Humanistische Ansätze – Ein Überblick

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Humanistische Ansätze – Ein Überblick Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze Dozentin: Dr. Ch. Eichenberg Referentin: Jutta Dilfer Datum: 17.01.08

Gliederung 1. Humanistische Ansätze 1.1 Vertreter 1.2 Philosophische Wurzeln 1.3 Menschenbild der Humanistischen Psychologie 2. Gestalttherapie 2.1 Einflüsse und Hintergründe 2.2 Theorie und Therapie-Praxis 2.2.1 Zentrale Begriffe 2.2.2 Kontaktstörungen und Bewältigungsstrategien 2.2.3 Kontakt- und Therapiephasen 2.3 Aspekte und Techniken der Intervention 2.4 Effektivität

Gliederung 3. Gesprächspsychotherapie 3.1 Entwicklung der GT 3.2 Rogers Menschenbild und Persönlichkeitstheorie 3.3 Grundhaltungen des Therapeuten 3.4 Psychische Beeinträchtigungen und der therapeutische Prozess 3.5 Experiencing und Focusing 3.6 Sonderformen: 3.6.1 Logotherapie (Frankl) 3.6.2 Psychodrama (Moreno) 3.7 Effektivität und Klientenvariablen 3.8 Kritik

1. Humanistische Ansätze

1.1 Humanistische Ansätze Vertreter Charlotte Bühler Abraham Maslow Carl Rogers Fritz Perls Humanistische Psychologie als „Dritte Kraft“ Lockerer Verbund unterschiedlichster Ansätze Alle eher durch ein ähnliches Menschenbild und einige grundsätzliche Prinzipien verbunden als durch eine gemeinsame Theorie Gegen das monokausale, mechanistische und deterministische Verständnis des Menschen (PA und Behaviorismus)

1.2 Humanistische Ansätze Philosophische Wurzeln Einfluss des Existenzialismus durch Martin Buber Existenzialismus: Verständnis des Menschen in seiner „nackten“ Existenz ohne Normen, Rollen und Fassaden Das traditionell vorgegebene „Wesen des Menschen“, das eine objektive Dimension der Existenz eröffnet hatte, wird bezweifelt Sartre: „Der Mensch ist zur Freiheit verdammt, er selbst oder nicht er selbst zu sein und zu werden.“  Verantwortung und Entscheidungsspielraum führen zu Autonomie, Identität und menschlicher Würde

1.2 Humanistische Ansätze Philosophische Wurzeln Renaissance: Humanismus als Gegenströmung zum mittelalterlichen Dogmatismus  Der neue Mensch ist ein Individuum und einmalig Einfluss der Phänomenologie geht von der sinnlichen Erfahrung des Menschen aus und sucht hinter der Abfolge von Erscheinungen deren eigentliches Wesen Im Zentrum der Betrachtung: Mensch- Umwelt- Beziehung Verhalten ist immer intentional „verurteilt zum Sinn“ (Merleau-Ponty) Im Zentrum der Betrachtung wird die Mensch-Umwelt-Beziehung gerückt, das „Sein zur Welt“ (Merleau-Ponty), das immer ein intentionales ist, d.h. menschliches Erkennen und Verhalten ist bewusstseinsmäßig intendiert, bezieht sich auf eine Umwelt, die immer schon vom Menschen strukturiert und verändert ist

1.3 Humanistische Ansätze Menschenbild der Humanistischen Psychologie a) Autonomie und soziale Interdependenz Mensch strebt nach Unabhängigkeit, entwickelt ein aktives Selbst Autonomie ist sozialverantwortlich zu sehen b) Selbstverwirklichung - Mensch strebt u.a. danach, seine schöpferischen Fähigkeiten zu entfalten - Wachstumsbedürfnisse als grundlegende Antriebskräfte des Organismus; sind in ständigem Austausch mit der sozialen Umwelt Autonomie: „Nur ein Individuum, das für sich selbst verantwortlich ist, kann Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen (…)“

1.3 Humanistische Ansätze Menschenbild der Humanistischen Psychologie Ziel- und Sinnorientierung - Handlungen sind grundsätzlich intentional, d.h. sinnstrukturierend und zielorientiert Ganzheit Der menschliche Organismus als ein bedeutungsvolles Ganzes Betonung der Ganzheitlichkeit von Gefühl und Vernunft, von Leib und Seele

2. Gestalttherapie

2.1 Gestalttherapie Einflüsse und Hintergründe Konzepte wurden erst langsam aus der PA heraus entwickelt Namensänderungen, um sich von den nihilistischen Strömungen im Existenzialismus deutlich abzugrenzen Übernahme psychoanalytischen Gedankenguts durch Perls Lehranalyse bei Karen Horney Perls Beitrag über ‚orale Widerstände‘ sorgte bei einem PA-Kongress 1936 für Kritik  Wesentlich für die spätere Abgrenzung Perls gegenüber der Psychoanalyse

2.1 Gestalttherapie Einflüsse und Hintergründe Kurz darauf mehrjährige Krise von Perls, setzte sich intensiv mit der Phänomenologie und dem Existenzialismus auseinander 1947 und 1949 Kontakte mit Moreno Paul Goodman: Chicagoer Schule (Pragmatismus)  weitere Entwicklung der Gestalttherapie Zen-Buddhismus: starke Einflüsse durch z.B. „autonome Selbstregulation“ und „Gleichgewicht aller Kräfte“

2.1 Gestalttherapie Einflüsse und Hintergründe 60er Jahre: In den USA bildeten sich 2 unterschiedliche Strömungen heraus: Westküste: eher individualistische und persönlichkeitsentfaltende Richtung Ostküste: Gestalttherapie als psychotherapeutischer Behandlungsansatz

2.2 Gestalttherapie Theorie und Therapie-Praxis 9 Kern-Gebote: (1) Lebe jetzt. Kümmere Dich um die Gegenwart, statt um die Vergangenheit und die Zukunft. (2) Lebe hier. Beschäftige Dich mit dem Anwendenden statt mit dem Abwesenden. (3) Höre auf, Dir etwas vorzustellen. Erfahre die Realität. (4) Höre auf, unnötig zu denken. Besser: Probier und schau! (5) Drücke dich lieber aus, anstatt zu manipulieren, zu erklären, zu rechtfertigen und zu urteilen. Das „Weltbild“ der Gestalttherapie und das Spektrum konkreter Interventionstechniken sind zumindest gleichrangig mit der Theorie zu einem Ganzen miteinander verwoben.

2.2 Gestalttherapie Theorie und Therapie-Praxis (6) Vermeide nichts! (7) Akzeptiere keine „sollte“ und „müsste“ außer Deinen eigenen. (8) Übernimm die volle Verantwortung für Deine Handlungen, Gefühle, Gedanken. (9) Akzeptiere Dich (und die anderen) wie du jetzt bist (wie sie jetzt sind).

2.2 Gestalttherapie Theorie und Therapie-Praxis Menschliches Leben = fortwährender Prozess, ein Gleiten von Situation zu Situation; Innen und Außen ganzheitlich miteinander verwoben im Bewusstsein sind nur einzelne „Figuren“ Leugnung von Bedürfnissen etc.  Ausdruck einer Störung und erhält diese gleichzeitig aufrecht „Wachstum“ bzw. „Selbstaktualisierung“ immer im „Hier und Jetzt“ „Awareness“: Zustand des lebendigen Organismus, mit sich und der Umwelt in Kontakt, ohne dass Blockierungen die bewusste Wahrnehmung seiner selbst oder des anderen trüben oder einschränken

2.2.1 Gestalttherapie Zentrale Begriffe 1) Assimilation Leben und Wachstum können nur in Auseinandersetzung mit der Umwelt stattfinden Auseinandersetzen = Akt der Aggression  Notwendige und positive Grundvoraussetzung menschl. Lebens Assimilation = Aufnahme und Verarbeitung von (zunächst) fremden Bestandteilen zum Zweck des eigenen Wachstums (Bsp.: Nahrungsaufnahme) geglückte Transformation von Fremdmaterial in Eigenmaterial Erste Form der Assimilation: Hunger (Nahrungsaufnahme) Insbesondere durch die Art der Gestaltung dieser Nahrungsaufnahme in der frühen Kindheit werden grundsätzliche Muster der Auseinandersetzung mit der Umwelt erworben und generalisiert.

2.2.1 Gestalttherapie Zentrale Begriffe 2) Wachstum Voraussetzung: Assimilation Außerdem: Organismus muss zwischen Brauchbarem und Unbrauchbaren unterscheiden können und entsprechend seinen Bedürfnissen den Kontakt mit der Umwelt gestalten und diese strukturierend wahrnehmen. Koffka: entsprechend der jeweiligen Bedürfnislage hebt sich die Figur vom Grund ab

2.2.1 Gestalttherapie Zentrale Begriffe 2 Assimilationsstörungen: Introjektion: Aufnahme unbekömmlichen Materials, das dann als fester Bestandteil integriert bleibt (z.B. übernommene Gebote und Verbote) Projektion: Verweigerung jeglicher Aufnahme von Material – sogar von Material, das ursprünglich und eigentlich zum Organismus gehörte  bestimmte Teile werden als „fremd“ in die Umwelt projiziert  Unterscheidung zw. innerer und äußerer Welt ungenügend

2.2.1 Gestalttherapie Zentrale Begriffe 3) Dialog, Begegnung, Selbstregulation Mensch als soziales Wesen Doch nicht alle Betroffenen haben sich ideal ergänzende Bedürfnisse, deshalb müsse gemeinsame Lösungen ausgehandelt werden Optimaler Fall: menschliche Begegnung In jedem Fall verändert sich etwas durch den Dialog in den Partnern selbst, in ihrer Beziehung und der restlichen Umwelt

2.2.1 Gestalttherapie Zentrale Begriffe Selbst wird im Kontakt Organismus-Umwelt gestaltet ist Integrator des Organismus (nur im Kontakt existent) Teilsysteme: „Es“, „Ich“ und „Persönlichkeit“ „Es“: Sitz der Bedürfnisse „Ich“: nimmt die Bedürfnisse auf und erscheinen als bewusste, zielgerichtete Handlungsintentionen gegenüber der Umwelt „Persönlichkeit“: Verantwortungsstruktur des Selbst Das „Ich“ hat eine Art Verwaltungsfunktion, es verbindet Handlungen des Organismus mit seinen vordringlichen Bedürfnissen (Perls)

2.2.1 Gestalttherapie Zentrale Begriffe 4) Kontaktzyklus (mit der Umwelt) Vorkontakt: Aus dem Organismus oder der Umwelt taucht ein Verlangen bzw. ein Reiz auf, der zur Figur wird. Wahl des Elements durch „Interesse“ Kontaktnahme: Figur als Suchbild für die Möglichkeiten der Befriedigung; diese werden vom Ich differenziert und ausgewählt Kontaktvollzug: Körper+Umwelt sind Hintergrund, die Figur und der Kontakt werden intensiv erlebt, d.h. die ganze Person ist nun vom Erleben erfasst Nachkontakt: das Selbst verblasst, Figur tritt in den Hintergrund zurück

2.2.1 Gestalttherapie Zentrale Begriffe Im optimalen Fall gab es einen Wachstums- oder Reifeschritt. Organismus ist nun bereit für den nächsten Kontaktzyklus Organismische Selbstregulation = permanente Aufeinanderfolge solcher Kontaktzyklen mit flexiblen und intakten Gestaltbildungsprozessen Nur wenige Menschen lassen alle ihre Bedürfnisse zur Figur werden Kontaktaufnahme wird unterbunden  unvollendete Gestalt, die nach ihrer Schließung drängt (Zeigarnik-Effekt!)

2.2.2 Gestalttherapie Kontaktstörungen und Bewältigungsstrategien Nur da, wo eine Grenze ist, kann auch Kontakt stattfinden, sonst nur undifferenzierte Verschmelzung Grenze = Ort der Begegnung und Trennung Man muss tätig werden, um Kontakt zu haben! Kontaktvermeidung: Einerseits wird dadurch der Organismus in seiner vollen Entfaltung zwar behindert, andererseits hat der Organismus aber offensichtlich in seiner bisherigen Entwicklung guten Grund gehabt, bestimmte Kontakte zu vermeiden um zu überleben

2.2.2 Gestalttherapie Kontaktstörungen und Bewältigungsstrategien Das dialektische Gegenteil von Widerstand ist Beistand Therapeut: Nur erfolgreich, wenn gewürdigt wird, dass der Klient seinen Widerstand als Beistand sieht Neurose ist demnach ein Verteidigungsmanöver gegen zu starke Bedrohung

2.2.2 Gestalttherapie Kontaktstörungen und Bewältigungsstrategien 6 Mechanismen: Introjektion Projektion Retroflektion: Impulse, die sich normalerweise nach außen richten, richten sich auf sich selbst zurück (Folgen: Bsp: Muskelverspannungen, Schuldgefühle) Konfluenz: Kontakte, die den Organismus mit der Umwelt verschmelzen lassen sind wichtiger als die eigene Person  Aufweichung der Ich-Grenzen

2.2.2 Gestalttherapie Kontaktstörungen und Bewältigungsstrategien Deflektion: fast jeder engere Kontakt mit der Außenwelt wird vermieden Desensitivierung: Gewahrsein und Empfindungen werden auf ein Minimum reduziert. Organismus wird gegen Kontakterfahrungen abgestumpft. Kontaktstörungen machen Assimilationsprozesse unmöglich oder beeinträchtigen diese zumindest Störung von Wachstum und Selbstaktualisierung „zwiebelschalen-förmiges“ Modell abnehmender Kontakte des Organismus zu seinen Bedürfnissen, Empfindungen und der Außenwelt Modell ist auch für die Abfolge der therapeutischen Interventionen wichtig

2.2.3 Gestalttherapie Kontakt- und Therapie-Phasen 5 Phasen, die das Individuum wie Zwiebelschalen um sein eigentliche authentisches Selbst gelegt hat und die in der Therapie von außen nach innen bearbeitet werden müssen: (von außen nach innen): 1. Klischeephase 2. Rollenspielphase 3. Blockierungsphase 4. Implosionsphase 5. Explosionsphase Hartmann-Kottek-Schroeder (1983) lässt noch 2 Phasen folgen: 6. Aufarbeitungsphase 7. Verhaltensmodifizierte Schlussphase

2.2.3 Gestalttherapie Neurose/neurotische Symptome Neurose: entsteht durch Entfremdung, d.h. externe Teile werden introjiziert, aber mangelhaft assimiliert und bestimmte Teile, die wir nicht wahrhaben wollen, werden nach außen projiziert  die entfremdeten Teile sind im körperlichen Ausdruck und in Träumen zu finden, deshalb verbalen Aussagen nur vom geringen Interesse (was drückt sich in welchen Kanälen aus?)

2.2.3 Gestalttherapie Neurose/neurotische Symptome Angst = Spannung zwischen dem, was ich jetzt bin und dem, was in der Zukunft ist (--< kein „Hier und Jetzt“!) Schuld = projizierter Ärger (Ressentiment) gegen andere Personen. Das Ressentiment kann man nicht akzeptieren und verlegt es nach außen Langeweile = Indikator dafür, dass etwas Unangenehmes nicht in Angriff genommen wird, dass sich davor ein Block stellt  Nicht-Bewusstsein eines Bedürfnisses Frustration = nicht neg., sondern etwas Konstruktives = momentane Hilflosigkeit, die darauf hindeutet, dass eine Veränderung stattfindet

2.3 Gestalttherapie Aspekte und Techniken der Intervention Gestalttherapie ist im Kern eine Widerstandsanalyse Widerstand wird jedoch nicht gedeutet, sondern als Gestalt prägnant und dem Klienten erfassbar gemacht Nicht das (wegzensierte) Material, sondern der Prozess selbst steht im Zentrum Der Therapeut nutzt die Kraft der Selbstregulation, bringt sich selbst als Partner für die Begegnung in die Beziehung ein  Soll helfen, den Klienten mehr in Kontakt mit sich selbst und der Umwelt zu bringen

2.3 Gestalttherapie Aspekte und Techniken der Intervention 5 Fragen: „Was tust Du?“ „Was fühlst Du?“ „Was möchtest Du?“ „Was vermeidest Du?“ „Was erwartest Du?“ Nur Leitlinien für die therapeutische Arbeit! Große Bedeutung haben Konfrontation und Frustration! Voraussetzung ist eine tragbare Therapeut-Klient-Beziehung)

2.3 Gestalttherapie Aspekte und Techniken der Intervention „Support“ „skillful frustration“ Voraussetzung: stabile Ich-Grenzen (Kontraindikation bei Psychosen) Ziel: Awareness des Klienten steigern, z.B. Konzentration auf das Hier und Jetzt „Support“: z.B. empathisches Mitgehen, Ermutigung „skillful frustration“: z.B. Hinweis auf logische Brüche und Widersprüche in Aussagen Frustration soll die Wahrnehmungskontexte des Klienten erweitern; durch Provokation sollen den Klienten seine Erwartungen, Klischees, Fassaden etc. deutlich erfahrbar gemacht werden Voraussetzung: stabile Ich-Grenzen (Kontraindikation bei Psychosen) Awareness des Klienten steigern, z.B. Konzentration auf das Hier und Jetzt

2.3 Gestalttherapie Aspekte und Techniken der Intervention Abgespaltene Teile sollen erfahrbar gemacht werden, der Klient soll sie als eigen anerkennen und für sie Verantwortung übernehmen  die verleugneten, abgespaltenen Anteile werden in das Selbst re-integriert Energiefreisetzung  Bereit fürs Experimentieren In einer sicheren Umgebung werden neue Verhaltensweisen erprobt Dieses erprobte Verhalten soll auf Alltagssituationen generalisiert werden

2.3 Gestalttherapie Aspekte und Techniken der Intervention Wichtigste Gestalttechnik: der Dialog der Person mit sich selbst Perls unterscheidet 3 Arten von Geschwätz, das er in der Therapie vermeiden möchte: 1) Floskeln 2) Rechfertigungen, Erklärungen, Rationalisierungen 3) Philosophien, ideologische Überbauten

2.3 Gestalttherapie Aspekte und Techniken der Intervention Interventionstechniken: Der „leere Stuhl“ Darstellungen Phantasie-Übungen Reizüberflutung Träume Einzeltherapie vor der Gruppe 2 Stühle, der auf dem der Klient sitzt ist der „heiße Stuhl“ Neben dem „heißen Stuhl“ steht ein „leerer Stuhl“, in den der Klient überwechselt, wenn er im Dialog mit Teilen seines Selbst oder nicht anwesenden Personen eine andere Rolle übernimmt

2.4 Gestalttherapie Effektivität Simkin (1976): Zielgruppe der Gestalttherapie sind Übersozialisierte, emotional eingeengte Personen, Psychosomatiker und Psychotiker Nicht indiziert erscheint sie wg. ihres ausagierenden Charakters bei Personen, die ohnehin zu hysterischen Verhalten neigen Systematische Untersuchungen zur Effektivität sind bisher selten Mehr als für die GT sind in der Gestalttherapie die Aha-Momente des Klienten von Bedeutung, deren Nachwirkungen in der Umsetzung den Therapeuten leider nicht immer interessieren Stotterer: wird sich z.B. der Aggression bewusst und kann beginnen, für sie adäquatere Ausdrucksformen zu finden

3. Gesprächspsychotherapie

3.1 Gesprächspsychotherapie Entwicklung der GT Phase der nichtdirektiven Therapie (40er Jahre) Erste Grundkonzepte entwickelt „nicht-direktive Beratung“ Ziel: dem Klienten eine Situation zu bieten, in der er sich sicher und geborgen fühlen kann Kennzeichen der Intervention: Permissivität, Wärme, Anteilnahme, Akzepttanz Störungen werden weniger als Krankheiten verstanden, sondern als Defizit an Bewusstheit und damit Mangel an Wachstum Stotterer: wird sich z.B. der Aggression bewusst und kann beginnen, für sie adäquatere Ausdrucksformen zu finden

3.1 Gesprächspsychotherapie Entwicklung der GT 2) Gefühlsverbalisierende Phase (50er – Mitte 60er Jahre) Verschiebung der Perspektive von Nichtdirektivität zu Klientenzentrierung Breites Interventionsspektrum im Rahmen der Basisvariablen Zentrum der Therapie: Auseinandersetzung des Klienten mit seiner eigenen Gefühlswelt Aufgabe des Th.: dem Klienten zu einer höheren Selbstwahrnehmung und Reflexion verhelfen Verbalisierung von Gefühlen, keine kogn. Erklärungen von Problemen Die drei Basisvariablen wurden entwickelt Stotterer: wird sich z.B. der Aggression bewusst und kann beginnen, für sie adäquatere Ausdrucksformen zu finden

3.1 Gesprächspsychotherapie Entwicklung der GT 3) Phase der Erlebniszentrierung (ab den 60er Jahren) Wichtiger als VEE wurden die Beziehung zw. Therapeut und Klient in dem konkret ablaufenden Prozess Schwerpunkt liegt auf dem intensiven Kontakt, dieser darf nicht abreißen Mehr erlebnisfördernde Interventionsformen wurden in die GT integriert Grund: Zweifeln der Schüler Rogers, ob die Bedingungen wirklich „notwendig und hinreichend“ seien Abspaltung: Rogers nahm immer mehr existenzialistische/phänomenologische Aspekte in sein Denken auf, andere GTler stellten zunehmend lern- oder kommunikationstheoretische Aspekte in der Vordergrund Stotterer: wird sich z.B. der Aggression bewusst und kann beginnen, für sie adäquatere Ausdrucksformen zu finden

3.1 Gesprächspsychotherapie Entwicklung der GT 4) Phase der Erweiterung und Integration (ab den 70er Jahren) Integration von theoretischen Konzepten und Interventionstechniken aus anderen Therapieformen - Konflikttheoretische Aspekte - Kommunikationstheoretische Aspekte - Auch entwicklungs- und sozialpsychologische Aspekte Von zunehmender Bedeutung wurden Encoutergruppen bzw. Gruppenpsychotherapie Stotterer: wird sich z.B. der Aggression bewusst und kann beginnen, für sie adäquatere Ausdrucksformen zu finden

3.2 Gesprächspsychotherapie Rogers Menschenbild und Persönlichkeitstheorie zentrales Konstrukt: das „Selbst“, das sich erst im Verlauf der frühkindlichen Entwicklung aus den Körperwahrnehmungen in Interaktion mit der Umwelt herausdifferenziert Aktualisierungstendenz: bewegt den Menschen auf das zu, was als Wachsen, Reife, Lebensbereicherung bezeichnet wird „Inkongruenz“: Diskrepanz zw. Dem Erleben des Organismus und dem Selbstkonzept Organismus und Selbst drängen in unterschiedliche Richtungen, der daraus deutlich werdenden Konflikt ist die Grundlage der Angst

3.2 Gesprächspsychotherapie Rogers Menschenbild und Persönlichkeitstheorie Zentrale Annahmen: In jedem Menschen ist das Bedürfnis nach einer positiven Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt, insbesondere der sozialen. Die Begegnung mit einem Gesprächspartner, der bestimmte Bedingungen der Gesprächssituation erfüllt, dem Klienten hilft, sich mit seiner eigenen Person derart auseinanderzusetzen, dass die verschütteten, positiven Seiten und Erlebnisqualitäten wieder freigelegt werden

3.3 Gesprächspsychotherapie Grundhaltungen des Therapeuten Positive Wertschätzung und emotionale Wärme Echtheit einfühlendes Verstehen Therapeut und Klient begegnen sich als Partner Der Therapeut begleitet den Klienten verständnisvoll, ermutigt ihn durchs eine Haltung, bewertet nicht und akzeptiert ihn in seinen Problemen

3.4 Gesprächspsychotherapie Psychische Beeinträchtigungen und der therapeutische Prozess Die Therapeut-Klienten-Beziehung vermag einen Prozess auszulösen, der die im Individuum verschütteten Selbstheilungs- und Selbstaktualisierungskräfte freilegt Es soll erreicht werden die „fully functioning person“ Unter dem therapeutischen Beziehungsangebot erfährt der Klient ein Freisein von Bedrohung Jeder Aspekt seines Selbst, den er vorsichtig freilegt und erkundet, wird gleichermaßen akzeptiert Dabei kommen auch bedrohliche Erfahrungen und Einsichten ans Tageslicht, bei denen sich der Klient zurückzieht, sie dann aber in einer neue und revidierte Struktur aufnimmt

3.4 Gesprächspsychotherapie Psychische Beeinträchtigungen und der therapeutische Prozess Merkmale einer Neurose Dysmorphe Gefühle wie Angst, Schuld und Depression Eingeschränkte Selbstachtung Vermeidungsverhalten (Symptome) Verminderte Problemlösefähigkeit Neurosen sind Folgen einer mangelhaften Symbolisierung (bestimmte Erfahrungen passen nicht zum Selbstbild, das von einer rigiden, nicht assimilierten Norm bestimmt ist Folgen: Angst und daraufhin Vermeidung der problematischen Inhalte

3.5 Gesprächspsychotherapie Experiencing und Focusing (Konzepte von Gendlin, 1961) Theoretisches Konstrukt, Bemühung, die Prozessskala von Rogers zu verbessern = Skala, mit der versucht wird, den Therapieprozess auf einen zentralen Aspekt, das unmittelbare Gefühlserleben des Klienten, zu reduzieren „Experiencing soll das konkrete, im Augenblick vor sich gehende Erleben eines Individuums bezeichnen, bei dem die Aufmerksamkeit auf einen zugrunde liegenden Erlebnisgegenstand gerichtet ist“ (Dahlhoff & Bommert,1978, in Kriz, 2001) Körperlich fühlbare Beziehung

3.5 Gesprächspsychotherapie Experiencing und Focusing (Konzepte von Gendlin, 1961) 7-stufige deutsche Fassung der Skala Stufen 1-3: der Standpunkt des Sprechenden liegt außerhalb des eigenen unmittelbaren Erlebens Stufen 4-7: Die Betrachtung der ausgeführten Inhalte wird von einem inneren, d.h. im unmittelbaren Fühlen+Erleben liegenden Standpunkt aus vorgenommen Der Klient wird aufgefordert, sein Erleben zu vertiefen  Focusing

3.5 Gesprächspsychotherapie Experiencing und Focusing (Konzepte von Gendlin, 1961) 4 Phasen Direkte Bezugnahme: Klient soll sich auf etwas beziehen und konzentrieren, was er unmittelbar erlebt. Oft spricht der Klient nur vage von „dies“ Entfaltung: Aus dem vagen „dies“ wird ein Gefühl „ich hab‘s“, oft mit Überraschung verbunden Erweiterte Anwendung: Der Klient erreicht direkten Zugang zu verschiedenen Erlebnisbereichen Neue Perspektive: Implizite Bedeutungen werden erweitert wahrgenommen und können ausgeweitet werden

3.6.1 Gesprächspsychotherapie Sonderformen Logotherapie (Viktor Frankl) = „Existenzanalyse“ Leiden am sinnlosen Leben ist eins der Hauptprobleme, denen sich die Logotherapie widmet Dem „existenziellen Vakuum“ liegen z.B. Phobien, Zwänge, Süchte zu Grunde Die noogene Neurose und andere Neuroseformen Während Frankls 50-jähriger Tätigkeit als Psychiater haben sich die Probleme erheblich gewandelt (von sexuellen zu nun suizidalen Problemen) Ein „Nein auf die Sinnfrage“ steht im Vordergrund Ätiologie nach Frankl: „Im Gegensatz zum Tier sagt dem Menschen kein Instinkt, was er muss, und im Gegensatz zum Menschen in früheren Zeiten sagt ihm keine Tradition mehr, was er soll […]“

3.6.1 Gesprächspsychotherapie Sonderformen „noogene Neurose“ = psychogene Erscheinung, die nicht auf Komplexe und Konflikte im herkömmlichen Sinn zurückgeht, sondern eben auf das Sinnlosigkeitsgefühl, das existenzielle Vakuum, sowie Gewissenskonflikte und Wertkollisionen zurückgeht Mit der Vergrößerung des Freizeitanteils hat eine zu geringer Auseinandersetzung um neue Ziele stattgefunden Frankl warnt aber vor der Verallgemeinerung, dass alle existenzielle Frustration in eine noogene Neurose münde oder jeder noogene Neurose auf Verzweiflung zurückzuführen sei.

3.6.1 Gesprächspsychotherapie Sonderformen Neurosenformen Noogene Neurose Somatogene Neurose (körperliche Ursachen und Auswirkungen im psychischen Bereich) „psycho-somatische Erkrankung“ (psych. Ursachen und körperliche Beeinträchtigungen) „reaktive Neurosen“ (Psyche und Körper gemeinsam, Hauptsymptome sind aber psychisch) „psychogene Neurose (psychisch verursacht)

3.6.1 Gesprächspsychotherapie Sonderformen Einstellungsmodulation und Dereflexion Den Sinn des Lebens muss der Klient selbst finden, Th. kann nur bei der Suche helfen breites Spektrum an konkreten Interventionsansätzen (z.B. „Sinnfindungsgesprächen“) Doch guter Therapeut improvisiert Dereflexion: Ignorieren von Symptomen, indem die Aufmerksamkeit von ihnen abgelenkt wird Hintergedanke: viele Symptome entstehen erst dadurch, dass bestimmten Phänomenen übermäßige Aufmerksamkeit geschenkt wird

3.6.1 Gesprächspsychotherapie Sonderformen Paradoxe Intention Grundgedanke: Erwartungsangst Der Patient wird angewiesen, seine befürchteten Symptome herbeizuwünschen bzw. sie sich vorzustellen Es sollte dabei so humoristisch wie möglich vorgegangen werden Die Wirkungsweise der logotherapeutischen Interventionskonzepte wurde in vielen Untersuchungen belegt

3.6.2 Gesprächspsychotherapie Sonderformen 2) Psychodrama (Moreno) Menschliches Handeln ist an die Ausübung von Rollen gebunden Dadurch entwickelt sich das menschliche Selbst Lebenswelt des Menschen ist nach Moreno durch 4 Aspekte bestimmt: „Raum“: psychologisch und soziologisch; Rekonstruktion dieses Raumes auf der Bühne „Zeit“: Vergangenheit und Zukunft werden in die Gegenwart geholt, weil sie nur dann existieren „Realität“: innerhalb der dargestellten Lebenswelt kann eine Szene real sein, in der Alltagswelt dagegen nicht „Kosmos“: der gesamte Kontext, in dem der Mensch seinen Entwicklungsprozess vollzieht und zu seiner eigentlichen Bestimmung, der schöpferischen Selbstverwirklichung findet

3.6.2 Gesprächspsychotherapie Sonderformen 2) Psychodrama (Moreno) Praxis der Psychodrama-Therapie Wesentlich: Katharsis (heilende Wirkung des Nacherlebens und Ausagierens von belastenden Erfahrungen) „Monodrama“ oder Psychodrama in Gruppen Bestandteile Bühne oder Spielfläche: wird symbolisch mit Hilfe der Vorstellungskraft geschaffen

3.6.2 Gesprächspsychotherapie Sonderformen b) Protagonist: derjenige aus der Gruppe, der als Problemsteller alles das spontan in Szene setzt, was ihm in den Sinn kommt  es soll ein möglichst hoher Realitätsgehalt erreicht werden c) Spielleiter: Regisseur, der dem Protagonisten beiseite steht und ihm ein möglichst intensives Siel ermöglichst (oft der Th.) d) Mitspieler: stellen reale oder fantasierte Personen dar, aber auch Symbolfiguren z.B. Ehrgeiz. Müssen versuchen, sich gut in die Lebenswelt des Protagonisten einzufühlen

3.6.2 Gesprächspsychotherapie Sonderformen Bestandteile e) Andere Teilnehmer: dienen als Publikum und geben Feedback. Wichtig ist dabei eine unterstützende Anteilnahme! Die Psychodrama-Techniken sollen Prozesse, Fragen, Probleme, Beziehungen usw. deutlich machen Psychodrama in 3 Phasen untergliedert: 1.) Initialphase (Warm-Up) 2.) Handlungsphase 3.) Abschlussphase Petzold (1978a): 4.) Neuorientierungs-Phase (neue Verhaltensweisen werden erprobt und gefestigt)

3.7 Gesprächspsychotherapie Effektivität der GT Kaum Untersuchungen zu drop-outs und nur sehr wenige zu Verschlechterungsraten Fehlend: Betrachtung individueller Differenzen und differentieller Indikationsstellungen In einem direkten Vergleich von psychoanalytischer Kurztherapie und GT waren die Unterschiede bzgl. der Effektivität unerheblich Oft wird der Beziehungsaspekt allein für die Wirksamkeit verantwortlich gemacht (manche Autoren bezweifeln dies aber) Mögliche Erklärung für die Wirksamkeit der GT ist lerntheoretisch, d.h. Verstärkung Insgesamt heterogene Ergebnisse zur Wirksamkeit Mitchel et al. (1977): „Die Therapie hat weder viel genützt noch geschadet.“

3.7 Gesprächspsychotherapie Klientenvariablen Welche Klienten sprechen besonders gut auf die GT an? Intelligenz spielt keine Rolle Entscheidend: Freiwillige Teilnahme Klienten, die sich in die GT begeben, haben oft folgende Störungen 58% Kontaktstörungen 55% allgemeine Unsicherheit 34% sexuelle Störungen 33% berufliche Schwierigkeiten 31% psychosomatische Beschwerden 30% allgemeine Ängste 25% familiäre Probleme

3.8 Gesprächspsychotherapie Kritik (nach Ford & Urban, 1963) 1. Abstraktionsniveau der Persönlichkeits- und Störungstheorie ist zu hoch. Viele Konzepte sind unklar definiert 2. Viele Begriffe werden wie Glaubenssätze hingestellt 3. Voraussetzungen für Wahrnehmungsprozesse werden nicht hinreichend berücksichtigt 4. Das objektiv beobachtbare Klientenverhalten wird zu undifferenziert gesehen und nicht in Beziehung zu inneren Prozessen gesetzt 5. Keine Berücksichtigung der Erkenntnisse aus psychologischen Teildisziplinen 6. Prognosen, wenn sie gemacht werden, zielen auf innere Prozesse ab und nicht auf operationale Größen

Literatur Kriz, J. (2001). Grundkonzepte der Psychotherapie (5. Auflage). Weinheim: Beltz. S. 171 - 224 Revenstorf, D. (1993). Psychotherapeutische Verfahren III. Humanistische Therapien. Stuttgart: Kohlhammer. Kap. 9 + 10