27.03.2017 Erziehung im interkulturellen Kontext: Die Sicht der Erziehenden – Die Sicht der Erzogenen PD Dr. Haci-Halil Uslucan Institut für Psychologie;

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27.03.2017 Erziehung im interkulturellen Kontext: Die Sicht der Erziehenden – Die Sicht der Erzogenen PD Dr. Haci-Halil Uslucan Institut für Psychologie; Universität Potsdam Vertretungsprofessur für Allgemeine Psychologie Vortrag an der Universität Oldenburg am 13.12.2007 Veranstaltungsreihe "Der Islam in der pluriformen Gesellschaft. Was sucht die Religion in der Pädagogik?" Kontakt: uslucan@uni-potsdam.de

Gliederung des Vortrags 27.03.2017 Gliederung des Vortrags I. Integration von Migranten II. Kulturvergleichende Befunde der Migrationsforschung III. Studie: Erziehung im interethnischen Kontext IV. Resilienzfaktoren bei Migrantenjugendlichen

Unsere Wahrnehmung des Fremden/der Fremden 27.03.2017 Unsere Wahrnehmung des Fremden/der Fremden Bitte lesen Sie den folgenden Text zeilenweise von links nach rechts. Lesen Sie so schnell wie möglich und ohne Notizen zu machen. Gmeäss eienr Stduie von eienr elgnihscen Unveirtsiät mahct es nihcts aus, in weclher Rihenefgole die Bhcusbaten in eniem Wrot agnoerdent snid, das enizig wigitche ist, dass der estre und lztete Bhcusbate am rchitiegn Paltz snid. Der Rset knan ein vllöiegs Druhecniadenr sein, man knan es imemr ncoh perlolmobs leesn. Deis pasesirt, weil wir nchit jeedn Bchutsaben ezinlenn, sndoren das gnzae Wort lseen. Nciht sheclhct, oedr?

I: Integration von Migranten Kulturkonflikte 27.03.2017 I: Integration von Migranten Kulturkonflikte Entgegengesetzte Einflüsse von Familie einerseits und Einflüsse des Aufnahmelandes Identitätsprobleme bei Jugendlichen Psychosomatische Beschwerden bei Erwachsenen

Probleme des Kulturkonflikt-Ansatzes 27.03.2017 Probleme des Kulturkonflikt-Ansatzes Ursachenzuschreibung einseitig auf den Kulturwechsel Kulturwechsel reduktionistisch als Entwicklungseinschränkung Fokussierung auf einseitige Bereicherung der Einheimischen bzw. einseitiger Verlust der Migranten Unterstellte Homogenität der Mehrheits- wie der Minderheitskultur

Interaktives Akkulturationsmodell (IAM) Berry et. al (1987) 27.03.2017 Interaktives Akkulturationsmodell (IAM) Berry et. al (1987) Akkulturationsorientierungen: Aufnehmende Gesellschaft Einwanderer Integration Assimilation Separation Marginalisierung

Interaktives Akkulturationsmodell (IAM) Berry et.al (1987) 27.03.2017 Interaktives Akkulturationsmodell (IAM) Berry et.al (1987)

Dimensionen des Integrationsprozesses (Heckmann, 2005) 27.03.2017 Dimensionen des Integrationsprozesses (Heckmann, 2005) 1. Strukturelle Integration 2. Kulturelle Integration 3. Soziale Integration 4. Identifikative Integration

Bezug zur Mehrheits- und Herkunftskultur 27.03.2017 Bezug zur Mehrheits- und Herkunftskultur

Bezug zur Mehrheits- und Herkunftskultur 27.03.2017 Bezug zur Mehrheits- und Herkunftskultur

Elterliche Erziehung im interethnischen Kontext 27.03.2017 Elterliche Erziehung im interethnischen Kontext

Erziehungsziele in den 1950er bis 1970er Jahren • Gehorsam 27.03.2017 Erziehungsziele in den 1950er bis 1970er Jahren • Gehorsam • Ehrlichkeit • Ordnung • Hilfsbereitschaft • Reinlichkeit • Verträglichkeit • gute Manieren • Fehlen von Opposition in den 1990er Jahren und danach • Selbständigkeit • Selbstbewusstsein • Selbstverantwortlichkeit • Kritikfähigkeit • Zuverlässigkeit • Hilfsbereitschaft Quelle: Sturzbecher, D. & Waltz, C. (1998). Erziehungsziele und Erwartungen in der Kinderbetreuung. In D. Sturzbecher (Hrsg.), Kinderbetreuung in Deutschland (S. 86-104). Freiburg i.Br.: Lambertus.

