Um was geht es in der Tarifrunde für uns Auszubildende … Wir sind es wert. Tarifrunde 2007

Die Tarifforderung ist begründet die einzelnen Komponenten: Die Preissteigerungsrate, weil es nicht angehen kann, dass die Beschäftigten nach einer Tariferhöhung real weniger Geld zur Verfügung haben. Die gesamtwirtschaftliche Produktivitätssteigerung, weil es gerechtfertigt ist, die Beschäftigten an der wirtschaftlichen Entwicklung der Unternehmen zu beteiligen. Umverteilung und Nachholbedarf [Branchenzuschlag], weil es nicht einzusehen ist, dass die Schere zwischen Gewinnen und Löhnen immer weiter auseinander geht.

Warum 6,5 % berechtigt sind: Der neutrale Verteilungsspielraum – ohne Umverteilungskomponente Der neutrale Verteilungsspielraum gesamtwirtschaftlich: Metallwirtschaftlich finanzierbar Verkaufspreise 2,0 % Preise 2,3 % 4,1 % 6,5 % Produktivität 4,5 % Produktivität 1,8 %

Metallverarbeitung: Produktivität und Lohnstückkosten (Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in Prozent) Stundenlöhne Produktivität Lohnstückkosten ´03 ´04 ´05 ´06* ´03 ´04 ´05 ´06* ´03 ´04 ´05 ´06* Quelle: Statistisches Bundesamt, * Wert hochgerechnet

Um was geht es für uns Auszubildende in der Tarifrunde 2007? Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 6,5% ab dem 1. April 2007 bei einer Laufzeit von 12 Monaten Übernahme der Studiengebühren für BA-Studierende und vergleichbarer dualer Studiengänge

6,5 % auch für Azubis ?? ... Selbstverständlich!!!! weil auch Auszubildende ein Einkommen zum Auskommen brauchen; weil die Höhe der Ausbildungsvergütung unter anderem über die Attraktivität der Ausbildung in der Industrie entscheidet; weil die Azubis, die angehende Facharbeiter sind, und Ausbildung eine Investition in die Zukunft ist; weil Selbständigkeit eine geforderte berufliche Kompetenz ist, für die die Voraussetzungen geschaffen werden müssen.

Erhöhung der Ausbildungsvergütungen Die Forderung konkret: Tarifgebiet Nordwürttemberg / Nordbaden 1. AJ 769,02 € 722,09 € 2. AJ 813,90 € 764,22 € 3. AJ 885,29 € 831,26 € 4. AJ 950,57 € 892,55 € + 46,93 € + 49,68 € + 54,03 € + 58,02 €

Erhöhung der Ausbildungsvergütungen Die Forderung konkret: Tarifgebiet Südbaden, Südwürttemberg, Hohenzollern 1. AJ 767,17 € 720,35 € 2. AJ 811,94 € 762,38 € 3. AJ 883,16 € 829,26 € 4. AJ 948,28 € 890,40 € + 46,82 € + 49,56 € + 53,90 € + 57,88 €

Erhöhung der Ausbildungsvergütungen konkret: Nach ERA-Einführung 1. AJ 782,00 € 734,50 € 2. AJ 831,00 € 780,00 € 3. AJ 904,50€ 849,00 € 4. AJ 953,00 € 895,00 € + 47,50 € + 51,00 € + 55,50 € + 58,00 €

Das ist die Position der Arbeitgeber: „[…] Eine noch bessere Ausbildungsbilanz hätten […] zum anderen die hohen Ausbildungsvergütungen sowie die tarifvertragliche Übernahmeverpflichtung verhindert. Unerfreulicherweise blieben überdies unverändert viele Lehrstellen-Bewerber den Nachweis ihrer Ausbildungsreife schuldig. […]". Dr. Jan Stefan Roell (Vorsitzender des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e.V. ) / Pressemitteilung vom 10. Oktober 2006 „Eine Ausbildungsvergütung von bis zu 800 Euro ist für viele Betriebe einfach zu hoch. Mein Vorschlag ist, eine bundesweite Basisvergütung von 270 Euro einzuführen. Das könnte vor allem kleine Betriebe für Ausbildung erschließen.“ Ludwig Georg Braun

