2. Newtonsche Mechanik 2.1. Kinematik kartesische Koordinaten Kinematik: Beschreibung von Bewegungsabläufen Dynamik: Lehre der Ursachen von Bewegungen (Kräfte, Massen) Bahnkurve x y z O Bezugssystem (zeitlich fest oder variabel) kartesische Koordinaten bewegter (Massen-)Punkt Ortsvektor
Geschwindigkeit Beispiele: a) Geradlinige, gleichförmige Bewegung in der (x,y)-Ebene y oder äquivalent O x Geschwindigkeit
Winkelgeschwindigkeit r b) Gleichförmige Kreisbewegung in der (x,y)-Ebene Winkelgeschwindigkeit r y r t O x
Def.: Momentangeschwindigkeit Tangente 2.1.1. Geschwindigkeit Def.: Momentangeschwindigkeit O Def.: Mittlere Geschwindigkeit: Es gilt: Beweis: Tafel
2.1.2. Addition von Geschwindigkeiten Komponentenzerlegung: x y O Addition komponentenweise: x y O v v
Def.: Momentanbeschleunigung Def.: Mittlere Beschleunigung: Addition wie bei Geschwindigkeit (wie bei allen Vektoren)
z 2.1.4. Einfache Bewegungsabläufe a) Freier Fall: h Erdoberfläche z h Massenanziehung Erdbeschleunigung g Tafelrechnung Fallzeit T: Methode zur Messung von g
b) Schiefe Ebene: Tangetialbeschleunigung: Lösung wie im freien Fall Gerutschte Strecke s(t): Laufzeit:
y x O c) Wurfparabel: H L komponentenweise konstante Beschleunigung wie freier Fall x(t) v0x t unabhängig von v0y x(t) t , y(t) t2 y(x) ist Parabel Tafelrechnung Wurfhöhe Wurfweite H max bei 90
2.2. Dynamik von Massenpunkten 2.2.1. Trägheit Trägheitsprinzip (Galilei): Ohne äußere Einflussnahme bleibt die Geschwindigkeit eines Körpers konstant. 1. Newtonsches Axiom: Wirken keine äußeren Kräfte, bleibt die Geschwindigkeit eines Körpers konstant. Voraussetzung: Koordinatensystem bewegt sich unbeschleunigt Inertialsystem unbeschleunigt gegen was? Ruhesystem des Weltalls der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung
2.2.2. Kräfte und Massen 2. Newtonsches Axiom (Aktionsprinzip): Wirkt auf einen Massenpunkt der (trägen) Masse m eine Kraft , so erfährt er eine Beschleunigung mit Bewegungsgleichung: Definition der Massen-Einheit: [m] 1 kg (Kilogramm) 1 kg ist definiert durch Normal (hier: Platin-Iridium-Zylinder, gelagert in Paris) Definition der Kraft-Einheit: [F] 1 kg m s2 1 N (Newton) 1 N ist die Kraft, die das Massen-Normal mit 1 m s2 beschleunigt
(Eine) Messvorschrift für Kräfte und Massen: x x0 entspannt belastet x0 x Federwaage Kleine Auslenkung Hookesches Gesetz D Federkonstante Eichmessung mit Massen-Normal: Kraftmessung Massenmessung
Bemerkungen: Dichte: Ausgedehnte homogene Körper: Volumen V Masse m Definition: Dichte: Beispiel: (H2O, 4C, 1 bar) 1000 kg m3 1 kg ℓ 1 ℓ 1 Liter 1 dm3
Schwere Masse: Quelle des Gravitationsfeldes z.B. freier Fall Schwere Masse der Erde const. Trägheitskraft Träge Masse Gravitationskraft Schwere Masse Erdradius Experiment ist unabhängig von mT (auf 1010) Folgerung: mS mT Festlegung: Gravitationskonstante Äquivalenzprinzip (allgemeine Relativitätstheorie): Trägheitskräfte und Gravitationskräfte sind in der Umgebung einer Testmasse prinzipiell ununterscheidbar
2. Newtonsches Axiom (allgemein für m const.): Impuls: 2. Newtonsches Axiom (allgemein für m const.): (relevant bei Systemen von Massenpunkten) Addition von Kräften: Kraft ist Vektor übliche Vektoraddition
3. Newtonsches Axiom (Reaktionsprinzip): Unterliegen zwei Massenpunkte keinen äußeren Kräften, so wird jede Kraftwirkung des einen Punktes auf den anderen durch eine gleichgroße Gegenkraft kompensiert. Actio Reactio
Kraft Feldlinien-Dichte 2.2.3. Kraftfelder Zeitabhängige Kraft, die auf einen Massenpunkt mit einer bestimmten Geschwindigkeit irgendwo im Raum wirkt Kraftfeld: Statisches Kraftfeld: Häufig: Beispiele: a) Zentralkraftfeld Kraftfeld Gravitationsfeld m Probemasse M Quell-Masse z.B. Erde Kraft Feldlinien-Dichte Analog: Elektrisches Feld Q: Quellladung q: Probeladung
q b) Homogenes Kraftfeld c) Wirbelfeld Plattenkondensator ElektrischerStrom I Magnetisches Wirbelfeld Draht q Magnetisches Feld Kraftfeld
d) Komplizierterer Fall: Magnetisches Wechselfeld Kraftfeld für Testladung q mit Geschwindigkeit am Ort
Fundamentale Kraftfelder: Gravitation Elektromagnetisch Stark (Kernkraft) Schwach (Radioaktivität)
2.2.4. Arbeit und Energie B A Kraftfeld Kraftfeld Def.: Bei Verschiebung verrichtete Arbeit Vom Kraftfeld verrichtete Arbeit: Def.: Bei Verschiebung aufgebrachte Leistung
B A Arbeit Bewegung Kraftfeld Kraftfeld z.B. freie Bewegung im Kraftfeld: (Beweis: → Tafelrechnung) Definition der kinetische Energie T eines Massepunktes (manchmal alternative Benennung T Ekin)
B A Kraftfeld Def.: Kraftfeld konservativ es gibt Stammfunktion V: Kraftfeld Def.: Kraftfeld konservativ es gibt Stammfunktion V: V heißt Potential des Feldes Es gilt (vgl. Theorie-VL): Potential V WA→B ist wegunabhängig Potential V ( “” gilt nur für hinreichend glatte Felder in einfach zusammenhängenden Gebieten)
Def. : Potentielle Energie eines Massenpunktes (bzgl Def.: Potentielle Energie eines Massenpunktes (bzgl. ) im konservativen Kraftfeld: skalares Feld Def.: Äquipotentialflächen Flächen mit V const. für Folgerung: in Äquipotentialfläche V const. V 0 Feldlinien stehen senkrecht auf Äquipotentialflächen Bewegung in Äquipotentialflächen W 0 Verschiedene Äquipotentialflächen sind diskunkt
Wirbelfeld hat kein Potential Beispiele: Radialfeld • Dipolfeld • Wirbelfeld hat kein Potential Äquipotentialfläche 2 V2 = V1 - Δs·F • Beweis: 2 Äquipotentialflächen (V1V2) berühren sich nicht ! Δs·F • Äquipotentialfläche 1 Potential V1
Beispiele für potentielle Energie: a) Heben von Lasten: Tafelrechnung m Heben z h
D x b) Potentielle Energie der Feder: D Federkonstante Hookesches Gesetz D Federkonstante D x entspannt belastet Tafelrechnung
Maximalhöhe ( Umkehrpunkt ) Experiment: m Maximalhöhe ( Umkehrpunkt ) Umwandlung der potentiellen Energie der Feder in die einer Masse im Schwerefeld h m D gestaucht D entspannt x
a) Impulserhaltungssatz 2.2.5. Erhaltungsgrößen a) Impulserhaltungssatz 3. Axiom 2. Axiom mP mQ P Q Verallgemeinerung: Wirken in einem System von Massenpunkten keine äußeren Kräfte (abgeschlossenes System), gilt Impulserhaltung: Bemerkung: Es ist irrelevant, ob die inneren Kräfte konservativ sind oder nicht!
Definition: Schwerpunkt Gesamtmasse Folgerung: Schwerpunktimpuls Schwerpunktsatz: Für ein abgeschlossenes System ist der Schwerpunktimpuls konstant.
Magnetische Abstoßung (äquiv. gestauchte Feder) Demo-Versuch: Luftkissenbahn Magnetische Abstoßung (äquiv. gestauchte Feder) v - v m Faden der Schwerpunkt bleibt in Ruhe!
