04.06.2015GesundheitspsychologieFolie 1. 04.06.2015GesundheitspsychologieFolie 2.

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 Präsentation transkript:

GesundheitspsychologieFolie 1

GesundheitspsychologieFolie 2

Vorlesung VI Dresden, 04. Juni 2015 Fakultät MathNat, Fachrichtung Psychologie, Institut für Klinische Psychologie, Professur Dr. Jürgen Hoyer Optimismus und Gesundheit Prof. Dr. Jürgen Hoyer

GesundheitspsychologieFolie 4 Salutogenese-Konzept (Antonovsky, 1987) Forschungsfragen: Wie entsteht Gesundheit? Wie wird sie aufrechterhalten? Wie wird sie wieder hergestellt?

Gesundheit als Kontinuum GesundheitspsychologieFolie 5 Geringe Fitness, geringe Lebenszufriedenheit, aber „gesund“ Hohes körperliches und seelisches Wohlbefinden

Gliederung 1.Drei Ansätze zum Optimismus 1.Scheier & Carver (1985) 2.Seligman 3.Taylor 2.Pfade vom Optimismus zur Gesundheit 3.Kritik: Ist Optimismus immer gesund? 4.Optimismus in verschiedenen Handlungsphasen GesundheitspsychologieFolie 6

Scheier & Carver Optimismus: generalisierte positive Ergebnis- erwartung, d.h. eine dispositionelle Überzeugung, dass sich das eigene Leben günstig entwickeln wird. Life Orientation Test „Ich bin immer optimistisch für meine Zukunft.“ „Wenn die Zeiten unsicher sind, erwarte ich das Beste.“ „Wenn für mich etwas schief laufen kann, dann tut es das auch.“ (umgepolt) Scheier & Carver, 1985; Revision; Scheier, Carver & Bridges, 1994; deutsch: Glaesmer & Hoyer, 2003, Glaesmer, H., Rief, W., Martin, A., Mewes, R., Brahler, E., Zenger, M., et al. (2012). Psychometric properties and population-based norms of the Life Orientation Test Revised (LOT-R). British Journal of Health Psychology, 17, GesundheitspsychologieFolie 7

GesundheitspsychologieFolie 8 Günstiger Genesungsverlauf nach Bypass- Operation bei Optimisten (Scheier et al., 1989) geringere Feindseligkeit günstigere perioperative physiologische Reaktionen (weniger Q- Wellen, weniger AST und CPK) früheres Wieder- aufstehen, bessere Erholung (Rating), zufriedener Weiter reichende und schnellere Normalisierung der Lebensumstände, frühere Wiederaufnahme von Aktivitäten, höhere Lebensqualität 1 Tag vor der Operation während der Operation 1 Woche nach der OP halbes Jahr nach der Operation

Erklärung GesundheitspsychologieFolie 9 Optimismus bestimmt die Wahl der Bewältigungsstrategien Optimisten schmiedeten schon vor der Operation Pläne und setzen sich konkrete Ziele für den Genesungsverlauf Pessimisten achteten mehr auf ihre augenblicklichen Gefühle Insgesamt: Optimisten aktiver, Pessimisten passiver

GesundheitspsychologieFolie 10 Mehrfache Herzanfälle und Veränderung des Lebensstils: Das San Francisco Recurrent Coronary Prevention Project bot Überlebenden von Herzanfällen Rat von einem Kardiologen an. Jene, die auch angeleitet wurden, ihren Typ-A-Lebensstil zu verändern, litten seltener an erneuten Herzanfällen (Friedman & Ulmer, 1984).

Gesundheitspsychologie Folie 11

Positive Effekte des Optimismus I GesundheitspsychologieFolie 12 Frauen vor und nach der Geburt eines Kindes (Carver & Gaines, 1987) Frauen vor und nach der Brustkrebs-Operation (Pozo et al., 1990) Studenten im ersten Semester (Aspinwall & Taylor, 1990; Scheier & Carver, 1991; Scioli et al., 1997) AIDS-gefährdete und –infizierte Männer (Taylor et al., 1991) Herzpatienten in Rehabilitation (Shepperd, Maroto & Pbert, 1996) Chirurgie-Patienten (Chamberlain, Petrie & Azaziah, 1992) Studenten mit Schnupfen (Hamid, 1990) Aktuelle Übersicht: Carver, Scheier & Segerstrom, 2010 (Carver, C. S., Scheier, M. F., & Segerstrom, S. C. (2010). Optimism. Clinical Psychology Review, 30(7), )

Positive Effekte des Optimismus II GesundheitspsychologieFolie 13 Beispiel: Among 900 elderly Dutch persons, those reporting a high level of optimism at baseline were less likely to die over the next 10 years (Giltay, Geleijnse, Zitman,Hoekstra, & Schouten, 2004).

