Deklination, Downstep, finale Senkung Jonathan Harrington.

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 Präsentation transkript:

Deklination, Downstep, finale Senkung Jonathan Harrington

Einige Einflüsse auf f0 Tonakzente, Phrasentöne, Grenztöne Phonologisch und kategorial Mikroprosodie Finale Senkung Deklination Physiologisch (?) Downstep ? ? Kontinuierlich f0-Spannweite (insbesondere wegen des emotionalen Sprecherzustands)

Deklination Collier et al (1975), JASA: eine physiologische Erklärung – wegen der Senkung des subglottalen Luftdrucks allmähliche Senkung von f0 und geringere Spannweite in der Intonationsphrase Topline Baseline f0 Cohen & tHart, (1967), Lingua, 19,

Deklination

Deklination und f0-reset f0-reset: Zurücksetzen von f0 nach einer Intonations- oder Intermediärphrase. Es gibt einige Beweise dafür (siehe Ladd, 1996), dass f0 nur teilweise zurückgesetzt wird, wenn der semantische/syntaktische Bruch zwischen zwei Phrasen nur partiell ist (siehe auch Ladd, 1988, JASA).

Ist Deklination automatisch (physiologisch bedingt) oder kann sie vom Sprecher gesteuert werden (= kann sie eingesetzt werden, um irgendwelche Bedeutungen zu vermitteln)? Connell & Ladd (1990), Phonology 7, 1-90 Sprecher von Yoruba, einer Tonsprache, mussten Äußerungen von 12 H Tönen, 12 M Tönen, 12 L Tönen erzeugen. Deklination

H M L ersteletzten-1n-2 f0 (Hz) Ergebnisse: Die Deklination kommt nur bei L Tönen zum Vorschein. (Es gibt auch Beweise aus Intonationssprachen dafür, dass die Deklination nicht in Fragen eingesetzt wird – siehe Gussenhoven 2004, 6.2)

Die Deklination, Akzentuierung, Prominenz Je höher der Gipfel, umso deutlicher/prominenter die Wahrnehmung der akzentuierten Silbe Wegen der Deklination sind aber Gipfel derselben Prominenz am Ende einer Phrase nicht so hoch wie zu Beginn der Phrase. f0 Dauer

Die Deklination und Akzentuierung Hörer kompensieren für die Deklination Sprecher erzeugt Hörer: ich weiß, dass der 2 e Gipfel wegen der Deklination niedriger ist A B (Liberman & Pierrehumbert, 1984; Pierrehumbert, 1979) Wahrgenommen vom Hörer als: A B d.h. um den gleichen Prominenzeindruck hervorzurufen, muss B niedriger als A sein (Gussenhoven/Rietveld, 1988)

Downstep in Tonsprachen Die kontextbedingte Senkung eines f0-Gipfels in lexikalischen Tonsprachen (Welmers, 1959; Winston, 1960; Stewart, 1965). zB wird in vielen Tonsprachen H nach einem L Ton gesenkt. HH L HH L HH f0

Downstep in Intonationssprachen: das Modell von Liberman & Pierrehumbert (1984) 1. Deklination ist dasselbe wie Downstep. 2. Downstep/Deklination ist vorhersagbar und daher rein phonetisch. 3. In derselben Intonationsphrase werden H* Tonakzente stufenweise abgesenkt. (…H* !H* !H* !H* !H*)

Downstep in Liberman & Pierrehumbert (1984) 4. Aufeinanderfolge !H* werden proportional im Bezug zum davorkommenden Tonakzent gesenkt z.B. proportionale Senkung = – (0.3 x 180) = 126 Hz 126 – (0.3 x 126) = 88.2 Hz 180 Hz H* !H*

Wegen dieser proportionalen Senkung wird der f0- Abstand zwischen aufeinanderfolgenden !H* Tönen immer kleiner (also ist die Senkung exponential) F H* !H* 5. Planung: laut LP84 planen wir nicht die gesamte Kontur, sondern nur einen Tonakzent im Bezug zum davorkommenden (das 'Planungsfenster' = 2 Tonakzente). Kontra ein Konturenmodell = die gesamte Kontur wird pro Phrase im Voraus geplant.

