X. Christliche Sozialethik als Diskursethik

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© Anselm Dohle-Beltinger 2010
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X. Christliche Sozialethik als Diskursethik

1. Das Anliegen des Naturrechtsdenkens und die Diskursethik Es gibt für alle Menschen gültige Normen Es handelt sich um für alle einsehbare, vernunftbegründete Normen Sie sind notwendig für das menschliche Handeln und Zusammenleben Sie liegen dem staatlich gesatzten Recht wie dem gelebten Ethos voraus, so dass sie deren Kritik ermöglichen

1. Das Anliegen des Naturrechtsdenkens und die Diskursethik 1.2 Diskursethik und Naturrechtsdenken Diskursethische Ansätze in der Christlichen Sozialethik möchten die Anliegen des Naturrechtsdenkens unter veränderten Bedingungen weiterführen Kontext nachmetaphysischen Denkens Differenz von Fragen der Gerechtigkeit und guten Lebens Suche nach dem Konsens im Verfahren trotz unhintergehbarer Pluralität in den Konzeptionen des guten Lebens Wahrheitsfähigkeit und Objektivität normativer Aussagen Absage an ethischen Relativismus

Diskursethischer Ansatz von Hans-Joachim Höhn geb. 1957 Schwerpunkte: Grundlagen Christlicher Sozialethik, theologische Hermeneutik von Modernisierungsprozessen Religionssoziologie Prof. für Systematische Theologie in Köln

2. Grenzen der Verfahrensethik und das Andere der Vernunft Diskursethik vermag keine inhaltlichen Aussagen zu strittigen Fragen zu entwickeln Beschränkung auf das Verfahren und implizierte Standards von Gleichheit und Gerechtigkeit Diskursethik bleibt auf „prädiskursive Ressourcen der Moral“ angewiesen - lebensweltlich verankerte Wertmuster, historisch gewachsene Handlungsoptionen - Entscheidungspräferenzen, die aus biographischen Krisen und Konflikten entstehen ein tragfähiges Vernunftkonzept muss das Andere der Vernunft integrieren

3. Von der diskursiven zur komprehensiven Vernunft Komprehensive Vernunft als Überschreiten der Grenzen der Systemlogiken der Teilsysteme Interpenetration von wissenschaftlich-objektivierender Erkenntnis, ethischem Urteil, ästhetischer Wahrnehmung und religiöser Erfahrung Bedeutung „interpenetrativer“ Diskurse Komprehensive Vernunft als Interpenetration mit dem Anderen der Vernunft (gegen zerstörerischen Rationalismus) Komprehensive Vernunft als Interpenetration von Effizienz, Diskursrationalität und Utopie

4. Die komprehensive Ethik als „Aufhebung“ der Aporien der Diskursethik Aporie I: Vernunftkompetenz als Bedingung der Anerkennung und Achtung von Personen die Vernünftigen müssen zur Solidarität mit den Vernunftlosen angehalten werden Die Unvernünftigen müssen mit Macht in die Schranken gewiesen werden Zu beidem ist die Diskursethik mit ihren eigenen Mitteln nicht in der Lage

4. Die komprehensive Ethik als „Aufhebung“ der Aporien der Diskursethik Aporie II: Die geforderte unbegrenzte Kommunikationsgemeinschaft stößt auf die Grenzen von Sterblichkeit und Tod, ohne sie überwinden zu können erst in der Verheißung christlicher Auferstehung können die Opfer der Geschichte der Unvernunft aus der Vergeblichkeit ihres Einsatzes für die Vernunft gerettet werden erst im christlichen Glauben an Gottes Gnade und Rechtfertigung lässt sich die soziale Isolation der Unmündigen und Unvernünftigen aufheben.

5. Reflexionsstufen der komprehensiven Ethik Die Sozialanalyse als Zeitdiagnose (Hermeneutik der Daseinsverhältnisse) Die Rekonstruktion der Verständigungsverhältnisse (Sozialethik als Ethik kommunikativen Handelns) Die Projektion der Widerstandsverhältnisse als Transzendenzvollzug (Inversion der Metaphysik als Existentialpragmatik)