Ausgewählte Aspekte beruflicher Integration

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Ausgewählte Aspekte beruflicher Integration SoSe 2008 Prof. Dr. R. Burtscher R. Burtscher, SoSe 2008

Grundbegriff Arbeit Begriff Arbeit Arbeit als Grundbedürfnis des Menschen ? Arbeit – wozu ? R. Burtscher, SoSe 2008

Arbeit Industrialisierung, Verstädterung und Arbeitsteilung  19. und 20 Jhd. Erwerbsarbeit = dominantes Modell von Arbeit Allgemein: Arbeit = mehr als Beschäftigung, Arbeit = erwerbstätig sein Soziale Sicherungssysteme – gekoppelt an Erwerbsarbeit Andere Formen von Arbeit  kaum / keine Sicherung z. B. Haus- und Familienarbeit, Ehrenamt, Freiwilligenarbeit Auch im SGB IX §33 „Teilhabe am Arbeitsleben“ - Ausrichtung Erwerbsarbeit Erwerbsarbeit meint Arbeit, die darauf gerichtet ist, zum Zweck des Tausches auf dem Markt Güter herzustellen oder Dienstleistungen zu erbringen. Sie meint Arbeit, von der man lebt, durch die man verdient – sei es in abhängiger oder selbständiger Stellung (…) (vgl. Bieker 2005, S. 12) ? Tätigkeit im Arbeitsbereich der WfbM ? Arbeit wie andere Arbeit auch ? ? = Teilhabe am Arbeitsleben ? = Berufliche Integration ? R. Burtscher, SoSe 2008

Tätigkeit in WfbM Vorrangige Ziele / sozialrechtlicher Zweck - Nicht die Einkommensbeschaffung sondern Berufliche Bildung und Beschäftigung Leistungs- und Erwerbsfähigkeit erhalten, entwickeln, erhöhen, wiedergewinnen Persönlichkeit weiterentwickeln (vgl. SGB IX §136) Werkstätten – primärer Zweck ist nicht gewinnorientiertes Wirtschaften Marktätigkeit ist Mittel zum Zweck Ähnlichkeiten mit Erwerbsarbeit „wirtschaftlich verwertbare Arbeit“  leistungsbezogenes Entgelt (vgl. SGB IX §136) vgl. BMAS 2008: Entgelt Berlin 152,94 Euro Brandenburg 108,30 vertragliche Bindung bestimmte Arbeitnehmerschutzrechte und Recht auf Mitwirkung (WMVO) Arbeitsinhalte u. Ausstattung von Arbeitsplätzen  vergleichbar mit gewinnorientierten Unternehmen R. Burtscher, SoSe 2008

WfbM = berufliche Integration ? Integration wohin ? Arbeitsmarkt = Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage menschlicher Arbeitsleistung Unterscheidung: 1., 2., 3., 4. Arbeitsmarkt Allgemeiner Arbeitsmarkt – Sonderarbeitsmarkt „Integrationsarbeitsmarkt“, Brückenarbeitsmarkt, …… Definitionsversuche: 1. Arbeitsmarkt: Wettbewerbsmarkt, auch: Integrationsunternehmen (§132, SGB IX) 2. Arbeitsmarkt: Ein-Euro-Jobs, Arbeitsgelegenheiten in der Mehraufwandsvariante, Zusatzsjobs (SGB II) 3. Arbeitsmarkt: WfbM (SGB IX) 4. Arbeitsmarkt ? a) jede Form untengeltlicher Arbeit (auf Gegenseitigkeit, Eigenarbeit, ehrenamtliche Arbeit) und / oder b) „Schwarzarbeit“ R. Burtscher, SoSe 2008

Erwerbsarbeit - Konsequenzen Exkurs: Bedeutung von Arbeit Marie Jahoda (1902-1997) – Pionierin der Sozialforschung Die Arbeitslosen von Marienthal (1930) Zeitstruktur Gemeinsame Erfahrungen und Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Familie Eingebunden sein in kollektive Ziele und Zwecksetzungen (Beitrag zur Volkswirtschaft, Gesellschaft) Vermittelt sozialen Status; Orientierung für Identität Erzwingt Aktivität; mobilisiert Fähigkeiten in kognitiver, sozialer und ggf. schöpferischer Hinsicht R. Burtscher, SoSe 2008

Erwerbsarbeit - Konsequenzen Gefühl der Sicherheit, regelmäßige Einkommenzuteilung u. soziale Einbindung Planbarkeit der Lebensführung, Bedürfnisbefriedigung über dem Minimum Wertschätzung, soziale Anerkennung, Status Möglichkeit, Lebensfreude, Sinnerfüllung zu finden, Selbstverwirklichung Als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft gesehen zu werden Seelische Bedürfnisse durch Arbeit sublimieren („umwandeln“) zu können (aggressive, narzistische, erotische Bedürfnisse) Idealisierung von Erwerbsarbeit ? R. Burtscher, SoSe 2008

Risiken u. Folgen von Erwerbslosigkeit Finanzielle Folgen: Einschränkungen des Konsums, Freizeitaktivitäten … Überschuldung Entwicklung psychischer und somatischer Belastungssymptome: Verunsicherung, Resignation, Niedergeschlagenheit, Selbstwertgefühl, … Sozialer Rückzug und familiäre Belastungen: „Decke fällt auf den Kopf“ Dequalifizierung und Reduzierung des Aktivitätsniveaus (bestehende Fertigkeiten gehen verloren) Soziale Gefährdung: besonders bei jungen Menschen, erhöhtes Risiko zu sozial abweidendem Verhalten R. Burtscher, SoSe 2008

Wieviel Arbeit braucht der Mensch ? (Jahoda 1983) Postmoderne Gesellschaft, neue Unübersichtlichkeit von Lebensstilen Risiko- und Leistungsgesellschaft Berufliche Integration – wozu? Beispiele von Schlüsselqualifikationen Leistungsbereitschaft, Belastungsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Selbständigkeit, Flexibilität, sicheres Auftreten, Bereitschaft zur Mobilität, … Erwerbsarbeit = Stress ?!? beeinträchtigt die Lebensqualität, macht krank, … Sonderarbeitsmarkt = Stigmatisierung und Positive Diskriminierung (Bevorzugung) = Teilhabe am Arbeitsleben und Ausgrenzung = so normal als möglich und doch künstlich = Unterstützung, Förderung – entwicklungshemmender Schonraum … R. Burtscher, SoSe 2008