Mit Downstep wird in LP84 gerechtfertigt, dass eine Intonationsmelodie grundsätzlich aus 2 Sorten von Tönen besteht (H, L), obwohl in f0 Konturen eindeutig wesentlich mehr als 2 Stufen vorkommen. Downstep und das H, L zwei Ton Modell

Experimentelle Untersuchungen zu Downstep: Die Stufenkontur H* !H* (auch ein Argument gegen ein Modell mit mehreren Tonhöhen (den 4-Ton Trager & Smith, 1950 Modell mit H, MH, ML, L) es sei denn, man will behaupten es kann max. 4 Beerennamen in solchen Sätzen geben!).

Experimentelle Beweise für das L&P Downstep Modell 1. Die f0-Höhe des ersten Tonakzents soll nicht von der Anzahl der !H* Töne (oder Dauer der Phrase) abhängig sein (weil das Fenster nur 2 Tonakzente breit ist). Prieto et al. (1996) Pitch downtrends in Spanish, Jphon, 24, : die Senkung zwischen !H* ist von der Dauer dazwischen unabhängig weil…

180 – (0.3 x 180) = 126 Hz 126 – (0.3 x 126) = 88.2 Hz 180 Hz H* !H* …weil die LP84 Formel für die Berechnung von Downstep keine Dauern einschließt.

1. Contra L&P, 1984: Downstep ist unabhängig von der Deklination 2. Wie in LP84 ist Downstep kontext-bedingt (= phonetisch): Downstep wird automatisch nach bitonalen Akzenten in derselben Intermediärphrase ausgelöst. Spätere Modelle von Downstep: Pierrehumbert & Beckman, 1988, 'Japanese Tone Structure' (…H* L+H* !H*…) Wegen Deklination Zusätzliche Senkung wegen Downstep

3. Wie in LP84 sind alle weiteren Tonakzente (wenn vorhanden) nach einem !H* derselben ip mit Downstep - und die f0-Gipfel werden Stufenweise weiter gesenkt. (…H* L+H* !H* !H* !H*) Downstep in Pierrehumbert & Beckman, 1988

4. Im Gegensatz zu L&P 84 kann Downstep auch phonologisch sein: d.h. H* !H* vs. H* H* können unterschiedliche Bedeutungen vermitteln.

H* !H*

Der letzte Downstep bekommt eine zusätzliche Senkung - dessen f0-Höhe ist also niedriger als von der exponentialen Kurve erwartet wird. Finale Senkung (LP84) blueberries bayberries mulberries brambleberries raspberries Mögiche Erklärung: ein plötzlicher Nachlass des subglottalen Luftdrucks in äußerungsfinaler Position.

Grabe (1998) bezweifelt das Ergebnis der finalen Senkung von LP84: für sie ist das ein Artefakt der zusätzlichen Silbe 'and' vor dem letzten Wort (daher eine größere Dauer zwischen den letzten zwei !H* Tonakzenten) Deustsche Beispiele (aus Grabe, 1998): Mondbahn, Mondlicht, mondhell, Mondschein. Brennglas, Brennpunkt, Brennstoff, Brennholz, Brennball.

Auf der anderen Seite ist finale Senkung in vielen Sprachen (und auch nicht nur in der Stufenkontur) festgestellt worden.. Japanisch (Poser 1984; Pierrehumbert and Beckman 1988); Dänish (Thorsen 1985), Holländisch (Gussenhoven and Rietveld 1988), Yoruba (Connell and Ladd 1990; Laniran 1992), und Spanisch (Prieto, Shih and Nibert 1996). Herman (2000, Jphon) finale Senkung dient vielleicht dazu, ein Thema abzuschließen (NB daher dann nicht nur phyiologisch bedingt).