Bauaufgabe Stadtpalast

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Kontakt: Stephanie Döpper Feodor Lynen Research Fellow Leiden University, Faculty of Archaology P.O. Box 9515, 2300 RA Leiden, The Netherlands Tel.:
Deutschlehrerin Dworshezkaja L.W., Schule 1222 Sieben Schwestern (Moskau)
Majestät Wien.
 Präsentation transkript:

Bauaufgabe Stadtpalast 'Palatium' war ursprünglich der Name für den römischen Hügel, auf dem die Kaiserresidenzen der Antike lagen. Der Begriff wurde schließlich zum Oberbegriff für alle repräsentativen und architektonisch anspruchvoll gestalteten Profanbauten. Bauaufgabe unterscheidet sich durch die Einbindung in den städtischen Kontext deutlich vom Schloß auf dem Lande und von der ländlichen Villa. In der architektonischen Gestaltung erheben diese Bauten einen herrschaftlichen Anspruch, doch waren sie nicht ausschließlich für den Hochadel oder für regierende Kirchenfürsten auch bürgerliche Kaufleute und Bankiers haben in Renaissance und Barock ebenfalls Stadtpaläste errichtet, außerdem auch hohe Beamte und staatliche Institutionen.

Palazzo Vecchio in Florenz Die Tradition der Stadtpaläste beginnt bereits im Mittelalter. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der Palazzo Vecchio in Florenz Gegen seine Merkmale richtet sich die Architektur der Renaissance: Den Palast konnte man im Bürgerkrieg als Festung nutzen. Er hat einen hohen Turm, einen Wehrgang mit Zinnenkranz und kleine Öffnungen (Biforienfenster). Wehrhaft ist auch die Erscheinung des Baukörpers, Regularität, Ebenmäßigkeit und Achsensymmetrie spielten bei der Konzeption kaum eine Rolle. Der Palast ist auch nicht wirklich rechteckig angelegt, und die Stockwerk-einteilung des Gebäudes ist in Form der dünnen Gesimse nur schwach angedeutet.

Palastbauten der römischen Renaissance Erst mit der Renaissance sind die städtischen Paläste zu einem zentralen Thema der europäischen Architektur geworden. Für die Gestaltung der repräsentativen Raumfolgen, der Vestibüle und Treppenaufgänge, der Innenhöfe und vor allem der aufwendigen Fassaden haben die führenden Architekten bis in das 18. Jahrhundert hinein immer wieder neue Lösungen entwickelt. Stadtpaläste aus Renaissance und Barock haben daher auch heute noch einen bestimmenden Anteil am Erscheinungsbild historischer Städte. Die größte architekturgeschichtliche Bedeutung kommt wohl den Palastbauten der römischen Renaissance zu. Die hier entwickelten Gestaltungsmittel und Bautypen haben in der europäischen Architektur große Nachfolge gefunden. Sie sollen im folgenden anhand von exemplarischen Hauptwerken wie dem Palazzo Venezia der päpstlichen Cancelleria, dem Palazzo Farnese und dem Palazzo Caffarelli-Vidoni gezeigt werden.

Der Palazzo Venezia - Frührenaissance Papst Paul II. lies, seinen zwischen 1455 und 1464 errichteten kleineren Kardinalspalast zu einer Papstresidenz auszubauen. Zwischen 1465 und 1471 erweiterte der Architekt Francesco del Borgo den bestehenden Palast zu einem großen Neubau. Der Palazzo Venezia zählt zu den wichtigsten Bauten der Frührenaissance in Rom und prägt die europäische Palastarchitektur.

Die Fassade Das Äußere des Palazzo Venezia zeigt noch einige altertümliche Merkmale: Ein Zinnenkranz und Turm sind zur Verteidigung gedacht. Die Neuerungen liegen eher im Detail: Bei den Fenstern werden charakteristische Renaissance-Formen verwendet: rundbogige Fenster oder rechteckige Kreuzsprossenfenster. Die Differenzierung reicht aus, den Rang der Stockwerke anzuzeigen: unten das einfache Erdgeschoß; am aufwendigsten die Fenster im 'piano nobile', wo die herrschaftlichen Repräsentationsräume liegen; schlicht das oberste Stockwerk der Fassade mit den Räumen für das Gefolge. Gerade die Nüchternheit und die kahlen Wandflächen erzeugen die gravitätisch-machtvolle Wirkung dieser Fassade.

Die Fassade der Basilika Dass der Palazzo Venezia die Residenz eines Papstes war, verdeutlicht die Fassade der Basilika von S. Marco, von deren Obergeschoß aus der päpstliche Segen 'urbi et orbi' erteilt werden konnte. Das untere Stockwerk – mit Tabularium-Motiv - zeigt eine Anlehnung an die Architektur der römischen Kaiserzeit. Vom nahe gelegenen Kolosseum wurden nicht nur das Motiv entlehnt, sondern auch das verwendete Baumaterial Travertin abgetragen.

Die Enfilade Im 'piano nobile' entsteht eine Raumfolge, wie sie das päpstliche Zeremoniell vorschreibt: Die ('sala regia') für den Empfang von regierenden Monarchen, dann die beiden Räume der( 'sala ducale'), es folgt das eigentliche Vorzimmer, ('sala dei paramenti' )genannt, und schließlich das eigentliche Audienzzimmer, die sogenannte '(sala del 'pappagallo',) an die sich dann die Privaträume des Hausherrn im Bereich des älteren Kardinalspalastes anschließen. Die Räume werden dabei sukzessive verkleinert. Die Türöffnungen der Säle liegen so auf einer Linie, dass sich eine durchgehende Achse ergibt. Der Papst konnte in seiner Sänfte von weitem sichtbar in die Audienzsäle getragen werden; sein Erscheinen wurde inszeniert. Dieses Schema der 'enfilade' hat in der Folge im europäischen Schlossbau die Anordnung der repräsentativen Räume bestimmt.

Palazzo della Cancelleria 1487/88 begonnen, war die Hauptfassade bereits 1495 vollendet. Der Architekt, der vor allem Ideen des berühmten Architekten Leone Battista Albertis aufgegriffen hat, ist unbekannt. (Bramante /Andrea Bregno) Mit ihren riesigen Ausmaßen und der weitgehend symmetrischen Anlage setzte die Fassade der Cancelleria neue Maßstäbe. Mit der Cancelleria entstand die erste Palastfassade in Rom, die architektonisch wirklich gegliedert ist.

Neu war im römischen Palastbau nicht nur das Riesenmaß (14 Fensterachsen) sondern auch die Verkleidung mit einer Plattenrustika aus Travertin und die Pilaster in Superposition (obere 2 Stockwerke). Die vertikalen Gliederungen wirken nicht wie 'Stützen', die horizontalen nicht als 'Last', vielmehr nimmt das Auge die Pilasterordnung als Unterteilung eines Wandzusammenhangs wahr. Die beiden Stockwerke mit Pilasterordnung stehen auf einem sockelartigen Band, mit seinem abschließenden Gesims unterstreicht dieses stark die durchlaufende Horizontale.

Exkurs Rustika Rustika ist ein Oberbegriff für eine Gestaltung der Wand, bei der das Quaderwerk der Mauern in besonderer Weise herausgestellt wird. Man unterscheidet die schwere Bossenrustika, die Diamantquaderung oder - wie hier - die flache Spielart der Rustika, die man als 'Steinschnittquaderung' oder als 'Plattenrustika' bezeichnet

Rhythmische Travée und Risalit In jedem der beiden oberen Stockwerke sind zwei verschiedene Formen Travée zu unterscheiden: Eine Schmaltravée, hier sind die Pilaster eng zusammen, nur mit der Plattenrustika gefüllt. Und eine breitere Fenstertravée mit Fensteröffnungen und Ziermotive wie etwa die kleinen Tondi (kreisrundes Bildwerk) mit Rosetten Am Anfang und am Ende der langen Front wird der durchgehende Rhythmus der Abfolge a-b-a-b-a unterbrochen. Die Gebäudeteile treten leicht hervor. Ein solches Vortreten eines Wandabschnitts wird als Risalit (risalire) bezeichnet. In diesem Fall handelt es sich um einen Eckrisalit, der Anfang und Ende der langen Fassade markiert. Die Risalite haben ein selbständiges Dreiermotiv von schmal-breit-schmal nach dem Schema von a-b-a. Die Cancelleria ist die erste Palastfassade der frühen Neuzeit, an der dieses wichtige und dann vor allem im Barock vielfach angewandte Motiv der Fassadenkunst in Erscheinung tritt.

Der Wechsel verhindert eine Monotonie, außerdem wird der Rhythmus der Fassade durch den Risalit zum Stehen gebracht, als Abschlussmotiv fasst er die lange Front an beiden Enden zusammen. Ein weiteres Motiv findet sich oberen Stockwerk: Ein weiteres kleines Fenster. Das sogenannte 'Mezzaningeschoß' beherbergte als niedrigeres Zwischengeschoß die Dienerschaft. Auch das ist eine Standardlösung im europäischen Profanbau geworden.

Der Typus von Bramantes Palazzo Caprini (zerstört) Diese Grundkonzeption war eine Erfindung Donato Bramantes. Die Grundidee dieses Fassadentypus besteht darin, die Fassade in nur zwei Stockwerken anzulegen und die Kontraste zwischen diesen Stockwerken auszureizen: im Sockelgeschoß eine schwere Bossenrustika darüber im 'piano nobile' ein Stockwerk, das von einer aufwendigen Säulenordnung bestimmt wird.

die vorgelegte Ordnung dorischer Säulen. Der Palazzo Caprini (1501 und 1510 )ist in seiner Bedeutung sehr hoch einzuschätzen. Er bot erstmals eine Fassade mit Formen von einer geradezu drängenden plastischen Fülle, und er erzielte eine neuartige Monumentalität, die in der römischen Frührenaissance nichts vergleichbares hat. Der extreme Kontrast zwischen dem Erdgeschoß und dem oberen Stockwerk beruht auf einer ganzen Reihe von baukünstlerischen Maßnahmen: Hier kommt die Fläche der Wand zur Geltung, eine glatte, fein verputzte Wand, die nichts mit der felsigen Oberfläche der Bossen zu tun hat. die vorgelegte Ordnung dorischer Säulen. schlank proportionierten Fensterädikulen mit zierlichen Profilen sowie die Balustraden, welche die Brüstungen der Balkonfenster bilden. Der Oberstock stellt sich also als eine andere Welt dar als der Sockel, eine Welt, die von reicher Fülle ist und durch ihren kultivierten Ton unmißverständlich klar macht, was ein ‘piano nobile’ ist - das Stockwerk der vornehmen Herrschaft. Verbindenes Element 3: in ihrem Ausdruckscharakter sind Dorika und Rustika miteinander verwandt. (stark, männlich, bodenstämmig mit einem heroischen Grundzug ) Verbindendes Element 2: Man achte darauf, wie die Säulenpaare über die Pfeiler des Unterbaus gesetzt sind, es bildet sich eine durchgehende vertikale Linie. Verbindendes Element 1 die Sockel der Säulen werden bereits im Versatz einzelner Quader der Bosse vorbereitet

Der Palazzo Farnese - ein Gegenpol zum Palazzo Caprini Noch größere Wirkung hatte der Palazzo Farnese, den Kardinal Alessandro Farnese (Papst Paul III.) vorerst von Antonio da Sangallo d. J. 1516/17 und von Michelangelo (1546-49) erbauen lies. Mit dem Außenbau schuf Sangallo einen Gegenpol zu den Palästen im Sinne Bramantes, denn es ging ihm nicht um die Unterscheidung von Sockelgeschoß und 'piano nobile', sondern um den Baukörper in seiner Gesamtheit, den großen Palastkubus. Sangallo schuf ein Äquivalent zu den Bauten der römischen Antike, in der 'maniera grande' der römischen Hochrenaissance

Die Fassade vermittelt monumentale Ruhe, Festigkeit und Ordnung. Die Fenster haben kleine Säulen, es wechseln sich Dreiecksgiebel mit Giebeln mit Bogensegmenten ab, in der Folge eine Standardlösung. Als Fenster verwendete Antonio da Sangallo Rechteckfenster im Erdgeschoß und Ädikulafenster mit Säulen in den oberen Stockwerken.

horizontal durchlaufendes Gesims Aedikula Konsole horizontal durchlaufendes Gesims Balustrade Dreiecksgiebel Bogensegment Keilsteinbogen Postament

Michelangelo veränderte Zweierlei Erstens: Die Fenster über dem Portal werden zu einer Ehrenloge mit großen Wappenschild. Sie haben keine Giebel, dafür aber Säulen und Pilaster. In Verbindung mit der Rustika des Portals wirkt diese aufwendig und pathetisch. Zweitens: Michelangelo erhöhte das dritte Stockwerk und setzte ein ungewöhnlich weit ausladendes Kranzgesims darauf. Dadurch erhält der Palast eine „freie, hohe Stirn“. Auf diese Weise ließ sich die Monumentalität des Sangallo-Baus noch einmal steigern. Kranzgesims Ortsteinbänderung Fenstersohlbank Gesims