Theodizee der „Seelenbildung“ – Eine irenäische Theodizee

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Sinn – Bedürfnis, Notwendigkeit oder Auftrag?
Advertisements

? Die Hölle Unsinn oder Realität ( Space-Taste ).
Jesus – die Quelle allen Lebens
dass wir Gott als König sehn. Halleluja, halleluja,
Gott schuf weder die Welt noch den Menschen
Christus und ich Epheser 4.
4. Gott und das Leid.
2. Gottes Wesen denken.
Religionskritik.
Einführung in die Systematische Theologie
IX. Christliche Sozialethik als Strukturenethik
VI. Die Sozialethik des Capabilities approach
Institut für Christliche Sozialwissenschaften Universität Münster Christlicher Glaube in säkularer Gesellschaft 9. Sitzung Kritik des Säkularisierungsparadigmas.
Grundkurs praktische Philosophie 10
Römerbrief, Teil 1 (Kap. 1-8)
Kathrin Emberger Franziska Hoffmann
Theodizee-Problem – die atheistische Anfrage
Leid und Allmacht Gottes? – Prozess-Theodizee
Christine Hoffmann & Simone Ebert
Training im Christentum
Kapitel V Training in Christentum 0
V. Shumskiy GLE-Kongress, Lindau May 2011
Gliederung der Präsentation
Wieso es Schmerz gibt Wieso es Schmerz gibt Wieso es Schmerz gibt
C & R – Empathie-Coaching
Wort des Lebens Februar 2011.
Wort des Lebens Dezember
Ethik Pluralistische Gesellschaft  Fehlen einer gemeinsamen Wertbasis  Glücksstreben des Menschen als möglicher gemeinsamer Ausgangspunkt  Gefahr des.
Rüdiger ... unterwegs mit JESUS.
Weiter mit Leertaste oder Mausklick links
Soziales Bekenntnis. der Evangelisch-methodistischen Kirche.
Information j e t z t. Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns herum immer wieder gepredigt wird. Und zwar nicht von einzelnen,
Religion Klausurersatzleistung
Stehen Schöpfungsglaube und Evolutionstheorie im Widerspruch?
Das unbewusste Christentum Ein Referat von
Ablauf Arbeitsgruppe „Welche Werte braucht unsere Kultur heute für morgen?“ – 15:00 Zweiergespräche: Was macht mir mit Blick auf die Zukunft Sorgen?
Römerbrief Kap 5 Wie nun durch die Sünde des Einen
Anders Werden 5. Juni, Uhr Gott, warum?.
2012.
Die sozialen Grundsätze und das soziale Bekenntnis der EMK
Gnade hat ein Ziel. Gnade hat ein Ziel Gnade hat ein Ziel 11 Jesus kam in die Welt, die ihm gehört, und sein eigenes Volk nahm ihn nicht auf. 12 All.
Teil I: Warum ein Pastoraler Entwicklungsplan? Der PEP ist mehr als die Verwaltung eines Personalmangels oder Strukturfragen. Die tieferliegenden.
..
Referat erstellt von Albert Gebhardt und Benedikt Bertoli
Wie Gott unsere Prioritäten neu ordnen kann
verzaubert Gebet für Vergebung Toltekisches Gebet
Wie helfe ich anderen zum GLAUBEN AN JESUS
Management, Führung & Kommunikation
Die Wahrheit der Religionen
Für dich: Weil wir Freunde sind Osterbuch, 16.Aug. 2009
Dein Leben ist ein Malblock
Bibelkurs vom 12. September 2014
Gott allmächtig?.
1 Korinther – Teil II GBS-Minden
8 Biblische Leitsätze, die uns führen
Religionsphilosophie
Mt 28,18 Jesus trat auf sie zu und sagte: »Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. 19 Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen.
Wort des Lebens Dezember
Sieben Gedankengänge Unendlichkeit durchdringt Endlichkeit
Tiefs nach dem IMPACT von Daniela Popa.
Glaube fängt bei Gnade an!
Es ist eine dunkle Welt, in der wir leben.
Was ist Gott wichtig? (3) Eins aber ist Not.... Täter, nicht Hörer – aber Moment...
Die Allgenugsamkeit der Schrift Belgische Bekenntnis 7: Die Allgenugsamkeit der Schrift Wir glauben, dass diese Heilige Schrift den Göttlichen Willen.
Ich bin ganz, vollkommen, stark, machtvoll, liebevoll, harmonisch und glücklich Charles Haanel Master Key System.
Alister McGrath, Der Weg der christlichen Theologie Kapitel 7 Gotteserkenntnis: natürlich und geoffenbart © Brunnen-Verlag 2013.
Alister McGrath, Der Weg der christlichen Theologie Kapitel 5 Ausgangspunkt - Vorbemerkungen © Brunnen Verlag 2013.
Das Wort vom Kreuz 1. Korinther 1,18-25.
Das Wort vom Kreuz 1. Korinther 1,18-25.
 Präsentation transkript:

Theodizee der „Seelenbildung“ – Eine irenäische Theodizee John Hick Referat im Rahmen des Hauptseminars: „Der Glaube an Gott in einer Welt voller Übel und Leid“, Prof. Dr. Armin Kreiner, Andrea Lange; Referentin: Elena Hakes, 24.11.2008

Gliederung Einführung: Person John Hick & Thematik Der Sündenfall und das Übel Schöpfungsprozess Notwendigkeit für die Beschaffung von Welt & Mensch Zwischenfazit Zur Plausibilität Der eschatologische Aspekt Freiheit „versus“ Erfolg Gottes Kritik Diskussion

1) John Hick 1922 in Scarborough (Yorkshire) geboren Theologe und Religionsphilosoph 1953 Weihe zum presbyterianischen Pastor Professuren an Universitäten in England und den USA, seit 1993 emeritiert Vertreter einer liberalen, pluralistischen Religionstheologie „Hauptwerk“: Religion. Die menschlichen Antworten auf die Frage nach Leben und Tod (1996); Originalausgabe: An Interpretation of Religion (1989)

Vorwissenschaftliches Weltbild 1) Einführung Ausgangssituation: Glauben an Gott rational vertretbar? „Augustinus“ vs. Evolution – nun Akzeptanz atheistischer Forderungen? Angebot einer möglichen Sichtweise Bedingungen für jede Theodizee: Widerspruchsfreiheit Kohärenz Hauptansätze christlicher Theodizee Augustinisch Irenäisch Wahrscheinlichkeit und Plausibilität erforderlich Vorwissenschaftliches Weltbild

3) Schöpfungsprozess Anhaltender Schöpfungsprozess in 2 Phasen (P) P Mensch ist… Entwicklung Relation zum Göttlichen 1 Bild Gottes Allmähliche Entstehung des homo sapiens zum intelligenten & religiösen Lebewesen Göttliches erkenn- & erfahrbar, Kontaktaufnahme möglich, Gottesbild noch primitiv 2 gottähnlich Wachstumsprozess, freie Entscheidung für Gottebenbildlichkeit vollkommene Gottebenbildlichkeit möglich; Tier „Mensch“  „Kind Gottes“  Vollendung des Prozesses im Eschaton

4) Menschliche Unvollkommenheit Warum? 2 Beziehungsebenen: Mensch – Gott Zielannahme: Gott wünscht sich Personen, die ihn in Freiheit erkennen und lieben Voraussetzung: epistemische Distanz (2) Mensch – Mensch Zielannahme (mod.): Gott will endliche Personen mit der wertvollsten, sich selbst frei zu erarbeitenden Form moralischer Güte, die ihn erkennen und lieben Voraussetzung: Zunächst unvollkommene Wesen mit Entwicklungspotential

4) Sündenmatrix als Ausgangsbasis 2 Naturen des Menschen: 1) Niedere Natur: bedingt durch evolutive Abstammung 2) Höhere Natur: zeigt sich in ethischen Denk- und Verhaltensweisen, mit Zivilisation anwachsend  Spannungsfeld zwischen naturgegebener Selbstbezogenheit und herausgebildeten Werten Ursprung des Übels: In animalistischer Selbstsüchtigkeit des Menschen  als Folge der Evolution/ seiner unvollkommenen Schöpfung „Verantwortungslastumkehr“ Sündhafte Welt als Plattform für Erschaffung der Menschheit durch Zusammenwirken Gottes und der Menschheit

4) Notwendigkeit des Übels Komponenten des nicht-moralischen Übels: Schmerz (physisch) und Leid (mentaler und emotionaler Schmerz) Warum lässt Gott aber auch natürliches Übel (Naturkatastrophen, Krankheiten…) zu? Verweis auf Ursprung des moralischen Übels  Entwicklung der Personalität des Menschen ist erst als ein Ergebnis von Reaktionen auf verschiedene, unvorhersehbare Herausforderung möglich Eine moralische und spirituelle Entwicklung von Menschen ist in einem leidfreien Paradies nicht vorstellbar Interpretation des Übels: Mittel zur Seelen-/ Personenbildung

5) Zusammenfassung der Hypothese „Absicht“ Gottes: Erschaffung endlicher, vollkommener Personen in freier Beziehung zu ihrem Schöpfer Logische Unmöglichkeit der Erschaffung in vollkommenen Zustand  Erschaffung des Menschen „via“ Evolution, allgemein unvollkommen, in einer herausfordernden und religiös ambivalenten Umwelt Moralische und natürliche Übel als notwendige Bedingungen eines Prozesses, in dem Gott schrittweise seinen Plan verwirklicht.

6) Plausibilität trotz des gegebenen Ausmaßes an Übel? Plausibilität hinsichtlich des moralischen Übels: Bei Akzeptanz der Bedeutung der Freiheit kann Rücknahme nicht erfolgen Plausibilität hinsichtlich des natürlichen Übels: Nicht vermeidbar, soll der dynamische Prozess der Entwicklung beibehalten werden;  Wenn auch emotional unbefriedigend: Wegen der Verwirklichung höherer Güter und der zukünftigen Gegenwart bei Gott muss dies akzeptiert werden Gerechte wie Ungerechte?  „Erfolgsentscheidend“ für Herausbildung von Personen

7) Der eschatologische Aspekt Vollkommene Abwendung von naturgebundener Selbstbezogenheit und Hinwendung zu Gott „hier“ offenbar nicht umsetzbar Falls Ziel Gottes „die Einheit der Menschheit in Gottes Gegenwart“, muss es in einem Jenseits erfolgen – nicht zuletzt wegen aller bereits unerfüllt Verstorbenen Himmel oder Hölle?  Vollständigkeit der Rechtfertigung des Leids hängt von der Universalität des erreichten Heils ab!

8) Freiheit „versus“ Erfolg Gottes Evolutive Geschöpfe sind an bestimmte Gesetze gebunden. Für die Freiheit des Menschen impliziert dies zweierlei: Auch sie unterliegt daraus resultierenden Grenzen Auch sie kann an eine bestimme Natur gebunden sein Annahme: Von Natur aus sind Menschen auf Gott hin angelegt. Wird dieser nicht entsprochen, kann der Mensch keine Ruhe finden. Menschliche Freiheit und der endgültige, universale Erfolg Gottes lassen sich miteinander vereinbaren, da letztlich jeder Mensch in seiner begrenzten Freiheit (hinsichtlich Zeit, Art und Weise) auf Gottes Anfrage positiv antworten wird.

9.1) Kritik (Griffin, Sontag, Roth, Davis) (1) Ausmaß des Übels: Verhältnismäßigkeit zwischen Übel und Nutzen nicht gegeben; Zu viele konnten „Erlerntes“ nicht umsetzen (2) „Kosteneffektivität“ der Freiheit gegeben? Wertvoll genug? Für wen? (3) Personenvollendung im „Jenseits“ unter geg. Prämissen unrealistisch! (4) Universales Heil nicht in Übereinstimmung mit religiöser Tradition! (5) Epistemischen Distanz zu groß/ Insuffizienz einer nur annähernden Weltbeschreibung (6) Existenz des natürlichen Übels? …

9.2) Reaktion Hicks Ausgangssituation berücksichtigen! Für Gläubige Geheimnisfaktor größer! Kein detaillierter Plan zur Existenz der Welt im Status quo! Entscheidung Gottes, Mensch als freies Wesen zu erschaffen, muss akzeptiert werden! Zukünftige Leben qualitativ anders; indiv. Entwicklung entscheidend! Gottes Ziel nur bei Universalheil erfüllt! Leid von Tieren nicht mit menschlichen Maßstäben zu messen! Aber Hinweis auf fernöstliches Denken: Universale Zusammenhänge! Diese Theodizee nicht als praktische Hilfe im Leid gedacht  Erklärungsversuch, der Glaube und Vertrauen in Gottes Güte erfordert!

Literaturverzeichnis John Hick: An Irenean Theodicy. Theodicy, Critiques and Response in S.T. Davis (Hg.); Encountering Evil. Live options in Theodicy, Edinburgh 1981, 39-68 Norbert Hörster: Die Frage nach Gott, München 2005, 87-113 Irenäus: Adversus Haereses, Kapitel 38, zitiert nach http://www.ccel.org/ccel/schaff/anf01.ix.vi.xl.html [14.11.2008] Raymond Laia: Leid als Preis der Personwerdung. Die Frage nach dem Leid nach der Theodizee des John Hick, zitiert nach http://www.geocities.com/slaia/articles/hick.html [07.11.2008]