Veränderte Rahmenbedingungen familiärer Erziehung 27.03.2017 Veränderte Rahmenbedingungen familiärer Erziehung • Struktureller Wandel der Haushaltsformen • Veränderte Wert- und Erziehungsmuster • Prekäre Bedingungen der innerfamiliären Beziehungsgestaltung

Elterliche Erziehungsmuster 27.03.2017 Emotionale Unterstützung/Wärme _ + Autoritativer Erziehungsstil Autoritärer Erziehungsstil + Anforderung/Kontrolle Nachgiebiger Erziehungsstil „Laisser-faire“ Ablehnend-vernachlässigender Erziehungsstil _

Entwicklungsfolgen für Kinder 27.03.2017 Entwicklungsfolgen für Kinder Kinder ... zeigen Kognitive Selbstwirk- Prosoziales Problem- Kompetenz samkeit verhalten verhalten vernachlässigender Eltern nachgiebiger Eltern autoritärer Eltern autoritativer Eltern niedrigste mittlere höchste niedrigste mittlere höchste niedrigstes mittleres höchstes höchstes dritthöchste zweithöchste niedrigstes Quelle: Baumrind, D. (1989). Rearing competent children. In W. Damon (Ed.), Child development today and tommorrow (pp. 349-378). San Francisco: Jossey-Bass.

der Forschungsbefunde Konvergenz der Forschungsbefunde 27.03.2017 Erziehungskompetente Eltern haben kompetente Kinder Aber: autoritativer Erziehungsstil nicht kulturübergreifend wirksam

Erziehung und Sozialisation türkischer Kinder 27.03.2017 Erziehung und Sozialisation türkischer Kinder Value of Children (VOC) Psychologische Wertigkeit von Kindern Ökonomische Wertigkeit von Kindern

Rangreihe der Erziehungsziele türkischer Eltern (Scherberger, 1999) 27.03.2017 Erziehungsziele Rangreihe der Erziehungsziele türkischer Eltern (Scherberger, 1999) Erziehungsziel Rangplatz I II III IV V Selbstständigkeit/Verantwortung 12 5 7 14 Lernen/Leistungsstreben 9 8 11 Gehorsam/Ordnung 17 3 Rücksichtnahme/Ehrfurcht 10 6 Religiöse Pflichterfüllung 16 1 13 Insgesamt (n = 50) 50

Rangreihe der Erziehungsziele deutscher Eltern (Scherberger, 1999) 27.03.2017 Erziehungsziele Rangreihe der Erziehungsziele deutscher Eltern (Scherberger, 1999) Erziehungsziel Rangplatz I II III IV V Selbstständigkeit/Verantwortung 25 14 4 6 1 Lernen/Leistungsstreben 16 21 8 3 2 Gehorsam/Ordnung - 7 10 Rücksichtnahme/Ehrfurcht 9 5 Erziehung zum christlichen Glauben 34 Insgesamt (n = 50) 50

Werteerziehung in islamischen Familien 27.03.2017 Werteerziehung in islamischen Familien 3. Religiöse Werterziehung in islamischen Familien: religiöse Sozialisation in den islamischen Ländern: vom Kontext unterstützt und zum Teil unreflektiert als eine Alltagsgewissheit übernommen Koedukation durch das soziale Umfeld In der Migrationssituation fehlt der bestätigende und unterstützende Kontext: gezielte islamische Erziehung erforderlich Schiffauer (1991): „Islamisierung des Selbst“, Reflexivierung des Islam

Werteerziehung in islamischen Familien 27.03.2017 Werteerziehung in islamischen Familien 3. Religiöse Werterziehung in islamischen Familien: In der Migration: eigene religiöse Gemeinde nicht vorgegeben, sondern kann gewählt werden. Stärker individuelle Beschäftigung mit der Religion: Suche nach „religiöser Wahrheit“ im Vordergrund; in Folge wird die Zugehörigkeit zum Islam eher spiritualisiert, die Bildung von religiösen „Intensivgruppen“ eher gefördert; Gründe der Religiosität in der Migrationssituation andere bzw. zeigen ein deutlich stärker bewusstes Moment (als in den Herkunftsorten), da sie eine scharfe Differenz zur sozialen Mitwelt markieren.