Die Positionen … IG Metall Südwestmetall Prozentuale Erhöhung der Tabellenwerte um 6,5% orientiert am gesamtwirtschaftlichen Verteilungsspielraum (Inflation und Produktivität) und der Berücksichtigung der metallwirtschaftlichen Sonderkonjunktur (Umverteilungskomponente) Prozentuale Erhöhung der Tabellenwerte orientiert am gesamtwirtschaftlichen Produktivitätszuwachs und der internationalen Arbeitskosten und der Berücksichtigung der metallwirtschaftlichen Konjunktur (nicht tabellenwirksam) Nicht strukturwirksame Komponenten, nur soweit notwendig. Dann als Pauschalbetrag (soziale Komponente) Nicht strukturwirksame Komponente ebenfalls als lineare Erhöhung berechnet. Kein Eingriff in tarifliche Mindeststandards, dies gilt auch für Komponenten des Jahresentgelts. Differenzierungsoption im Weihnachtsgeld (+/- 15% um die 55%), die Ertragsabhängig gestaltet werden sollen.

Vergleichsrechnung zur Entwicklung der Tarifentgelte bei unterschiedlichen Tabellenwirksamkeiten 100 170 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 66,4 65,8 47,4 37,4 30,9 Tatsächliche Entwicklung = volle Tabellenwirksamkeit Entwicklung bei 75% Tabellenwirksamkeit Entwicklung bei 50% Tabellenwirksamkeit Verteilungsspielraum Gesamtwirtschaft Verbraucherpreise

Schlichtungsergebnis Verhandlungsergebnis Ablauf einer Tarifrunde Die ganze Prozedur, vom Aufstellen der Forderung, den Verhandlungen, einer eventuellen Schlichtung, oder (Warn-) Streiks bis hin zum Abschluss eines neuen Vertrages nennt man „Tarifrunde“ Aufstellen der Forderung In den Betrieben, Vl.. 4 Wochen vor Ablauf des TV Eine oder beide TV-Parteien können das Scheitern der Verhandlungen erklären Antrag auf Urabstimmung beim Vorstand der IGM Schlichtung muss von beiden Seiten akzeptiert werden Beginn der Verhandlungen 2 Wochen vor Ablauf des alten TV Durchführung der Urabstimmung/Streik Schlichtungsergebnis Friedenspflicht endet 4 Wochen nach Ablauf des TV Verhandlungen während d.Streiks; Ergebnis; Ende d. Streiks Nach Ablauf d. Friedenspflicht Fortsetzung der Verhandlungen Unterstützung durch Warnstreik, Demos.. Verhandlungsergebnis TV Parteien erzielen Verhandlungsergebnis Zustimmung durch TK Neuer Tarifvertrag

Dürfen Azubis überhaupt streiken?? Ja, denn auch Azubis haben nach dem Grundgesetz ein Streikrecht. Artikel 9 GG: „Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftbedingungen Vereinigungen zu bilden ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht einschränken, oder zu behindern suchen sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind rechtswidrig.“ Da die Vergütung und weitere Arbeitsbedingungen für Azubis tarifvertraglich geregelt sind, dürfen also auch Azubis streiken, um ihre Interessen durchzusetzen. Letztendlich entscheidet die IG Metall, welcher Betrieb in einen Streik einbezogen wird und ob die Azubis am Streik teilnehmen. Dabei wird berücksichtigt, dass das Ausbildungsziel nicht gefährdet wird.

Fahrplan der Tarifrunde 2007 Die Tarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie laufen Ende März 2007 aus. Die Friedenspflicht endet am 28. April 2007.