Vom Behaviorismus zu den Emotionen

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Vom Behaviorismus zu den Emotionen Mirja Schröder & Barbara Besken

Vom Behaviorismus zu den Emotionen 2 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 2

1. Historischer Überblick 1870 – 1920 „Bewusstseinspsychologie“ (James, Darwin): Erste Emotionstheorien 1920-1970 „Behavioristische Revolution“ (Watson): Vernachlässigung der Emotionen Anfang 1960er „Kognitive Wende“ (Lazarus): subjektives Erleben wird wieder legitimer Untersuchungsgegenstand Seit 1980 „Emotional Turn“ (Scherer): Emotionen entwickeln sich zu wichtigem Forschungsgegenstand,erfassen verschiedene Teilbereiche der Psychologie 3 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 3

1. Historischer Überblick Folgen Der aktuelle Erkenntnisstand liegt im Vergleich zu anderen Bereichen der Psychologie weit zurück Problem der Eingrenzung/ Präzisierung/ Definition Methodische Schwierigkeiten Keine einheitliche Konzeptualisierung und Strukturierung 4 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 4

Vom Behaviorismus zu den Emotionen 2. Definitionen Allgemeine Merkmale von Emotionen (Wegge & van Dick, 2006) Emotionen sind eher kurzfristige Zustände einer Person, die sich auf konkrete Objekte oder Ereignisse beziehen und durch folgende Komponenten gekennzeichnet sind: Erlebenskomponente Physiologische Komponente Verhaltenskomponente 5 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 5

Vom Behaviorismus zu den Emotionen 2. Definitionen Behaviorismus (Watson, Skinner) „Psychologie, wie der Behaviorist sie sieht, ist ein rein objektiver, experimenteller Zweig der Naturwissenschaft. Ihr theoretisches Ziel ist die Kontrolle und Vorhersage von Verhalten.“ (Watson, 1913) Kognitivismus (Schachter, Lazarus) „Kognitionstheoretische Ansätze (...) schenken den kognitiven Prozessen besondere Beachtung, die in Personen bei der Auseinandersetzung mit der Umwelt ablaufen.“ (Mandl/Reiserer, 2000) 6 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 6

3. Methoden der Emotionsforschung Im Behaviorismus objektive Erfassung und Beschreibung des Verhaltens sowie Kontrolle und Beeinflussung des Verhaltens im Sinne gesellschaftlicher Normen Gegen jede Art von Introspektion Ziel: Entwicklung allgemeingültiger Gesetze des Verhaltens, Wahrnehmens etc. über statistische Mittelswertbildung Entspricht dem naturwissenschaftlichen Ideal Problem: Komplexes Verhalten auf einfache, beobachtbare Kategorien „herunterzubrechen“ 7 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 7

3. Methoden der Emotionsforschung Im Kognitivismus Zusätzlich zur Verhaltensbeobachtung Befragung nach den inneren Korrelaten äußerer Verhaltensweisen Problem: zeitliche Synchronizität Diagnostisches Arsenal: Direkte Methode > Selbstratings > Selbstauskünfte > Lautes Denken Indirekte Methode > Physiologische Messung > Expertenratings > Induktion von Emotionen 8 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 8

3. Methoden der Emotionsforschung Wie fühlen Sie sich in diesem Moment? Überhaupt nicht Ein wenig Ziemlich sehr 1. Ich bin ruhig 2. Ich fühle mich geborgen 3. Ich fühle mich angespannt 4. Ich bin bekümmert 5. Ich bin gelöst 6. Ich bin aufgeregt 9 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 9

4. Emotionstheorie von Lazarus Richard S. Lazarus (1922 – 2002) 10 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 10