27.03.2017

27.03.2017 Werteausprägung

27.03.2017 Werteausprägung

27.03.2017

27.03.2017 Keine signifikanten Unterschiede bei familialer Sicherheit und Freiheit; alle anderen Werte signifikant unterschiedlich

Werteerziehung in islamischen Familien 27.03.2017 Werteerziehung in islamischen Familien Werteauffassungen: Differenziert nach der selbstberichteten Religiosität (Mittelwerte): Non-Relig: nicht religiös; Relig: religiös Kulturelle Zugehörigkeit Deutsche Türkische Migranten Türken Non-Relig. Relig. Stichprobengröße: n= 141 n= 88 n= 33 n= 168 n= 26 N= 295 Mittelwerte Werteauffassungen Familiäre Sicherheit 6.25 6.42 5.88 6.49 4.77 6.39 Freundschaft 5.83 5.58 6.05 5.62 6.21 Freiheit 5.72 6.18 5.90 5.54 5.93 Anregendes Leben 5.36 5.14 3.82 3.34 4.50 4.15 Höflichkeit 4.83 4.74 4.94 5.55 4.23 5.28 Nationale Sicherheit 4.35 4.09 3.00 5.68 3.28 5.87 Reichtum 3.03 2.93 2.91 3.58 3.69 4.05 Achtung vor Tradition 2.56 3.11 3.24 5.74 1.73 4.76 Autorität 1.72 1.75 0.76 1.81 1.77 2.31 Spiritualität 0.93 2.00 1.88 4.65 1.04 4.79

27.03.2017 Wissenschaftliche Begleitung des islamischen Religionsunterrichts Akkulturationsorientierungen: 3. und 4. Klasse Exemplarische Items (Angaben in %) Wortlaut stimmt sehr manchmal stimmt nicht Ich möchte gut deutsch sprechen können und auch türkisch nicht vergessen (Integration) 83.2 8.6 8.1 Meine Familie sollte leben wie Deutsche und nicht wie Türken (Assimilation) 9.8 6.3 83.9 Für mich ist es wichtiger, türkische Freunde zu haben als Deutsche (Separation) 31.1 31.7 37.2 Ich möchte weder mit Türken noch mit Deutschen befreundet sein (Marginalisierung) 14.3 71.4

27.03.2017 Wissenschaftliche Begleitung des islamischen Religionsunterrichts Akkulturationsorientierungen: 3. und 4. Klasse Mittelwerte

27.03.2017 Wissenschaftliche Begleitung des islamischen Religionsunterrichts Akkulturationsorientierungen der Eltern (Mittelwerte)

Studie: Elterliche Erziehung im interkulturellen Kontext 27.03.2017 Studie: Elterliche Erziehung im interkulturellen Kontext

Theoretischer Hintergrund 27.03.2017 5 Erziehungsstile Bereitschaft des Kindes, sich erziehen zu lassen 1 Erziehungsziele und Werte der Eltern 4 6 2 kindliche Auswirkungen elterlicher Erziehung Erziehungspraktiken 3

Theoretischer Hintergrund 27.03.2017 Elterlicher Erziehungsstil stellt einen bedeutsamen Prädiktor für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen dar. Kultureller Kontext eine der wesentlichen Determinanten erzieherischer Erwartungen und Haltungen (Darling & Steinberg, 1993). Hohe Anomieerfahrungen türkischer Migranten: Die deutsche Gesellschaft wird vielfach als ungeordnet, und das soziale Leben als diffus und undurchsichtig erlebt (Uslucan, 2005.) Diese Verunsicherungen haben Auswirkungen auf die Erziehung und Sozialisation von Migrantenkinder und -jugendliche.

Theoretischer Hintergrund 27.03.2017 Desintegrationsprozesse von Migrantenjugendlichen: Fertigkeiten, die ein geordnetes Familienleben garantieren, müssen unter Bedingungen erworben werden, unter denen eine bruchlose soziale Tradition nicht mehr vorliegt; Übertragung von Regeln und Fertigkeiten von Eltern zu ihren Kindern nicht mehr gewährleistet

Theoretischer Hintergrund 27.03.2017 Familien türkischer Herkunft in der Aufnahmegesellschaft vielfach einen stärker behütenden und kontrollierenden Erziehungsstil als deutsche Familien und auch Familien in der Türkei (Nauck, 1990). Mit zunehmender Aufenthaltsdauer eine eher an Deutschen orientierte Autonomiebestrebung Jugendlicher Konflikte gegenüber den stärker kollektivistischen Orientierungen der Familie.

Theoretischer Hintergrund 27.03.2017 Intensivere Akkulturation der Kinder Wahrgenommene Entfernung von den Werten der Herkunftskultur Spannungen im erzieherischen Kontext. Verstärkte Disziplinierung der Kinder und der Erinnerung an eigenkulturelle Verhaltensweisen.

27.03.2017 Fragestellungen Welche Unterschiede lassen sich im konkreten Erziehungsverhalten türkischer und deutscher Eltern identifizieren? Welche Unterschiede zeigen sich bei türkischen und deutschen Jugendlichen in der Erfahrung des elterlichen Erziehungsverhaltens? Inwiefern gibt es eine Übereinstimmung zwischen elterlichen Erziehungsstilen und den Perzeptionen Jugendlicher im ethnischen Vergleich?

Stichprobenkennzeichnung 27.03.2017 Stichprobenkennzeichnung Rekrutierungskontext: Berliner Oberschulen in den Bezirken Neukölln, Kreuzberg, Charlottenburg und Steglitz-Zehlendorf

Stichprobenkennzeichnung: Schüler 27.03.2017 Stichprobenkennzeichnung: Schüler

Stichprobenkennzeichnung: Eltern 27.03.2017 Stichprobenkennzeichnung: Eltern

27.03.2017 Aufenthaltsdauer türkischer Eltern in Deutschland (Angaben in Jahren bis zum Zeitpunkt der Befragung im Sommer 2003)

Stichprobenkennzeichnung: Bildungshintergrund der Eltern 27.03.2017 Stichprobenkennzeichnung: Bildungshintergrund der Eltern

Messinstrumente und Reliabilitäten (Jugendliche) 27.03.2017 Messinstrumente und Reliabilitäten (Jugendliche)  

Messinstrumente und Reliabilitäten (Eltern) 27.03.2017 Messinstrumente und Reliabilitäten (Eltern)  

Messinstrumente und Reliabilitäten 27.03.2017 Messinstrumente und Reliabilitäten Autor Skala und Itembeispiel Reliabilitäten (Cronbachs Alpha) Deutsche Türken Gewaltakzeptanz; (6 Items) Beispiel: Um sich Respekt zu verschaffen, muss man zu Gewalt greifen. Sturzbecher (1997) .78 .70 Olweus (1989) Bully/Victim Questionnaire (5 Items) Beispiel: Wie oft hast du selbst einen anderen geschlagen? .72 .81 Viktimisierung (5 Items) Beispiel: Wie oft wurdest du von einem anderen geschlagen? .75 .69   Conflict-Tactics-Scale (je 7 Items) Beispiel: Meine Mutter / Mein Vater hat mir eine runter gehauen .81 (M) .82 (V) .75 (M) .81 (V) Straus (1990)   CTS (6 Items); Beispiel: Ich habe gesehen, wie ein Elternteil den anderen mit der Hand geschlagen hat. .81 .87  

Akkulturationsorientierungen: Mittelwerte 27.03.2017 Akkulturationsorientierungen: Mittelwerte

27.03.2017 Ergebnisse

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Zusammenfassung und Diskussion 27.03.2017 Zusammenfassung und Diskussion 1) In den Erziehungsstilen türkischer und deutscher Eltern lassen sich bedeutsame Unterschiede im Hinblick auf Verhaltensdisziplin, elterliche Strenge und Inkonsistenz finden; türkische Eltern bewerten ihre Erziehung wesentlich strenger als deutsche Eltern. 2) In der Perzeption der Jugendlichen sind diese Unterschiede jedoch nur im Hinblick auf die deutlich stärkere Forderung nach Verhaltensdisziplin türkischer Eltern vorhanden.

Zusammenfassung und Diskussion 27.03.2017 Zusammenfassung und Diskussion 3) Deutsche Eltern-Kind-Dyaden sind akkurater in der Perzeption und der Intention der elterlichen Erziehungsstile als türkische Eltern-Kind-Dyaden. Vermutlich ist die größere Disparität von Eltern und Kindern in türkischen Familien Quelle erzieherischer Spannungen. Größere Übereinstimmung zwischen Elternintentionen bzw. elterlichen Erziehungsstilen und kindlichen Realisationen des Erziehungsstils könnte dagegen - wie in deutschen Dyaden vorzufinden - die Erziehungsaufgabe erleichtern. 4) Tendenziell überschätzen jedoch in beiden Gruppen Eltern deutlich ihre unterstützende Erziehung 5) Es sind kaum Zusammenhänge zwischen Gläubigkeit und Erziehung im interethnischen Vergleich zu finden

Andere Wahrnehmungen…

Vielen Dank für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit ! 27.03.2017 Vielen Dank für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit ! Kontakt: uslucan@uni-potsdam.de