Gedankenexperiment zum Schwerpunktsatz: Wie weit kann man mit diesem Rückstoßantrieb fahren? Sand (masselos) Munition, M 1 Kugel: dM v1 . v2 m 0 m 0 m 0 M Sand + Munition Massenschwerpunkt (zeitlich konstant)
b) Energieerhaltungssatz Voraussetzung: konservatives Kraftfeld Tafelrechnung für Massenpunkt Energiesatz der Mechanik: Bewegt sich ein Massenpunkt in einem konservativen Kraftfeld, ist die Energie (d.h. die Summe aus kinetischer und potentieller Energie) zeitlich konstant. Verallgemeinerung: System von Massenpunkten → Verallgemeinerung: Nicht-konservative (dissipative) Kräfte (z.B. Reibung) führen zur Wärmebewegung (Energie Q) der Umgebung
z m m mg h Demo-Versuch: Looping y x R R Idealisierende Anahmen: Keine Reibung (dissipative Kraft) Kugel rutscht (kein Rollen, keine Rollenergie) x y R m z h R m mg
Zentripetal-beschleunigung Winkelgeschwindigkeit: Zentripetal-beschleunigung Tafelrechnung mit
z m mg h Bedingung für Looping-Bewegung (oberster Punkt der Bahn): R Schwerkraft Zentripetal-kraft Tafelrechnung
Wechsel-wirkungs-gebiet 2.2.5. Stoßgesetze m1 m2 Wechsel-wirkungs-gebiet θ1 θ2 Streuwinkel Konservative Kräfte: Elastischer Stoß Σ Ekin = const Dissipative Kräfte: Unelastischer Stoß Σ Ekin nimmt ab Innere Anregung: Superelastischer Stoß Σ Ekin kann zunehmen Billiard: Direkter Stoß des Laien ziemlich elastisch Profistoß mit Drall superelastisch
e+ e- e+ e- Beispiel: θ Elastische Streuung von Elementarteilchen Detektor e+ e- θ e+ e- 100 GeV 100 GeV 100 GigaVolt Beschleunigungsspannung Experimentelle Charakterisierung der Kraft beim Stoß:
Beispiel: e e
e+ e- e+ γ e- Beispiel: Unelastische Streuung von Elementarteilchen Detektor e+ e- γ Lichtquant (Photon) Gammastrahlung e+ e- 100 GeV Typischer Detektor für Elektronen und Photonen: „Kalorimeter“ aus speziellen Kristallen Teilchenenergie sichtbares Licht Photosensor
Beispiel: e e
m1 m2 m1 m2 Impulserhaltung: Beispiel: total unelastischer Stoß m1 (Stets gültig! Egal ob elastisch oder nicht) Beispiel: total unelastischer Stoß m1 m2 m1 m2 Verformungsenergie Q ↗
Beispiel: Ballistisches Pendel m2 L Schwerpunktsbewegung: L Umkehr-punkt d h Aufheizung, Wärmeenergie Q m1 v v' Messe d Tafelrechnung
2-dimensionale Lösungsschar z.B. Parameter: 1 , 2 Elastischer Stoß: Q 0 θ1 θ2 Streuwinkel Impulserhaltung... ...und zusätzlich Energieerhaltung 6 Unbekannte Impulserhaltung 3 Gleichungen Energieerhaltung 1 Gleichung 2-dimensionale Lösungsschar z.B. Parameter: 1 , 2
Spezialfall: Elastischer Stoß im Schwerpunktsystem Impulserhaltung im Schwerpunktsystem: Streuebene Energieerhaltung Impulsübertrag:
oft ruhend im Labor Laborsystem Spezialfall: Elastischer Stoß im Targetsystem oft ruhend im Labor Laborsystem Schwerpunktgeschwindigkeit: Streuebene Folgerung: falls m1 m2 Anwendung: Neutronen-Abbremsung durch Moderator in Kernkraftwerken m1 m2
entartete Streukreise Spezialfall: Targetsystem, m1 m2 Streuebene entartete Streukreise 50 %
Streuung in alle Richtungen Spezialfall: Targetsystem, m2 Streuebene Streuung in alle Richtungen 100 %
Spezialfall: Targetsystem, m1 Streuebene Vorwärtsstreuung 100 %
Elastischer Stoß gegen eine ruhende ebene Wand: keine Kräfte parallel zur Wand Folgerung: Reflexionsgesetz Einfallswinkel Ausfallswinkel
2.2.6. Bewegung mit Reibung Reibungsarten: Haft-, Gleit-, Rollreibung Mikroskopische Theorie: Oberflächen-Beschaffenheit (sehr kompliziert) Kleine Körper in Flüssigkeiten und Gasen: Stokes-Reibung Stokes-Reibung: (empirischer Befund) Reibungskoeffizient:
m v0 x α x0 Δx a) Freie Bewegung t x x0 + Δx x0 Eindringtiefe: Geschoss x0 Eindringtiefe Δx a) Freie Bewegung t x x0 + Δx x0 Eindringtiefe:
z m b) Freier Fall Bewegungsgleichung: Lösung: Beweis: Prüfe für dieses v(t) v(0) v0 (Anfangsbedingung) v(t) erfüllt die Bewegungsgleichung Asymptotisches Verhalten: