Verantwortung übernehmen heißt Antworten geben-

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 Präsentation transkript:

Verantwortung übernehmen heißt Antworten geben- Zur pädagogischen Verantwortung in der Zusammenarbeit mit Eltern DIALOG N: Was bedeutet Verantwortung in der Pädagogik? A: Verantwortung ist zum einen eine Voraussetzung von Erziehung und Bildung, sie hat von daher mit Verantwortung des Erziehers zu tun. Zum anderen ist Verantwortung auch Ziel der Erziehung, folglich geht es hierbei um Erziehung zur Verantwortlichkeit. N: Wie kann dann das Kind in die Verantwortlichkeit hineinwachsen, welche Verantwortung übernimmt der erziehende Erwachsene und wie hängt es mit Aufgaben, die in der Zusammenarbeit mit Eltern entstehen, zusammen? A: Wir ziehen die Theorien von Buber und Rogers heran, um Antworten auf diese Fragen zu finden, denn diese Theorien setzen sich mit personhaft übernommener Verantwortung auseinander. Sie stellen die Beziehung in das Zentrum ihrer Reflexion. N: Drückt Buber diese Beziehungen, dieses Verhältnis zur Welt nicht auch mit den beiden Grundwortpaaren ICH-DU und ICH-ES aus?

A: Ja, Buber betont ganz besonders, dass diese ICH-DU-Beziehung in Alltagssituationen ihre Wirklichkeit haben, von daher können sie auch in Ernsthaftigkeit und Härte stattfinden und sie müssen Konflikte aushalten können. N: Wie lassen sich diese beiden Weltbezüge auf den Pädagogen übertragen? A: Du-Sagen, den Anderen wahrnehmen, gilt für die Beziehung zu den Schülern wie zu den Eltern. Es-Sagen bezieht sich auf das fachliche Wissen und Erfahrung. N: Gibt es in der ICH-DU-Beziehung mehrere Formen der Begegnung? Ich stelle mir vor, dass die Beziehung zwischen Eheleuten und Erzieher-Kind doch anders aussieht. A: Das stimmt, Buber unterscheidet hier drei Hauptgestaltungen der dialogischen Verhältnisse. Die eine beruht auf einer abstrakten, aber gegenseitigen Umfassungserfahrung, die sich auf den Menschen als geistige Person bezieht, z.B. ein kritischer Diskurs als geistige Form der Begegnung zwischen Kollegen. Die zweite Form ist für Buber Freundschaft oder Liebe. Die dritte für uns wichtige Form ist das erzieherische Verhältnis, eine konkrete, aber einseitige Umfassungserfahrung. Der Erzieher erfährt nicht das Erzogen-Werden durch den Schüler, die Umfassung geht vom Erzieher auf das Kind hin.

N: Das heißt, der Erzieher ist bereit, immer für das Kind da zu sein, und das Kind kann sich sicher sein, dass immer jemand für ihn da ist, wann und wo immer er ihn braucht. Welche Elemente spielen in der Ich-Du Beziehung noch eine Rolle? A: Jede Theorie, die sich mit Fragen der Beziehung befasst, fragt nach der Kongruenz, der Akzeptanz, der Empathie bzw. Umfassung. Kongruenz heißt, sich selbst in seiner Einzigartigkeit zu begreifen. Für den Erzieher bedeutet Kongruenz zunächst, dass er er selbst ist und sich nicht hinter seiner Rolle versteckt. N: Dass er also die Möglichkeit hat, sich aus der Perspektive des Kindes zu betrachten und von dort aus zu sehen, ob sein Tun angenommen oder abgelehnt wird. A: Ebenso gilt das für die Zusammenarbeit mit den Eltern. N: Empathie heißt, sich in sein Gegenüber einzufühlen. Aber was ist mit Umfassung gemeint? Hört sich nach Einengung an. A: Nein. Es bedeutet, den Anderen in seiner Einzigartigkeit zu begreifen, ohne dabei die eigene Person, das Wissen um die eigene Einzigartigkeit aus dem Auge zu verlieren. Die erzieherische Umfassung ist dadurch gekennzeichnet, dass sie im Gegensatz zur Freundschaft oder Liebe nicht in voller Gegenseitigkeit geschehen kann, sondern nur einseitig. N: Wie sieht es bei hörgeschädigten Kindern aus?

A: Die Hörschädigung ist ein Element, das zu dem Kind und seinen Weltbezügen gehört. Sie ist ein wichtiger Faktor, die ich –der Erzieher- mit anderen Faktoren seiner Person und seiner Umwelt in Beziehung setzen muss. N: Zurück zu unserer Anfangsthese: Verantwortung haben heißt Antworten geben. Was bedeutet das genau? A: Ich gebe Antworten auf die Fragen des Kindes, die ich „verantworte“, d.h. ich gebe nur solche Antworten, die ich folglich auf dieses Kind hin auswähle und so zur Welt für das Kind werde, der es subjektiven Sinn entnehmen kann. Kinder brauchen eine vertrauensvolle Beziehung zu dem Erzieher. Vertrauen heißt Dasein für das Kind. Dasein hängt eng mit „ja-sagen“ zum Kind zusammen. N: „Ja-sagen“ ohne Einschränkungen? Wo sind die Grenzen? A: Zum einen muss ich „Nein-sagen“, wenn das Kind mit seinen Handlungen meine Grenzen überschreitet. Zum anderen wenn ich eine andere Vorstellung von diesem Kind habe, auch in Bezug auf seine Zukunft, da ich personhaft Verantwortung übernommen habe. Ich muss mit dem Kind um Entscheidungen ringen und gegebenenfalls alternative Antworten bereithalten. N: (Cochlea,Schulauswahl,...) Wie sieht es mit der Beziehung zwischen Eltern und Erzieher aus?

A: Erzieher sollten die Eltern nicht nur fachlich kompetent beraten, sondern auch von Mensch zu Mensch begegnen können. Die Beziehung unterscheidet sich nicht sonderlich von der Erzieher-Kind Beziehung, denn auch hier sind Empathie, Akzeptanz und Kongruenz bedeutsam. Eltern können aufgrund der Tatsache ein hörgeschädigtes Kind zu haben, ihre Lebenssituation als so belastend empfinden, dass sich daraus eine Lebenskrise entwickelt. Sie zweifeln an ihren elterlichen Fähigkeiten, was zu einer Störung der Beziehungsentwicklung zwischen Eltern und Kind führen kann. N: Aufgabe des Pädagogen ist es also, das elterliche Selbstvertrauen wieder herzustellen. Die Eltern sollen wieder Zutrauen zu sich selbst entwickeln. A: Eltern hörgeschädigter Kinder wollen nicht nur wissen, was heute zu tun ist. Sie haben Fragen, die auf die Zukunft ihres Kindes bezogen sind. Und diese stellen sie implizit aber auch explizit dem Pädagogen: „Was würden Sie mit Ihrem Wissen und Ihrer Fachkompetenz an unserer Stelle tun?“ N: Wenn wir –die Pädagogen- auf solche Fragen antworten, kann es sein, dass Eltern eine andere Vision haben vom Weg Ihres Kindes, die wir so nicht stehen lassen können, wozu wir nicht ja sagen können. Und dies nicht deshalb, weil es darum geht, es besser zu wissen, sondern weil wir diese Entscheidung nicht mitverantworten können.

A: In solchen Situationen muss man mit den Eltern um die Entscheidung ringen und die Lösung finden, die sowohl Pädagogen und Eltern verantworten können. Der Konflikt ist für Buber die höchste Herausforderung an den Pädagogen. Trotz dieser Konflikte ist es wichtig für die Eltern zu wissen, dass sie immer Zusage von uns haben und wir ihnen die Antworten nicht verweigern. Wir müssen sensibel werden und spüren, wann es darauf ankommt zu antworten, auch dann, wenn die entscheidenden Fragen nicht gestellt werden. Dies gilt sowohl in der Erziehung des hörgeschädigten Kindes als auch in der Begleitung seiner Eltern.