4te und 5te Sitzung: 15. Mai Mai

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Die Eifel: Raum mit Zukunft
Advertisements

Das Fach vereint Inhalte aus den Bezugswissenschaften
Altern und soziale Ungleichheit
Dgdg Beschäftigungssituation und -perspektiven älterer Arbeitnehmer in Deutschland März 2009 Internationales Arbeitsmarktgespräch Friedrichshafen, 18.
Ulrich Freese, stellv. VorsitzenderG/GKV/GKV-Reform/Folien/GKV-WSG – Bezirk Leipzig Fassung-2.ppt 1 Ulrich Freese Stellv. Vorsitzender der IG.
Dr. Claus Schäfer Tarifautonomie und Mindeststandards Ministerium für Wirtschaft und Arbeit NRW in Düsseldorf Niedriglöhne: Eine Herausforderung.
Ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik, Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Perspektiven Rahmenbedingungen.
Wandel der Erwerbsstruktur
Arbeitsmarktpolitik Seminar: Globalisierung und soziale Ungleichheit
Gewerkschaftliche Organisation
Alterung der Gesellschaft
Solidarische Alterssicherung Einführung in das Rentenmodell
Einführende Bemerkungen; Programm; Leistungsanforderungen
Vorlesung: Einführung in die Sozialstrukturanalyse
Vorlesung: Einführung in die Sozialstrukturanalyse
8. Sitzung: 26. Jun. 3. Schichten oder Milieus 4. Soziale Ungleichheit
4te und 5te Sitzung: 15. Mai Mai
Vorlesung: Einführung in die Sozialstrukturanalyse 4. Verteilungsgerechtigkeit oder Anerkennung (5. Ethnizität und Multikulturalismus) 25. Juni 2008.
Familienbild und Frauenrolle
Scheidung Zusammengefasste Scheidungsziffer: Früheres Bundesgebiet
Bevölkerungsvorausberechnung bis 2050
zur Arbeitsmarktpolitik
Informationsveranstaltung am in der BBS Papenburg
Prekäre Beschäftigung in Europa
Sozialpolitik.
Wirtschaft Technologie Umwelt Vorstand Wilfried Kurtzke Konjunktur: Aufschwung ohne breite Grundlage Einkommen, Nachfrage, Arbeitsplätze Kollektive Arbeitszeitverkürzung.
Auseinandersetzung mit der Theorie des Neoliberalismus
Neoliberalismus in der Praxis Aktuelles Politikfeld Sozialpolitik.
GLIEDERUNG Definition der Armutsgefährdung Armutsgefährdungsschwellen
Dr. Hans Dietrich Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Überblick über den Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Dresden
Regierungsprogramm. 10 Themen für den Info-Stand Projektgruppe Regierungsprogramm.
von Michael Büge Staatssekretär für Soziales
Arbeitsmarkt und prekäre Arbeitsverhältnisse
Frauen – Arbeit – Markt: Grenzenlos neoliberal
Armut und Beschäftigung in Deutschland
Deregulierung des Arbeitsmarktes: das Normalarbeitsverhältnis & andere beschäftigungsformen Merve Burcu Eskioglu.
„Fördern und Fordern“ im aktivierenden Sozialstaat
The Crisis of Democracy
Bilanz der Sozialpolitik
Entgelt(un)gleichheit
Referat von Xiaoyan Yang
Hans-Joachim Fuchtel (MdB) Parlamentarischer Staatssekretär

Ideologie und Wirklichkeit Von der Finanzarktkrise zur Schuldenkrise
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Hans Dietrich, Berlin, den Zukünftige Qualifikationsbedarfe auf dem Arbeitsmarkt.
GK/LK Sozialwissenschaften
Anmerkungen zur Finanzierung von staatlichen Alterssicherungssystemen
Ausgewählte Einblicke in die Grundlagen der deutschen Sozialpolitik
Thema: Demographische Entwicklung im Vergleich Von: Felix Stohf
Prekarisierung der Arbeit und gesetzlicher Mindestlohn
Demographischer Wandel Bevölkerungsentwicklung bis 2020 bis 2050
Zur ökonomischen Situation der Frauen in Österreich Gudrun Biffl
Sozialwissenschaften Herr Schürmann Abiturjahrgang 2005 Designed by Carlo von Bülow 1 Die demographische Entwicklung in Deutschland – Anpassen oder Absteigen.
GK/LK Sozialwissenschaften
Individueller Lebenszyklus und Vorsorge BVG-Apéro 2. Oktober 2006 innovation zweite säule.
Guten Tag im Grundkurs II
Wohlstand, Verteilung und Steuern
Bevölkerungsentwicklung in Deutschland
Einführung in die Medizinische Soziologie und Public Health
Bevölkerung Altersaufbau.
2. Bevölkerungsgeografie Demographischer Übergang Bevölkerungspyramiden Taiwans Hauptstadt Taipeh.
Auswirkungen des demografischen Wandels im Einwanderungsland Deutschland Professor Marcel Thum, technische Universität Dresden und Leiter des ifo-Instituts.
Armut und Prekarisierung
Vereinbarkeit von Karriere und Familie Beschäftigte zwischen Karriereambitionen und Familienorientierung Dr. Andrea Hammermann Kompetenzfeld.
GK/LK Sozialwissenschaften Informationen Klasse 9 1. Februar 2016.
Mit 70 in Rente? Ältere Beschäftigte im Betrieb
Technische Universität München Industrielle Beziehungen in Europa – eine neue Erfindung Dr. Michael Whittall Lehrtstul für Soziologie SS 2010.
Magisches Viereck.
 Präsentation transkript:

4te und 5te Sitzung: 15. Mai - 22. Mai Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ * Institut für Soziologie * Universität Erlangen-Nürnberg * Sommersemester 2007 * PD Dr. J. Renn * 4te und 5te Sitzung: 15. Mai - 22. Mai 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel (klass.: Soziale Sicherung und Bevölkerung):

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Auf- und Abstieg der Wohlfahrtsstaaten: Arbeit und Wandel der Bevölkerung Fragen: 1. Wie lassen sich Typen des Wohlfahrtsstaates unterscheiden? 2. Was bedeutet der demographische Wandel für sozialstaatliche Institutionen? 3. Was unterscheidet Rechtsansprüche auf Sozialleistungen von karitativer Fürsorge? 4. Wie wirkt sich die Kritik am Sozialstaat und die Globalisierungsrethorik auf die „Normalarbeitsverhältnisse“ aus? 3. * Butterwegge, Christoph (2005): Das „goldene Zeitalter“ des Wohlfahrtsstaates: Auf-, Ab- und Ausbau des Systems sozialer Sicherung, in: ders. Krise und Zukunft des Sozialstaates, Wiesbaden VS Verlag, S. 37-75. 4. * Kaufmann, Franz Xaver (1997): „Das Veralten des wohlfahrtstaatlichen Arrangements“ und „Die demographische Herausforderung: der so genannte Generationenvertrag“, in: ders., Herausforderungen des Sozialstaates, Ffm: Suhrkamp, S. 49-83. Wohlfahrtsstaat: 1. Entstehung: Solidarität und Rechtsanspruch statt Caritas/Phasen 2. Typen: Esping Anderson 3. Kritik und Krisen: 3.a.: Gefahr des Bürokratismus, des Paternalismus etc. 3.b.: strukturelle Arbeitslosigkeit und Demographischer Wandel

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Wohlfahrtsstaat: 3. Kritik und Krisen: 3. a.: Kritik: Ökonomische Bremse?, z.B. Entschärfung des Konkurrenzkampfes (Arbeitsmarkt), Standortnachteile (bei transnationaler Liberalisierung von Produkt- und Finanzmärkten) – Lohnnebenkosten, Staatsquote (Abschöpfung von Investitionsmitteln) - Modellrechnungen (IAB Nürnberg): Senkung der Sozialabgaben (Freibetragssenkung gegenüber linearen Kürzungen bevorzugt) „fördert Bereitschaft zur Arbeitsaufnahme und Einstellung“ Bürokratisierung?: Abhängigkeit von administrativen Eliten bzw. regierenden Parteien oder auch politischem mainstream, mangelnde Flexibilität sozialstaatlicher Instrumente – Fehlplanung bzw- -investition. Paternalismus: Habermas: Verrechtlichung und Monetarisierung (Austausch des Kommunikationsmediums: statt kommunikativem Handeln vermitteln Recht und Geld unterstützende Interaktionen) Mögliche Folgen: (innerer und äußerer) Autonomieverlust der Klientel, in extremis: Identitätspathologien, paternalistische statt solidarische Unterstützung

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel 3. b.: Krise des Wohlfahrtsstaates: - „strukturelle Arbeitslosigkeit„  Vermehrt die Zahl der Transferanspruchsberechtigten und verringert die Zahl der „Beitragszahler“ - demographischer Wandel (so genannte „Überalterung“) ↓ ebenso

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Strukturelle Arbeitslosigkeit: Seit den 1970er Jahren ist das Ziel der Vollbeschäftigung „unrealistisch“ geworden, „jobless growth“: Wachstum der Produktion, der Vermögenswerte und Investitionen, die sich nicht in Steigerung der Beschäftigtenquote niederschlägt Anstieg des Anteils der „Arbeitssuchenden“ (Dt.: trad. relativ geringe Quote der Erwerbsfähigen in Arbeit – Genderproblem) sinkender Einfluss nationaler Politik auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen: „Globalisierung“ (Deregulierung vor allem der Finanzmärkte, flottierendes Kapital, anonyme Eigentumsverhält., gesteigert Dividendeerwartung, „shareholder val.“

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Wohlfahrtsstaat = Wohlstandsstaat ? Zusammenhang: gesellschaftliche Umverteilung und Risikoabsicherung (sozialisierte Lebensrisiken) und gesellschaftliche Prosperität Reaktionen: Deregulierung: Prekarisierung von Arbeit (verminderter Anteil sozialversicherungspflichtiger Stellen und tarifvertraglich regulierter Arbeitsverhältnisse, Teilzeitarbeit („ge-gendert“ bzw. ethnisiert (USA), ) Privatisierung von Lebensrisiken (wachsender Anteil privater Krankheits- und Altersvorsorge) Semantische Verschiebung: von der Förderung zur Forderung (Dramatisierung von Mißbrauch); Akzeptanz von Lohnspreizung / Ungleichheit Wachsende Einkommensschere Von allen Markteinkommen in Deutschland entfielen auf das/ die…

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Strukturelle Verlagerungen: rechts oben: Verteilungsverschiebung „zugunsten“ der Extreme links unten: deutsche Spezialität: Steuerentlastung Rechts unten: relativer Rückgang der Einkommen aus abhängiger Beschäftigung

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel „Globalisierung“ und Konkurrenzverschärfung als Argument in Arbeitskämpfen: So oft wurde je nach Größe des Betriebs eine Standortverlagerung diskutiert/vollzogen (Quelle: Hans Böckler Stift. - WSI-Betriebsrätebefragung 2004/05) (rechts oben) Verminderung des Anteils der „Normalarbeitsverhältnisse“ Verschiebung zwischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (svB) und geringfügig entlohnten Beschäftigten (gfB) in Mio. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stat. Bundesamt 2007): (rechts unten) Standortverlagerung als „Argumentationshilfe in betrieblichen Auseinandersetzungen um Lohn und Arbeitszeit“: In so vielen Betrieben, in denen eine Standorterlagerung angedroht/realisiert wurde, wurden Löhne und Gehälter gekürzt (LuG-gk.) oder betriebliche Arbeitszeiten verlängert (ArZt-vlg.) links

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Geschlechtsspezifische. Arbeitsteilung: Faktor im Verhältnis Erwerbsquote/Arbeitslosigkeit/Beitragszahler etc.: Anteil der Frauen am „Erwerbsleben“ Von links nach rechts: Vollzeit/Teilzeit-Männer/Frauen (zweite Säule: intendierte Arbeitsteilung in D.) Ungleiche Entlohnung Teilzeit-Frauen EU Vergl.

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Abb.3: Demographischer Wandel: Begriff „Geburtenrate“ (o.a.: Geburtenziffer): Quotient der Lebendgeborenen auf 1.000 Einwohner: „rohe Geburtenrate“) („altersspezifische Geburtenrate“: Untergliederung der „rohen Geburtenrate“ nach den einzelnen Altersjahren des gebärfähigen Alters Begriff „Fertilität“: Fortpflanzungsverhalten einer Bevölkerung Begriff „Sterberate“ (o.a.: Sterbeziffer): Quotient der Sterbefälle auf 1.000 Einwohner (auch hier: „rohe Sterberate“ und „altersspezifische Sterberate“ – analog zur Geburtenratedifferenzierung) Begriff „Mortalität“: Niveau der Sterblichkeit einer Bevölkerung Alterstruktur in Deutschland: Modell des demographischen Übergangs Dem Modell zufolge bleibt in Phase I die Bevölkerung stabil bei hohen Geburten- und Sterbeziffern (jeweils ca. 30/1000). Phase II: Zunächst Sterblichkeits-, dann Fruchtbarkeitsrückgang. Phase III: neues Gleichgewicht.

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Demographischer Wandel: Einzurechnen ist die Zuwanderung (wohlfahrtsstaatlich relevant: Zuwanderer sind im Schnitt jünger und kinderreicher, Nettobilanz: Zuwanderer zahlen in die sozialen Sicherungssysteme mehr ein als sie erhalten.

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Begriff „Nettoreproduktionsrate (NRR)“  Die NRR misst, in welchem Maße eine Frauen- bzw. Elterngeneration durch ihre Nachkommen (ohne Wanderungen) ersetzt wird. Sie lässt sich messen durch die Zahl der Mädchen, die bei einem bestimmten Niveau der Mortalität pro Frau geboren werden. NRR > 1 NRR = 1 NRR < 1 Bevölkerung wächst Bevölkerung stationär Bevölkerung schrumpft PYRAMIDE GLOCKE URNE 90 65 45 15 6 Altersjahre 90 65 45 15 6 Altersjahre 90 65 45 15 6 Altersjahre

Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2 Vorlesung: „Einführung in die Sozialstrukturanalyse“ 2. Wandel der Wohlfahrtstaaten und demographischer Wandel Altersaufbau in Deutschland: