Deklination und Downstep

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 Präsentation transkript:

Deklination und Downstep Jonathan Harrington

Deklination Cohen & t’Hart, (1967), Lingua, 19, 177-192. allmähliche Senkung von f0 und geringere Spannweite in der Intonationsphrase. Topline Baseline f0 Collier et al (1975), JASA: eine physiologische Erklärung – wegen der Senkung des subglottalen Luftdrucks

Deklination

Deklination und f0-reset f0-reset: Zurücksetzen von f0 nach einer Intonations- oder Intermediärphrase. Es gibt einige Beweise dafür (siehe Ladd, 1996), dass f0 nur teilweise zurückgesetzt wird, je nachdem wie stark der semantische/syntaktische Bruch zwischen zwei Phrasen ist (siehe auch Ladd, 1988, JASA).

Deklination und tonaler Kontext ist umstritten. Es gibt einige Beweise, dass Deklination eher in Aussagen und nicht in Fragen mit steigender Kontur vorkommt. Tonsprachen: Deklination wird in Yoruba (Tonsprache in Nigeria) eher in L als in M- oder H-Ton-Silben erzeugt* Sprecher von Yoruba produzierten Äußerungen mit 12 H Tönen, 12 M Tönen, 12 L Tönen. H f0 (Hz) M L erste n-1 n-2 letzte *Connell & Ladd (1990), Phonology 7, 1-90

Deklination und tonaler Kontext Auf der anderen Seite zeigt Shih (1997)* Deklination in H-Tönen in Mandarin-Chinesisch (es könnte daher sein, dass Deklination sprachbedingt und daher nicht rein mechanisch, sondern gelernt ist) *http://kochanski.org/gpk/prosodies/papers/declination.pdf

Deklination und Prominenz Ein H* spät in der Phrase ist prominenter als ein H* früh in der Phrase, wenn die Grundfrequenz beider H* gleich ist (Pierrehumbert, 1979) Das zweite H* wird prominenter wahrgenommen als das erste H* H* weil Hörer eine f0-Senkung wegen Deklination erwarten H* Pierrehumbert, J (1979)the perception of fundamental frequency declination. J. Acoust. Soc. America, 66, 363-369.

Downstep in Tonsprachen Deklination eine allmähliche, meistens physiologisch-bedingte f0-Senkung Downstep in Tonsprachen* Die Herabstufung eines lexikalischen H-Tons meistens wegen eines davor kommenden L-Tons H H H H H L L Downstep ist in diesem Fall daher phonetisch (auch manchmal 'automatisch' genannt), weil es wegen des Kontexts vorhersagbar ist. *Siehe insbesondere Laniran et al 2003, Journal of Phonetics

Phonologischer Downstep in Tonsprachen Viel seltener ist Downstep in manchen Tonsprachen phonologisch d.h. nicht kontextbedingt Aghem (Niger-Kongo-Tonsprache) In Aghem verursachen einige Wörter Downstep im nächsten Wort, andere nicht*. fu H wo kin dieser Hand Ratte fu kin H H wo kin Diese Ratte Diese Hand !H *L. Hyman: African languages and phonological theory http://linguistics.berkeley.edu/~hyman/GLOT_Phonology_African_Lgs.pdf

Phonologischer Downstep: diachrone Entwicklung Phonologischer Downstep entsteht wahrscheinlich aus synchronen Vorgängen der schnell gesprochenen Sprache: die Silbe aber nicht der L-Ton wird getilgt. z.B. in Kanakuru* Normal gesprochen Schnell gesprochen wir spielten jimu dadau H L !H jim dadau In der schnell gesprochenen Sprache verschwindet der phonetische Ursprung des Downsteps. *Gussenhoven (2004, S. 103)

Deklination als Downstep in Intonationssprachen Liberman & Pierrehumbert (1984) 1. Deklination ist dasselbe wie Downstep. 2. Downstep/Deklination ist vorhersagbar und daher rein phonetisch. 3. In derselben Intonationsphrase werden H* Tonakzente proportional zu dem davor kommenden Ton wegen Deklination gesenkt. (…H* !H* !H* !H* !H*)

Deklination als Downstep in Intonationssprachen 3. In LP(84) werden !H* proportional im Bezug zum davorkommenden Tonakzent gesenkt z.B. proportionale Senkung = 0.3 180 Hz H* !H* 180 – (0.3 x 180) = 126 Hz 126 – (0.3 x 126) = 88.2 Hz 4. D.h. der f0-Wert eines !H* ist allein aus dem davor kommenden Ton vorhersagbar.

Deklination als Downstep in Intonationssprachen blueberries bayberries mulberries brambleberries raspberries Mögliche Erklärung: ein plötzlicher Nachlass des subglottalen Luftdrucks in äußerungsfinaler Position. 5. Der letzte Downstep bekommt eine zusätzliche Senkung - dessen f0-Höhe ist also niedriger als von der exponentialen Kurve erwartet wird.

Deklination als Downstep in Intonationssprachen Grabe (1998) bezweifelt das Ergebnis der finalen Senkung von LP84: für sie ist das ein Artefakt der zusätzlichen Silbe 'and' vor dem letzten Wort (daher eine größere Dauer zwischen den letzten zwei !H* Tonakzenten) Deustsche Beispiele (aus Grabe, 1998): Mondbahn, Mondlicht, mondhell, Mondschein. Brennglas, Brennpunkt, Brennstoff, Brennholz, Brennball.

Finale Senkung Auf der anderen Seite ist finale Senkung in vielen Sprachen (und auch nicht nur in der Stufenkontur) festgestellt worden.. Japanisch (Poser 1984; Pierrehumbert and Beckman 1988); Dänish (Thorsen 1985), Holländisch (Gussenhoven and Rietveld 1988), Yoruba (Connell and Ladd 1990; Laniran 1992), und Spanisch (Prieto, Shih and Nibert 1996). Herman (2000, Jphon): finale Senkung dient vielleicht dazu, ein Thema abzuschließen (NB daher dann nicht nur phyiologisch bedingt).

LP (84): Downstep als Deklination Mit diesem Modell wird gerechtfertigt, dass eine Intonationsmelodie grundsätzlich nur aus zwei Tönen besteht (H, L), obwohl in f0 Konturen eindeutig wesentlich mehr als 2 Stufen vorkommen. H* !H* !H* !H* !H* Es gibt also keine absolute Anzahl von Tönen: daher contra dem 4-Ton Modell von Trager & Smith, 1950.

Experimentelle Beweise für das L&P Downstep Modell 1. Die f0-Höhe des ersten Tonakzents müsste unabhängig von der Anzahl der !H* Töne sein (wenn ein Downstep nur durch den f0-Wert des vorangehenden Tons beeinflusst wird). 2. Die Senkung zwischen !H* ist von der Dauer zwischen Tönen unabhängig (Prieto et al. , 1996, 24, 445-473, Journal of Phonetics) weil…

2. Die Senkung zwischen !H* ist von der Dauer zwischen Tönen unabhängig (Prieto et al. , 1996, 24, 445-473, Journal of Phonetics) weil… … die LP84 Formel für die Berechnung von Downstep keine Dauern einschließt. 180 – (0.3 x 180) = 126 Hz 126 – (0.3 x 126) = 88.2 Hz 180 Hz H* !H*

Spätere Modelle von Downstep: Pierrehumbert & Beckman, 1988, 'Japanese Tone Structure' 1. Contra L&P, 1984: Downstep ist unabhängig von der Deklination (…H* L+H* !H*…) Wegen Deklination Zusätzliche Senkung wegen Downstep 2. Wie in LP84 ist Downstep kontext-bedingt (= phonetisch): Downstep wird automatisch nach bitonalen Akzenten in derselben Intermediärphrase ausgelöst.

Downstep in Pierrehumbert & Beckman, 1988* 3. Wie in LP84 sind alle weiteren Tonakzente (wenn vorhanden) nach einem !H* derselben ip mit Downstep - und die f0-Gipfel werden stufenweise weiter gesenkt. (…H* L+H* !H* !H* !H*) 4. Im Gegensatz zu L&P 84 kann Downstep auch phonologisch sein: d.h. H* !H* vs. H* H* können unterschiedliche Bedeutungen vermitteln. * Japanese Tone Structure

Die Semantik von Downstep ist aber sehr unklar. Manchmal um die Beziehungen zwischen alter und neuer Informationen zu verdeutlichen (Du weißt/wußtest es, und jetzt wiederhole ich es). I know you have great credentials I'm looking for someone with just such credentials Interview* H* !H* (neu) (alt) Jetzt bist Du ausgerutscht, weil draußen Glatteis ist. Das hatte ich Dir doch gestern mindestens fünf Mal gesagt H* !H* (neu) (alt) *Pierrehumbert, J. and Hirschberg, J., 1990, The meaning of intonational contours in interpretation of discourse', in P. Cohen, J. Morgan and M. Pollack (eds), Intentions in Communication, MIT Press, Cambridge, Massachusetts. Siehe auch: Grice, M., Baumann, S., and Jagdfeld, N. (2009) Tonal association and derived nuclear accents - the case of downstepping contours in German. Lingua, 119, 881-908. grice09.lingua  Hirschberg, J., Gravano, A., Nenkova, A., Sneed, E. and Ward, G. (2007). Intonational overload: Uses of the Downstepped (H* !H* L- L%) contour in read and spontaneous speech. In J. Cole & J. Hualde (Eds), Laboratory Phonology 9. pp. 455-482. hirschberg07.labphon

Einige Downsteps DB: "Bitte Vorsicht bei der Einfahrt"

Einige Downsteps train8

Einige Downsteps

Einige Downsteps