ENTSCHEIDEN NUR NOCH PERSONEN? KANDIDATENORIENTIERUNG UND MEDIEN

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Von der konstruierten Wirklichkeit Wirklichkeit als Konstrukt kognitiver Systeme Medien als Baustein für Bildung von Wirklichkeitskonsens.
Advertisements

Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich
Kommunikation in der Werbung
Leitbilderstellung der Samtgemeinde Am Dobrock
Versammlung und PETS 2004 Neckarwestheim
Interkulturelle Kompetenz der Lehr- und Fachkräfte LWL Münster 10./
IB mit t&t Wintersemester 2004/05 1 Tutorien Mo.12-14Zeljo BranovicIhne 22/E2 Mo.12-14Silke LodeIhne 22/UG2 Mo.12-14Simon SottsasOEI 301 Di.14-16Harald.
Die Inhaltsanalyse.
Einleitung Alle Parteien müssen ähnliche technische Medien nutzen, um mit ihren Projekten die Gesellschaft zu erreichen & ihre Unterstützung zu bekommen.
Einführung in die neuen Medien Multimedia. I. Multimedia aus informationstechnischer Sicht II. Medientypen III. Die drei Ebenen von Multimedia IV. Medieneinsatz.
Referat von Natalia & Derya PA LK 13/II (BU)
Das Mediensystem in Deutschland
Vorlesung: Mediennutzung und Medienwirkung
Präsentation des Seminararbeitsthemas
Referenten: H. Bayer V. Hagemann
George Herbert Mead Soziale Handlungen: das Verhalten eines Individuums stellt einen Reiz für ein anderes dar, um in einer bestimmten Weise wiederum auf.
WAS WILL WISSENSCHAFT? - Sagen: Was WIE ist
Seminarplan: Sommersemester 2008
Religion und Politik.
Die Rolle der Medien in der Politik Deutschlands
Konzept der Fort- und Weiterbildung für die SeelsorgerInnen im Bistum Münster Hauptabteilung 500, Seelsorge - Personal Gruppe 512, Fortbildung Hermann.
Die Darstellung von Außen und Sicherheitspolitik in Kommentaren im deutschen Hörfunk Mediale Vermittlung von Bedrohung Lehrstuhl Internationale Politik,
Bundesfachgruppe Statistische Ämter des Bundes und der Länder.
Die Rolle der Massenmedien in der Demokratie
Medien.
Theoretische Grundlagen der Pragmalinguistik II (Bühler; Grice)
Freier Zugang zu den Massenmedien Auf dem Weg zu einer Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft1 mediale kulturelle sprachlich/ethnische.
Pressefreiheit und Demokratie
Violeta Kafanova, Aušrinė Andriekutė, Milda Paulauskaitė
Übersicht: Kommunikation & Massenmedien
Martin Kravec 4.A Pavol-Horov-Gymnasium 2005/2006
Ausgleichungsrechnung II
Kinder als Zielgruppe der Werbung
Spezifik des fachbezogenen Sprachunterrichts Anita Emse, Lektorin der Fachhochschule Turiba.
Gestaltung von Folien mit Powerpoint
Hitschfeld Büro für strategische Beratung Energieversorgung unter den Augen der Öffentlichkeit: Akzeptanz als strategischer Erfolgsfaktor Berlin, 13. und.
Antrittsvorlesung von PD Dr
Artikel von Michael Lambek, 1985 Betrachtung Trance/Besessenheit: menschlich, sozial u. geschichtlich in kulturellen Kontexten, Produkt geschichtlicher,
Center for Environmental Systems Research, University of Kassel, Germany CliMA-Kolleg-Seminar am : Modell des sozialen Einflusses und des sozialen.
TEIL I Ökonomisches System Medien- System Gesellschafts- System
Die modernen Massenmedien
MUSEALISIERUNG VON MIGRATION Annäherung an eine Aushandlung gesellschaftlicher Praxis.
Kanton Bern Was Medien wollen und was Behörden können 9. Herzberg-Tagung – 7. November Basel.
Investigativer Journalismus und ökonomischer Realismus
Fachtag „Integration und Versöhnung“
Integrierte Corporate Communication - gelungene Beispiele
Integrierte Corporate Communication - gelungene Beispiele
Organisationsformen der Internationalisierung: Vom International Office zur International University?
Soziale Interaktion und Alltagsleben
EUROPEAN SECURITY CONFERENCE INNSBRUCK, Vorausschauend agieren – richtig reagieren Zivile Sicherheit und Krisenkommunikation Dr. Siegfried Walch.
Sabine Maasen Die Öffentlichkeit der Wissenschaft – Die Wissenschaft der Öffentlichkeit Forum Wissenschaftsjournalismus, Wien, 14. Juni 2007.
Das ökonomische Modell des Wahlverhaltens
Uwe Jun Typen und Funktionen von Parteien
Politische Entscheide im Spannungsfeld von Überzeugung, Machbarkeit und Öffentlichkeit Christa Markwalder Nationalrätin FDP.Die LIberalen.
1 Strukturierung von Situationen (Strukturierung als Lernkomponente) Thomas Höpfel Seminar für Rechtstheorie und Rechtsinformatik WS 2004/05.
Informationelle Politik und die Krise der Demokratie
Integrierte Corporate Communication - gelungene Beispiele
DAX 8.000? Kein Grund für Höhenangst! Hans-Jörg Naumer Global Head of Capital Markets & Thematic Research Mai 2013 Nur für Vertriebspartner und professionelle.
Zyklische Verlaufsstruktur der Politik -Abhängigkeit von Jahresbudgets und Wahlterminen -die Wahlen geben der Politik auch den ihr spezifischen Zeitrhythmus.
Für einen starken Service public – Für ein demokratiegerechtes Mediensystem Edith Graf-Litscher, Nationalrätin SP (Thurgau) Anhörung der EMEK zum Thema.
Anfänge der Medienforschung
HEURISTIKEN.
Einführung in die mediale Kommunikation
Jugendverbände und neue Medien Nürnberger Seminar der KJG-Landesebene Bayern 16./17.November 2001 Ein Plädoyer für die Etablierung von Computermedienpädagogik.
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
MEDIENARTEN Prof. Dr. Kurt Weichler Einführung in den Journalismus.
Kampagneplanung und -führung Gut geplant ist halb geschafft?!
Neue Medien. W. M.. Neue Medien und die Menschen. Die neue Medien spielen eine wichtige Rolle in unserem Alltag. Tatsächlich sind sie ein bedeutender.
1 Roland Fischer Bildung der Entscheidungsgesellschaft Eine Vision.
Leitmedien in Zeiten des Internets Handout zum Öffentlichen Fachgespräch des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) am 16. Januar.
 Präsentation transkript:

ENTSCHEIDEN NUR NOCH PERSONEN? KANDIDATENORIENTIERUNG UND MEDIEN 19.05.2008 HS: Der Wähler als politischer Akteur Leitung: Susanne Pickel Referatsgruppe: siehe Handout

Inhalt Der Gesellschaftswandel im Spannungsfeld der politischen Kommunikation Medienberichterstattung Der Wähler Medienwirkung auf kurzfristige Wahlfaktoren Diskussionsfragen

Der Wandel der Gesellschaft im Spannungsfeld der Politischen Kommunikation

Der Wandel der Gesellschaft im Spannungsfeld der Politischen Kommunikation Gesellschaftlicher Wandel Leitmedium Fernsehen Informationsüberflutung Medialisierung Politikvermittlung fast nur noch über Medien Politik konkurriert um öffentliche Aufmerksamkeit Politische Inhalte und Entscheidungsprozesse werden immer komplexer Interdependenz zwischen Politik und Medien wechselseitige Abhängigkeit zwischen Politischen System und Mediensystem

Öffentlichkeit / die Wähler Interdependenz Politische System Mediensystem Öffentlichkeit / die Wähler Pol. Inhalte Vorgabe der Formate Politik / Politiker als Marke ? Politikvermittlung

Personalisierung in der Politik Kann Bart-weg-Beck die SPD retten? Alle reden über Merkels Abendkleid

Personalisierung in der Politik Personalisierung im Wahlkampf Personalisierung der Medienberichterstattun g Personalisierung des Wählerverhaltens

Personalisierung im Wahlkampf Konzentration auf den Spitzenkandidaten nicht neu Fokus auf Kandidaten im Laufe der Zeit immer stärker Stärke der Personalisierung je nach politischer Ausgangslage und Kandidatenkonstellation Seit den 1990er neue Tendenzen: Entkopplung von Kandidaten und Partei Art der Wahlkampforganisation Professionalisierung

Personalisierung der Medienberichterstattung Mediendarstellung von Politik stellt nun die wichtigste und oftmals einzige Informationsquelle über Politik für den Wähler dar zeitlich begrenzte & vereinfachte Darstellung von Inhalten Immer knapper werdende Zeitfenster für zentrale und komplexe Botschaften der Politik in den Medien Starke Fokussierung der Nachrichtenpräsentation auf handelnde Akteure

Personalisierung des Wählerverhaltens Spitzenpolitiker und aktuelle politische Sachthemen gewinnen gegenüber soziostrukturellen, kulturellen und parteiorientierten Motivationen an Bedeutung Differenzierung der großen Parteien über Personalisierung Politiker wird zum Deutungsmuster komplexer politischer Tatbestände

I love Cash

Die Rolle der Medien bei der Vermittlung politischer Inhalte

Wahrnehmung der Medien Perzeptionsmedien: Mit welchem der Sinne werden die jeweiligen Informationen aufgenommen? Präsentationsmedien: Wie werden die Informationen dargestellt?

Typologisierung von Medienarten I Zeitunabhängige, diskrete Medien (Print- bzw. Pressemedien): die Information hängt ausschließlich vom Wert ab Zeitabhängige, kontinuierliche Medien (Fernsehen, Radio bzw. Hörfunk): die Information hängt vom Wert und dem Zeitpunkt ab

Typologisierung von Medienarten II Kommunikatoren (bspw. Journalisten) senden durch ihre Beobachterfunktion die wahrgenommene Wirklichkeit an die Öffentlichkeit Öffentlich- rechtliche Sender: unterliegen dem öffentlich- rechtlichen Grundversorgungsauftrag, gewährleisten eine plurale Programmgestaltung und finanzieren sich durch Gebühren, wodurch sie unabhängig sind Private Sender: sind kommerziell und dadurch auf die Finanzierung durch Werbeeinnahmen angewiesen

Funktionen der Medien im Kontext der Politikvermittlung Politische Berichterstattung mit dem Ziel der Kommunikations-, Informations-, Meinungs- und Willensbildungsfunktion Die Medien fungieren somit als kommunikative Schnittstelle zwischen Politikern und Wählern Zugleich stellt die mediale Berichterstattung in Demokratien, basierend auf der Pressefreiheit, eine Überwachungsfunktion des politischen Geschehens dar

Mediale Selektionsfilter Politisch abstrakte und überkomplexe Geschehnisse werden von den Kommunikatoren vereinfacht. Subjektiv sinnvolle Vorgänge müssen dadurch intersubjektiv verständlich gemacht werden, was über Symbolik (wie bspw. Sprache und Zeichen) geschieht. Zunahme darstellender und Abnahme beschreibender Berichterstattungen rücken die Persönlichkeit von Kandidaten stärker in den Vordergrund. Redaktionen beeinflussen die Berichterstattung in unterschiedliche politische Richtungen.

Infotainment und Pseudoereignisse Politik und Unterhaltung vermischen sich und die Unterscheidung, ob eine Sendung versucht Politik zu vermitteln oder eine politische Unterhaltung darstellt, wird zunehmend erschwert Politisch- strategisches Handeln unter bewusster Verwendung symbolischer Mittel

Kritik an der Rolle der Medien Journalisten die am Selbstbildnis der journalisti-schen Unabhängigkeit festhalten; diese zugleich eine immer intensivere, engere Zusammenarbeit mit den Politikrepräsentanten pflegen (bis hin zur fachlichen Beratung); die dazu führen, dass politische Prozesse für die Öffentlichkeit nicht transparenter, sondern in zunehmenden Maße intransparenter werden

Der Wähler

Priming-Theorie Aus Psychologie (Experimentgestützt) auf den politischen Bereich übertragen als Erweiterung des Agenda – Setting Ansatzes Theorie erklärt zusätzlich Effekte im evaluativen und kognitiven Bereich Ausgangspunkte: „Welches Wirkungspotenzial haben die Fernsehnachrichten auf Wählerurteile“ kognitive Kapazität der Rezipienten ist begrenzt nicht alle visuellen und verbalen Reize können verarbeitet werden stark selektive Aufmerksamkeit der Rezipienten

Priming-Theorie keine komplizierten Beurteilungsverfahren, die auf vollständige Information abzielen Wähler stützen sich auf leicht verfügbare Informationen Die Bewertung politischer Personen hängt von der individuellen kognitiven Verfügbarkeit von Informationen ab → Im Bewertungsmoment ist nur ein Teil der Informationen über die betreffende Person relevant Als bedeutendste Quelle für generelle Urteile / Informationen gelten die Fernsehnachrichten

Medienwirkung auf kurzfristige Wahlfaktoren Sachfragen und Kandidatenorientierung

Erweiterung des Michigan-Modells um Medien Medien und Wahlkampfkommunikation Issues Wahlverhalten PID Kandidatenorientierung Medien und Wahlkampfkommunikation

Issues (Sachfragenorientierung) Kurzfristiger Wahlfaktor Positionsissues Valenzissues

Kandidatenorientierung Kandidatenimages Kanzlerpräferenz Sympathieskalometer

Diskussionsfragen Sind Parteien aufgrund ihrer häufigen inneren Spaltungen für die (Spitzen-) Kandidaten eher Ballast als Unterstützung? Welchen Einfluss hat die Parteiidentifikation auf die Kandiatenorientierung? Ist Politik heute ausschließlich medienvermittelt? Welche Rolle kommt dem Wahlkampf zu? Dient er nur dem Kandidatenimage oder soll er Sachthemen setzen? a) Hat das Fernsehen zu einer Veränderung des Wählerverhaltens geführt? b) Hat das Internet zu einer Veränderung des Wählerverhaltens geführt?