4. Emotionstheorie von Lazarus Ursprung der Emotionstheorie: Lazarus Arbeiten über Bedingungen und Beschaffenheiten von Stressreaktionen seit Beginn der 1950er Weiterentwicklung zur Emotionstheorie: Überzeugung, dass Stress kein eigenständiges Phänomen ist, sondern der übergeordneten Klasse der Emotionen zugehörig ist. Zur Strukturierung von Emotionen daher der Versuch einer Klassifizierung und Kategorisierung zentraler Emotionen. 11 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 11

4. Emotionstheorie von Lazarus Mitgefühl Glück Wut Stolz Neid Anmaßung Missgunst Dankbarkeit Motivation am Arbeitsplatz Angst Liebe Depression Scham Traurigkeit Sorge Schuld Hoffnung Vom Behaviorismus zu den Emotionen

5. Emotionen am Arbeitsplatz Emotionen wurden in den Theorien der Arbeitsmotivation lange Zeit vernachlässigt, doch: Menschen sind per se emotionale Wesen, dies beeinflusst Verhalten und Motivation Hinweise, dass ein positiv-emotionaler Status eines Erwerbstätigen zur organisationalen Effektivität beiträgt Positive Gefühle > reduzieren Aggression > steigern die Tendenz, zu helfen > steigern Entscheidungseffektivität > fördern Innovation > steigern Zufriedenheit > erleichtern spontanes Verhalten (Isen/ Baron,1991; George/ Brief, 1996) 13 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 13

5. Emotionen am Arbeitsplatz Zwei Postulate: 1) Positive Emotionen ausstrahlen „emotional labour“- Konzept nach Hochschild (1983) > Bsp. Fluggesellschaft 2) Negative Emotionen verdrängen 4 Taktiken nach Ashforth/Humphrey (1995) > Neutralizing > Buffering > Prescribing emotion > Humor Nicht zu vergessen ist aber: „Workers are people, too.“ Emotionen verschwimmen zwischen Arbeit und Privatleben. 14 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 14

6. Affective Events Theory (Weiss/Cropanzano, 1996) Affective Events Theorie untersucht das Zusammenspiel von Emotionserlebnissen bei der Arbeit und Arbeitszufriedenheitsurteilen als Einstellungskomponente. AET ist eine komplexe Rahmentheorie, die die Struktur, die Gründe und Konsequenzen realer affektiver Erfahrungen der Erwerbstätigen am Arbeitsplatz analysiert. 15 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 15

6. Affective Events Theory (Weiss/Cropanzano, 1996) AZ-Urteile umfassen sowohl eine affektive als auch kognitive Komponente: Affektive Komponente wird durch spezifische affektive Ergebnisse bei der Arbeit und deren Erinnerung ausgelöst. Kognitive Komponente wird durch Persönlichkeitsdispositionen und Vergleich mit Standards ausgelöst. Arbeitszufriedenheit ist demnach in erster Linie Ursache spezifischer affektiver Ereignisse bei der Arbeit. Daneben wird sie durch weitere Variablen (kognitive AZ-Komponente) mitbestimmt. 16 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 16

6. Affective Events Theory (Weiss/Cropanzano, 1996) Merkmale von Arbeit Arbeitsereignisse Affektive Erlebnisse Arbeitszufriedenheit Persönlichkeitsdispositionen Situative Einflüsse Ist-Soll-Vergleich 17 Vom Behaviorismus zu den Emotionen 17

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Vom Behaviorismus zu den Emotionen

Vom Behaviorismus zu den Emotionen Literatur Fischer, L. (2006), Arbeitszufriedenheit – Konzepte und empirische Befunde, Göttingen Mandl, H., Reiserer, M. (2000), Kognitionstheoretische Ansätze, In: Otto, J., Euler, H., Mandl, H. (Hrsg.), Emotionspsychologie – Ein Handbuch, Weinheim Pinder, Craig C. (1998), Work motivation in organizational behaviour, Chapter 4: Human nature: emotions at work, 81-116 Scherer, K.G. (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie, Bd. 4 Emotionen, Göttingen Vom Behaviorismus zu den Emotionen