Semantische Theorienbildung (Busch/Stenschke – Einheit 12)

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Sprache und Linguistik 1
Advertisements

Kulturtransfer und Translation Einige Begriffe – Einige Anwendungen
Italienische Lexikologie und Lexikographie Anne Sprißler
Übung zu Einführung in die LDV I
Seminar “Kognitionspsychologie meets Ethnologie” SS 2007
Das ‚Perceptual Magnet Model‘ von Patricia Kuhl
Was ist laut Stevens die Beziehung zwischen dem akustischen Signal, distinktiven Merkmalen und dem Lexikon?
GMI: Genderanalyse Methodische Anregungen aus der dialogischen Qualitätsentwicklung zur Implementierung von Gender Mainstreaming.
Die strategische Bedeutung der Hochschulmedizin für die Universität Stefan Hormuth Justus-Liebig-Universität Gießen.
Was ist ein kognitives System?
Grammatische Kategorien und Relationen
Wortfelder, Wortgeschichte
Einführung in die Sprachvermittlung
Die Entwicklung von Konzepten
Silke Berger & Stephanie Haug
Vygotsky ( , Sowjetunion).
Was ist qualitative Forschung?
Wortschatz in der Oberstufe
Körperkonzepte: „Die Überwindung des cartesianischen Dualismus“
Die Bedeutung von partikeln hinsichtlich der AspektualitÄt
Repetition EI 1 BET Zwischentest 1
Da in casu die Frau entmündig ist, kann sie nicht mündig sein. Daraus resultiert bereits ihre Handlungsunfähigkeit. Dies geht explizit aus ZGB 17 hervor.
Theorien, Methoden, Modelle und Praxis
Lexikalische Semantik
Semantische Grundbegriffe Busch/Stenschke Kap. 11
Satzsemantik Verben, Aktionsarten und semantische Rollen -
ZiDS-Pruefung Leseverstehen: Tipps.
Übung zu Einführung in die LDV I
Sex und Gender.
Herzlich Willkommen. FRÜHE FÖRDERUNG WELCHE STRATEGIE VERFOLGEN WIR?
Formatvorlage des Untertitelmasters durch Klicken bearbeiten Pfarrei und Gemeinde Im Raum leben.
Ohne Wortschatz geht nichts !
Leere Menge, Teilmenge, N, Z
Theoretischer Hintergrund Systematische Wortschatzarbeit –
Sommersemester 2015 Dr. Ileana-Maria RATCU
Neue Wörter Gaskell & Dumay, 2003 Ausgangssituation: Normalerweise findet sich lexikalischer Wettbewerb (lexical competition) zwischen ähnlichen Wörtern.
7. Sitzung Methoden I: Beobachtung
Zum Einfluss subjektiver und objektiver Merkmale auf die Wiedererkennung von Werbeplakaten Antje Bauer & Stefanie Frehse Institut für Allgemeine Psychologie.
Bedeutungsbeziehungen
Lexikalische Semantik.
Bedeutungswandel Vít Hrouda.
Gegenstand der Lexikologie. Geschichte der Lexikologie.
7. Vorlesung – Structura limbii Semantik
IB+IA Anfänger Structura limbii Sommersemester 2015 Dr. Ileana-Maria Ratcu.
Bedeutungsfelder Lexikalische Felder
Merkmale und Merkmalstrukturen
Bestimmung der richtigen Wortbedeutung. Einfache Vorstellung Einige Wörter haben mehr als eine Bedeutung (z.B. Bank, Hahn, Schloss, Titel, Kopf,...) Ein.
Komponentenanalyse.
Lexikalische Semantik
7. Sitzung: Semantik - Teil 1
IB + IA Anfänger Semantik
Semantik Sebastian Löbner ISBN: © 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Abbildungsübersicht / List of Figures Tabellenübersicht.
Wortschatzarbeit im Deutschunterricht
Thema 5: Die Wortbedeutung im funktionalen Aspekt Teil 1. Wortbedeutung und die Theorien der Wortbedeutung.
Thema 5: Die Wortbedeutung im funktionalen Aspekt Teil 2. Wortbedeutung und ihre Typen.
Thema 9: Bedeutungsbeziehungen im lexikalisch-semantischen System Paradigmatik.
Thema 1: Lexikologie als sprachwissenschaftlicher Bereich und als Studienfach Teil 2.
VO#1: Lexikologie als sprachwissenschaftliche Disziplin Lexikologie, Matej-Bel-Univeristät in Banská Bystrica, Z. Tuhárska.
© Regine Eckardt blabla Thomas Ede Zimmermann (Frankfurt, SS 2001) Kontentextabhängigkeit.
Vo#1:Semantik als Wissenschaft Semantik I Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica Zuzana Tuhárska.
Die Tiere Révision. Die Tiere Ich habe einen Vogel.
Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache Dr.phil. Saposhnikowa L.M.
VO#3: Aspekte der Bedeutung Semantik I Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica Zuzana Tuhárska.
Die Fachsprache im Chemieunterricht
10. Vorlesung IB + IA_Anf Semantik Dr. Ileana-Maria Ratcu Sommersemester 2016.
Semantische Theorienbildung (Busch/Stenschke – Einheit 12)
Das ABC der Statistik DIE SÄULENDIAGRAMME
Vo#5 Aspekte der Wortsemantik
10. Vorlesung IB + IA_Anf Semantik
Repetition EI 1 BET Zwischentest 1
 Präsentation transkript:

Semantische Theorienbildung (Busch/Stenschke – Einheit 12) 16.04.2013.

Merkmalsemantik John Lyons: Die Bedeutung eines jeden Lexems kann aufgrund einer Menge allegemeiner Bedeutugskomponenten (oder semantischer Merkmale) analysiert werden. Chemie: ein Molekül besteht aus Atomen Seme = semantische Merkmale (griech.: sema = Merkmal): die kleinsten distinktiven Bedeutungsmerkmale, die kleinsten Bestandteile von Lexembedeutungen. Die Menge der Seme bildet das Semem. Frau – [+Mensch], [+weiblich], [+erwachsen]

Semmatrix

Verwandtschaftbeziehungen

Grenzen der Merkmalsemantik Abstrakta: Zeitgeist Nicht abgrenzbare konkreta Sitzgelegenheiten: [+mit Armlehne] – gehört dieses Sem zur Grundbedeutung von Sessel, Bank, Sofa? [+mit Beinen], [+mit Rückenlehne], [+für eine Person]

Klasseme Klasseme: Klassenbildende und paradigmenübergreifende Merkmale wie z.B. [± menschlich], [± zählbar], [± belebt], [± konkret]. Während ein Sem eher innerhalb eines Sinnbereiches (etwa Verwandtschaftsbeziehungen, Sitzgelegenheiten) angesiedelt ist, sind Klasseme generelle semantische Merkmale. z.B. [± menschlich], [± zählbar] Verbbedeutungen: Zuordnung zu Verbklassen Zustandsverben - [± Zustand] - schlafen Vorgangsverben - [± Vorgang] - brennen Handlungsverben - [± Handlung] - schlagen Ereignisverben - [± Ereignis] - geschehen Witterungsverben - [± Witterung] - schneien

Aktionsarten

Wortfamilie Wortfamilie: eine Gruppe von Lexemen, die durch den ausdrucksseitigen Bezug auf einen gemeinsamen Wortstamm oder ein gemeinsames Kernlexem zurückgehen. Wort- familien können synchron und diachron konstruiert werden. Henne: “Sie zeigt den lexikalischen Zusammenhang, der durch die Wortbildung gestiftet wird.” Basislexem: als Determinans (Bestimmungswort) oder als Determinatum (Grundwort) Konversion oder Derivat des Basislexems

Wortfamilie

Wortfelder Jost Trier – Begründer der Wortfeldtheorie Wörter bilden unter sich ein Gefüge, ein gegliedertes Ganzes, das man Wortfeld nennen kann. Wortfeld: eine Menge bedeutungsähnlicher Lexeme. So bilden z. B. die Lexeme sterben, verscheiden, erfrieren, verhungern, abkratzen, verrecken u. a. das Wortfeld ‚Zuendegehen des Lebens‘. Die gängigste Methode zur Ermittlung der Wortfeldlexeme ist die Merkmalsanalyse. Beispiele: Pferd, Temperaturadjektive - lexikalische Lücken: Antonym zu durstig?

Prototypentheorie Prorotypen-Experimente von Eleanor Rosch (1975) Skala von 1 bis 7 (sehr typisch – sehr untypisch) Kategorie ,Vogel’: Rotkehlchen 1,1; Huhn 3,8 Erkennung von Abbildungen: Apfel wurde schneller erkannt als Wassermelone Fazit: Wortbedeutungen sind im mentalen Lexikon sorgfältig angeordnet. Eines der Anordnungsprinzipien ist jenes der Prototypikalität.

Prototypensemantik Prototypensemantik: beruht auf der Grundannahme, dass die Bedeutung von Wörtern nach ihrer Position in einer Kategorie hierarchisiert ist. Prototypen sind besonders zentrale Vertreter einer Kategorie. Zu den Rändern hin weisen Besetzungen von Kategorien Randunschärfen und Vagheiten auf.

„Vogeligkeit”

Labovs Tassenexperiment