellierung ursprünglich: Dynamisierung von Konflikterkennungsmechanismen jetzt: Wechselspiel von trust, confidence, distrust mit Ziel- und Abhängigkeitsstrukturen, Handlungsplänen und Sprechakten (Erwartungen) Empirie ursprünglich: Informationsgewinnung für die Detailmodellierung auf Basis existierender Konfliktmodelle jetzt: Langzeituntersuchung, deren Fragestellungen sich aus dem neuen TCD-Modell ergeben

Ausblick Abschluß der ersten Antragsphase Prototyp der RE-Umgebung fertigstellen und an einfachen Beispielen testen empirische Validierung des TCD-Modells abschließen (teilstrukturierte Interviews in Gründernetzen t1) Ziele der zweiten Antragsphase Evaluierung der RE-Umgebung als Fortsetzung der Langzeitstudie in Gründernetzen (t2) Erweiterung der RE-Umgebung zur TCD-basierten CSCW-Infrastruktur für soziale Netzwerke