Prosodie unterhalb des Wortes

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 Präsentation transkript:

Prosodie unterhalb des Wortes Quantität, Ton, die Silbe Jonathan Harrington

Die Prosodie Die Prosodie (manchmal auch ‘Suprasegmentalia’): die Beiträge der Dauer, Tonhöhe und Lautheit zur Bedeutung in der gesprochenen Sprache Diese Prosodie vermittelt: paralinguistische Information zum emotionalen Zustand eines Sprechers (glücklich, verärgert, usw.): linguistische Information um zB Aussage/Frage: Wortprosodie Satzprosodie Prosodische Merkmale Von Wörtern Von Äußerungen

Die Wortprosodie Wie Wörter voneinander durch Quantität, Ton, und Betonung unterschieden werden können. Wahrgenommen als Unterschiede in der: Prinzipielle Akustische Merkmale Quantität Dauer Länge Ton Grundfrequenz Tonhöhe Betonung Interaktion von Dauer, Amplitude, Grundfrequenz Lautheit/Deutlichkeit z.B. übersetzen

Die Quantität In Quantitätssprachen ist die Länge für gewisse phonologische Kontraste entscheidend. Sprachen nur mit Vokalquantität Deutsch: Lahm = /la:m/, Lamm = /lam/ Dänisch: 'laden' /lEs«/ 'lesen', /lE:s«/ Sprachen nur mit Konsonantenquantität Italienisch. ‘gemacht’ = ‘fatto’, /fat:o/, ‘Tatsache’ = ‘fato’, /fato/ Beide /muta/ ‘Schlamm’ /mu:ta/ anderes /mut:a/ ‘aber’ /mu:t:a/ ‘ändern’ Finnisch

Ton In Tonsprachen werden Wortbedeutungen durch die Tonhöhe und/oder –bewegungen unterschieden. zB Shona (in Zimbabwe gesprochen) unterscheidet zwischen hohen [é] und und niedrigen [è] Tönen [ku$tSe$ra$] 'graben', [ku$tSe@ra@] 'Wasser schöpen' Igbo, Nigerien: [m@ ma$ m@ ma@] = 'ich bin schön' 1. Tonsprachen mit ebenen Tönen

2. Tonsprachen mit Konturtönen Konturton: der Ton bewegt sich zwischen zwei Werten, zB fallend, steigend, fallend-steigend usw. Töne in Thai fallend steigend eben niedrig hoch hoch niedrig [na] Ein Name Gesicht Tante dick Feld

Wortprosodie (fortgesetzt) Die Wortprosodie befasst sich auch mit dem strukturellen Aufbau vom Konsonanten und Vokalen als Wörter, vor allem die Zusammensetzung von: Phonemen als Silben Silben als Wörter (woraus die Wortbetonung ensteht).

Silbenaufbau Eine Silbe wird in vielen Sprachen aus einem Onset und Reim zusammengesetzt. Reim (R): der Teil der Silbe, der sich reimen lässt Onset (O): die davorkommenden Konsonanten (Fakultativ) Coda (C): Die Konsonanten im Reim (Fakultativ) Schlecht: S l E C t Onset = /Sl/ Reim = /ECt/ Coda = /Ct/

Silbenaufbau in Deutsch ohne Onset: ‘echt’, ‘auf’, ‘uns’, usw. . ohne Coda, genannt offene Silben: ‘Frau’ . (Mit Coda = geschlossene Silben) ohne Onset, Ohne Coda: ‘Ei’ .

In vielen Sprachen der Welt sind Coda-Konsonanten weniger ‘stabil’ im Vergleich zu Onset-Konsonanten – sie neigen sich eher dazu, lenisiert, vokalisiert, getilgt, assimiliert, und neutralisiert zu werden

Lenisierung silbenfinaler /k/ wird [C] in nord-deutsch ('König') die Erzeugung von einem Konsonanten mit größerer Öffnung (Plosiv ® Frikativ ® Approximant) Vokalisierung silbenfinaler /l/ in Englisch. 'milk' = [mIUk] Konsontant ® Vokal silbenfinaler /Ò/ in Deutsch: ‘Haar’ meistens /ha:Œ/ Silbenfinale Tilgung Lastwagen -> Las(t)wagen

Assimilation (a) Antizipatorisch (b) perzeveratorisch Die Flut kam ® Der Flug kam Die Artikulationsstelle von silbenfinalen alveolaren wird oft zur Artikulationsstelle des danachkommenden Konsonanten assimiliert: Geben: /ge:bm/, Regen: /Òe:gN/ Neutralisierung Viele phonemische Kontraste werden silbenfinal aufgehoben z.B., Auslautverhärtung in deutsch: 'Rat'/'Rad‘ = /Òat/)

Im Lautwandel sind silbenfinale Ks anfälliger als silbeninitiale Ks Silbenfinale Tilgung Latein 'septem' ® Franz. 'sept' [set] ('sieben') Latein 'ursum' ® Spanisch 'oso' ('Bär') Silbenfinale Assimilation Latein 'ad+plicare' ® Italienisch, 'applicare' ('anwenden')

Phonotaktische Beschränkungen = Beschränkungen auf die erlaubte Reihenfolge von Phonemen in einer Silbe z.B. Ist /m/ der einzige Nasalkonsonant der silbenfinal vor /p/ erscheinen darf (‘Lampe’); /np/ oder /Np/ kommen nicht vor. gibt es nur ein Konsonant, /S/ der vor /pr/ erscheinen darf (‘Sprache’) .

Phonotaktische Beschränkungen sind sprachbedingt Legale Konsonanten am Anfang einer Silbe /kn/ /tw/ /vr/ /zb/ Deutsch Kneipe - Wrack Englisch twice - Französisch vrai - toi Italienisch sbagliare -

Zwei Sorten von nicht-vorhandenen Silben Zufällige (akzidentelle) Lücken Sind zwar phonotaktisch legal, aber bilden kein Wort zB /StrEmt/ ist in Deutsch eine akzidentelle Lücke: /Str/ ist legal (‘streng’), /mt/ ist legal (‘Hemd’) Unerlaubte Silben Stoßen gegen eine phonotaktische Beschränkung zB /twet/ ist in Deutsch (aber nicht in Englisch) illegal, weil keine Wörter (daher Silben) in Deutsch mit /tw/ beginnen.

Silbenaufteilung Das Maximal-Onset-Prinzip (MOP) wird oft verwendet, um mehrsilbige Wörter in Silben aufzuteilen. MOP In mehrsilbigen Wörtern werden alle phonotaktisch legalen Konsonanten (= Konsonanten, die ein Wort/eine Silbe beginnen dürfen), mit einem folgenden Vokal assoziiert.

Silbenaufteilung durch MOP Das Wort ‘extrem’ hat offensichtlich zwei Silben Wie wird das Wort in Silben aufgeteit? = Wo kommt die Silbengrenze in /kstr/ von /ekstre:m/ vor?. Ist /kstr/ legal? (= kann /kstr/ ein Wort beginnen?). Nein /str/ ? Auch nicht. /tr/ ? Ja. (‘Traum’) Daher /Eks . tre:m/ ­ Silbengrenze

Aufgaben: Fragen 1-3, Seite 44.

Bitte jetzt Frage 4 auf Seite 44 beantworten

Anwedung vom MOP /al . ba . trs/ /lEk . zI . kn/ /lE . ks I . kn/ /k . blEns/ /lEk . zI . kn/ oder /lE . ks I . kn/ / k . to: . bŒ /