Kritik GesundheitspsychologieFolie 14 Optimismus = unspezifisch In Bezug worauf bestehen positive Erwartungen? (eigene Kompetenz oder Schicksal?) Ähnlichkeit zu Konstrukten wie negative Affektivität oder Neurotizismus

Neurotizismus und Pessimismus GesundheitspsychologieFolie 15 Pessi- mismus Wohl- befinden Neurotizismus Scheier & Carver (1992): Pessimismus/Optimismus ist nicht gleich Neurotizismus. Parallele Wirkungen erklären sich daraus, dass Neurotizismus spezifische Aspekte wie Pessimismus „enthält“.

Auch kritisch: Das Optimismus-Maß (LOT-R) GesundheitspsychologieFolie 16 1.Wenn die Zeiten ungewiss sind, erwarte ich normalerweise das Beste. 2.Wenn bei mir etwas schief laufen kann, dann tut es das auch. (-) 3.Meine Zukunft sehe ich immer optimistisch. 4.Fast nie erwarte ich, dass sich die Dinge nach meinen Vorstellungen entwickeln. (-) 5.Ich zähle selten darauf, das mir etwas Gutes widerfährt. (-) 6.Alles in allem erwarte ich, das mir mehr gute als schlechte Sachen widerfahren. (-) umgepolte Items

Das Optimismus-Maß ist bidimensional! (N = 45307, Herzberg, Glaesmer & Hoyer, 2006) GesundheitspsychologieFolie 17 b= -.14 b= -.47 b=.24

Latente Korrelationen zwischen Optimismus und Pessimismus (mit 90% CI) (Herzberg, Glaesmer & Hoyer, 2006) GesundheitspsychologieFolie 18

Gliederung 1.Drei Ansätze zum Optimismus 1.Scheier & Carver 2.Seligman 3.Taylor 2.Pfade vom Optimismus zur Gesundheit 3.Kritik: Ist Optimismus immer gesund? 4.Optimismus in verschiedenen Handlungsphasen GesundheitspsychologieFolie 19

Theorie der Kontrolle (Seligman, 1990) GesundheitspsychologieFolie 20 Erfahrung der Hilflosigkeit plus depressiver Attributionsstil  Erwartung der Unkontrollierbarkeit Pessimismus

GesundheitspsychologieFolie 21

Tumorresistenz bei Ratten (Visintainer et al., 1982) GesundheitspsychologieFolie 22 mit Hilflosigkeitserfahrung mit Kontrollerfahrung ohne Treatment 27% % % ++++

Prospektive Studien GesundheitspsychologieFolie 23 Attributionsstil sagt voraus: Infektionskrankheiten (Peterson, 1988) Zahl der Arztbesuche (geringer bei Pessimisten!) (Lin & Peterson, 1990 ) Lebenserwartung (Grant-Studie)

Ist Optimismus lernbar? GesundheitspsychologieFolie 24

Gliederung 1.Drei Ansätze zum Optimismus 1.Scheier & Carver 2.Seligman 3.Taylor 2.Pfade vom Optimismus zur Gesundheit 3.Kritik: Ist Optimismus immer gesund? 4.Optimismus in verschiedenen Handlungsphasen GesundheitspsychologieFolie 25

Positive Illusionen GesundheitspsychologieFolie 26 Illusionen über 1.Selbst und Selbstwert 2.persönliche Kontrolle 3.persönliche Zukunft

Positive Illusionen: Ihre Wirkung im Längsschnitt (Taylor, 1992) GesundheitspsychologieFolie 27 Studien an HIV-positiven vs. HIV-negativen, schwulen und bisexuellen Männern der Multicenter AIDS Cohort Study (MACS) in Los Angeles HIV früh zu diagnostizieren: Verlauf beobachtbar relativ junge Patienten: wenig Komorbiditäten biologische Marker (Immunzellen und Virenlast): objektive Krankheitsmaße Ergebnisse: LOT-R: keine Unterschiede AIDS-spezifisches Optimismusmaß: HIV-pos. Männer optimistischer als HIV-neg. Ursache (für HIV-Infektion) oder Folge? Vergleich der HIV+ und HIV–, die HIV-Status nicht wussten / wissen wollten (Ende 80er: keine Therapie)  keine Unterschiede (LOT-R, AIDS-spezifischer Optimismus, Coping, Alter, Bildung)  Kenntnis der Diagnose  Optimismus (als Folge!)

Pessimismus überwiegt nur bei Depressiven! (unveröffentlichte Daten, Hoyer 2011) GesundheitspsychologieFolie 28 nicht depressiv (N = 47200) depressiv (DSQ-Screening, N = 1432) Ingram & Kendall (1987): Psychopathology is characterized by an asymetry in the absolute amount of both positive and negative cognition ODER: Das Überwiegen positiver Kognitionen ist ein Merkmal seelischer Gesundheit

Positive Illusionen GesundheitspsychologieFolie 29 sind ubiquitär werden bei Krankheit und Bedrohung aktiv wiederhergestellt Mechanismen: abwärts gerichteter Vergleich, Dissonanzreduktion von positivem Anpassungswert (weniger Angst, aktiver, besseres Gesundheitsverhalten) bei Depressiven oft realistischere Überzeugungen („sadder but wiser“)

Gliederung 1.Drei Ansätze zum Optimismus 1.Scheier & Carver 2.Seligman 3.Taylor 2.Pfade vom Optimismus zur Gesundheit 3.Kritik: Ist Optimismus immer gesund? 4.Optimismus in verschiedenen Handlungsphasen GesundheitspsychologieFolie 30

Pfade von Optimismus zur Gesundheit GesundheitspsychologieFolie 31 direkt über das Immunsystem: Depression (das Gegenteil von Optimismus?) ist mit erheblichen Veränderungen im Immunsystem verbunden:  verringerte Immunantwort  geringere Aktivität der natürlichen Killer-Zellen  geringere Zahl weißer Blutkörperchen analog Placeboeffekt Optimismus motiviert: gesündere Lebensweise weniger negative Ereignisse im Leben mehr soziale Unterstützung: „Pessimisten küsst man nicht.”

Gesundheitspsychologie Folie 32 Depression Moderatoren (Depr.  Immunsystem) Alter, Stress, Schlaf, Bewegung, Geschlecht, BMI, Rauchen, Alkohol, soziökonomischer Status.. Biologische Mechanismen  Corticotropin-Releasing-Hormon  HPA-Achse  sympathisches Nervensystem Immunsuppression veränderte Verteilung der Immunzellen  Lymphozytenteilung  Immunantwort T-Zellen  Antwort Gedächtniszellen Immunaktivierung  „entzündliche“ Cytokine  Akute-Phase-Proteine  Chemokine  Adhäsionsmoleküle Relevanz für Infektionskrankheiten: Viren (HIV), Bakterien Krebs Immunologische Veränderungen Klinische Implikationen Relevanz für KHK, Autoimmunerkrankungen, chronisch- entzündliche Erkrankungen, Krebs, sickness behavior, Depression entnommen aus: Irwin, M.R. & Miller, A.H. (2007). Depressive disorders and immunity: 20 years of progress and discovery. Brain, Behavior, and Immunity, 21,

Depression und das Immunsystem: HPA-Achse GesundheitspsychologieFolie 33 HPA-Achse: Hypothalamus C RH (Corticotropin-Releasing Hormon) Hypophyse ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) Nebennierenrinde Cortisol Depression:  Cortisol-Ausschüttung –stärkstes körpereigenes Immunsuppressivum –auch Hinweise auf immunstimulierende Wirkung: Zytokine aktivieren auch „sickness behavior“: Appetitlosigkeit, Schlafbedürfnis, soziale Kontaktbereitschaft, Thermoregulation Verwendung z.B. in der Therapie der Hepatitis C (Interferon) –bei 50% depressive Symptome als Nebenwirkung

Pfade von Optimismus zur Gesundheit GesundheitspsychologieFolie 34 direkt über das Immunsystem analog Placeboeffekt Optimismus motiviert: gesündere Lebensweise weniger negative Ereignisse im Leben mehr soziale Unterstützung: „Pessimisten küsst man nicht.”

Placebo-Effekt: vermittelt über (optimistische) Erwartungen I (Lidstone et al., 2010) GesundheitspsychologieFolie 35 Morbus Parkinson: Mangel an Dopamin- Ausschüttung Placebo-Effekt gut untersucht: vermittelt über vermehrte Dopamin-Ausschüttung. Aber: was erklärt die vermehrte Dopamin- Ausschüttung? Dopaminerge Aktivierung wenn Belohnung wahrscheinlich, aber nicht sicher (O‘Doherty et al., 2004) Dopamin-Ausschüttung im dorsalen Striatum war an frühere positive Erfahrung mit L-Dopa geknüpft Lidstone SC, Schulzer M, Dinelle K et al. Effects of expectation on placebo-induced dopamine release in Parkinson Disease. Archives of General Psychiatry 2010;67: Dopamin-Ausschüttung im ventralen Striatum setzte zusätzliche positive Erwartung aufgrund der verbalen Instruktion (75%-Gruppe) voraus.

Fazit: Optimismus ist gesund! GesundheitspsychologieFolie 36 Optimismus wirkt nicht nur auf die psychische, sondern auch auf die körperliche Gesundheit. Er wirkt direkt (Immunsystem; Placeboeffekt) und indirekt (vermittelt über adaptiveres Verhalten). Es gibt Belege aus sehr unterschiedlichen Stichproben und auf der Basis unterschiedlicher theoretischer Konzepte. Die Studien beruhen zum Teil auf prospektiven und objektiven Daten.

Gliederung 1.Drei Ansätze zum Optimismus 1.Scheier & Carver 2.Seligman 3.Taylor 2.Pfade vom Optimismus zur Gesundheit 3.Kritik: Ist Optimismus immer gesund? 4.Optimismus in verschiedenen Handlungsphasen GesundheitspsychologieFolie 37

Ist Optimismus immer gesund? GesundheitspsychologieFolie 38 Optimismus = „distaler Faktor“ Optimismus und Realitätsbezug: Hat Optimismus „seinen Preis“? mehr Belastung bei Falsifikation? „naiver“ Optimismus Optimismus und Risikoverhalten Optimismus im Handlungsprozess

Optimismus und Laborparameter (N = 7517, Hoyer et al., 2004) GesundheitspsychologieFolie 39

Verleugnung hat ihren Preis… GesundheitspsychologieFolie 40 … auf physiologischer Ebene (Shedler, Mayman & Manis, 1993) “standard mental health scales appear unable to distinguish between genuine mental health and the facade or illusion of mental health created by psychological defenses“ (p.1117) bei der Illusion seelischer Gesundheit: höhere Herzrate, höherer Blutdruck … auf subjektiver Ebene JEFFREY B. BROOKINGS, ANDREW J. SERRATELLI (2006) POSITIVE ILLUSIONS: POSITIVELY CORRELATED WITH SUBJECTIVE WELL-BEING, NEGATIVELY CORRELATED WITH A MEASURE OF PERSONAL GROWTH. Psychological Reports: Volume 98, Issue, pp

GesundheitspsychologieFolie 41

Vergleichende versus absolute Risikowahrnehmung GesundheitspsychologieFolie 42 Klammern Optimisten Risikoinformationen stärker aus?

GesundheitspsychologieFolie 43 Relation of optimistic beliefs about health to predicted reading time for health information as a function of information valence (Aspinwall & Brunhart, 1996).

Optimisten und Pessimisten verzerren die Realität… Gesundheitspsychologie Folie 44 Rubrik „Die spannende Studie“ Optimism, pessimism, and bias in self-reported body weight among older adults † † Angelina R. Sutin ‡,* Obesity, DOI: /oby Results: There was a high correlation between measured and reported weight (r=.98) and height (r=.92). Consistent with their positive and negative worldviews, respectively, optimists underreported and pessimists over-reported their weight. There was not a consistent association with misreported height. Conclusions: Reported body weight tends to be accurate, but that biases associated with psychological dispositions may inflate the relation between the disposition and obesity. Such biases may extend to associations with other self- reported factors thought to be related to optimism and pessimism.

Fazit: Optimismus ist gesund! GesundheitspsychologieFolie 45 Optimismus wirkt nicht nur auf die psychische, sondern auch auf die körperliche Gesundheit. Er wirkt direkt (Immunsystem; Placeboeffekt) und indirekt (vermittelt über adaptiveres Verhalten). Es gibt Belege aus sehr unterschiedlichen Stichproben und auf der Basis unterschiedlicher theoretischer Konzepte. Die Studien beruhen zum Teil auf prospektiven und objektiven Daten.

(2011) Gesundheitspsychologie Folie 46

Optimismus in unkontrollierbaren Situationen GesundheitspsychologieFolie 47 Was passiert psychologisch, wenn bei einem optimistischen HIV- Erkrankten die Krankheit tatsächlich schlecht verläuft (ausbricht)? Hier fehlen Studien. (Krisenreaktionen und Suizidrate bei Optimisten?) Fournier, de Ridder & Bensing (2003) verglichen den Verlauf von optimistischen Kognitionen (Konsequenz-, Kompetenz- und Risikoerwartung) bei Typ-I-Diabetes, Multipler Sklerose und Gesunden.  Nur die optimistische Risikoerwartung sank und nur bei MS- Patienten

Extremer Optimismus GesundheitspsychologieFolie 48 Epstein: Naiver Optimismus „ Wenn mir etwas Gutes passiert, denke ich, das geht jetzt wahrscheinlich so weiter.“ „Wenn ich in einem Einstellungsgespräch erfolgreich war, denke ich, dass ich eigentlich ein Erfolgsmensch bin und jeden Job bekommen kann.“ Schwarzer: defensiver vs. funktionaler Optimismus

Items des FODO-Fragebogens (Faselt & Hoyer, 2007) Funktionaler OptimismusDefensiver Optimismus Wenn ich ein Problem zu lösen habe, motiviert mich mein Optimismus in der Regel. Ich bin optimistisch, weil es beruhigend ist. Ich bin optimistisch, weil ich auf meine Stärken vertraue. Ich bin optimistisch, weil es so einfacher im Leben ist. Wenn ich Probleme habe, dann denke ich, dass ich sie bald lösen kann. Ich gehe auch gern mal Risiken im Leben ein, weil schon alles gut gehen wird. Ich bin optimistisch, weil ich an mich glaube.Ich rede mir Sachen oft positiv, obwohl sie es objektiv betrachtet gar nicht sind. Wenn ich mir Dinge vornehme, werde ich sie auch umsetzen können. Egal, was ich tue, das Schicksal wird es in Zukunft gut mit mir meinen. Ich bin optimistisch, weil Pessimismus schädlich ist. Ich bin optimistisch, weil es ein schönes Gefühl ist. Cronbachs Alpha:.80Cronbachs Alpha:.75 Gemeinsame Varianzaufklärung der beiden Faktoren: 49% Korrelation der beiden Skalen:.25* Gesundheitspsychologie Folie 49 von XYZ

Optimismus und Gesundheit: Kurvilineare Zusammenhänge? GesundheitspsychologieFolie 50 Depressiver Realismus Optimismus als Schutzfaktor Extremer Optimismus

Optimismus, Zielkonflikte und stressinduzierte Veränderungen im Immunsystem (Segerstrom, 2001) GesundheitspsychologieFolie 51 Vorhersage: Wenn Optimisten Zielkonflikte haben, glauben sie, beide Ziele erreichen zu können, und erleben deshalb mehr und länger Stress, als Pessimisten Test: Analyse von Zielkonflikten (zwischen Leistung und sozialen Kontakten) bei zwei studentischen Stichproben

Optimismus und das Immunsystem (Segerstrom, 2005) Gesundheitspsychologie Folie 52 ReaktionKonsequenz Immunsystem Optimisten verstärkendas Problem (Stressor) ihre Bemühungen undwird gelöst. Pessimisten fahren ihredas Problem (Stressor) Bemühungen zurück undwird vermieden. – Optimismus + Optimisten verstärkensind dem Problem (Stressor) ihre Bemühungen und weiterhin ausgesetzt. Pessimisten fahren ihredas Problem (Stressor) Bemühungen zurück undwird vermieden. – Optimismus + Stressor groß klein Immunantwort

Optimismus als Risiko- und Schutzfaktor (Segerstrom, 2005) GesundheitspsychologieFolie 53 B als Moderator des Effekts von A auf O A:Konflikt Studium–Freizeit hoch vs. niedrig (studiert in Heimatstadt vs. studiert fern der Heimatstadt) B 1 :Optimismus B 2 :Reaktion auf Stressor (Anstrengung hoch vs. Anstrengung niedrig) O:Immunantwort

GesundheitspsychologieFolie 54 A B 1 : Optimismus B 2 : AnstrengungO: Immunantwort - Optimismus + Optimismus als Risiko- und Schutzfaktor (Segerstrom, 2005) Konflikt Studium –Freizeit groß klein Immunantwort + – – + – –– Optimismus war mit besseren Immunwerten assoziiert, wenn es keine Zielkonflikte gab. Bei bestehenden Zielkonflikten war tatsächlich das Gegenteil der Fall!

Optimismus: Auch eine soziale Frage Vermutung: Bildung bzw. Partizipation/Teilhabe tragen auch zum Optimismus bei! (You, Fung & Isaacowitz, 2009) GesundheitspsychologieFolie 55

Gliederung 1.Drei Ansätze zum Optimismus 1.Scheier & Carver 2.Seligman 3.Taylor 2.Pfade vom Optimismus zur Gesundheit 3.Kritik: Ist Optimismus immer gesund? 4.Optimismus in verschiedenen Handlungsphasen GesundheitspsychologieFolie 56

Das handlungspsychologische Phasenmodell („Rubikonmodell“) von Heckhausen GesundheitspsychologieFolie 57 von XYZ Gesundheitspsychologie, TU Dresden Präaktionale Phase Bewerten Die Abbildung wurde leicht verändert übernommen aus Gollwitzer (1987, S. 180) MotivationVolition Motivation Intentions- bildung Intentions- initiierung Intentions- deaktivierung „Rubikon“ WählenHandeln

Abwägen, Planen, Handeln, Bewerten: Unterschiedliche Mind-sets GesundheitspsychologieFolie 58 Abwägen: Personen urteilen hier weniger optimistisch (Taylor & Gollwitzer, 1995) Planen: Sobald Personen in der Planungsphase sind, ist Optimismus offensichtlich funktional: Sie urteilen dann signifikant optimistischer (höheres Maß an Kontrollillusion beim Kontingenzlernen). (Taylor & Gollwitzer, 1995) Handeln : Optimimismus zu induzieren ist erst sinnvoll, wenn Personen bereits in der Planungs- (oder Handlungs-)phase sind (Dijkstra, DeVries & Bakker, 1998)

Gibt es psychologische Alternativen zu Optimismus? GesundheitspsychologieFolie 59 Studie zum defensiven Pessimismus (Cantor & Norem, 1989) Defensiver Pessimismus = a)„I go into academic situations expecting the worst, even though I know I´ll probably do OK“ + b)in der Vergangenheit im leistungsstärksten Drittel Nebenwirkungen des DP: „what began as an effective way to control specific anxieties in the achievement arena may ultimately have taken on a life of its own, creating a new set of problems“ Cantor, N. & Norem, J.K. (1989). Defensive pessimism an stress and coping. Social Cognition, 7,

Fazit GesundheitspsychologieFolie 60 Optimismus ist fast immer gesund Aber: Der Anpassungswert von Optimismus ist von der Handlungsphase (sowie Zielen, Ressourcen, etc.) abhängig Methodische Probleme bleiben noch zu klären: Wie wird Optimismus definiert? personzentriert oder verhaltensnah? Unterscheidung zwischen Konsequenz- und Kompetenzerwartung, illusionärer Risikowahrnehmung usw. multivariate Analysen

Lewin (1931): Aristotelischer und galileischer Modus des wissenschaftlichen Denkens GesundheitspsychologieFolie 61 Aristotelisch Verhaltenserklärung durch kategoriale Zuordnung „er ist gesund, weil er ein Optimist ist“ Galileisch Verhalten = Produkt vielfältiger psychologischer Kräfte, z.B. in der aktuellen Situation oder in der Vergangenheit (Lernerfahrung)

Forschungsheuristik zum Zusammenhang Optimismus und Gesundheit GesundheitspsychologieFolie 62 von XYZ Abwägen Planen Handeln Bewerten Kompetenz- erwartung Handlungs- erwartung Untersuchung der kurz- und langfristigen, körperlichen und psychischen Gesundheits- wirkungen O p t i m i s m u s Ergebnis- erwartung

Disp. Optimismus und körperliche Erkrankungen GesundheitspsychologieFolie 63 von XYZ Gesundheitspsychologie, TU Dresden Gesundheitsverhalten +/– Körperliche Erkrankungen AusbruchKrankheitsstadium Entwicklung Episoden SchweregradKrisen Soziale Mechanismen +/– Kognitive Mechanismen +/– Verhaltens- mechanismen +/– Biologische Mechanismen +/– Disp. Optimismus

Fragen GesundheitspsychologieFolie 64 Mit welchem Instrument lässt sich Optimismus sensu Scheier und Carver messen? Nennen Sie einige Beispielitems! Wie wirkt sich Depression auf das Immunsystem aus? Was ist der Unterschied zwischen funktionalem und defensivem Optimismus? Welche Beziehungen gibt es zu Schwarzers HAPA- Modell? Nennen Sie Stichworte zu den Optimismuskonzepten von Seligman und Taylor! Bei wem spielen Lernerfahrungen eine größere Rolle? Worin liegt der Anpassungswert von positiven Illusionen?