Die Planung des Informationsprodukts “Thematische Karte”

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
IT-Projektmanagement
Advertisements

Vorgehensmodell - Wasserfallmodell
Gliederung der Ausführungen: Einleitung, Hauptteil, Schluss
Empirische Forschung Empirisch = eine wissenschaftliche Vorgehensweise betreffend, die nicht auf theoretischen Begründungen, sondern auf nachvollziehbaren.
Projektumfeld Gesellschaftliche Strömungen Strukturen/ Gliederung
Arbeits- und Präsentationstechniken 1 Teil A: Wissenschaftstheoretische Grundlagen Prof. Dr. Richard Roth WS 2011/2012 APT 1 Prof. Dr. Richard Roth.
Seminar/Übung, SoSe 2009, 1. Sitzung
Gliederung Begriffsklärung Systematische Evaluation
Nach: A. Beiderwieden: Projektmanagement
„Wissenschaftliches Arbeiten“ Was soll denn das sein?
Universität Stuttgart Institut für Kernenergetik und Energiesysteme Agile Software Entwicklung mit dem RUP Agile Softwareentwicklung Best Practice bei.
Generalisierung Karte gibt nicht den gesamten konkreten Inhalt einer Landschaft wieder Karten “vereinfachen” (“generalisieren”) Auswahl “des Wichtigen”,
Verpackung Legende, Beschriftung und Layout
Warentest Kartennutzung und Kartenkritik. Wie gut ist eine thematische Karte? Ansatz zur Kartenkritik: vom Nutzer und dessen Aufgaben ausgehend orthogonal.
Digitale Kartographie 14. Januar 1999 Generalisierung Probleme der Selektion, Symbolisierung und Generalisierung bei der Herstellung digitaler Karten.
Einführung in die digitale Kartographie Jörn Möltgen Sommersemester 2003 Organisation, Semesterverlauf, Einführung in die Thematik, ArcView Jörn Möltgen.
Die Planung des Informationsprodukts “Thematische Karte”
Urheberrecht und Nutzungsrechte an Geodaten
Rahmenbedingungen und
Access 2000 Datenbanken.
Qualitätskriterien zur Beurteilung von Dokumentationen
Gesundes Führen lohnt sich !
Ein Vorschlag für ein Poster-Layout und seine inhaltliche Gliederung
Verpackung Beschriftung, Legende, Layout
Entwicklung standardorientierter Aufgaben – am Beispiel naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinnung Jürgen Mayer.
Einführung in GIS Was ist GIS? Geodaten Software.
5 Methoden und Werkzeuge zur Prozessmodellierung
Synergieeffekte durch softwaregestützte Prozessmodelle
Das Pflichtenheft Dipl.- Ing. Dipl.-Informatiker Dieter Klapproth
Geo-Informations-Systeme
Atlaswerkstatt Klappacher.
Ausgangslage Mangelhafte Führungs-kompetenz Schlechtes Betriebsklima
Service Design by EstherKnaus® Der Benchmark für Dienstleistungen
Disposition der Arbeit
Erzeugen von Karten, Layern und Legenden
GIS - Seminar Wintersemester 2000/2001
Die Struktur von Untersuchungen
Geschäftsprozessmodellierung mit SiSy
Ziele der Medienerziehung
IKP Uni Bonn Medienpraxis EDV II Internet-Projekt
Archiv Def: Siehe Digitales Langzeitarchiv.
Die ersten Schritte bei der Entdeckung der Statistik
Produktvergleich durch Werbung und Fragebogen
Die Gedächtnisleistung
Lernen durch Vergleiche
Mailingliste des Instituts für Geographie Zur Ankündigung fachspezifischer Veranstaltungen sowie für wichtige Mitteilungen des Instituts steht allen Interessierten.
Mailingliste des Instituts für Geographie
1 Strukturierung von Situationen (Strukturierung als Lernkomponente) Thomas Höpfel Seminar für Rechtstheorie und Rechtsinformatik WS 2004/05.
TECHNIKEN WISSENSCHAFTLICHEN ARBEITENS
Überlegungen zur Pädagogischen Facharbeit
Projektstrukturierung
Geoinformation I Lutz Plümer
Pflegeplanung Nutzen der Pflegeplanung für PP ? Ungewissheit des PP über - den Ablauf der Pflege und - individuelle Bedürfnisse des Patienten führt.
Projektunterricht Ulla Zedrosser.
Die Realität des Simulationsbildes. Raum im Computerspiel.
Multimediale Kartographie Referentin: Alexandra Höfer Vertiefung Kartographie WS 2000 / 2001.
Visualisierung von Geodaten
Qualitätsmanagement nach ISO 9001:2000 in der Zahnarztpraxis
IPERKA 6 Schritt- Methode
Georg Spitaler PS Interpretative Zugänge zu Popularkultur WS 2004/05
Strategien für die digitale Bibliothek Andreas Kirstein Leiter IT-Dienste/Stv. Direktor ETH-Bibliothek Zürich 28. Österreichischer Bibliothekartag, Linz.
1 Neue Regionalgeographie Regionalgeographische Ansätze im Unterricht der sekundar Stufe 1.
Animation in thematischen Karten
Programm Anfertigung eines kurzen Programmes (ca. 5 Seiten), wo eine eigenständige Bearbeitung und Analyse eines Luft- oder Satellitenbildes bzw. Orthofotos.
© qba fecit a.m.c.d PowerPoint Schule Gestaltungsrichtlinien.
Masterarbeitsvorbereitung
Fakultät für Humanwissenschaften Lehrstuhl für Schulpädagogik, Dr. Matthias Erhardt I NFORMATIONSVERANSTALTUNG ZUR P RÜFUNG IM F ACH S CHULPÄDAGOGIK NACH.
Arbeitsmaterialien im DFU-Unterricht
Qualitätshandbuch Drehscheibentag Aka Esslingen 25./ Herzlich willkommen zum Thema „Qualitätshandbuch“ Qualitätsentwicklung an Schulen Qualitätshandbuch.
IPERKA 6 Schritt- Methode
 Präsentation transkript:

Die Planung des Informationsprodukts “Thematische Karte”

Übersicht Ziele und Inhalt der Planung Form: Redaktionsplan Teile eines Redaktionsplans: Kartenfunktion Fragestellung Kartenentwurf Ausgangsdaten Herstellungsverfahren Ressourcen

Ziele der Planung Nutzer und Nutzung definieren Ergebnis klarstellen Auftraggeber überzeugen Ressourcen sicherstellen Rollen verteilen: Auftraggeber Fachleute Evtl. Kartograph Kunde Schnittstellen festlegen

Inhalte der Planung Kartenfunktion wählen Fragestellung genau festlegen Karte konzipieren Ressourcen realistisch einschätzen Herstellungsverfahren beschreiben Aktualisierungsverfahren planen

Form der Planung Dokument: Redaktionsplan enthält mindestens: Funktion und Fragestellung (Zweck der Karte) Kartenentwurf (inkl. Titel, Legende und Produktionsmaßstab) Ausgangsdaten (Thema, Geometrie, Basiskarte) Herstellungsverfahren (schrittweise) Ressourcenplan (Zeit- und Kosten-kalkulation) klare und präzise Konzeption

Funktion (1) Bisher keine fundierte Theorie von Kartenfunktionen Mehrere empirische Sammlungen Z.B. [Hake 1979]: Wissensvermittlung Orientierung im Raum Analyse Organisation Entscheidung Entwicklung von Zielvorstellungen Überprüfung von Hypothesen Gewinnung neuer Erkenntnisse

Funktion (2) aber auch: Forschung Planung Rechtssprechung Propaganda und Werbung Entscheidungsunterstützung Soziale Funktion

