Teil II: Virtuelle Welten: MUDs

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 Präsentation transkript:

Teil II: Virtuelle Welten: MUDs Internet-Tutorium am 23.6.99 Teil II: Virtuelle Welten: MUDs

Vorschau: 1 Charakteristika von MUDs 2 Deskriptive Daten über MUD-Nutzer 3 Hauptbeschäftigungen von MUD-Nutzern 4 Wichtige Funktionen von MUDs 5 Psycholog. Implikationen der MUD-Nutzung 6 Psychologische Projekte mit MUDs 7 Literatur und Online-Quellen

1 Charakteristika von MUDs Virtuelle Phantasy-Welten, rein textbasiert Mithilfe bestimmter (einfach zu lernender) Befehle bewegt man sich durch diese Welten (beim Einstieg helfen freund-liche Mitspieler oder Hilfe-Roboter, die für diesen Zweck programmiert wurden) Viele Mitspieler bewegen sich gleichzeitig in einem MUD und begegnen sich dort Jeder Mitspieler erschafft sich bei Eintritt in das MUD ei-nen ‘Charakter‘, in dessen ‘Haut‘ er sich im MUD bewegt Name, Geschlecht, Eigenschaften,... kann auch Phantasy-Wesen, Comic-Figur o.ä. sein

2 Deskriptive Daten über MUD-Nutzer (nach Utz, 1995) 85% Männer (entsprach 1995 der generellen Netznutzung) Durchschnittsalter 23 Jahre 83% StudentInnen, v.a. Naturwissenschaften (Mathe, Physik, Informatik)

3 Hauptbeschäftigungen von MUD-Nutzern (nach Utz, 1995) Analog zum Chat (nur in netterer Atmosphäre): sich unterhalten, Small Talk, Leute kennenlernen,... (durchschnittlich 49% der Zeit; Frauen sogar 79%)  MUDs sind - im Gegensatz zu herkömmlichen Computerspielen - primär Kommunikationsorte Analog zu nicht-virtuellen Phantasy-Rollenspielen (Das Schwarze Auge o.ä.): Abenteuer bestehen/ Punkte sammeln (durchschnittlich 34% der Zeit) nach bestimmter Zeit/ mit bestimmtem Erfahrungsschatz kann man zum ‘Magier‘ werden: Mitprogrammieren (durchschnittlich 17% der Zeit)  Mitgestaltung der virtuellen Welt  Verantwortung für das Wohlergehen der Mitspieler

4 Wichtige Funktionen von MUDs (nach Utz, 1995) Nach Meinung der MUD-Nutzer: Abschalten/ Entspannung Sicherheit in der Anonymität Freunde im MUD gefunden (teilweise auch rl-Kontakte, Parties etc.) Spiel und Rollenspiel (‘in eine andere Haut schlüpfen‘) Zugehörigkeit zu einer Subkultur (Identifikation) Suchtkomponente

5 Psychologische Implikationen der MUD-Nutzung a) Weitgehende Anonymität der eigenen Person Enthemmende Wirkung? Handlungsspielräume in pro- und antisoziale Richtung Kontrollgewinn bezüglich Selbstdarstellung b) Weitgehende Anonymität anderer Personen Psychosozialer Hintergrund bleibt verborgen (sonst erkennbar an Aussehen/ Kleidung/ nonverbalen cues) Unterscheidung Mensch - Roboter Frage nach Authentizität/ Täuschung Auf dieser Seite Kontrollverlust Imaginationsprozess wird angeregt: Wie stelle ich mir die verschiedenen Personen vor?  was leitet die Eindrucksbildung? ‘Enttarnung‘ durch rl-Kontakte spannend (und evtl. auch heikel)

Psychologische Implikationen der MUD-Nutzung (2) c) Spielcharakter Gestaltung von Charakteren/ Rollenspiel Experimentieren mit Identitätsfacetten/ Selbstaspekten: ‘Bühnen der Selbstdarstellung‘ Einfühlung in fremde (Geschlechter-)Rollen Realitätsflucht/ -verlust? (=Flucht vor der Bewältigung realer Probleme wie Schule, Arbeit,---) - laut Utz ca. 10%! In Situationen, die real unlösbar sind (z.B. BGewalt/ Bedrohung): Phantasiehandlungen (unsichtbar machen) oder Ausloggen ‘Therapeutische MUDs‘ (Zukunftsmusik): Einstreuen problematischer Verhaltensweisen (von Computerseite), um Coping-Strategien für den Ernstfall zu erproben d) Neue Ebene der Kommunikation Im besten Fall: Freundeskreis erweitert um Personen, die man in rl nie kontaktieren würde (wegen Aussehen/Outfit, mangels Gelegenheit etc.) evtl. Abbau von Vorurteilen

6 Psychologische Projekte mit MUDs Beispiele: geplante Erstellung eines Selbsthilfe-MUDs (3D-Version) für jugendliche Diabetiker Einsatz von MUDs im Unterricht (Geschichte, Sprachen-Lernen,...) Überblick: Giessener MUD-Seite: Lehren und Lernen mit MUDs (von Bernad Batinic)

7 Literatur und Online-Quellen Utz, Sonja (1995): Kommunikationsstrukturen und Persönlichkeitsaspekte bei MUD-Nutzern (Diplomarbeit im Fach Psychologie an der Uni Eichstätt). Diese und weitere Forschungsarbeiten über MUDs (z.B.: ‘Spiel- und Sozialverhalten im Morgengrauen‘): MUD.de-Forschungsseite Döring, Nicola (1999): Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen. Göttingen: Hogrefe. (v.a. Kap. 3, 6-9) Krüger, Thomas und Funke, Joachim (Hrsg.) (1998): Psychologie im Internet. Ein Wegweiser für psychologisch interessierte User. Weinheim und Basel: Beltz. (v.a. Kap. 8: Leben in virtuellen Welten) WWW-Übersichtsseite über MUDs