Physiologie des Puerperiums -1-

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Physiologie des Puerperiums -1- Definition des Puerperiums: Zeitabschnitt regressiver Veränderungen vom Abgang der Nachgeburt bis zur (fast) vollständigen Rückkehr des Genitalapparates in den anatomischen und funktionellen Zustand, in dem er sich vor der Trächtigkeit befand (Puerpera = die Wöchnerin; „Kindbett“) Während der Beginn des Puerperiums klar definiert ist, ist das Ende nicht eindeutig festlegbar, zumal erhebliche tierartliche Unterschiede bestehen {verschiedene Zyklusverläufe p.p. (Laktationsazyklie, -anöstrie)}; verschieden schnelle Regression des Genitales; völlig abgeschlossene regressive Prozesse sind keine zwingende Kondition für eine erneute Trächtigkeit (Pferd) AGTK-2005-Physiologie des Puerperiums AGTK-2005-Puerperium

Physiologie des Puerperiums -2- Grobeinteilung des Puerperiums: klinisches Puerperium: klinisch feststellbare Rückbildungs-, Formationsprozesse am Genitale (Uterusverkleinerung, Uterustonus; Zervixformation, Rückbildung der Vaginal-, Vestibular-, Labienödematisierung; Lochialfluss, Lochialbeschaffenheit; Straffung der Beckenbänder; Rückgang der geburtsbedingten Ödematisierung (Euter, Unterbauch u.a.) histologisches Puerperium: Abbau von Myometriumzellen, zunächst degenerative, dann regenerative Prozesse am Endometrium bis zur vollständig erfolgten Reepithelisierung) endokrines Puerperium: Ingangkommen, Normalisierung der während der Gravidität größtenteils blockierten Regulationsmechanismen bis hin zur prägraviden Zyklizität (erste anöstrische/östrische Ovulation p.p. und Folgezyklen) AGTK-2005-Physiologie des Puerperiums

Physiologie des Puerperiums -3- klinisches Puerperium Rind: bis 3 Tage p.p.: R.U.: Uterus nicht abgrenzbar, tonisiert (Sensibilisierung) infolge der „Nachwehen“; V.U.: bereits Stunden nach dem NG-Abgang einsetzende Zervixformation (ab spätestens 48 Stunden keine Passierbarkeit mehr für die ganze Hand); starker Lochialfluss, täglich geringer werdend: schleimig, abbindend, geruchlos, täglich heller werdend; deutlich rückläufige Ödematisierungen 4. bis 8. Tag p.p.: R.U.: Uterus nicht abgrenzbar, schlaff („physiologische Uterusatonie“); V.U.: kaum fortschreitende Zervixformation (Passierbarkeit für 3 bis 2 Finger); Sistieren des Lochialflusses; weiterer Rückgang der Ödematisierung AGTK-2005-Physiologie des Puerperiums

Physiologie des Puerperiums -4- klinisches Puerperium Rind: 9.-12. Tag p.p.: Uterus erstmalig abgrenzbar, tonisiert, Ovarien abdominal erreichbar; V.U.: starker Lochialfluss, Öffnungsgrad der Zervix wieder ausgeprägter, Zunahme der Ödematisierung in der Vagina frühestens ab 20. Tag p.p.: Uterus zwar noch asymmetrisch, aber unter der Hand zu versammeln; beide Ovarien in prägravider Ausgangslage; evtl. feststellbare Funktionskörper spätester Zeitpunkt der ersten mit Östruserscheinungen einhergehenden Ovulation bei ungestörtem Puerperalverlauf: sechs Wochen (= 42 Tage) p.p.! AGTK-2005-Physiologie des Puerperiums AGTK-2005-Puerperium

Physiologie des Puerperiums -5- histologisches Puerperium Rind: interkarunkuläres Endometrium: kaum Veränderungen, lediglich Rückgang der Ödematisierung in der T. propria, geringfügiger Bindegewebsabbau Karunkeln: „reife/gereifte“ Plazenta zum Partus; sehr schnell einsetzende Verkleinerung mit dem NG-Abgang; bis 6 Tage p.p. vollständige Demarkation und Auflösung der Tertiär- und Sekundärkrypten im Karunkelkopf, bis 8 Tage p.p.: Wegfall auch der Primärkrypten, d.d., von den Karunkeln bleibt lediglich der Stiel und das kryptferne Stroma übrig; gleichzeitig setzt vom Karunkelsstiel eine Reepithelisierung ein, welche spätestens bis 30 Tage p.p. ihren Abschluss gefunden hat = Ende des histologischen Puerperiums Myometrium: rasante Verkürzung der Muskelzellen, gleichzeitiger proteolytischer Abbau der während der Gravidität nicht nur stattgefundenen Hypertrophie, sondern auch Hyperplasie AGTK-2005-Physiologie des Puerperiums

Physiologie des Puerperiums -6- endokrines Puerperium Rind: Ausgangssituation: Depression hypophysärer und ovarieller Hormonproduktion während der Gravidität durch den „P4-Block“ Abbruch dessen durch vorgeburtliche PGF2a-bedingte Luteolyse und damit Senkung des P4 schnelles Wiedereinsetzen der GnRH-Ausschüttung p.p., daraus resultierend FSH- und LH-Pulsatilität Folge: erster „Zyklus“ p.p. endet bereits mit ca. halber Zeitdauer (11. bis 15. Tag p.p.) der sonst üblichen Zykluslänge, allerdings anöstrisch, mit der Anbildung eines Graafschen Follikels, der anovulatorisch bleibt und atresiert oder ovuliert anschließend Einpendeln einer regulären Zyklizität (häufig jedoch noch sub- oder anöstrisch), spätestens bis zum 42. Tag p.p. erstmals östrisch AGTK-2005-Physiologie des Puerperiums

Physiologie des Puerperiums -7- Puerperium Schaf/Ziege: klinisches P.: Im Vergleich zum Rind wesentlich schnellerer Verlauf!: Uterus bis 24 Stunden p.p. deutlich verkleinert; bis 6-8 Tage p.p. weitgehendes Erreichen der prägraviden Ausgangsgröße!; V.U.: geringer, kaum nachweisbarer Lochialfluss; schnelle Formation der Zervix: ab 12-24 h p.p. bis auf Fingerstärke geschlossen histologisches P.: ähnlich wie beim Rind; grundsätzlich höhere Resorptionsfähigkeit des Endometriums endokrines P.: „ganz anders“: Laktationsazyklie“ AGTK-2005-Physiologie des Puerperiums

Physiologie des Puerperiums -8- Puerperium Pferd: klinisches P.: R.U. bis zwei Tage p.p.: Uterus abgrenzbar, meist sogar umfassbar; tonisiert, anschließend nachlassende Tonisierung im Vergleich zum Rind wesentlich schnellerer Verlauf: nach 8-10 Tagen p.p.: nur noch doppelt so schwer wie im prägraviden Zustand V.U.: mäßiger Lochialfluss. anfangs blutig-schleimig, täglich heller und geringer werdend, ab etwa 8. Tag p.p.: klar-schleimig; Zervixformation ebenfalls zügig; schneller Rückgang der vorgeburtlich bereits moderaten Ödematisierung AGTK-2005-Physiologie des Puerperiums

Physiologie des Puerperiums -9- Puerperium Pferd: histologisches P.: wenig Umbildungen, schnelleres Erreichen der prägraviden Zustände allein aufgrund der doch sehr von den Wiederkäuern abweichenden Plazentamorphologie endokrines P.: „ganz anders“: 1. Ovulation p. p. ausgeprägt östrisch = „Fohlenrosse“, überwiegend auch ovulatorisch; erneute Konzeption und Gravidität möglich, jedoch im Vergleich zu späteren Zeitpunkten mit schlechteren Trächtigkeitsraten; cave: Laktationsanöstrie/ -azyklie anschließend möglich, daher wird die Fohlenrosse gerne für die Bedeckung/Besamung genutzt AGTK-2005-Physiologie des Puerperiums