Visuell-motorische Adaption unter optischen Transformationen

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Vorinfo: Die Anzahl der Wiederholungen sollen erreicht werden. Ist dies am Beginn nicht der Fall, dann so lange üben, bis diese erreicht werden. 3-4x/Woche.
Advertisements

Mitbewerbervergleich Halbleiterschütze - Carlo Gavazzi
Vorlesung zur Lehrveranstaltung „Internet-Learning“ im SS 2004
Sozialer Einfluss durch Minderheiten und Mehrheiten
Lösung Problem Z01 Manfred Reichenbächer, Jürgen Popp
Empirisches Praktikum
IuK 2001 Förderung aktiven Lernens durch kognitive Lernwerkzeuge Anja Becker Humboldt-Universität zu Berlin.
Selbstbezogene Implizite Einstellungen - IAT und GNAT im Vergleich Anna-Konstanze Schröder, Kati Dorsch, Kristina Geue, Friederike Lipka, Anja Pörschmann,
EEG – Korrelate der Aktivierung kortikaler Objektrepräsentationen-2
Der Tastsinn - haptische MCI
Bewegungswissenschaft
Vorlesung Christian Kaernbach Teil 1: Lernen
Gleich oder verschieden
Automatische Verfahren zur Bestimmung der Hörschwelle
Handlungssteuerung und Prismenadaptation
Handlungssteuerung und Prismenadaptation Christian Kaernbach.
Sortierverfahren Richard Göbel.
Sortierverfahren Richard Göbel.
Perzeptuelle Kompensation von Koartikulation bei japanischen Wachteln A. J. Lotto, K. R. Kluender, L. L. Holt. Perceptual compensation for coarticulation.
Was ist die artikulatorische Grundlage von Locus-Gleichungen? Hauptseminar: Modelle der Sprachproduktion & - perzeption Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington.
3.Juli.06 Handlungssteuerung
An Ideomotor Approach to Imitation
Neue Untersuchungen zu Twangs in den Akzelerometerdaten von GRACE
An Analysis of Ideomotor Action (Knuf, Aschersleben, Prinz)
Zahlen sprechen Die gute alte DM – schade, dass es (noch) keinen Schein gibt!
Datenmanagement in Sensornetzen PRESTO - Feedback gesteuertes Datenmanagement - SS 2007 Sören Wenzlaff.
Bewegungsillusionen Von Neele und Kirsten.
Untersuchung: Empirisches Praktikum Fragestellungen: 1. Kann die Intensität einer Bewegungswahrnehmung durch einen visuell- räumlichen Hinweisreiz moduliert.
Einführung in die Sportwissenschaft Wissenschaft und Praxis
Innere Arbeitsmodelle – Was ist das?
Tutorium
Tutorium Aufgabe 1 a) E(eIX)= 0 E(eIX)= E(Y-E(YIX)IX) = E(YIX)- E (E(YIX)IX) = E(YIX)- E(YIX) = 0 Im Mittel macht man mit seiner Schätzung keinen.
Das Schreiben von Logbüchern unterstützen
Austauschbare Kationen und Austauschkapazität
Betreuer: Christian Fleck
Effiziente Algorithmen
Was ist Winkelfehlsichtigkeit?
Farbtransfer zwischen Bildern und Bildsequenzen
Hi Zusammen! Ich möchte eine Graphik in PP erstellen, die wie ein Tacho funktioniert. Das heisst, das Tacho ist gegeben, aber der Pfeil soll sich durch.
Referent: Ralf Wollenberg 06/2009
Moin. Ich benutze PPT 2002 und möchte drei Bilder nacheinander 1
Alle Maße in mm.
Abschlussvortrag zur Studienarbeit
DER KÖRPER Weiter Der Arm Der Kopf Der Fuss Der Bauch Das Bein
by Chrissi Bruckner & Chrissi Lipp
Wir üben die Malsätzchen
Willkommen zur jährlichen Unterweisung für Gabelstaplerfahrer Start
Beweissysteme Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 06/
Beweissysteme Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 06/
Lineare Gleichungen Beispiel: 7x – 2 = 40 Eine Gleichung muss man sich so vorstellen wie eine Waage. Legt man auf die eine Seite Äpfel, so muss man auf.
100 kg Wie wird’s gemacht?! Klick.
Oryxantilope.
Team extreme fernpassstrasse München Germany t m
Eisverkäufer-am-Strand-Problem
Ein PC-Game selber machen
Achtung: Du benötigst zumindest PowerPoint xp –sonst fehlerhaft
Emotion und EDA Labor-Tour am
Ein Überblick über verschiedene Verfahren
Ein PC-Game selber machen
Institut für Kartographie und Geoinformation Prof. Dr. Lutz Plümer Geoinformation III Vorlesung 1 WS 2001/02 Punkt-in-Landkarte I (Streifenkarte)
Portfolio von ……. Unsere Forschungsfragen: 1.Wie hat sich der Preis für Kaffee in den letzten Jahren auf dem Weltmarkt entwickelt? 2.Wie wird sich.
Lernmodelle und Experimentelle Untersuchungen
Titel der Präsentation. 22 Überschrift Text text text text text text text text text … 1.text text text 2.text text text text 3.text text text.
Plakatwerbung: Wie wichtig sind Farben wirklich?
Computer Algebra für Brüche --- angepasst an Ausbildungszwecke
NAVIGATION Navigationsstrukturen und -formen. Navigationsleisten Position: –Üblicherweise am linken oder oberen Rand –Eventuell auch am unteren Rand –Möglicherweise.
Testtheorie (Vorlesung 13: ) Wiederholung: Richtigstellung
Kap. 7: Die quadratische Funktion – numerisch, graphisch, theoretisch
Viele Wege führen nach Rom Über Differenzieren im Grundschulbereich (in den Niederlanden bis 12 Jahre) EDR Studientag 22. november 2012 “Unterricht a la.
Spärliche Kodierung von Videos natürlicher Szenen Vortragender: Christian Fischer.
 Präsentation transkript:

