Schulgärten in der Praxis -

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Methodik und ausgewählte Ergebnisse
Advertisements

H - A - M - L - E - T Handlungsmuster von Lehrerinnen und Lehrern beim Einsatz neuer Medien im Unterricht der Fächer Deutsch, Mathematik und Informatik.
Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Arbeitsbericht 2011 (Auszug)
Gestaltung eines Posters (Schrift: Punkt 70).
Bedeutung des demografischen Wandels für die Arbeitswelt
Elternfragebogen 2009 Die Auswertung ist da mit super Ergebnissen!
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Rottweil Unser Vorgehen NIMBUS Notenverteilung im Mathematikabitur - Bestandsaufnahme.
Hannover und die Abschaffung der Orientierungsstufen
Klaus D. Oberdieck Universitätsbibliothek Braunschweig
VI. Kongress für Gesundheitspsychologie
Die Deutschen im Herbst 2008
„Netzwerk Medizin und Geschlecht“ an der Medizinischen Hochschule Hannover Projektleitung: Dr. phil. Bärbel Miemietz Projektkoordination: Larissa Burruano,
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Die Befragten 7. bis 10. Klassen N % Mädchen ,8 Jungen ,2
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Werkzeug oder Spielzeug Erste Ergebnisse der TeilnehmerInnenbefragung zur Nutzung von Computer und Internet.
Universität Leipzig. Unterricht Ganztagsangebote Externe Angebote.
Universität Heidelberg Institut für Computerlinguistik HS Referentielle Semantik Wintersemester 2002 / 2003 Leitung Prof. Hellwig Fokussemantik:
Erfahrungen der Profil 21- Schulen (nach 3 Jahren QmbS) Abfrage am Reflexionsworkshop
Chancen zur Stärkung de Schulsports an meiner Schule Allgemeine Überlegungen zur Qualitätsentwicklung des Schulsports helfen nur, wenn sie in der speziellen.
6. Workshop Multimedia für Bildung und Wirtschaft
Konfirmandenzeit auf dem Prüfstand Berlin, [ausgewählte Folien]
Folien zum Übertritt Kurzvorstellung der einzelnen Schularten Schwerpunkt: Hauptschule Übertrittsverfahren nach der 4./5. Klasse von Bernhard.
Nutzung von Weiterbildungsdatenbanken 2010 Wolfgang Plum BBPro - Büro für Beratung und Projektentwicklung Leverkusenstr. 13, Hamburg,
Titel der Arbeit Name des Studenten.
Unterrichtsverfahren
Einflüsse auf den Lernerfolg
Simulation komplexer technischer Anlagen
Sprach- und Kulturwissenschaften an Universitäten.
20:00.
Die Schulreform G8 Hintergrund der Umfrage (Einleitung) Fragebogen
SFB 522 Umwelt und Region Universität Trier, Trier gefördert durch: Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung,
Dokumentation der Umfrage
Unser Beitrag zum Comenius-projekt Umfrage zum Thema Fliegen.
Where Europe does business Lück, JDZB | Seite © GfW NRW 252 a.
Ergotherapie im Arbeitsfeld der forensischen Psychiatrie
Der naturwissenschaftliche Unterricht vor der „kommunikativen Wende“?
Umweltpsychologische Beiträge zur sozialen Dimension ökologischer Nachhaltigkeit: Pilotstudie: Vom Umwelt- zum Nachhaltigkeitsbewusstsein Ulrike Lanmüller,
Kathrin Grummich1, Katrin Jensen2 Christoph M Seiler1 Markus K Diener1
Bestmöglicher Verlauf Bestätigung von vorhandenem Wissen Konkrete Beispiele an Schulen Evaluation, wie sie stattfindet, wie die Ergebnisse umgesetzt werden/Folgerungen.
Absatzwirtschaft Vertriebsumfrage Düsseldorf, den
Das Amt für Planung, Statistik und Zeiten der Stadt und die Generaldirektion – Bereich Qualität Erhebung über den Zufriedenheitsgrad des Dienstes Kinderferien/Kinderferien.
Kinderferien / Kinderferien für Kinder im Vorschulalter
Klausurersatzleistung am in Religion
Großer Altersunterschied bei Paaren fällt nicht auf!
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
Die Schwimmfähigkeit der Elfjährigen
Befragung Verantwortlicher in der KLJB Bayern zu Glaube und Kirche 2004.
Herausforderungen für Lern- und Schulkulturen in der Informations- gesellschaft (Work in Progress)
Patientenbefragung Wien1 Patientenbefragung Wien April 2004 OGM Österreichische Gesellschaft für Marketing ; Fax - 26
Ästhetische Lernprozesse und deren Verortung im Unterricht Überfachliche und fachliche Elemente In der ästhetischen Bildung.
M. van der Linden1, M. Pletz2 und M. Imöhl1
QUIPS 2011 Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie.
Vorschlag zur Abfassung einer PPT-Präsentation des Planungsreferats
Euro Bundeswertpapiere
Soziale Repräsentationen von pädagogischen Fachkräften zu interkulturellem Lernen Forschungsprojekt:
ÖGB BÜRO CHANCEN NUTZEN
Forschungsdesign Forschungsziel Methode Sample Timing
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
Zum Einfluss subjektiver und objektiver Merkmale auf die Wiedererkennung von Werbeplakaten Antje Bauer & Stefanie Frehse Institut für Allgemeine Psychologie.
Ibw Institut für Bildungsforschung in der Wirtschaft Vorbildungseffekte der Polytechnischen Schule im Hinblick auf die Überleitung ihrer Absolventinnen.
11. Juli 2014 | Fachbereich 03 | Institut für Sportwissenschaft | Tobias Beringer M. A.| 1.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Schule
Evaluation: AV dual im Rems-Murr-Kreis
Klasse Klassenzufriedenheit Strukturmerkmale (Schultyp, Anteil Knaben, Anteil plagender Kinder) Eltern Einstellungen (Erwartungen,Attribution) Verhalten.
► In einem Test werden 10 norwegische Verben gezeigt, wobei bei jedem Verb anstelle einer deutschen Übersetzung ein akustisches Signal oder ein Bild steht:
 Präsentation transkript:

Schulgärten in der Praxis - TECHNISCHE UNIVERSITÄT BRAUNSCHWEIG INSTITUT FÜR FACHDIDAKTIK DER NATURWISSENSCHAFTEN Abt. Biologie und Biologiedidaktik Schulgärten in der Praxis - empirische Befunde zu Situation, Ziel und Problematik aktueller Schulgartenarbeit Konstantin Klingenberg*) & Eva-Katharina Rauhaus 1 Einleitung und Fragestellung Es besteht ein breiter Konsens über die Bedeutung von Schulgartenarbeit (z.B. Winkel 1997, Birkenbeil 1999, Lehnert 2002), obwohl im Bundesdurchschnitt nur ca. jede vierte Schule einen Schulgarten besitzt (Helmer 2001). Aktuelle empirische Studien zur konkreten Schulgartenarbeit, z.B. zu Lehr(er)zielen, Wissen und Einstellungen der Schüler in diesem Kontext sind jedoch rar. Es wird davon ausgegangen, das im Rahmen von Schulgartenarbeit insbeson-dere handlungsorientiertes Lernen stattfindet: Wissen und umweltrelevante („~gerechte“) Einstellungen sollen vermittelt werden. Diese Studie untersucht über reine „Bestandserfassung“ hinaus vor Ort Problematiken und die Verwirk-lichung von Zielen des Schulgartenunterrichts. So kann die Basis für empirisch fundierte Konzepte zur Verbesserung des Unterrichts gelegt werden. 4 Diskussion Es zeigen sich in Niedersachsen (im Großraum BS) ähnliche Ergebnisse wie z.B. in Sachsen (Arndt 2003) oder Nordrhein-Westfalen (Großraum Ruhrgebiet) (Müller & Müller 2003): Während fast die Hälfte der Primarschulen einen Schulgarten besitzen, nimmt diese Zahl bis auf ca. 12% bei Gymnasien ab. Schulgärten erscheinen insgesamt zu wenig im Schulalltag präsent, obwohl sich z.B. in Kombination mit Umgestaltung vieler Schulgelände (Pappler & Witt 2001) und im Sinne der AGENDA 21-Prozesse in der Schule (Koch 2001) vermehrt Ansatz- und Überschneidungpunkte ergeben (sollten). Die Relevanz der Einbezie-hung weiterer Fächern sowie die zusätzliche Absicherung der Aktivitäten durch Einbin-dung der Eltern (vgl. o.) zeigt, das ein dauerhaft angelegter Schulgartenunterricht nicht Aufgabe von Biologie- und Sachunterricht allein sein kann. Darüber hinaus erscheint es sinnvoll, Schüler- und Lehr-(er)ziele besser abzustimmen (vgl. z.B. Tab. 3, Abb. 4 u. Abb. 5). Es ist erstaunlich, Tab. 3: Zustimmung d. Lehrkräfte zu (Lehr)Zielen (5= höchste Zustimmung). Itemskala 2 Untersuchungsdesign- u. methoden In einer Vorstudie wurden 150 (=5,6%) der niedersächsischen Schulen befragt (per e-mail und telefonisch), ob sie einen Schul-garten besitzen und bereit sind, an der Studie teilzunehmen. In der Hauptstudie wurden daraufhin Lehrer mit einem acht-seitigen, standardisierten Fragebogen u.a. zu Situation, Zielen und Problematiken befragt; die Schüler erhielten einen fünf-seitigen Fragebögen mit Fragen zu Inter-essen, eigener Einschätzung des Gelernten und übertragenem Wissen (vgl. Tab. 1). Gesamtschulen 75% Grundschulen 45% ehem. OS 33% RS 27% HS 18% Gym 12% dass Abb. 1: Anteil der Schulen mit Gärten; bezogen auf die jeweilige Schulform (N=77). neben ästhetischen Aspekten und Genuss („Früchte essen“) vor allem aber auch die Arten-kenntnis den Schülern sehr wichtig ist (Abb. 4, 73% Zustimmung; „sehr wichtig“). Der Bezug zur Natur ist auf dem Rang 4 (54%: „sehr wichtig“), während dieses Ziel bei der Frage zur Konzept-umsetzung an die Lehrkräfte, die höchste Zustimmung er-hält (Abb. 5). damit d. Garten schön aussieht verantwortlich fühlen entspannen Pflanzen pflegen Spaß am Wachsen Natur tun Unterricht gut riechen Früchte essen Arten kennen 3 Ergebnisse Die Vorstudie zeigt, dass durchschnittlich 29% der Schulen Gärten besitzen (Abb. 1). Grund- und Gesamtschulen führen, während Gymnasien mit 12% Schlusslicht bilden (Rücklaufquote=51%; N=77). Der vorherrschende Garten-typ ist der Nutzgarten. Reine Biotop- bzw. Nutz- u. Erlebnisgärten sind kaum vorhanden (Abb. 2). Biologie- und Sachunterricht haben den höchsten Anteil an der Gartennutzung; einige Fächer sind nicht an der Gartennutzung beteiligt (Abb.3). Abb. 2: Um welchen Gartentyp handelt es sich? (N=15). Nutz- und Biotopgarten 26,7% Kombination aller Typen 26,7% sehr wichtig wichtig nicht so wichtig Antworten der Schüler (N=62). Abb. 4: „Ich pflege den Garten, weil...“; Problematiken ergeben sich bei nahezu allen Gärten über 200m² bzgl. der Ferienbetreuung (Gärten mit Unter-stützung der Eltern vs. ohne: r=.661; p=.007) (N=15). Probleme bestehen u.a. durch Bodenbeschaffenheit (67%), Van-dalismus (47%) und Schülermotivation (40%), während Geldmangel eher in den Hintergrund tritt (20%). Die Bewirtschaftung erfolgt in über 53% der Fälle biologisch, 40% arbeiten konventionell (7%=Mischform). Dieser Zusammenhang ist in Verbindung mit der Schülerbefragung bedeutsam: Auf die Frage, ob Pflanzenwildwuchs schadet bzw. nützt, sind signifikant mehr Schüler aus konventionell bewirtschafteten Gärten der Ansicht, dass dies schädlich ist (u-Test; p= .005, N=62). Es zeigen sich sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern (Abb. 5) vorsichtige Einschätzungen im Bereich der Lernzuwächse: Zwar sind 68% der Schüler pos. Ansicht (Skalenniveau 5 u. 4), doch die Korrelationszusammen-hänge des Lernzuwachses sind insgesamt als mittel- mäßig anzusehen (.2<r<=.5). Ein Ziel der Schulgartenarbeit sollte daher in einer ver-stärkten Fokussierung auf die Konzept umgesetzt höherer Lernerfolg besserer Bezug zur Natur Vorwissen Umwelt vorhanden Einfluss Motivation Einfluss auf begleit. Unterricht Abb. 5: Wie schätzen Lehrer den Erfolg des Schul- gartenunterrichts ein? [%], schulformunabhängig, (N=15). angestrebte Zielsetzung liegen. Wie und wodurch die Umsetzung ausgewählter Ziele unterstützt werden kann, ist nun – neben der Schaffung adäquater und dauerhaft angelegter Rahmenbedingungen – eine zu lösende Aufgabe. Abb. 3: Gartennutzung nach Fächern. Schulformunabhängige Darstellung; (N=15). AW/HWL: Arbeitswirtschaft/Hauswirtschaftslehre. 5 Literatur Arndt, C. (2003): Schulgärten in Sachsen – eine empirische Studie. Sonnenblume 12: 2-3. Birkenbeil, H. (Hrsg.). (1999): Schulgärten. Ulmer, Stuttgart. Helmer, M. (2001): Schulgärten im Internetzeitalter. Universität Hannover, unveröff. Diplomarbeit. Koch, G. (2001): Naturnahe Schulgärten im Spannungsfeld zwischen Tradition und AGENDA 21. Beitrag zur 4. Forschungstagung „Schulgarten", Potsdam am 6. und 7. Juli 2001. Lehnert, H.-J. (2002): Die Bedeutung von Schulgärten in der Bildungslandschaft der BRD. URL: http://www.ph-karlsruhe.de/NATUR/GARTEN/veroeffentlichungen/prognose.html (20.10.2004). Müller, U. & H. Müller (2003): Wohin entwickelt sich die dritte Phase der Schulgartenbewegung? LÖBF-Mitteilungen 3/03: 31-35. Pappler, M. & R. Witt (2001): Natur-Erlebnis-Räume. Kallmeyer, Seelze. Winkel, G. (1997): Das Schulgartenhandbuch. Beachtenswert ist u.a., dass trotz wichtigstem Lehrziel „Verantwortung gegenüber der Natur“ (Ø der Zustimmung: 4,56; Skala 1-5, vgl. Tab. 3), unab-hängig von der Bewirtschaftung 53% der Schüler der Meinung sind, es nützt der Natur, Rasenflächen immer kurz zu halten. Tab. 2: Gegenüberstellung von Zielen und Gelerntem (Auszug). Tab. 1: Inhaltliche Schwerpunkte der Fragebögen. Lehrerfragebogen: - Situation - Ziele - Problematik - Eigene Einschätzung Kombination (halb)offener u. geschl. Fragen Schülerfragebogen: - Interessen - Gelerntes (Einschätzung) - übertragenes Wissen Überwiegend geschlossene Fragen; Orientierung an geringstem Kenntnisstand *) Kontaktadresse: Diplom-Biologe Konstantin Klingenberg, IFdN, Abt. Biologie und Biologiedidaktik, Pockelsstraße 11, 38106 Braunschweig Tel.: 0531 / 391-2835, Fax: /391-2877 k.klingenberg@tu-braunschweig.de