Gutes Leben als politisches Projekt Am Beispiel vom Buen Vivir.

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 Präsentation transkript:

Gutes Leben als politisches Projekt Am Beispiel vom Buen Vivir

Grobe Übersicht 1.Gutes Leben: von der privaten in die politische Sphäre 2.Gutes Leben als politisches Projekt am Beispiel vom Buen vivir in Ekuador und Bolivien

Gutes Leben als politisches Konzept Gerechtigkeit vs. Gutes Leben als regulatives Ideal des kollektiven Lebens M. Sandels Beispiel: Homosexuelle Ehe Übertragung auf die sozial-Wirtschasftliche Ebene

Buen Vivir Warum ist BV interessant für ein internationales Publikum? a.Normative Richtslinien: „Niemand kann über seinen eigenen Schatten springen“ b.Konkretisierung in einem gesellschaftlich- politisches Prozess

Normative Richtlinien der indigener Weltanschauung: Sumak kawsay Die Welt ist grundsätzlich relational  wiederspricht jede Form von Absolutisierung des Individuums Komplementarität: dynamisches Gleichgewicht der „Gegensätzen“  Homogenität, eindimensionale Logik (Ausbeutung der Natur/ Extraktivismus) inkompatibel. Ethischer Charakter der kosmischen Ordnung: Ethik kann keine private Sache sein Zyklischer Charakter der Zeit / Integration Zeit-Raum  Entwicklung/Fortschritt bedarf Redefinition  Reflexivität/reflexive Moderne? Überschneidung von Mikro- und Makro-Kosmos: Ziel des Menschens ist seine Eingliederung in eine kosmische Ordnung als Brückenbauer (Chakana) zwischen seinen Elementen  Eine andere Rationalität: celebramus ergo sumus (J. Estermann). Kontrast mit utilitaristischen Mediation der modernen Wissenschaft. Gleichgewicht Mensch-Natur: Kontrast zum modernen Antropozentrismus

Gedankenanstöße Übersetzung vs. „Poli-Lingualismus“: Ch‘exe vs Chixi (= Hybrideren) Kategorische Rahmen: Beispiel Ayllu <> Gemeinschaft Runa <> Bauer Analytik versus Empirie: gibt es BV überhaupt in der eigentlichen sozialen Praxis?

BV als gesellschaftlich-politischer Prozess Kontext der Entstehung: post-diktatorische neo-liberale Regierungen der 90 Jahren (Washington-Konsens) emanzipatorische sozial-politische Bewegungen „Left-Turn“ (post-neoliberaler politischer Konsens): Politische und soziale Inklusion historisch marginalisierten sozialen Gruppen Güunstiger Rückwind auf internationaler Ebene: Alter- Globalisierungs Bewegung, Umweltbewegung, Menschenrechten

Hauptakteure: die lateinamerikanische „triple Helix“ Historisch bedingter Kombinierung von Inputs aus drei Quellen: 1.Weltanschauung indigener Bevölkerungsgruppen (kichwas, Aymaras, Guaraníes, Mapuches, usw.) 2.Kritische Akademiker (u.a. A. Acosta, E.Gudynas, A. Escobar, E. Leff, E. Lander, G. Esteva, L. Boff) 3.Verarbeitung dieser beiden Beiträge in der politischen Sphäre  BV als diskursive Verarbeitung moderner und nicht-moderner kulturellen Elementen

Das „indigene BV“ Im Vordergrund: Selbstbestimmung der indigenen Völker. Sumak kawsay statt BV (Ethnozentrismus) Artikulationspotential: eher gering (bis auf den Dekolonial- Ansatz) Vertreter: Sub-Gruppe der indigenen Führungskräften und Intellektuellen (Carlos Viteri, Simon Yampara, Javier Medina, Nina Pacari, Luis Macas, Fernando Huanacuni) Stellungsnahme: Partikularismus

„Akademischer BV“ Im Vordergrund: Dekolonial, alternativ, un utopischer Potential des BV („Alternative zur Entwicklung“) Zwei Strömungen: – Essentialistische: nah zum indigenem BV (z.B A. Quijano und Vertreter vom Modernitz/Colonialitz Group) – Dialogische/Pluralistische: versucht indigene und staatliche Variante zu überbrücken (A. Acosta, P. Davalos, D. Choquehuanca, P. Mamani und die Post- development Srömung: A. Escobar, L. Esteva, L. Boff, J. Tortosa, J.M. Alier) Artikulationspotential hoch (indigener Welt, Bauern, Gewerkschaften, Kooperativismus, Feminismus, Pazifismus, Umweltaktivismus, Sozialismus, Dekolonialismus, Commons-Bewegung, usw.) Stellungsnahme: Pluralismus

Staatlicher BV bzw. „Sozialismus des BV“ Im Vordergrund: staatliche Verwaltung der Wirtschaft und der Politik hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit (  nahe traditioneller Linke) Artikulation: Anti-Entwicklungs- und anti-Fortschrittsrhetorik aber in der Praxis hybride Formen und dialogische Prozesse (z.B. Rechte der Natur, PNBV) Vertreter: Regierungen und ihnen Nahe Intellektuellen: J.L. Coraggio, A. Garcia Linera; Fander Falconi, René Ramirez, R. Patinio; aber auch einige Europäische Authoren (z.B. Michael Löwy, F. Houtart) Ambigue Rolle des Staates: Konstruktive Spannung vs. Kooptation Stellungsnahme: Universalismus

BV aktuell Staatlicher Praxis: Neoextraktivismus  Commodity Consensus als nachfolger des Washington Consensus (M. Svampa) Zunehmend abweichende Stimmen (CONAIE, Pachakutik) zunehmend kriminalisiert (z.B. als „ökoterroristen“) und mit Gewalt zum schweigen gebracht Emblematische Konflikt-Schnittstellen: Yasuni-ITT und TIPNIS Gesellschaftlicher wachsender Wiederstand zu autoritären Regierungen und neoextraktivistischen Praktiken

BV: Kleinster gemeinsamer Nenner Harmonie mit der Natur (auch abiotsche Elemente) Inwertsetzung der Prinzipien und Werte indigener Bevölkerungsgruppen Staat als Garant grundlegenden Bedürfnissen (Bildung, Gesundheit, Wasser, usw.) sowie von sozialer Gerechtigkeit Vertiefung der Demokratie Dialogische Kritik der Nord-Atlantischen Modernität (Anthropozentrismus, Kapitalismus, Universalismus) Interkulturelle Gesellschaft als politisches Projekt

Lust auf mehr..?

Offene Diskusionsgruppen Wie lässt sich BV mit den zentralen Konzepten und Ideen dieser Sommerakademie? 1.Autonomie versus Heteronomie 2.Synchronisierung und Resonanz 3.Quantitativer Zeitgewinn versus qualitativer Zeitwohlstand 4.Gutes Leben versus Materieller Fortschritt