Fragestellung / Aufgabe (1) Einzelfragen wieviel x in y? welche x in y? wie groß ist x in y? wo ist x? Gruppenfragen Vergleiche, Abfolgen, Entwicklungen Verteilungen, Muster Gesamtfragen Zusammenhang von x mit y Maxima, Minima, Ausreißer

Fragestellung / Aufgabe (2) Systematischer in [Board 1978, 1984]: Navigation Messung Visualisierung Sowie Fragestellungen höherer Ordnung Lage und Ausbreitung räumlicher Phänomene Verteilung und Muster räumlicher Phänomene Räumliche Verbindungen Räumliche Wechselwirkungen Räumliche Veränderungen

Kartenentwurf Titel Entwurfslegende: Zeichenschlüssel Abgrenzung, Format und Maßstab Netzentwurf Beschriftung Kartenskizze Varianten mit Begründungen

Ausgangsdaten Sachdaten Herkunft Raumbezug z.B. aus relationalen Datenbanken oder Excel Raumbezug Punkte, Linien, Flächen Detaillierung, Klassenbildung, Auswertung Extreme, Mittel, Summen, Durchschnitte, Relativwerte usw. Form analog: wie erfassen? digital: wo liegen sie vor? in welchem Format?

Ausgangsdaten (2) Geometriedaten Herkunft Inhalt Projektionssystem z.B. aus GIS oder CAD Inhalt Punkte, Linien, Flächen Projektionssystem z.B. Gauß-Krüger Form analog: Digitalisierung nötig (Bildschirm?, Tablett?) digital: in welchem Format?, Auflösung?

Ausgangsdaten (3) Basiskarte Herkunft Inhalt Projektionssystem Form z.B. bestehende topographische Karte oder Luftbild Inhalt vertraut und relevant (dient nur als Hintergrund!) Projektionssystem Form analog: Scannen? digital: Raster oder Vektor? in welchem Format? Ausschnitt?

Ausgangsdaten (4) Fragen zu den Ausgangsdaten Datenqualität Aktualität, Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Vollständigkeit Rechtliche Fragen Quellenangaben, Urheberrechte, Haftpflicht Technische Fragen Schnittstellen zur Datenübernahme Mehrfachnutzung Raumbezug klären, Datenbank anlegen, Metadaten dokumentieren

Herstellungsverfahren Prozess von den Ausgangsdaten zum fertigen Produkt definieren keine “Magie”, sondern Schritt für Schritt Datenverwaltung planen: technisch und organisatorisch Möglichkeiten der Werkzeuge kennen offene Fragen auf den Tisch bringen

Ressourcenplanung Software, Hardware, Peripherie Personal Vergabe Daten und andere Rohstoffe Auflage und Verteilung Kalkulation und Nachkalkulation Termine

Zusammenfassung Jeder Erfolg braucht Planung Improvisieren auf gesicherter Basis Kontrolle des tatsächlichen Ablaufs Daraus lernen Redaktionsplan als Planungsinstrument der Kartographie Analogie: Kochrezept

Zitierte Literatur Board, C.: Higher order map-using tasks. Cartographica 21(1):85-97, 1984. Dransch, D.: Handlungsorientierte Mensch-Computer-Interaktion für die kartographische Informationsverarbeitung in Geoinformationssystemen. Habilitationsschrift, FU Berlin, 2001. Freitag, U.: Map functions. In: Kanakubo, T. (Ed): Report of ICA WG to define the main theoretical issues in cartography, 1993. Hake, G.: Kartographie. De Gruyter, Berlin, 1979. Papay, G.: Funktionen der kartographischen Darstellungsformen. Petermanns Geographische Mitteilungen 117(3):234-239, 1973. Witt, W.: Lexikon der Kartographie. Deuticke, Wien, 1979.

Legende Autoren- und Quellenangabe Maßstab

Warentest Kartennutzung und Kartenkritik 1

Wie “gut” ist eine thematische Karte? Ansatz zur Kartenkritik: vom Nutzer und dessen Aufgaben ausgehend orthogonal zu den besprochenen Produktions-Aspekten Antworten möglich aus der Sicht der Qualität der Information Nutzbarkeit der Karte Ästhetik der Karte

Warnende Beispiele Graphische Darstellung der Entwicklung von Salären für Angestellte und Vorgesetzte Choroplethenkarten zu Telefonanschlüsse im Nordosten der USA Karten unterliegen den gleichen Gefahren wie Statistiken “wertfreie” Information ist auch in Karten selten mit Karten (und Statistiken) “lügt” man immer absichtlicher Betrug ist selten, Halbwahrheiten oder Fehlinterpretationen sind sehr häufig

Qualität der Information Klarheit Relevanz Korrektheit Vollständigkeit Aktualität

Klarheit der Information Die Kartenerstellung erfordert völlige Klarheit über das Thema, die Fragestellung und die Aussage(n) Beschränkung auf das Wesentliche Ausrichtung auf das Medium Karte

Relevanz der Information wen interessiert die Aussage? welches ist der wesentliche Aspekt? welche nebensächlichen Aspekte können weggelassen werden? was bleibt dann noch übrig? ist diese Information nützlich?

Korrektheit der Information stimmen die Ausgangsdaten? wie genau sind sie? (Geometrie- und Sachdaten) welches ist die räumliche Auflösung? passen die Generalisierungsstufen zueinander? stehen die Symbole am richtigen Ort?

Vollständigkeit der Information liegen Daten für den ganzen Kartenausschnitt vor? liegen alle relevanten Fakten vor? wo die Karte schweigt, gibt es dort nichts? wurde zulässig interpoliert oder extrapoliert?

Aktualität der Information Welche Information ist zur Zeit gefragt? Von wann stammen die Sachdaten? Sind sie noch aktuell? Passen die Sachdaten, Geometriedaten und Basiskarte zeitlich zusammen?

Nutzbarkeit der Karte Erfassbarkeit und Lesbarkeit Verständlichkeit Interpretationstreue

Erfassbarkeit und Lesbarkeit lässt sich die Aussage der Karte intuitiv erfassen? ist die Legende vollständig? ist die gesamte Karte mit Hilfe der Legende (und diese selbst) lesbar? sind Minimaldimensionen eingehalten?

Verständlichkeit ist die Information verständlich dargestellt? verstehen die Nutzer die verwendeten Begriffe? wurden besondere Nutzer oder Nutzungssituationen beachtet?

Interpretationstreue interpretiert der Nutzer die Karte so wie beabsichtigt? ergeben sich Verzerrungen durch Kartenprojektion Wahl des Ausschnitts Auswahl der Sachdaten in welchem Kontext stehen die Daten? interpretiert der Nutzer?

Ästhetik der Karte Gleichgewicht Harmonie Beschränkung Mehrstufigkeit

Gleichgewicht zwischen Inhalt und Verpackung Optisches Gleichgewicht der Teile Größenverhältnisse der Teile

Harmonie von Form und Inhalt der Farben von Beschriftung und Karte

Beschränkung nur eine Aussage, diese aber klar Aussage mit minimalen Mitteln Variation der Mittel nur wo nötig

Mehrstufigkeit die Karte “sieht insgesamt schön aus” - warum? Karte kommuniziert auf mehreren Auflösungsstufen Gesamteindruck Muster Vergleiche Einzelwerte Hypothese: Ästhetik beruht auf der Möglichkeit, sich zwischen diesen Stufen hin und her zu bewegen

Zusammenfassung Kartenkritik kann verschiedene Ansätze verfolgen: ausgehend von den Kriterien guter Kartenproduktion Produktgestaltung (v.a. Symbolisierung) Dimensionierung (v.a. Projektion und Maßstab) Verpackung (v.a. Legende und Layout) ausgehend von der Kartennutzung Aussage Nutzbarkeit Ästhetik beide Ansätze sind nützlich und notwendig es gibt bisher wenig gesicherte Theorie.