Prof. Dr. Albert Scherr, Freiburg

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 Präsentation transkript:

Prof. Dr. Albert Scherr, Freiburg Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsextremismus. Sportorganisationen als Spiegelbild der Gesellschaft? Prof. Dr. Albert Scherr, Freiburg

Rechtsextremismus – Rassismus - Nationalismus Ca. 10 - 20% der Bevölkerung haben ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild. Ein Kernelement hiervon ist ein ausgrenzender und chauvinistischer Nationalismus: 12 - 15% stimmen der Aussage zu „Eigentlich sind die Deutschen von Natur aus anderen Völkern überlegen.“ (Stöss u.a. 2004; Brähler/Decker 2006); 27 - 41% stimmen der Aussage zu „Wir sollten endlich wieder Mut zu einem starken Nationalgefühl haben.“ (ebd.) 20-30% stimmen der Aussage zu „Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken.“

Kernthesen Es genügt nicht, von einer bloßen Spiegelung der gesellschaftlichen Verbreitung von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus im Sport auszugehen. Es reicht nicht aus, den offenkundigen biologischen Rassismus zu skandalisieren. Die Herausforderung besteht in einem Verlernen fremdenfeindlicher, nationalistischer, antisemitischer und rassistischer Aufladungen der Wir-Sie-Differenz. Kontroll- und Repressionsstrategien greifen zu kurz.

Unterscheidungen Fremdenfeindlichkeit: Konstruktion der Anderen als bedrohliches und abzuwehrendes Kollektiv Biologischer Rassismus als Ideologie des Kolonialismus, der Sklaverei Völkisch-biologischer Rassismus im Nationalsozialismus Kulturrassismus: Differenz- und Unterordnung in der Einwanderungsgesellschaft Rechtsextremismus: Politischer Autoritarismus, autoritärer Konventionalismus, Nationalismus, Antisemitismus, Rassismen, NS-Verharmlosung.

Aspekte der Gründe und Ursachen Alltäglichkeit von staatlich-nationaler Ungleichheit und Ausgrenzung Legitimationen von Überlegenheitsimaginationen Verbreitung von Deklassierungserfahrungen und Abstiegsängsten Politische Psychologie der Mobilisierung von Identifikationen/imaginären Identitäten

Der Attraktionspol Spezifische Affinität des Zuschauersports zur emotional aufgeladenen Identifikation mit der Wir-Gruppe; imaginäre Gemeinschaft Zuschauer-Mannschaft-Verein; Konkurrierende Kollektive: Wir gegen die Anderen/ Sieg oder Niederlage Stadion als Ort der „antizivilisatorischen“ Entladung/Entlastung; Zuschauer als Masse; Regression Lokale und nationale Tradition der Identifizierung mit konstitutiven Feindbildern Unbearbeitete Geschichte von Nationalismus Rassismus und Antisemitismus im Sport

Was ist das Problem? Es fällt leicht, den offenkundigen biologischen Rassismus zu skandalisieren. Dieser ist in Zeiten des globalisierten Profi- und Zuschauersports unzeitgemäß. Gleichwohl geschieht noch nicht mal das konsequent. Welche Tabuschwelle ist konsensfähig? Ist die Idee einer ‚anderen Sportkultur‘ konsensfähig, deren Basis die Ästhetik des Spiels und ein ironisches Verhältnis zur Gegnerschaft und zur Identifikation sein könnte?

Gegentendenzen Multinationale Lokalität im globalisierten Leistungs- und Zuschauersport Partielle Lernprozesse der Organisationen und Funktionseliten „Entproletarisierung“ der Zuschauerkultur

Erfordernisse und Perspektiven Bildungsarbeit auf der Basisebene, im Amateurbereich Antirassistische Bildung als Kernelement der Ausbildung von AmateurtrainerInnen? Bewusstseinsbildung zur Sportkultur als Teil der basisnahen Bildungsarbeit der Vereine und Verbände Ausweitung der Fanprojekte und ihres Bildungsauftrags Klarere Grenzziehungen in den Stadien ...