Terminus und Terminologie

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Terminus und Terminologie von Anna Prosch

Gliederung Geschichte der Terminologie Terminologie der Terminologie Begriff Merkmal – Gegenstand – Individual-/Allgemeinbegriff Definitionen Arten - Anforderungen Benennung Anforderungen - Bildung - Nomenklatur Terminologienormung DIN – Durchsetzbarkeit – Terminologische Lücken Computerlinguistischer Teil 7.1. Terminologieaustauschformate 7.2. Terminologie-Extraktion

1. Geschichte der Terminologie Vesalius (1514-1564): Begründer der modernen Anatomie Carl von Linné (1707-1778): schuf die Grundlagen der botanischen Nomenklatur systematische Terminologiearbeit ab der 2. Hälfte des 19. Jh. durch die einsetzende technologische Revolution Sachnormung geht der Terminologienormung voraus 1906 Gründung der International Electrotechnical Commission (IEC) Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

2. Terminologie der Terminologie „Terminologielehre ist die Wissenschaft von den Begriffen und ihren Benennungen im Bereich der Fachsprachen.“ „Terminologie ist der Gesamtbestand der Begriffe und ihrer Benennungen in einem Fachgebiet.“ „Ein Terminus ist als Element einer Terminologie die Einheit aus einem Begriff und seiner Benennung.“ nach DIN 2342 Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

„Eine Benennung ist die aus mindestens einem Wort bestehende Bezeichnung eines Begriffs in der Fachsprache.“ „Ein Begriff ist eine Denkeinheit, die diejenigen gemeinsamen Merkmale zusammenfasst, welche Gegenständen zugeordnet werden.“ Anmerkung: „Begriffe sind nicht an bestimmte Sprachen gebunden, sie sind jedoch von dem jeweiligen gesellschaftlichen und/oder kulturellen Hintergrund beeinflusst.“ nach DIN 2342 Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

3. Begriff „Ein Merkmal im Sinne der Terminologiearbeit ist ein durch Abstraktion gewonnenes gedanklichen Element, das eine Eigenschaft eines Gegenstandes wiedergibt, die zur Begriffsbildung und –abgrenzung dient.“ „Ein Gegenstand ist ein beliebiger Ausschnitt aus der wahrnehmbaren oder vorstellbaren Welt.“ nach DIN 2342 Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

„Ein Begriff ist das Gemeinsame, das Menschen an einer Mehrheit von Gegenständen feststellen und als Mittel des gedanklichen Ordnens und darum auch zur Verständigung verwenden. Der Begriff ist so ein Denkelement.“ Wüster, 1979 Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Individualbegriff Allgemeinbegriff individuelle Gegenstände allgemeine Gegenstände Bsp.: Kölner Dom, Römische Verträge Bsp.: Dom, Verträge sprachlich repräsentiert durch Namen sprachlich repräsentiert durch eine Benennung ihre Position kann in Raum und Zeit angegeben werden Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

4. Definitionen „Eine Definition ist eine Begriffsbestimmung mit sprachlichen Mitteln.“ (DIN 2342) Definiendum (Benennung) = Definiens (Inhaltsbeschreibung) Inhaltsdefinition: Definiendum = Oberbegriff + einschränkende Merkmale Umfangsdefinition: Definiendum = alle Unterbegriffe Bestandsdefinition: Definiendum = der gesamte Bestand Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Anforderungen an Definitionen Einheitliche Verwendung von Benennungen möglichst Verwendung von bereits definierten Benennungen aus dem Fachgebiet Orientierung an Zweck und Geltungsbereich Grad der Genauigkeit wird durch den Zweck bestimmt regelmäßige Aktualisierung Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

5. Benennung - Anforderungen Benennungen sollen sich zwanglos in das Sprachgefüge einordnen. Die Benennungen sollen sein angemessen kurz einprägsam leicht sprechbar geeignet zum Bilden von Ableitungen Die Beziehung zwischen Begriff und Benennung soll eindeutig sein. nach DIN 2330 Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Benennungsbildung Terminologisierung: Wurzel Wortzusammensetzungen bzw. Mehrwortbenennungen Ultrakurzwellenüberreichweitenfernsehrichtfunktverbindung Wortableitungen: Präfix/Suffix Konversion: Übergang in eine andere Wortklasse Entlehnung: Übernahme aus einer anderen Sprache Kürzung Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Nomenklatur „Nomenklatur ist die in einigen Fachgebieten eingeführte Benennung für eine systematisch geordnete Menge von Begriffen und ihren eindeutigen Bezeichnungen.“ (DIN 2342) strenge Regelhaftigkeit binäre Nomenklatur in der Botanik: Art + Gattung Nomenklaturen als Sonderfall der Terminologien Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

6. Terminologienormung Terminologische Einzelnormung auf nationaler Ebene: DIN auf internationaler Ebene: ISO, IEC Terminologische Grundsatznormung internationale Gemeinschaftsarbeit Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Die Arbeit des DIN DIN = Deutsches Institut für Normung (seit 1975) vorher Normenausschuss der Deutschen Industrie (NADI) (seit 1917) Vertretung der BRD in internationalen Normungsgremien die Arbeitsergebnisse (DIN-Normen) sind Empfehlungen und haben keinerlei Gesetzeskraft primäre Aufgabe: Erarbeitung von Sachnormen keine Trennung in Bezug auf die Terminologienormung möglich - zahlreiche Terminologieunterausschüsse Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Durchsetzbarkeit von Terminologienormen empfehlender Charakter von DIN-Normen hohes Niveau durch Fachleute gewährleistet Befolgung der Norm Durchsetzung genormter Terminologien im Gegensatz zu Sachnormen problematisch Sprachverwendung ungewohnte Termini Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Terminologische Lücken Problem: die einzelnen Sprachen nehmen die begriffliche Einteilung der Wirklichkeit auf unterschiedliche Weise vor Benennungslücken Begriffslücken Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Beispiele für die Bedeutung von Terminologiearbeit Regelwerke im Sport: Bob-Weltmeisterschaft 1997 Medizin: AIDS-Terminologie Terminologiearbeit am Flughafen: Charles de Gaulles Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

7.1. Terminologieaustauschformate traditionelle Medien werden durch die elektronische Datenverarbeitung abgelöst Entstehung von zahlreichen Datenbanken Notwendigkeit der Entwicklung von Terminologieaustauschformaten 1999 Entwicklung von MARTIF (=Machine-Readable Terminology Interchange Format) basiert auf SGML Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

MARTIF-Beispiel <martif lang=’de’> <martifHeader> <text> <body> […] </body> </text> </martif> Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

<body> <termEntry id=’BX128’> <ntig lang=’de’> <termGrp> <term>neu</term> <termNote type=’partOfSpeech’>adj</termNote> </ntig> </termEntry> </body> Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

7.2. Terminologie-Extraktion Problem: Wie können Termini automatisch identifiziert werden? jeder Benutzer hält etwas anderes für relevant Ansätze: statistisch linguistisch hybrid Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Statistische Verfahren Fachtermini sind Wörter, die in Fachtexten einer Domäne (und nur dort) wesentlich häufiger auftreten als in anderen Texten. Salton (1975): FT (= term frequency) IDF (= inverse document frequency) Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Linguistische Verfahren Linguistische Charakteristika von Termini: Verwendung von Derivationsaffixen („-itis“) viele Abkürzungen und Komposita Mehrwortterme: Nominalphrasen einfacher Struktur POS-Muster  Extraktion von zufällig benachbarten Wörtern vollständige syntaktische Analyse  ressourcen- und rechenaufwenidig Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Hybride Verfahren Extraktion von Nominalphasen und anschließend Filterung mittels statistischer Kriterien Daille (1994): Das beste Maß zum Filtern von Phrasen ist deren pure Frequenz im Text. Geschichte – Terminologie – Begriff – Definitionen – Benennung – Normung – CL

Fragen

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Literaturangaben Arntz, R., Picht, H., Einführung in die Terminologiearbeit. Hildesheim: Olms, 1989. Felber, H., Budin, G., Terminologie in Theorie und Praxis. Tübingen: Narr, 1989. Wüster, Eugen, Einführung in die allgemeine Terminologielehre und terminologische Lexikographie. Würzburg: Ergon, 1991. Kai-Uwe Carstensen, Christian Ebert, Cornelia Endriss, Susanne Jekat, Ralf Klabunde, Computerlinguistik und Sprachtechnologie – Eine Einführung, Kap 5.2.3 (Computational Terminology) S. 476-478. Witschel, Hans Friedrich, Text, Wörter, Morpheme – Möglichkeiten einer automatischen Terminologie-Extraktion . Universität Leipzig, Institut für Informatik.