Visuell-motorische Adaption unter optischen Transformationen Christian Kaernbach, Lutz Munka Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Douglas W. Cunningham MPI für Biologische Kybernetik Tübingen

Repräsentation räumlichen Wissens Augenmuskeln perceptual learning °  °  °  Kopfstellung Zentrale räumliche Repräsentation ?   Körperhaltung Stift: 45 cm vor mir, 5 cm rechts von der Mitte 40 cm unter der Nase   Propriozeption Greifbewegung   Propriozeption alternative Greifbewegung

Gleicher Arm, gleicher Startpunkt, gleiches Ziel, verschiedene Trajektorien Touch screen, einfarbiges Zielkreuz Balken als Kinnstütze Ausgangslage: beide Hände auf Tastern auditive Instruktion, z.B. „links oben“. 72 Versuchspersonen, Zufallseinteilung in 4 Gruppen target-Position zentral (Block 2&4) oder zufällig seitlich versetzt (Block 1&3) Prismenbrille (Block 3) mit 16,7° horizontaler Verschiebung (Basis links) Block 1 „Eingewöhnung“ mit visuellem Voll-Feedback, 20 Einzelversuche (5 Wiederholungen  4 Trajektorien) Block 2 „Vortest“ ohne Feedback, 20 EV (54) Block 3 „Adaptation“ mit Brille und visuellem Voll-Feedback, 80 EV (801) adaptiert wird nur eine Trajektorie, jede Gruppe adaptiert zu einer anderen Trajektorie Block 4 „Nachtest“ ohne Feedback, 20 EV (54)

Ergebnisse passive Hand: Block 4 vs. Block 2 Block 4 minus Block 2 µ = 3 ± 1.8 mm µ = 1 ± 1.7 mm Zeitabhängigkeit µ = -46 ± 2.2 mm µ = -26 ± 2.3 mm PH passive Hand ST selbe Trajektorie AH aktive Hand AT alternative Trajektorie

geübte / ungeübte Bewegungen Ergebnisse Händigkeit oben/unten geübte / ungeübte Bewegungen Zeitabhängigkeit PH passive Hand ST selbe Trajektorie AH aktive Hand AT alternative Trajektorie

Diskussion Umlernen von motorischen Skripten kein Transfer der Adaptation auf die passive Hand ca. 50% Transfer auf andere Trajektorie der aktiven Hand passiver Zerfall der Adaptation ungeübte Bewegungen werden stärker affektiert  Modell (Mittelung zerfallender Gedächtnisspuren, Jostsches Gesetz) Adaptation ist nicht Umlernen der propriozeptiven Zuarbeit zu einer zentralen Repräsentation räumlichen Wissens da ansonsten 100% Transfer zu erwarten. Einwand: gleiche Ausgangsstellung, leicht verschiedene Endstellung, Endstellung von nicht geübter Trajektorie wurde nicht adaptiert. Pilotdaten: andere Ausgangsstellung, selbe Endstellung  unvollständiger Transfer Umlernen von motorischen Skripten

Zusammenfassung Zeigehandlungen beruhen nicht auf zentraler Repräsentation räumlichen Wissens. Räumliches (Handlungs-)Wissen liegt verteilt vor. Phänomenal erlebte Einheitlichkeit räumlichen Wissens ist nicht direkt handlungsrelevant, sondern evtl. spätes Evolutionsprodukt zwecks Planung von Handlungsalternativen. Stratton 1897, 180° Umkehrbrille: Handlungsfähigkeit in wenigen Tagen, aber erst nach einer Woche erste Ansätze einer phänomenalen Aufrichtung Warum ist Adaptation so schnell? Prismenbrillen für Vorlesungen oder Experimentalpraktika (ca. 25 €): www.prism-adaptation.de

Modell für Zeitverlauf Fragestellung: wie erklärt sich der passive Zerfall der Adaptation? Nebenfrage: wieso adaptieren weniger trainierte Bewegungen mehr als trainierte? Modell: kontinuierliches gewichtetes Mittel zerfallender Spuren hypothetischer „Koeffizient“, visuelles Feedback liefert ohne Brille den Wert: 6, mit Brille: 2 200 (trainiert) oder 100 (untrainiert) alte Spuren mit Wert 6 Effekt von 7 neuen Spuren mit Wert 2. °  Exponentieller Zerfall: alte und neue Spuren zerfallen mit gleicher Geschwindigkeit: kein passiver Zerfall Hyperbolischer Zerfall: Neue Spuren zerfallen schneller als alte (Jostsches Gesetz, 1897): passiver Zerfall