1 Tarifpolitische Auswirkungen der Liberalisierung der Postdienste in Deutschland Gewerkschaftliche Handlungsstrategien Liberalisierung und Privatisierung.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Informationen zum Tarifabschluss 2005
Advertisements

Referat Frauenpolitik, Birgit Pitsch
Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Arbeitsbedingungen an Hochschulen in Nordrhein- Westfalen Ergebnisbericht Ver.di Projekttreffen Gute Arbeit Antonia Kühn.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Die Projektgruppe heißt Sie herzlichst willkommen
LS 2 / Informatik Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
Tarifvertrag zur Überleitung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst
Telefonnummer.
Liberalisierung and Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen in Europa – und ihre Folgen für die Tarifpolitik Erfahrungen aus Großbritannien Richard.
Torsten Brandt and Thorsten Schulten
Flächentarifvertrag und Mindeststandards zwischen Erfolg und Erosion - 5 Thesen und einige Argumente - Dr. Reinhard Bispinck WSI in der Hans-Böckler-Stiftung.
Wil/Gr Tarifpolitik in der Landwirtschaft Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Hans-Joachim Wilms.
Fortbildungsprogramm für höhere Bedienstete aus der Europäischen Union und höhere Ministerialbeamte aus neuen EU-Mitgliedsstaaten sowie für hohe Beamte.
Die Deutschen im Herbst 2008
Tarifverhandlungen im Baugewerbe Wie raus aus der „Sackgasse“?
Tarifvertragliche Regelungen zur Leiharbeit
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Quantitative RT-PCR an nativen Prostatakarzinom-Biopsien: Etablierung der Technik und erste vergleichende Ergebnisse Medizinische Fakultät Universitätsklinikum.
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 2.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 2.
Schaffung anpassungsfähiger Betriebsratsstrukturen
Internet facts 2006-I Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2006.
Internet facts 2006-III Graphiken zum Berichtsband AGOF e.V. März 2007.
Internet facts 2006-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. November 2006.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Studienverlauf im Ausländerstudium
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
Übersichten und Leistungswerte – Regionale Abo-Zeitungen
Prekäre Beschäftigung in Europa
Was machen wir besser als die Wettbewerber
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Tagung Bildungsfinanzierung und Privatisierung Hamburg Öffentliche Bildungsfinanzierung – Was muss sich ändern? Dr. Roman Jaich e4globe.
1 Auf dem Weg in die Prekarität? Empirische Befunde zu den Beschäftigungsbedingungen im liberalisierten Briefmarkt Präsentation zur Veranstaltung der Friedrich-Ebert-
Rauchverbote in Gaststätten:
Theodor-Heuss-Schule Info-Veranstaltung am – Berufsschulstandorte - Diskussion um die Berufsschulstandorte in Stadt und Kreis Offenbach - Historie.
20:00.
Im Zuge unserer Befragung gaben uns 260 Personen über ihr Leseverhalten Auskunft.
WIRTSCHAFTSLAGE NOCH SCHWIERIG
Eine Einführung in die CD-ROM
GBI Genios Wiso wiso bietet Ihnen das umfassendste Angebot deutsch- und englischsprachiger Literatur für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Wir.
Dokumentation der Umfrage
...ich seh´es kommen !.
Wir üben die Malsätzchen
Das entscheidende Kriterium ist Schönheit; für häßliche Mathematik ist auf dieser Welt kein beständiger Platz. Hardy.
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Die Stimmungslage der Nation im Sommer 2013 Allianz Zuversichtsstudie 2. Quartal 2013 Eine gemeinsame Studie der Allianz Deutschland und der Universität.
Symmetrische Blockchiffren DES – der Data Encryption Standard
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
1 (C)2006, Hermann Knoll, HTW Chur, FHO Quadratische Reste Definitionen: Quadratischer Rest Quadratwurzel Anwendungen.
Sachbezugswerte 2007 (SV-Entgeltverordnung) Sachbezugswerte für freie Verpflegung FrühstückMittagessenAbendessen 1,50 2,67 Monatlicher Wert Verpflegung.
Lump vom dunklen Zwinger Wurftag 23.Mai 2002 Körklasse 1 Schaubewertung SG BH AD Sch H Punkte SG
Prof. Dr. Stefan Sell Fachhochschule Koblenz Institut für Bildungs- und Sozialpolitik ( ibus) Gute Arbeit kostet.
Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie Ein wichtiger Schritt im Kampf um Gute Arbeit: Prekäre Beschäftigung eindämmen! Ein wichtiger Schritt.
Zusammengestellt von OE3DSB
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
Im Handel(n) stärker werden: Für gute Arbeit – für gutes Leben „Wer nicht weiß, wo er hin will, geht nur zufällig den richtigen Weg!“ Unser Zukunftsbild.
Forschungsprojekt Statistik 2013 „Jugend zählt“ – Folie 1 Statistik 2013 „Jugend zählt“: Daten zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Der Erotik Kalender 2005.
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Überleitung zum TV-H Beispiele.
Arbeitsgruppen Niedersachsen Mitgliederzahl Chirurgie (inkl. Gefäß- und Unfallchir.) 6 Gynäkologiei.Gr. Perinatologie/Neonatologiei.Gr. Orthopädie 4 Kardiologie.
Überleitung zum TV-H Hochschule
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
ÖGB BÜRO CHANCEN NUTZEN
Gemeinschaftsveranstaltung VDV Rheinland/IHK Koblenz/Trier Thomas Grätz IHK Koblenz
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Baden-Württemberg Mehr Geld für Auszubildende … Wir sind es wert. Tarifrunde 2007 – Das Ergebnis.
Deutliche Gehaltsunterschiede zwischen den Bundesländern
 Präsentation transkript:

1 Tarifpolitische Auswirkungen der Liberalisierung der Postdienste in Deutschland Gewerkschaftliche Handlungsstrategien Liberalisierung und Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen in Europa - und ihre Folgen für die Tarifpolitik 05. und 06. Juni 2007 Bereich Tarif-, Beamten- und Sozialpolitik Stephan Teuscher

2 Liberalisierung des Postmarktes in Deutschland Umwandlung der öffentlich rechtlichen Postunternehmen in selbständige Aktiengesellschaften begrenzte Öffnung des Postwesens für Wettbewerber beabsichtigte vollständige Öffnung des Postmarktes für Wettbewerber Quelle: Bundesnetzagentur Jahresbericht 2006

3 Beschäftigungsverhältnisse bei Briefdienstleistern (2004 / 2005)

4 Vergleich der Entgelte zwischen Wettbewerbern

5 Einkommen im Überblick

6 Regionales Tarifniveau Speditionen Logistik Fiktive Eingruppierung Zusteller (Fachkraft für Kurier-, Express- u. Postdienstleistung) : TarifgebietEuro/StdWAZMonatslohn (38,5) DP AG10,40 (Nov 07)38, ,94 Hamburg 9,74 38, ,46 Schleswig-Holstein 9,64 38, ,72 Bremen 9,23 38, ,08 Berlin 9,71 / 10,12 *39, ,43 /1.694,07 * Brandenburg 8,84 / 9,23 *40, ,80 / 1.545,08 * NRW10,36 39, ,24 Hessen 9,92 (Jul 07)38, ,59 B-Württemberg14,56 (Sep 07)38, ,31 Südbaden11,65 38, ,19 Bayern10,22 38, ,81 Saarland 9,89 / 10,38 *40, ,57 / 1.737,59 * Rheinland-Pfalz 8,87 / 9,19 *39, ,82 / 1.538,39 * Thüringen 7,97 (Nov 07) 40, ,16 Mittelwert10,07 38, ,94 * Zustellung mit KFZ Stand Mai 2007

7 Regulierungspolitik der BNetzA Sozialklauseln des PostG § 6 Abs 3 Satz 1 Nr. 3: 3) Die Lizenz ist zu versagen, wenn... Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass der Antragsteller die wesentlichen Arbeitsbedingungen, die im lizenzierten Bereich üblich sind, nicht unerheblich unterschreitet. Eine aktuelle Studie bestätigt, dass die Arbeitsbedingungen, die gem. § 6 Abs 3 PostG bei der Lizenzvergabe zu prüfen sind, Entgelthöhe, Arbeitszeit und Urlaub (Nachweisgesetz) sind und weist darauf hin, dass eine nicht unerhebliche Unterschreitung der Arbeitsbedingungen bei Unterschreitung von mehr als 10% vorliegt. Eine verfehlte Regulierungspraxis hat prekäre Beschäftigungsbedingungen erst möglich gemacht.

8 Ergebnisse Input-Studie Prekäre Beschäftigung bei neuen Postdienstleistern Die Beschäftigung bei den neuen Briefdienstleistern ist in hohem und steigendem Ausmaß durch Prekarität gekennzeichnet. Die Mehrheit der neuen Briefdienstleister verfolgt ein Geschäftsmodell, das im Kern auf den Kostenvorteilen prekärer Beschäftigung basiert. Das Arbeitsmarktsegment der neuen Briefdienstleister ist in punkto Beschäftigungsbedingungen von einer extremen Asymmetrie zwischen der Deutsche Post AG und deren Wettbewerbern geprägt. Es bestehen mit Ausnahme bei der DP AG bei keinem der 750 Lizenznehmer eine tarifliche Regulierung der Arbeitsbedingungen. Nur bei 3% der Betriebsratsfähigen Betriebe bestehen BR (BR-Wahlen werden z.T. behindert). Trotz rechtlicher Vorkehrungen zur Eindämmung prekärer Beschäftigung im Briefmarkt sind die entsprechenden Regulierungsansätze in Deutschland bis dato ohne Anwendung geblieben (BNetzA hat keine einzige beantragte Lizenz entzogen oder verweigert).

9 politische Initiativen / Diskussionen Süddeutsche Zeitung vom Frankfurter Rundschau vom taz vom Handelsblatt vom Süddeutsche Zeitung vom

10 Anforderungen an Tarifniveau Durch die Aufnahme des § 6 Abs. 3 Satz 1 Nr. 3 in das PostG, wird die Lizenzerteilung von der Beachtung der wesentlichen Arbeitsbedingungen, die im lizenzierten Bereich üblich sind, abhängig gemacht. Nachdem die DP AG heute ein Umsatzmarktanteil von c.a. 90 % hat, sind die Arbeitsbedingungen der bei der Deutschen Post AG Beschäftigten letztlich die wesentlichen Arbeitsbedingungen, die üblich sind!

11 Tarifverhandlungen PIN Group 29. Januar 2007, Tarifverhandlungen PIN Group werden vereinbart. Pin Group AN - DP AG AN und Sondierungsgespräche. Tarifverhandlungen werden aufgenommen: Die tarifüblichen Arbeitsbedingungen in der Branche müssen Gegenstand des TV werden (Sozialklauseln Postgesetz). Ein deutliches Unterschreiten des Niveau ETV + MTV DP AG würde die Tarifverträge für AN erheblich destabilisieren. Kein Tarifabschluss mit der Pin Group um jeden Preis. Nur über Haustarifverträge lässt sich Sozial- und Lohndumping in der Postdienstbranche nicht ausschließen (750 Lizenznehmer).

12 Postdienstbranche benötigt AVE Erweiterung erforderlich!

13 Flächentarifvertrag - AVE Müntefering Vorschlag hat besondere Bedeutung für liberalisierten Postmarkt: Weitere Ausweitung Arbeitnehmer-Entsendegesetz für Branchen: u.a. Postdienste AG und AN können - eine entsprechende Tarifstruktur schaffen und einen Mindestlohn vereinbaren. Mindestlohn-Vereinbarung der Tarifparteien wird per Minister-Verordnung (bei Einvernehmen Kabinett) allgemeinverbindlich für die jeweilige Branche. (Verordnungsweg - ohne AVE) Voraussetzung: bundesweiter Arbeitgeberverband mit Tarifautonomie; existiert zur Zeit noch nicht!

14 Flächentarifvertrag - AVE Arbeitgeberverband mit Tarifautonomie für Postdienstbranche! Die Gründung eines Arbeitgeberverbandes (Bundesebene) wird von ver.di als wesentlicher Schritt zu Flächentarifvertragsregelungen mit Mindestlohnregelungen begrüßt. Einem Arbeitgeberverband muss auch die DP AG (70% der AN in der Branche) angehören. Deutsche Post hat Flächentarifvertrag für die Postdienste angeboten Handelsblatt :...Gleichzeitig bietet Scheurle der Gewerkschaft Verdi und allen interessierten Marktteilnehmern Gespräche über einen Flächentarifvertrag an....Branchenkenner warnen davor, die Lohn – und Arbeitsverhältnisse der Post zum üblichen Maßstab zu erklären. Damit wäre der Wettbewerb in der Branche auf einen Schlag erledigt.

15 Zusammenfassung tarifpolitischer Perspektiven Die politischen Initiativen zur Erweiterung des Entsendegesetz für Postdienste werden unterstützt. Arbeitgeberverbandsstrukturen Postdienste werden unterstützt. Das Tarifniveau für Postdienste muss im Branchenniveau (ETV + MTV DP AG) liegen. Keine Haustarifverträge mit neuen Briefdienstleistern um jeden Preis... ! Verbindliche Koordination aller tarifpolitischen Aktivitäten im Fachbereich. Ziel ist ein bundesweiter Branchen-, Mindestlohntarifvertrag!

16 Herzlichen Dank! ver.di Fachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik